The Door in the Floor

The Door in the Floor

The Door in the Floor

Die Tür der Versuchung – Originaltitel: The Door in the Floor – Regie: Tod Williams – Drehbuch: Tod Williams, nach dem Roman "Witwe für ein Jahr" von John Irving – Kamera: Terry Stacey – Schnitt: Affonso Gonçalves – Musik: Marcelo Zarvos – Darsteller: Jeff Bridges, Kim Basinger, Jon Foster, Mimi Rogers, Elle Fanning, Bijou Phillips, Louis Arcella u.a. – 2004; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Ted und Marion Cole verloren ihre beiden Söhne bei einem Autounfall. Trotz ihrer kleinen Tochter gelingt es ihnen nicht, sich von der Vergangenheit zu lösen. Marion zieht sich immer stärker in sich selbst zurück und leidet darunter, Ruth keine gute Mutter sein zu können. Ted, ein erfolgreicher Künstler und Schriftsteller, lenkt sich durch Sex mit wechselnden Aktmodellen ab. Marion entgleitet ihm. Schließlich bietet er einem 16-jährigen Schüler einen Ferienjob als Assistent an und beobachtet ihn mit Marion ...
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Kritik

Sensibel beobachtete und von exzellenten Schauspielern wiedergegebene Details machen "The Door in the Floor. Die Tür der Versuchung" – die Verfilmung eines Teils des Romans "Witwe für ein Jahr" von John Irving – sehenswert.
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Thomas und Timothy (Tod Harrison Williams, Carter Williams), die beiden Söhne von Ted und Marion Cole (Jeff Bridges, Kim Basinger), kamen vor einigen Jahren bei einem Verkehrsunfall um. In der Hoffnung, ein neues Leben anfangen zu können, zogen Ted und Marion in ein Haus in den Hamptons auf Long Island und zeugten noch einmal ein Kind. Aber es gelingt ihnen nicht, sich von der Vergangenheit zu lösen. Marion zieht sich immer stärker in sich selbst zurück, bewegt sich wie in Trance, bekommt die Bilder von dem Unfall nicht aus dem Kopf und leidet darunter, ihrer kleinen Tochter Ruth (Elle Fanning) keine gute Mutter sein zu können. Der erfolgreiche Schriftsteller Ted Cole drückt seine Emotionen in Kinderbüchern aus, die er selbst illustriert. Eines davon trägt den Titel „The Door in the Floor“. Nicht zuletzt durch Sex mit wechselnden Aktmodellen versucht er, sich von der Trauer um Thomas und Timothy abzulenken. Marion entgleitet ihm.

Als Ruth vier Jahre alt ist, bietet Ted dem sechzehnjährigen Sohn eines früheren Lehrers von Thomas und Timothy einen Job für die Sommerferien an. Eddie O’Hare (Jon Foster), der Schriftsteller werden möchte, kommt erwartungsfroh nach Long Island, wo Marion ihn von der Fähre abholt und zu Ted bringt. Aber sie folgt ihm nicht ins Haus, denn sie und Ted haben sich zumindest vorläufig getrennt. Für Ruth haben sie das Kindermädchen Alice (Bijou Phillips) eingestellt, und sie schlafen abwechselnd bei dem Kind im Haus. Wer gerade nicht an der Reihe ist, übernachtet in einem eigens angemieteten Apartment.

Zu Eddies Aufgaben gehört es vor allem, Teds Wagen zu fahren, denn seit drei Monaten hat der Schriftsteller keinen Führerschein mehr. Während Ted sein derzeitiges Aktmodell Evelyn Vaughn (Mimi Rogers) besucht – und es dabei vorkommt, dass er seine Malutensilien auf dem Rücksitz liegen lässt – soll Eddie im Auto eine Korrektur lesen.

Eines Tages überrascht Marion den unerfahrenen Schüler, wie dieser beim Anblick eines Büstenhalters von ihr masturbiert. Eddie, der nicht ahnt, dass er ihrem Sohn Thomas ähnlich sieht, schämt sich, aber Marion zeigt Rührung und Verständnis. Sie fragt ihn, ob er bereits mit einem Mädchen geschlafen habe, und als er schüchtern „nein“ sagt, zeigt sie ihm, wie es geht. Mehrmals gehen sie miteinander ins Bett. Einmal ertappt Ruth sie dabei und erzählt es ihrem Vater.

Inzwischen ist Ted der Affäre mit Evelyn überdrüssig. Um sie zu beenden, lässt er sich noch einmal zu ihr fahren. Statt auf ihn zu warten, fährt Eddie sofort wieder los. Dazu war er von Marion aufgefordert worden, die das Ende der Affäre vorausgesehen hatte. – In ihrer Wut jagt Evelyn Vaughn ihren flüchtenden Liebhaber mit dem Auto und versucht, ihn zu überfahren. Ted rennt um sein Leben, sucht Zuflucht in einer Buchhandlung und lässt sich schließlich von Mrs Mountsier und ihrer Tochter Glorie (Claire Beckman, LeAnna Croom) nach Hause bringen. Unterwegs schlägt er den beiden vor, ihm gemeinsam Modell zu stehen. (Auf diese Weise pflegt er seine Affären vorzubereiten.)

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Als sie zum Haus kommen, fährt Marion gerade fort. Sie verzichtet zwar auf das Sorgerecht für Ruth, aber sie hat alle Fotos von Thomas und Timothy mitgenommen. Ted weiß, dass er sie endgültig verloren hat.

Deshalb wird Eddie auch nicht länger benötigt. Ted stellte ihn wegen seiner Ähnlichkeit mit Thomas ein und wollte Marion damit ein Geschenk machen – in der Hoffnung, sie dadurch zurückzugewinnen. Am nächsten Tag soll der von Evelyn Vaughn entlassene Gärtner Eduardo Gomez (Louis Arcella), der von jetzt an für Ted arbeitet, Eddie zur Fähre bringen.

Am Abend erzählt Ted, wie Thomas und Timothy ums Leben kamen: Sie waren siebzehn bzw. fünfzehn Jahre alt, als die Familie einen Skiurlaub machte. Während die beiden Jungen noch zwei Abfahrten machten, warteten Ted und Marion in einer bewirtschafteten Berghütte und ließen wegen des Alkohols Thomas für die Heimfahrt ans Steuer. Weil sie es versäumt hatten, den nassen Schnee vom Auto zu entfernen, waren ihre Blink- und Bremslichter nicht zu sehen, und als Thomas abbiegen wollte, krachte von hinten ein Schneepflug in das Auto. Thomas war sofort tot. Dem neben ihm sitzenden Timothy wurde bei dem Unfall ein Bein abgerissen, und er verblutete. Ted und Marion konnten von der Feuerwehr mit leichten Verletzungen aus dem Fond geborgen werden.

Nachdem Eduardo am anderen Morgen mit Eddie losgefahren ist, öffnet Ted eine Falltür im Boden und verschwindet.

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Unter dem Titel „The Door in the Floor. Die Tür der Versuchung“ verfilmte Tod Williams das erste Drittel des Romans „A Widow for one Year“ (1998; „Witwe für ein Jahr“, Übersetzung: Irene Rumler) von John Irving. Im Buch handelt es sich dabei um den Anfang der Lebensgeschichte von Ruth Cole. Während die Romanhandlung vier Jahrzehnte überspannt, spielt der Film nur in dem Sommer, in dem Ruth vier Jahre alt ist. Durch die kluge Beschränkung auf diesen Teil des komplexen Romans kann Tod Williams sich viel Zeit lassen, die Geschichte zu entwickeln.

Eigentlich passiert auch nicht viel in „The Door in the Floor“; das entscheidende Ereignis liegt in der Vergangenheit, und die Handlung drängt auch nicht auf einen Höhepunkt zu. Sensibel beobachtete und wiedergegebene Details sind es, die den Film sehenswert machen.

Der Originaltitel des Films stimmt mit dem Titel eines von Ted Cole geschriebenen Kinderbuches überein: „The Door in the Floor“. (Im Deutschen wurde daraus „Die Tür der Versuchung“.) Für den Embryo stellt die Vagina die „Bodenöffnung“ dar; durch sie gelangt das Neugeborene ans Licht. Auch im Bezug auf das weitere Leben ist „The Door in the Floor“ als Metapher zu verstehen für einen Neuanfang bzw. den Durchgang in eine andere Welt (zum Beispiel die der Erwachsenen).

Tod Williams erzählt in „The Door in the Floor. Die Tür der Versuchung“ von einem Ehepaar, dessen Liebe durch ein traumatisches Erlebnis erstickt wird und dem es nicht gelingt, sich von der Vergangenheit zu lösen. Dass Ted sich mit sexuellen Abenteuern abzulenken versucht, bedarf keiner Erläuterung; schwieriger zu verstehen ist, dass Marion sich auf eine kurze Beziehung mit einem Jungen einlässt, der ihrem toten Sohn Thomas ähnlich sieht. Kim Basinger sagt dazu:

Ich sah die Beziehung mit dem Jungen als mein „Summer of ’42“, mein „Harold und Maude“. Aus Freundschaft entsteht dieses Verlangen, einander auch sexuell zu begegnen. Aber ich – und so sieht es auch Marion – sah sie gar nicht als primär sexuell, diese Beziehung. Unser Sex hatte eher sowas von einem … einem Austausch. Als fragte ich ihn: „Hast du schon mal mit jemand geschlafen, Eddie? … Na gut, dann wirst du’s eben jetzt. Komm, ich zeig’s dir.“ So was in der Art. Eher ein Freundschaftsbeweis.
(Kim Basinger im Interview mit Patrick Roth, Süddeutsche Zeitung, 28. Oktober 2004)

Kim Basinger und Jon Foster spielen ihre Rollen glaubwürdig, feinfühlig und nuanciert. Besonders hervorzuheben ist Jeff Bridges, der einem facettenreichen und widersprüchlichen Charakter Tiefe gibt.

„The Door in the Floor. Die Tür der Versuchung“ ist ein Drama mit skurrilen Episoden. Die alberne Szene, in der Ted Cole von Evelyn Vaughn verfolgt wird, passt allerdings nicht recht zu der Atmosphäre des im Grundton traurigen Films; da wechselt Tod Williams die Tonart zu abrupt.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.