Mareike Fallwickl : Dunkelgrün fast schwarz

Dunkelgrün fast schwarz
Dunkelgrün fast schwarz Originalausgabe Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt/M 2018 ISBN 978-3-627-00248-0, 475 Seiten ISBN 978-3-627-02258-7 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Moritz und Raffael wachsen in einem Dorf bei Hallein auf und sind seit ihrer ersten Begegnung im Alter von drei Jahren unzertrennlich. Bald schon beobachtet Moritz' Mutter, dass Raffael seinen kleinen Bruder Samuel tyrannisiert. Stammen auch die Blessuren, mit denen Moritz aus dem Kindergarten kommt, von ihm? Im letzten Schuljahr am Gymnasium erweitert sich das Duo durch die neue Mitschülerin Johanna zum Trio …
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Kritik

In dem Roman "Dunkelgrün fast schwarz" geht es um Kontrolle, Beherrschung und Manipulation, Abhängigkeit und Unterwerfung. Mareike Fallwickl entwickelt die Coming-of-Age- bzw. Dreiecksgeschichte nicht chronologisch, sondern geschickt verschachtelt. Ebenso wie einer der Protagonisten erfahren wir erst im Nachhinein, was in der Vergangenheit wirklich geschah …
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1982/83

Die 21-jährige Krankenschwester Marie und der ein Jahr ältere Medizinstudent Alexander begegnen sich 1982 auf einer Party in Wien, zu der Marie von ihrer Freundin Carlotta mitgenommen wurde. Obwohl es November ist, folgt sie ihm ins Freie und lehnt sich an die Hausmauer, während er sie im Stehen defloriert.

Das Gefühl, dass ein anderer in mich hineinkonnte, in meinen Körper, war befremdlich und berauschend zugleich, eine Explosion der Empfindungen […].

Kurz vor Weihnachten muss Marie sich übergeben, und ein Schwangerschaftstest bestätigt ihren Verdacht. Im Januar verabredet sie sich mit Alexander in einem Café und teilt ihm mit, dass sie ein Kind von ihm erwartet.

„Das ist schön“, sagte er.
„Es tut mir leid“, entgegnete ich, „ich wollte das nicht.“
„Jetzt ist es so“, sagte er.

Marie zieht zu ihm in seine Studentenbude, und am 16. April 1983 heiraten sie standesamtlich. Alexanders Eltern Brigitte und Herbert Schartauer sind von der Entwicklung nicht begeistert.

1986

1986 beziehen Marie und Alexander mit dem dreijährigen Sohn Moritz und dem zwei Monate alten Säugling Sophia ein Haus im Dorf Dürrnberg oberhalb von Hallein, das Alexanders Großvater Schartauer gebaut hatte und das zuletzt elf Jahre lang leer stand. Alexander kommt allerdings außerhalb der Semesterferien nur kurz vorbei, denn er studiert noch in Wien.

Wir sind bereits jetzt, drei Jahre vor Alexanders Abschluss, hierhergezogen, weil für vier kein Platz war in der Ein-Zimmer-Wohnung in Wien, und weil Moritz und Sophia sich einfinden sollen in dem Ort, an dem sie aufwachsen werden-

Ich bin die Zugezogene, die Fremde, über die geredet wird im Dorf. Ich kenne das aus meiner Kindheit, wenn ich Tante Grete in der Steiermark besucht habe […].

Auf dem Spielplatz begegnet die 25-jährige Marie einer anderen Mutter mit ebenfalls einem dreijährigen Sohn und einem vier Monate alten Baby. Die Frau heißt Sabrina und ist die Ehefrau eines Bankdirektors. Die Namen der Kinder lauten Raffael und Samuel.

Sabrina war Fotomodell, als sie Christian bei einem Event in Wien traf. Sie wurde schwanger, und nach dem zweiten Kind hat sie ihren Traum von einer internationalen Karriere endgültig aufgegeben. Der riesige Bungalow, den die Familie in Dürrnberg bewohnt, gehört Christians Eltern.

Raffael (Raf) und Moritz (Motz) sind von der ersten Begegnung an unzertrennlich.

1987

Zufällig beobachtet Marie im Jahr darauf, wie Raffael seinen kleinen Bruder Samuel im Vorbeigehen tritt. Stammen die Blessuren, mit denen Moritz aus dem Kindergarten kommt, ebenfalls von Raffael? Dann erhält sie einen Anruf aus dem Kindergarten: Moritz ist gestürzt und hat eine Gehirnerschütterung. Energischer als bisher fragt Marie, wer ihn geschubst habe.

„Er sagt, ich muss still sein oder er ist nicht mehr mein Freund“, schluchzt er, „und ich hab doch nur einen Freund.“

Nach einem Elternabend im Kindergarten drängt Christian sich Marie als Begleiter auf. Auf dem Weg zu ihrem Haus lässt sie sich von ihm in ein Waldstück zerren. Er packt ihren Pferdeschwanz, wickelt das Haar um sein Handgelenk, küsst sie und drückt sie gegen einen Baum.

Ich bin es nicht gewohnt, so grob gepackt und gefingert zu werden, und es gefällt mir.

Er nimmt sie von hinten.

Ich schäme mich und bin erschrocken über das, was ich getan habe. Was ich mit mir habe tun lassen. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, wie riskant das ist, hier im Wald, neben dem Kindergarten, neben dem Spielplatz, ich war ein Fühlen und ein Spüren und ein Wollen, das Denken ausgeschaltet.

Es ist der Beginn einer auf Sexualität beschränkten Affäre.

1991 – 1993

Während der Feier zu Moritz‘ achtem Geburtstag beobachtet Marie, wie Raffael die Brille seines Bruders Sebastian hoch über dessen Kopf hält und herumhüpft. Als sie ihn auffordert, die Brille zurückzugeben, lässt er sie fallen und tritt darauf. Marie holt Sabrina und erklärt ihr, dass Raffael die Brille seines kleinen Bruders absichtlich zerbrochen habe, aber Moritz protestiert sogleich und beteuert, er sei versehentlich darauf getreten.

Erst nach einem weiteren Vorfall dieser Art schimpft Sabrina in einem Telefongespräch mit Marie, dass Raffael seinen Bruder tyrannisiere und andere Kinder ebenso. Er schlage sie und knöpfe ihnen das Taschengeld ab, sagt sie.

Im Oktober 1991 stirbt Alexanders Mutter Brigitte an einem geplatzten Aneurysma. Der Witwer Herbert Schartauer übergibt daraufhin seine Arztpraxis in Hallein dem Sohn und wandert nach Sizilien aus.

1993 wechseln Moritz und Raffael aufs Gymnasium.

1997

Sophia kann Raffael nicht ausstehen. Anders als ihr Bruder und andere Kinder fürchtet sie ihn auch nicht, und er lässt sie in Ruhe.

Zufällig kreuzen sich ihre Wege, als die beiden 14-jährigen Jungen mit Sabrinas Auto nach Hallein hinunterfahren und Eis kaufen wollen. Sophia hält das für zu gefährlich und droht damit, die Polizei zu alarmieren. Daraufhin bringt Raffael sie dazu, mit ins Auto einzusteigen.

Sie werden von einem Lastwagen an der Beifahrerseite gerammt. Hätte Moritz nicht neben Sophia im Fond gesessen, wäre er tot. Die Geschwister kommen ins Krankenhaus. Raffael hat nicht einmal einen Kratzer abbekommen.

2000/01

In der Abschlussklasse des Gymnasiums bekommen Moritz und Raffael eine neue Mitschülerin. Johannas Eltern starben bei einem Verkehrsunfall, und die Waise ist von einer Tante in Hallein aufgenommen worden. Durch Johanna („Jo“) vergrößert sich das Duo der beiden Jungen 2000 zum Trio. Moritz verliebt sich in Johanna, und sie wird seine feste Freundin.

Nach dem Abitur will er in Berlin Kunst studieren. Aber als Johanna schwanger ist, ändert sich alles. Moritz fängt bei einem Cousin seines Vaters, einem Bauunternehmer, zu arbeiten an.

Im Juni schließen Moritz und Johanna die Schule mit der Matura ab. Während seine Klassenkameraden zwei Tage später zum Summer Splash in die Türkei aufbrechen, fängt Moritz bei Alexanders Cousin zu arbeiten an. Den Sommer verbringt er auf der Baustelle, er fährt mit einem Stapler, obwohl er noch keinen Führerschein hat, er schleppt Zementsäcke und lernt, wie man verputzt.

Raffael fährt schon vor dem Beginn des Semesters nach Wien. Johanna zieht zu Moritz und dessen Eltern. Samuel verschwindet im Alter von 15 Jahren. Die Eltern merken es erst nach drei Tagen. Von Nachbarn erfährt Marie, dass Sabrina und Christian sich getrennt haben und der Bungalow zum Verkauf steht.

Johanna erleidet eine Totgeburt. Sie macht den Führerschein und beginnt in einem kleinen Café in Hallein zu arbeiten. Moritz stürzt sich in die Arbeit. Alexanders Cousin Hans macht ihn zu seinem Assistenten.

2017

16 Jahre lang hört Moritz nichts von Raffael. Er wohnt seit 2014 mit seiner Lebensgefährtin Kristin in Hallein. Im Oktober 2017 erwarten sie ein Kind. Im selben Monat soll Moritz die Geschäftsführung der Baufirma übernehmen. Der Besitzer hat keine Kinder, aber eine fast 40 Jahre jüngere Freundin und lässt deshalb Moritz, der nun schon 16 Jahre für ihn arbeitet, schon im Sommer freie Hand.

Um Mitternacht klingelt es. In der Tür steht Raffael. Woher hat er die Adressee? Mit der fadenscheinigen Ausrede, dass seine Hotelreservierung verloren gegangen sei, bittet er, auf dem Sofa schlafen zu dürfen. Kristin findet den Jugendfreund ihres Mannes sympathisch und gibt ihm einen Wohnungsschlüssel, damit er sich frei bewegen kann, während sie und Moritz arbeiten sind.

Während Kristin am Wochenende, wie geplant, ihre Eltern in Kärnten besucht, ziehen Moritz und Raffael durch die Kneipen von Salzburg. Als Moritz wissen möchte, mit wie vielen Frauen Raffael Sex hatte, antwortet dieser:

„Weißt du […], es ist doch scheißegal, wie viele Frauen du fickst. Wichtig ist nur, dass keine dich fickt.“

Moritz erkundigt sich nach Raffaels Studium.

„BWL!“, ruft Raffael und lacht. „Im Ernst? Das hab ich doch nie studiert. Was soll ich mit so einem Schmarrn? In Wien war ich nur gemeldet, gewohnt hab ich dort überhaupt nicht. Elf Semester lang hat der Papa brav das Geld fürs Studium überwiesen, nachgefragt, was ich da so mache, hat er sowieso nie.“

„Es ist alles da, man muss es sich nur nehmen, verstehst du? Das Geld, das Geld … die einen haben es, die anderen wollen es. Der Trick besteht darin, zu erkennen, was der, der das Geld hat, braucht. Ist es Sex, sich begehrt zu fühlen? Ist es ein gutes Gewissen, die Genugtuung, etwas bewirkt zu haben, ist es die Anerkennung, die er von den Eltern nie bekommen hat? Ein Kind, ein Haus, eine Affäre? Will er sich selbst beweisen, dass er’s noch draufhat? Jeder hat etwas, von dem er träumt, das ihn antreibt, und wenn man zuhört, wenn man zwei Minuten wirklich zuhört, erkennt man sofort, was es ist. Das ist der Knackpunkt. Die Menschen sehnen sich, sie sehnen sich so sehr, dass es ihnen nicht gelingt, die Sehnsucht zu verbergen. Und wenn man weiß, was sie sich wünschen, ach, dann hat man das Geld eigentlich schon in der Tasche. Ihr Geld.“

Elf Tage nach Raffaels unerwartetem Eintreffen sagt Kristin zu Moritz, er könne nicht länger bleiben, zumal der Beginn ihres Mutterschaftsurlaubs unmittelbar bevorsteht und sie nicht tagsüber mit ihm allein in der Wohnung sein möchte.

Moritz schaut in Raffaels Koffer.

Der Koffer hat einen zweiten Boden. Fein säuberlich aufgereiht liegen Bargeldbündel darauf, mit Gummiband umwickelte Fünfzig-, Hundert- und Fünfhundert-Euro-Scheine, daneben drei Handys sowie ein Packen Reisepässe. Ein Dutzend Kondome. Zwei kleine, durchsichtige Plastikpäckchen mit Pillen in verschiedenen Farben.

Kristin zieht zu ihrer Freundin Susa und hinterlässt Moritz eine Nachricht:

Ruf mich nicht an – oder nein: Ruf mich an, wenn Raf weg ist. Oder falls du deine Tochter dann mal sehen willst.

Erst als Moritz begreift, dass er sich zwischen Kristin und Raffael entscheiden muss, fordert er ihn zum Gehen auf. Statt von der Couch aufzustehen, lächelt Raffael ihn an.

„Ich hab dich immer beneidet“, sagt er leise, „ich hab dich so beneidet.“
„Du … mich?“, stammelt Moritz.
„Ha, ja! Marie, sie hat dich geliebt, nein, sie liebt dich, weißt du das eigentlich? Kannst du überhaupt schätzen, was das bedeutet? Wie sie dich angeschaut hat … ich hab den Blick gehasst […].“

Raffael beklagt sich darüber, ein ebenso ungewolltes wie ungeliebtes Kind gewesen zu sein.

„Meine Mutter wollte nach Paris, auf den Laufsteg, nur hat sie sich in ihrer Dummheit schwängern lassen vom besoffenen Herrn Bankdirektor, in einer Garderobe, hinter den Mänteln! So bin ich entstanden, in einer Scheißdrecksgarderobe, ist das nicht romantisch?“

Er habe gehofft, fährt Raffael fort, dass Marie sich mit Sabrina anfreunden und einen positiven Einfluss auf sie ausüben würde.

„Aber Marie … ha! Nein. Marie konnte nicht da sein für Sabrina, sie musste ja meinen Vater bumsen.“

„Auch das hast du nicht gewusst“, sagt Raffael kalt. „Jahrelang eine gute Einkommensquelle für mich. Mein Dad hat mir monatlich tausend Schilling gegeben, damit ich das Maul halte.“

Es klingelt. Moritz reißt die Tür auf. Draußen steht Johanna.

„Ach“, sagt Raffael, „jetzt wird es interessant.“


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


2017 – Spoiler

Johanna und Raffael haben seit 14 Jahren eine Beziehung. Sie hilft ihm bei seinen Gaunereien, indem sie beispielsweise Fotos knipst, mit denen er dann unter verschiedenen Identitäten in Budapest, Shanghai, Las Vegas, Florenz oder anderswo die Männer von ihm verführter Frauen erpresst, die über viel Geld verfügen und einen Ruf zu verlieren haben. Bei sadomasochistischen Sexspielen lässt Johanna sich von Raffael erniedrigen. Immer wieder verschwindet er unvermittelt und schickt ihr dann Wochen später Nachrichten, die sie wie bei einer Schnitzeljagd zu ihm lotsen.

Unter dem Namen Marco Romano macht sich Raffael 2017 in Florenz an die Frau des Richters Rizzi heran und versucht dann, ihn zu erpressen. Aber der cholerische Italiener erschießt stattdessen seine untreue Frau und sich selbst. Weil Raffael befürchten muss, dass die Polizei bei der Durchsuchung des Hauses der Rizzis Hinweise auf ihn finden könnten, macht er sich aus dem Staub und fährt nach Hallein, um für einige Zeit bei Moritz unterzutauchen.

Johanna, die er ohne Abschied in Florenz zurückgelassen hat, sucht ihn zunächst in Cannes, dann in Berlin. Als sie dort eine SMS mit einem Foto des Gymnasiums in Hallein erhält, fährt sie mit dem Zug nach Salzburg und nimmt die S-Bahn nach Hallein, wo sie ein Jahr lang zur Schule ging und vor 14 Jahren zum letzten Mal war. Sie googelt Sophia, findet die Telefonnummer der in London lebenden Designerin und fragt nach Moritz‘ Adresse. Raffael habe sie vor zwei, drei Wochen das Gleiche gefragt, berichtet Sophia.

Als Johanna in Hallein vor der Tür mit dem Namen „Schartauer“ auf dem Klingelschild steht, hört sie Männerstimmen: Moritz und Raffael streiten. Sie wartet, bis es leiser wird, dann klingelt sie.

Moritz ist entsetzt, als er Johannas Vorwürfen gegen Raffael entnimmt, dass die beiden ein Verbrecherpaar sind. Wie lange sie schon zusammen seien, möchte er wissen, und Johannas Antwort – „seit Oktober 2000“ – wirft ihn um. Erst nach einer Weile wagt er, die Frage nach dem Baby zu stellen.

„Es war von ihm, nicht wahr“, sagt Motz. „Mit mir hast du … drübergevögelt, richtig? […]
Und deswegen war das alles dann … ein paar Wochen zu früh?“

„Das war nicht meine Idee“, sagt Raf, „ich hab ihr den Scheiß nicht eingeredet, falls du das jetzt denkst. Ich hätte ihr das Geld gegeben, um es wegzumachen.“

Fassungslos konstatiert Moritz, dass ihn die vermeintlichen Freunde damals skrupellos ausnutzten. Sie sahen dabei zu, wie seine Zukunftspläne zerstoben und er in Salzburg, Hallein und Umgebung am Bau arbeitete, statt in London Kunst zu studieren.

„Ich hab Geld verdient und für dich gesorgt und … ich dachte, es wird wieder gut zwischen uns. Wir könnten neu anfangen, ein anderes Baby … aber dann warst du weg, einfach so. Zwei Jahre später, Jo. Warum erst dann? Warum nicht gleich?“
„Ich wusste nicht, wo er war.“

„Ich hab alles für dich aufgegeben. Und zum Dank hast du mich ausgenutzt, mich betrogen, mich verarscht und ohne ein Wort verlassen.“

Es ist 4 Uhr morgens, aber Moritz verlangt von Raffael, auf der Stelle zu gehen. Raffael, der seinen Koffer bereits gepackt hat, verlässt die Wohnung. Erst nach einer Weile folgt ihm Johanna.

Moritz erschrickt, als er auf sein Smartphone schaut: 18 vergebliche Anrufe von Kristin. Als er zurückruft, klingelt es an der Tür. Es ist Kristin.

„Das Baby“, sagt sie, „das Baby kommt.“
[…]
„Mo!“, sagt sie laut. „Hol meine Tasche und zieh dich an, Susa wartet unten, wir müssen ins Krankenhaus!“

Finja nennen Kristin und Moritz die Tochter.

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Der vorwiegend in Hallein und Umgebung spielende Roman „Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl handelt von einem Beziehungsgeflecht, das sich um Kontrolle, Beherrschung und Manipulation, Abhängigkeit und Unterwerfung dreht.

Marie, Sabrina und Johanna: jede von ihnen bekommt jung und ungewollt ein Kind. Während Marie für ihren Sohn Moritz dennoch eine liebevolle Mutter wird, ohne ihn vor einer sein Leben von Grund auf verändernden Beziehung bewahren zu können, trägt Sabrina ihrem Sohn Raffael nach, dass sie wegen der Schwangerschaft ihre Karrierepläne aufgeben musste. Sie verhindert nicht, dass er wie sein Vater wird.

Man kann „Dunkelgrün fast schwarz“ als Dreiecksgeschichte lesen, denn durch die neue Mitschülerin Johanna („Jo“) erweitert sich das Duo Raffael (Raf) und Moritz (Motz) in der Abschlussklasse des Gymnasiums zum Trio. Der erste Teil der Geschichte spielt in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Als das Trio dann 2017 noch einmal in Hallein zusammentrifft, erfährt Moritz, was damals wirklich geschah.

Statt die Handlung chronologisch zu entwickeln, hat Mareike Fallwickl Perspektiven und Zeitebenen geschickt verschachtelt. Marie kommt als Ich-Erzählerin im Präsens zu Wort. Der Blickwinkel der besorgten Mutter wird ergänzt durch Kapitel aus der Perspektive von zwei der drei Hauptfiguren: Moritz und Johanna. Raffaels subjektive Sicht der Dinge lässt sich dagegen nur in seinen wörtlich wiedergegebenen Äußerungen, also in Dialogen, erkennen.

Bemerkenswert ist, dass Moritz andere Menschen in einer farbigen Aura wahrnimmt (Synästhesie). Darauf bezieht sich der Titel „Dunkelgrün fast schwarz“.

Mareike Fallwickl beendet ihren temporeichen und schwungvollen Roman „Dunkelgrün fast schwarz“ mit einer Aussprache der drei Hauptfiguren, die wie eine Katharsis wirkt, und einem gesunden Neugeborenen, das die Fehler der älteren Generationen nicht zu wiederholen braucht.

Mareike Fallwickl(-Glavnik) wurde – wie die Hauptfiguren ihres Romans „Dunkelgrün fast schwarz – 1983 in Hallein geboren. Von 2001 bis 2005 studierte sie in Salzburg allgemeine und historisch-vergleichende Sprachwissenschaft. 2012 veröffentlichte sie im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf in Berlin den Roman „Auf Touren“ (273 Seiten, ISBN 978-3-86265-188-7). Die Frankfurter Verlagsanstalt brachte 2018 ihren Roman „Dunkelgrün fast schwarz“ heraus, der für den Österreichischen Buchpreis 2018 nominiert wurde.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2018
Textauszüge: © Frankfurter Verlagsanstalt

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