Burn After Reading

Burn After Reading

Burn After Reading

Burn After Reading – Originaltitel: Burn After Reading – Regie: Ethan Coen, Joel Coen – Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen – Kamera: Emmanuel Lubezki – Schnitt: Ethan Coen und Joel Coen alias Roderick Jaynes – Musik: Carter Burwell – Darsteller: George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton, Brad Pitt, Richard Jenkins, David Rasche, J. K. Simmons, Olek Krupa, Michael Countryman u.a. – 2008; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Als der Kryptoanalytiker Osborne Cox seinen Job bei der CIA verliert, beschließt er, Insider-Memoiren zu schreiben. Die verschlüsselten Aufzeichnungen kopiert seine Ehefrau, die Kinderärztin Katie, zusammen mit anderen Dateien ihres Mannes auf eine CD, um Material für die beabsichtigte Scheidung zu haben. Die Fitnesstrainer Chad Feldheimer und Lina Litzke halten die in ihrem Studio liegen gebliebene CD wegen der codierten Daten für brisantes Geheimdienstmaterial und versuchen, daraus Geld zu machen ...
mehr erfahren

Kritik

"Burn After Reading" ist eine groteske, wahnwitzige Satire von Joel und Ethan Coen, die sich hier über einen tumben Sexmaniac, zwei ebenso unbedarfte wie geldgierige Erpresser und die CIA lustig machen.

mehr erfahren

Washington, D. C.

Osborne Cox (John Malkovich) leitet in der kryptoanalytischen Abteilung der CIA den Bereich Rumänien. Weil ihn sein Vorgesetzter (David Rasche) für einen Alkoholiker hält, will er ihn auf einen unwichtigen Posten versetzen, aber Osborne kündigt in seinem Zorn.

Als er es seiner Ehefrau, der gefühlskalten und Kinder hassenden Kinderärztin Katie (Tilda Swinton) mitteilt, befürchtet sie, er wolle fortan von ihrem Geld leben, aber er beteuert, dass er sich einen Job als Berater suchen oder etwas schreiben werde. Mit einem höhnischen Lacher quittiert Katie seine Absicht, Insider-Memoiren über seine Arbeit bei der CIA zu verfassen.

Katie Cox, die seit einiger Zeit ein Verhältnis mit Harry Pfarrer (George Clooney) hat, will sich ohnehin scheiden lassen, aber davon ahnt ihr Mann noch nichts.

Harry Pfarrer verdient sein Geld als Beamter im Finanzministerium. Weil er früher Personenschützer war, trägt er eine Pistole, aber er betont bei jeder Gelegenheit, dass er die Waffe in den zwanzig Jahren als Bodyguard und in der Zeit danach kein einziges Mal benutzt habe.

Der von Katie konsultierte Scheidungsanwalt (J. R. Horne) rät ihr, sich zur Vorbereitung auf die Scheidungsklage über die finanzielle Situation ihres Ehemanns zu informieren und seine Computer-Daten zu kopieren. Katie folgt dem Rat und brennt die von Osborne auf dem PC gespeicherten Dateien einschließlich des verschlüsselten Entwurfs der Autobiografie des Kryptologen auf eine CD.

Diese CD wird von dem Fitness-Trainer Manolo (Raul Aranas) im Umkleideraum des Studios „Hardbodies“ gefunden. Sein Kollege Chad Feldheimer (Brad Pitt) glaubt zunächst, es handele sich um eine Musik-CD, aber als er sie ins Laufwerk des Firmen-PCs legt, stellt er fest, dass sie einen Haufen codierter Daten enthält. Daraus schließt er, dass es sich um brisante Aufzeichnungen eines Geheimagenten handelt, eines hohen Tiers der CIA, wie er vermutet. Ted Treffon (Richard Jenkins), dem Manager des Fitness-Studios, ist die Sache zu heiß. Die Trainerin Lina Litzke (Frances McDormand) sieht dagegen eine Chance, über die CD an das Geld zu kommen, das sie für die vier von ihrem Schönheitschirurgen (Jeffrey DeMunn) vorgeschlagenen Operationen benötigt. Sie will sich nämlich neu definieren, aber ihre Krankenkasse hat es abgelehnt, die Kosten für kosmetische Eingriffe zu übernehmen.

Nachdem Chad herausgefunden hat, dass die Daten auf der CD von einem Mann namens Osborne Cox stammen, rufen er und Lina ihn mitten in der Nacht an und bieten ihm die Rückgabe der CD gegen Geld an. Osborne, dem keine CD fehlt und der deshalb zunächst gar nicht weiß, um was es geht, trifft sich schließlich mit Chad. Der hat für die Übergabe eigens einen Anzug angezogen, aber statt Geld bekommt er von dem Choleriker Osborne einen Schlag auf die Nase.

Daraufhin bringen Chad und Lina die CD zur russischen Botschaft in Washington. Der Kulturattaché Krapotkin (Olek Krupa) erklärt ihnen zunächst, dass es in der Botschaft keine Geheimdienstmitarbeiter gebe, denn es sei Ausländern verboten, in den USA zu spionieren. Doch als ihm Lina die CD hinlegt und Chad versichert, es handele sich um brisante Daten eines hochrangigen Agenten der CIA, verspricht Krapotkin, die Sache zu prüfen.

Durch einen Doppelagenten in der russischen Botschaft erfährt Osbornes früherer Chef von der CD, und er informiert den CIA-Direktor (J. K. Simmons). Was da läuft, kann sich keiner der beiden Herren denken, aber der CIA-Chef beauftragt den Abteilungsleiter, Lina Litzke und Chad Feldheimer zu observieren: „Halten Sie mich auf dem laufenden, sobald etwas läuft.“

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Um an weiteres vermeintliches Geheimdienstmaterial heranzukommen, bricht Chad in das Haus des Ehepaares Cox ein. Unerwartet taucht Katies Lover Harry Pfarrer auf. Chad versteckt sich im Kleiderschrank. Als Harry die Schranktür öffnet, erschrickt er, reißt die Pistole heraus, schießt und stolpert dann vor Aufregung über die Treppe hinunter. Mit einem Küchenmesser kehrt er ängstlich ins Schlafzimmer zurück – und kann es nicht fassen, dass er einen Einbrecher erschossen hat. CIA-Agenten beobachten, wie er die Leiche in den Kofferraum packt und wegbringt.

Lina verabredet sich regelmäßig im Internet mit fremden Herren und geht mit ihnen ins Bett. Auf diese Weise gerät sie auch an Harry Pfarrer. Der ist zwar mit der Kinderbuchautorin Sandy Pfarrer (Elizabeth Marvel) verheiratet und der Lover von Katie Cox, aber damit offenbar sexuell noch nicht ausgelastet. Außerdem joggt er nach jedem Koitus. Der Sexmaniac zeigt Lina in seinem Keller einen von ihm gebastelten Stuhl mit einem automatisch bewegten Dildo. Damit will er seine Frau überraschen, wenn sie von einer Lesereise durch die USA zurückkommt.

Als Chad nicht mehr auftaucht, drängt Lina ihren Manager, in Osborne Cox‘ Haus nach weiterem Geheimmaterial zu suchen. Aus Liebe lässt Ted Treffon sich dazu überreden. Osborne ertappt ihn. Ted flieht auf die Straße und wird dort von Osborne erschossen. Der CIA-Agent, der Osborne Cox beschattet, tötet daraufhin den Kryptologen.

Harry merkt seit einiger Zeit, dass er beschattet wird. Mit einer beherzten Aktion gelingt es ihm eines Tages, das verdächtige Auto zu rammen und den Fahrer (Kevin Sussman) zu stellen. So erfährt er, dass Sandy sich von ihm scheiden lassen will und deshalb einen Privatdetektiv auf ihn angesetzt hat.

Lina sucht verzweifelt nach Chad und bittet schließlich Harry, ihr dabei zu helfen. Als sie ihm die Adresse sagt, wo Chad verschwunden ist, begreift er, wen er erschossen hat. In paranoidem Wahn hält er Lina und den Toten für auf ihn angesetzte Geheimagenten und sucht Zuflucht in Venezuela.

Osbornes früherer Chef berichtet dem CIA-Direktor, was vorgefallen ist. Vergeblich versuchen die beiden CIA-Manager zu verstehen, um was es da ging. Glücklicherweise seien die Verdächtigen alle tot oder nach Venezuela geflohen, meint der Direktor, aber der Abteilungsleiter weist ihn darauf hin, dass es da noch die Fitnesstrainerin Lina Litzke gebe, die vier Schönheitsoperationen bezahlt haben wolle. Genervt stimmt der CIA-Direktor zu, die Kosten dafür zu übernehmen.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

„Burn After Reading“ beginnt ein wenig holprig, doch sobald die verschiedenen Handlungsfäden zusammenlaufen, steigert sich die Handlung zu einer rasanten Farce.

Bis auf Ted Treffon spielen in „Burn After Reading“ alle falsch, getrieben von der Gier nach Sex und Geld. Linda Litzke benötigt Geld für Schönheitsoperationen, die sie wiederum für erforderlich hält, um sich neu zu definieren, sich also über Äußerlichkeiten selbst zu verwirklichen. Dafür vergisst sie alle Skrupel. Überhaupt ist es erstaunlich, was sich die Menschen in den Filmen von Ethan Coen und Joel Coen gegenseitig aus eigennützigen Gründen antun.

In „Burn After Reading“ nehmen die originellen Drehbuchautoren, Regisseure und Cutter nicht nur einen tumben Sexmaniac und zwei unbedarfte Erpresser aufs Korn, sondern auch gleich noch die CIA, deren Chefs vergeblich versuchen, die Lage zu überblicken.

Bei diesem Film ging es um die Choreografie des Drehbuchs. Um das Manövrieren der Charaktere, die sich umkreisen und an einem bestimmten Punkt zusammenkommen. (Ethan Coen in einem Interview mit „Die Zeit“, 25. September 2008)

„Burn After Reading“ ist eine urkomische und groteske, wahnwitzige und höchst unterhaltsame Satire, in der sich Stars wie George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Brad Pitt, David Rasche und J. K. Simmons selbstironisch zum Affen machen und Tilda Swinton als eiskalte Kinderärztin brilliert. Der Witz liegt vor allem in den Dialogen, etwa wenn der von John Malkovich gespielte CIA-Kryptoanalytiker Osborne Cox sich gegen den Vorwurf verteidigt, alkoholkrank zu sein: „Sie sind Mormone, neben Ihnen hat jeder ein Alkoholproblem“. Oder wenn Harry Pfarrer ständig betont, seine Pistole noch nie benutzt zu haben und dann vor Schreck einen Einbrecher erschießt.

 

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008

Joel und Ethan Coen (Kurzbiografie / Filmografie)

Ethan und Joel Coen: Blood Simple. Eine mörderische Nacht
Ethan und Joel Coen: Arizona Junior
Ethan und Joel Coen: Miller’s Crossing
Ethan und Joel Coen: Barton Fink
Ethan und Joel Coen: Hudsucker. Der große Sprung
Ethan und Joel Coen: Fargo
Ethan und Joel Coen: The Big Lebowski
Ethan und Joel Coen: O Brother, Where Art Thou? Eine Mississippi Odyssee
Ethan und Joel Coen: Der unauffällige Mr Crane / The Man Who Wasn’t There
Ethan und Joel Coen: Ein (un)möglicher Härtefall
Ethan und Joel Coen: Ladykillers
Ethan und Joel Coen: No Country for Old Men
Ethan und Joel Coen: A Serious Man
Ethan und Joel Coen: True Grit. Vergeltung
Ethan und Joel Coen: Inside Llewyn Davis

Clifford Irving - Der Fälscher
Wäre "Der Fälscher" ein Roman, würde man die Handlung als unglaubwürdig abtun. Aber die Geschichte, die Clifford Irving hier erzählt, basiert zumindest in den Grundzügen auf überprüfbaren Tatsachen.
Der Fälscher