Franz Kafka


Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 als ältester Sohn des deutschstämmigen Kaufmanns Herrmann Kafka und dessen aus einer vornehmen tschechischen Familie stammenden Ehefrau Julie in Prag geboren. Beide Eltern waren Juden. Mit achtzehn begann Franz Kafka an der Deutschen Universität in Prag zu studieren, zunächst Germanistik, dann wechselte er zur juristischen Fakultät. Das vorgeschriebene Praktikum absolvierte er nach seiner Promotion (1906) beim Land- und Strafgericht in Prag. 1907 nahm er bei der Versicherungsgesellschaft „Assicurazioni Generali“ eine Aushilfstätigkeit an. Im Jahr darauf wechselte Franz Kafka als Jurist zur „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen“, wo er bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung am 1. Juli 1922 blieb.

Nachdem er bereits als Gymnasiast mit dem Atheismus und dem Sozialismus sympathisiert hatte und Mitglied eines antiklerikalen Schülervereins gewesen war, beschäftigte Franz Kafka sich auch als Erwachsener mit den Anschauungen tschechischer Anarchisten und russischer Revolutionäre

und besuchte 1909/10 einige ihrer illegalen Zusammenkünfte.

Durch Max Brod (1884 – 1968), mit dem er seit 1902 befreundet war, lernte er am 13. August 1912 Felice Bauer kennen, mit der er in der Folgezeit zahlreiche Briefe wechselte („Briefe an Felice“). Im April 1914 verlobten sich die beiden; aber nach einem Vierteljahr löste Franz Kafka die Verlobung. Drei Jahre später verlobte er sich noch einmal mit Felice Bauer, aber am ersten Weihnachtsfeiertag 1917 beschloss er endgültig, sie nicht zu heiraten.

Aufgrund einer Lungenerkrankung hatte Franz Kafka sich bereits 1905 und 1911 einige Zeit in einem Sanatorium aufgehalten. Nach einem Blutsturz im August 1917 wurde eine Lungentuberkulose bei ihm diagnostiziert, und er zog vorübergehend zu seiner Schwester Ottla nach Zürau.

Im Sommer 1919 verlobte Franz Kafka sich mit der Schustertochter Julie Wohryzek, trennte sich jedoch ein Jahr später wieder von ihr.

Mit der verheirateten tschechischen Journalistin und Übersetzerin Milena Jesenská unterhielt er 1920 bis 1922 einen regen Briefwechsel („Briefe an Milena“). Ihr überließ er im Oktober 1921 seine Tagebücher.

Herbst und Winter 1923/24 verbrachte er mit der 15 Jahre jüngeren Köchin Dora Diamant in Berlin, aber sein rapide verschlechterter Gesundheitszustand veranlasste ihn, wieder nach Prag zurückzukehren.

Am 3. Juni 1924 starb Franz Kafka im Sanatorium in Kierling bei Klosterneuburg.

Sein Vater lebte noch bis 1931, die Mutter bis 1934. Die Schwestern Gabriele („Elli“), Valerie („Valli“) und Ottla wurden ebenso wie Ottlas Tochter Hanni in Chelmno bzw. Auschwitz ermordet [Holocaust].

Obwohl Franz Kafka in seinem Testament verlangt hatte, seine unveröffentlichten Werke „restlos und ungelesen zu verbrennen“, brachte sein Freund und Nachlassverwalter Max Brod die Romane „Der Prozess“, „Das Schloss“ und „Amerika“ posthum heraus. Er hatte die Manuskripte in einem Koffer mitgenommen, als er in der Nacht vom 14./15. März 1939 vor den Nationalsozialisten aus Prag geflohen war.

Max Brod starb am 20. Dezember 1968 in Tel Aviv und hatte schon zuvor Kafkas Manuskripte seiner Lebensgefährtin Ilse Ester Hoffe (1906 – 2007) geschenkt. 1988 ließ sie das Manuskript „Der Prozess“ bei Sotheby’s für 1,98 Millionen Dollar versteigern; es gelangte auf diese Weise ins Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Nach dem Tod von Ilse Ester Hoffe am 2. September 2007 in Tel Aviv wollten ihre Töchter weitere Manuskripte verkaufen, aber dagegen ging die Israelische Nationalbibliothek gerichtlich vor.

Literatur über Franz Kafka

  • Detlev Arens: Franz Kafka (dtv portrait)
  • Louis Begley: Die ungeheure Welt, die ich im Kopf habe. Über Franz Kafka
    (DVA, München 2008)
  • Kathi Diamant: Kafkas letzte Liebe. Die Biografie von Dora Diamant (Onomato, Düsseldorf 2013)
  • Marie Haller-Nevermann und Dieter Rehwinkel (Hg.): Franz Kafka. Visionär der Moderne (Wallstein, Göttingen 2008)
  • Bettina von Jagow und Oliver Jahraus (Hg.): Kafka-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008)
  • Michael Kumpfmüller: Die Herrlichkeit des Lebens (Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011)
  • Marek Nekula (Hg.): Franz Kafka im sprachnationalen Kontext seiner Zeit
    (Böhlau, Köln / Weimar 2007)
  • Klaus Wagenbach: Franz Kafka (Rowohlt Bildmonographie)
  • Klaus Wagenbach: Franz Kafka. Eine Biographie seiner Jugend 1883 – 1912
    (Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2006)
  • Klaus Wagenbach: Franz Kafka. Bilder aus seinem Leben. Veränderte und erweiterte Ausgabe mit vielen Photographien und Dokumenten (Verlag Klaus Wagenbach,
    Berlin 2008)

© Dieter Wunderlich 2004 – 2013

Dora Diamant (kurze Biografie)
Michael Kumpfmüller: Die Herrlichkeit des Lebens

Franz Kafka: Der Heizer
Franz Kafka: Die Verwandlung
Franz Kafka: Ein Bericht für eine Akademie
Franz Kafka: In der Strafkolonie
Franz Kafka: Der Hungerkünstler
Franz Kafka: Der Prozess
Franz Kafka: Das Schloss
Franz Kafka: Amerika (Der Verschollene)

Jan Weiler - Kühn hat zu tun
"Kühn hat zu tun" ist Groteske, Krimi und Gesellschaftssatire. Eben­so wichtig wie der Whodunit-Plot ist das Familienleben des Kommissars Martin Kühn. Die Lektüre ist unter­halt­sam, aber Jan Weiler hat zu viel in das Buch hineingepackt, und die Handlung ist hanebüchen.
Kühn hat zu tun

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.