Hudsucker

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Hudsucker. Der große Sprung - Originaltitel: The Hudsucker Proxy - Regie: Joel Coen - Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen, Sam Raimi - Kamera: Roger Deakins - Schnitt: Thom Noble - Musik: Carter Burwell - Darsteller: Tim Robbins, Jennifer Jason Leigh, Paul Newman, Charles Durning, John Mahoney, Jim True-Frost, Bill Cobbs, Bruce Campbell, Harry Bugin, Peter Gallagher, Steve Buscemi, Anna Nicole Smith u.a. - 1994; 105 Minuten

Inhaltsangabe

Waring Hudsucker, der Gründer und Präsident von Hudsucker Industries in New York, stürzt sich 1958 während einer Vorstandssitzung aus dem Fenster. Da kein Testament vorliegt, müssen die Aktien, die er vom Unternehmen hielt – es handelt sich um einen Anteil von 87 Prozent! – in 30 Tagen an der Börse verkauft werden. Vizepräsident Mussburger und der Vorstand wollen das Aktienpaket selbst erwerben. Um den Kurs vorher abstürzen zu lassen, ernennen sie einen Laufburschen der Poststelle zum neuen Präsidenten ...
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Kritik

"Hudsucker. Der große Sprung" ist eine märchenhafte und stilvoll inszenierte Screwball-Satire der Gebrüder Ethan und Joel Coen auf den amerikanischen Traum und den Kapitalismus.
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1958 kommt Norville Barnes (Tim Robbins) aus Muncie, Indiana, nach New York City. Der Absolvent des Muncie College of Business Administration will hier Karriere machen. Doch in allen Stellenangeboten werden praktische Erfahrungen verlangt. Es gibt nur eine Ausnahme: Die Poststelle von Hudsucker Industries an der Madison Avenue sucht einen Laufburschen, der sich mit geringer Bezahlung und langer Arbeitszeit zufrieden gibt.

Kurz nachdem der Firmengründer und Präsident Waring Hudsucker (Charles Durning) trotz großartiger Geschäftsergebnisse während einer Vorstandssitzung auf den langen Konferenztisch kletterte, Anlauf nahm und durch das geschlossene Fenster aus der 45. Etage sprang, soll Norville einen wichtigen Brief zu Vizepräsident Sidney J. Mussburger (Paul Newman) in die Chefetage bringen. Mussburger spricht gerade an zwei Telefonen gleichzeitig, aber Norville will die Chance nutzen, und ihm seine Erfindung vorstellen: Er zeigt ihm ein zerknittertes Blatt Papier, auf das er einen Kreis gemalt hat: „Sie wissen schon: für Kinder!“ Mussburger will zwar von dem Vorschlag nichts weiter hören, aber er ernennt den einfältigen Mann aus der Provinz zum neuen Präsidenten von Hudsucker Industries. Vor Aufregung vergisst Norville den Brief.

Mussburgers Schritt gehört zu einem perfiden Plan: Waring Hudsucker scheint kein Testament hinterlassen zu haben. Deshalb müssen die Aktien, die er vom Unternehmen hielt – es handelt sich um einen Anteil von 87 Prozent! – in dreißig Tagen an der Börse verkauft werden. Aufgrund der Rekordgewinne von Hudsucker Industries ist der Kurs so hoch, dass die Vorstandsmitglieder nicht über genügend Geld verfügen, um das Aktienpaket selbst aufkaufen zu können. Also will Mussburger durch einen tölpelhaften Präsidenten dafür sorgen, dass die Aktienbesitzer in Panik geraten und durch massenhafte Verkäufe den Kurs der Hudsucker-Aktie abstürzen lassen.

Das Vorhaben funktioniert. Nur eine Journalistin – Amy Archer (Jennifer Jason Leigh) von der Zeitung „Argus“ – wittert hinter dem rasanten Kursverfall Manipulationen der Geschäftsleitung und macht sich an Norville heran, als dieser seine Mittagspause allein in einem Coffeeshop verbringt. Durch eine vorgespielte Ohnmacht erreicht sie, dass Norville sie in sein Büro trägt und sie zu seiner Sekretärin macht.

Er ahnt nicht, wer sie in Wirklichkeit ist und schon gar nicht, dass die kränkenden Artikel, die über ihn im „Argus“ erscheinen, von ihr stammen.

Als Präsident von Hudsucker Industries hat Norville endlich Gelegenheit, seine Erfindung in die Praxis umzusetzen: Er schlägt dem Vorstand vor, massenweise bunte Plastikreifen herzustellen. Mussburger hält das für eine verrückte Idee, die den Aktienkurs weiter nach unten treiben wird und stimmt für die Annahme des Vorschlags. Niemand kauft die bunten Reifen, auch nicht, als die Preise reduziert werden. Ein Ladenbesitzer wirft die Reifen schließlich auf die Straße. Einen davon findet ein Kind. Der kleine Junge legt sich den Reifen um die Hüfte und lässt ihn kreisen. Als andere Kinder das sehen, fragen sie im Laden nach weiteren Reifen. Die Preise steigen. Jeder möchte einen „Hula-Hoop-Reifen“ haben. Der Aktienkurs von Hudsucker Industries steigt erneut auf Rekordhöhe. Präsident Dwight D. Eisenhower gratuliert Norville persönlich zu diesem Erfolg.

Nur die Vorstandsmitglieder von Hudsucker Industries gehen leer aus, denn sie verkauften ihre Aktien, als der Kurs fiel, um ihn noch weiter absinken zu lassen. Mussburgers Plan scheint gescheitert zu sein.

Aber so schnell gibt der Vizepräsident sich nicht geschlagen: Nun muss er den unerwartet erfolgreichen neuen Präsidenten rechtzeitig vor Ablauf der 30-Tage-Frist stürzen. Er findet heraus, dass es sich bei der von Norville persönlich eingestellten Sekretärin um eine Journalistin handelt, die das Unternehmen ausspioniert. Aufgrund dieser Fehlentscheidung soll Norville in der nächsten Vorstandssitzung abgesetzt werden. Außerdem streut er das Gerücht, Norville habe die Idee für den Hula-Hoop-Reifen gestohlen. Und sicherheitshalber lässt er Norville auch noch durch den Psychiater Dr. Hugo Bronfenbrenner (David Byrd) für geistesgestört erklären. Der Patient soll in ein Irrenhaus gebracht werden.

Amy, die sich längst in Norville verliebt hat und es nur noch nicht wagte, ihm die Wahrheit zu sagen, drängt ihn, den Kampf anzunehmen, aber Norville ist vom Verrat seiner heimlichen Liebe so tief enttäuscht, dass er sich am Silvesterabend um 24 Uhr aus dem Fenster stürzt. Da bleibt Moses (Bill Cobbs), der die große Turmuhr von Hudsucker Industries zu warten hat, nichts anderes übrig, als einen Besenstiel in die Zahnräder zu werfen und die Uhr anzuhalten. Dadurch wird Norvilles Fall schlagartig abgebremst. Waring Hudsucker kommt als Engel herbeigeflogen und erinnert Norville an den Brief für Mussburger. In dem Kuvert befindet sich Hudsuckers Testament, mit dem er sein Aktienpaket seinem Nachfolger im Amt des Präsidenten vermacht hatte.

Unverletzt erreicht Norville den Bürgersteig der Madison Avenue. Als Mussburger von dem Testament erfährt, will er sich aus dem Fenster stürzen, aber glücklicherweise ist Dr. Bronfenbrenner noch zugegen, der nun statt Norville Mussburger mit in die Irrenanstalt nimmt.

Norville versöhnt sich mit Amy. Und für die nächste Vorstandssitzung hat er einen neuen Vorschlag: Die Frisbee-Scheibe.

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„Hudsucker. Der große Sprung“ ist eine märchenhafte Screwball-Satire der Brüder Ethan und Joel Coen auf den Kapitalismus und den amerikanischen Traum. Das Besondere daran sind nicht nur die erstklassigen Schauspieler und die vielen originellen Ideen, sondern die stilvolle Gestaltung der grotesken Welt im Art Déco Look.

Außer der Filmmusik von Carter Burwell sind folgende Musikstücke in „Hudsucker. Der große Sprung“ zu hören:

  • Georges Bizet: „Carmen“
  • Aram Chatschaturjan: „Spartacus“; „Gayaneh“
  • Rich Dehr, Terry Gilkyson, Frank Miller: „Memories Are Made of This“
  • Edgar De Lange, Benny Goodman, Lionel Hampton, Sid Robbin: „Flying Home“
  • Duke Ellington: „In a Sentimental Mood“

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006

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