Reginald Hill : Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke
Originalausgabe: The Death of Dalziel HarperCollins Publishers, London 2007 Der Tod und der Dicke Übersetzung: Karl-Heinz Ebner Droemer Verlag, München 2011 ISBN: 978-3-426-19781-3, 554 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Bei einem Sprengstoffanschlag wird Detective Superintendent Andy Dalziel schwer verletzt. Der mit ihm befreundete Chief Inspector Peter Pascoe hält es für seine Pflicht, den Fall aufzuklären, obwohl die aus Polizisten und Geheimagenten rekrutierte CAT die Ermittlungen leitet. Hinter dem Attentat und anderen Gewaltverbrechen steht ein Geheimbund, dessen Mitglieder glauben, dass Regierung, Gesetze und Justiz im Krieg gegen den islamistischen Terror versagen ...
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Kritik

Reginald Hill überzeugt in dem spannenden Thriller "Der Tod und der Dicke" mit einer komplexen, gut durchdachten und souverän aus mehreren Perspektiven entwickelten Handlung.
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Bei einem Streifengang in der Mill Street hört Police Constable Adolphus Hector von der Mid-Yorkshire Constabulary aus der Videothek Oroc ein Geräusch, das wie ein kurzes Husten klingt. Als er nachschaut, versichert ihm zwar der Mann hinter dem Ladentisch, es sei alles in Ordnung, aber Hector hat den Eindruck, dass die zweite im Schatten stehende Person eine Pistole in der Hand hält und es sich bei dem Geräusch um einen Schuss gehandelt haben könnte.

Deshalb fordert er kurz darauf Police Constable Joker Jennison auf, den Vorfall über Funk zu melden. Der diensthabende Inspector Paddy Irland beordert zwei Detectives des Criminal Investigation Department (CID) in die Mill Street: Superintendent Andrew („Andy“) Dalziel und Chief Inspector Peter Pascoe. Furchtlos und selbstsicher schreitet Dalziel auf den Video-Laden zu. Da zerbersten die Gebäude vor ihm.

Durch seinen übergewichtigen Vorgesetzten abgeschirmt, kommt Pascoe mit verhältnismäßig leichten Verletzungen davon. Er kriecht zu Dalziel und beginnt mit abwechselnder Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung. Der Schwerverletzte wird ins Mid-Yorkshire Central gebracht und muss dort von Dr. John Sowden noch einmal reanimiert werden. Ob der Patient jemals aus dem Koma erwachen wird, vermag der Arzt nicht zu sagen.

Die Explosion zerstörte mehrere Gebäude. In der Ruine der Videothek findet die Polizei drei Tote: Umar Surus, Ali Awan und Hani Baraniq.

Ein Bekennerschreiben für den Bombenanschlag in der Mill Street taucht nicht auf. Im nächsten Fall ist das anders:

Zwei Männer, die sich „André de Montbard“ und „Archambault de Saint-Amand“ nennen, klingeln bei dem in Manchester lebenden und lehrenden libanesischen Dozenten Said Mazraani. Nachdem die ungebetenen Besucher sich vergewissert haben, dass außer Mazraani und dessen Vetter Fikri Rostom niemand in der Wohnung ist, dreht André de Montbard die Musik ein wenig lauter, nimmt unaufgeregt eine Pistole mit Schalldämpfer aus seiner Sporttasche und schießt dem Studenten aus nächster Nähe zwischen die Augen. Dann wendet er sich ruhig an Mazraani:

„Tut mir leid deswegen, Sir, aber wir wollten uns mit Ihnen in aller Vertraulichkeit unterhalten.“

Auf ein Zeichen hin rammt Archambault de Saint-Amand dem vor Schreck gelähmten Wissenschaftler einen Totschläger in den Nacken. Dann streift André de Montbard eine schwarze Kutte mit Augenlöchern in der Kapuze über, und während sein Komplize mit einer Videokamera filmt, schlägt er dem benommenen Akademiker mit einem ebenfalls mitgebrachten Beil den Kopf ab. Das gelingt ihm erst beim dritten Versuch. Anschließend hält er noch ein Schild in die Kamera, auf dem „Zum Gedenken an Stanley Coker“ steht. (Der englische Geschäftsmann wurde einen Monat vorher von einer Gruppe enthauptet, die sich „Schwert des Propheten“ nannte.) Das Video wird bald darauf vom arabischen Sender Al-Dschasira ausgestrahlt. Zu dem Mord bekennt sich ein in der Tradition des Templer-Ordens stehender Geheimbund, der sich dem Kampf gegen islamistische Terroristen verschrieben hat.

Die Leitung der Ermittlungen wird von Chief Superintendent Sandy Glenister übernommen, der Leiterin einer Sondereinheit, in der Polizeibeamte und MI5-Agenten bei der Terrorismus-Bekämpfung zusammenarbeiten: Combined Anti-Terrorism (CAT).

Nachdem Sandy Glenister mit Pascoes Dienststellen-Leiter geredet hat, nimmt sie ihn mit zum CAT-Hauptquartier in Manchester. Dort soll er bei der Aufklärung des Sprengstoffanschlags in der Mill Street und des Doppelmords in Manchester helfen. Er vermutet allerdings, dass die vorübergehende Versetzung zur CAT mehr dazu dient, ihn besser kontrollieren und von Alleingängen abhalten zu können. Sein fensterloses Büro teilt er sich mit dem dreiundzwanzigjährigen Rod Loxam und dem vier Jahre älteren Tim Chetwynd statt mit einer der Führungskräfte Dave Freeman, Bernie Bloomfield oder Lukasz Komorowski.

Als Pascoe vor einem Wolkenbruch in ein Antiquariat flüchtet, stößt er auf den 1946 von Freeman Wills Crofts veröffentlichten Roman „Death of a Train“. In der Mill Street, in der die Häuser schon vor der Explosion abbruchreif gewesen waren, hatte er sich über eine Tafel der „Patentanwälte Crofts & Wills“ gewundert. Freeman Wills Crofts! Jetzt wird ihm klar, dass Dave Freeman von der angeblichen Kanzlei aus die Videothek observierte, die als Kommunikationszentrale der Terroristen angesehen wurde. Das zuständige CID wusste davon nichts.

Durch eine unautorisierte Nachfrage bei dem forensischen Techniker Tony Pollock erfährt Pascoe mehr über die Sprengung in der Mill Street. Offenbar war der in einer verhältnismäßig kleinen Bombe steckende Zünder über ein Funksignal aktiviert worden. Die erste Explosion löste dann erst die eines sehr viel größeren Sprengkörpers aus.

Die Pathologin Mary Goodrich, die mit der Untersuchung der in der Mill Street gefundenen Leichen befasst war, sträubt sich dagegen, Pascoe Auskünfte zu erteilen. Augenscheinlich hat die CAT sie zum Schweigen ermahnt und eingeschüchtert. Immerhin sagt sie Pascoe, die eine nicht völlig zerfetzte Leiche habe die Hände auf dem Rücken und verbranntes stoffliches Gewebe im Mund gehabt. Der Mann starb also gefesselt und geknebelt.

Constable Adolphus Hector wird beim Überqueren einer Straße von einem Auto erfasst. Ein Milchmann sieht ihn durch die Luft fliegen und einen schwarzen Jaguar davonrasen. Zum Glück sind die Verletzungen nicht so schwer, wie es zunächst aussieht. Hector wird ins Mid-Yorkshire Central gebracht.

Auf Scheich Ibrahim Al-Hijazi, den Imam der Moschee in Marrside, einem Vorort von Bradford, wird mit einer kleinkalibrigen Waffe geschossen. Die Kugel bleibt im Blech der Autokarosserie stecken. Bei der Waffe könnte es sich um die auch in der Videothek Oroc abgefeuerte handeln.

In einem Schlauchboot auf dem Nottinghamshire-Speichersee wird die Leiche des zum Islam übergetretenen Briten Michael Carradice alias Abbas Asir gefunden. Nach wochenlanger Observierung hatte die CAT sein Haus in Nottingham gestürmt und nicht nur ihn, sondern auch eine Reihe weiterer Muslime verhaftet. Bis auf Carradice mussten sie alle wieder freigelassen werden, und er selbst wurde nach sechs Monaten Untersuchungshaft freigesprochen. Die Medienmeute wartete allerdings vergeblich vor dem Gerichtsgebäude auf ihn. Er tauchte sofort unter. Aber wenige Stunden später ermordete man ihn mit Diamorphin, und die neuen Templer hinterließen die Botschaft: „Wenn das Gesetz versagt, werden wir für Gerechtigkeit sorgen.“

Pascoe ermutet, dass die Untergrundorganisation nicht nur Said Mazraani und Michael Carradice ermordete, sondern auch den Bombenanschlag in der Mill Street verübte. Über das Sprengstoffattentat schweigen die Templer möglicherweise wegen des „Kollateralschadens“: Ein zwischen Leben und Tod schwebender Polizist wäre für die PR der Gruppe kontraproduktiv.

Überraschend wird Pascoes Ehefrau Ellie, die unter dem Pseudonym Eleanor Soper Romane schreibt, in die Talkshow „Fidlers Dreier“ eingeladen. Ihre Literaturagentin Ffion Lyke-Evans erzählt ihr, ein anderer Autor sei abgesprungen und sie habe die Gelegenheit genutzt, um Joe Dreier die Schriftstellerin vorzuschlagen.

Ellie Pascoe glaubt, über ihre Bücher reden zu können, aber als sie zu Beginn der Sendung erfährt, wer die beiden anderen Gäste sind, wird ihr klar, dass es um ihren Mann bzw. den Sprengstoffanschlag in der Mill Street geht.

Flight Lieutenant Christopher („Chris“) Kentmore, der jüngere Bruder des neben ihr sitzenden Gutsbesitzers Maurice Kentmore, fiel nämlich im Irak. Und bei Kalim Sarhadi handelt es sich um einen in Pakistan aufgewachsenen Moslem. Der Sohn eines Taxifahrers in Bradford studiert und gehört zu den Gefolgsleuten des Imams Scheich Ibrahim Al-Hijazi. Vor einiger Zeit lief Sarhadi während eines Aufenthalts in Lahore seinem Schulfreund Hasan Raza über den Weg. Wenige Minuten, nachdem sie sich in ein Café gesetzt hatten, wurden sie festgenommen. Hasan Raza stand unter Terrorverdacht, und man glaubte, Kalim Sarhadi sei ein Kontaktmann. Erst nachdem ihn Amerikaner und Briten immer wieder vernommen und gefoltert hatten, kam Sarhadi frei.

Ein dicker Mann in der hinteren Reihe erhob sich und sagte [zu Sarhadi]: „Es tut mir leid, was Ihnen zugestoßen ist, aber wenn man sich das so ansieht, ihr tut euch doch selbst keinen Gefallen, oder? Man muss sich ja nur die ganzen Unruhen ansehen, die Zeitungen sind voll davon …“
„Einen Moment“, unterbrach Fidler. „Ich vermute, Sie meinen die Demonstrationen.“
„Das können Sie nennen, wie Sie wollen, für mich sind das verdammt noch mal Unruhen. Und was ist mit diesem Raza, Ihrem Kumpel, der ist doch Terrorist, oder? Dann können Sie doch den Bullen nicht die Schuld dafür zuschieben, dass sie zu den falschen Schlussfolgerungen kommen, wenn Sie beide so einträchtig zusammenhocken, oder?“
„Wenn man Ihnen derart in die Eier tritt, dass Sie vierzehn Tage lang in einen rostigen Kübel Blut pissen, dann wollen Sie vielleicht auch, dass irgendein Typ dafür zur Verantwortung gezogen wird!“, erklärte Sarhadi. „Genau wie die Typen auf den Demos, die wollen auch wissen, wer verantwortlich dafür ist, dass in Manchester zwei unschuldige Muslime ermordet wurden. Und was Raza angeht, solange er keinen fairen Prozess hat, ist er einfach nur ein gewöhnlicher britischer Staatsbürger wie Sie und ich, und unsere Regierung sollte ihn schützen und sich nicht bei diesem durchgeknallten Dreckskerl George Bush und seinen Kumpeln entschuldigen.“

„Welche Gefühle bringen Sie jenen Menschen entgegen, die Sie beinahe zur Witwe gemacht hätten?“, fragt der Moderator Ellie. Als sie in ihrer Antwort eine der nach den Spielregeln der Sendung mit einer Geldstrafe belegten Redewendungen verwendet, johlt das Publikum. Eine Frau in der ersten Reihe nutzt das Durcheinander, um einer Plastiktüte eine Pistole zu entnehmen und auf Sarhadi zu zielen. Kentmore springt beherzt auf und rennt auf sie zu. Der Schuss trifft Fidler in den Schritt. Zum Glück handelt es sich nur um eine Schrotladung aus einer Gasdruckpistole. Der Hass der Frau auf arabisch aussehende Männer erklärt sich dadurch, dass ihr einziger Sohn bei den U-Bahn-Anschlägen am 7. Juli 2005 in London ums Leben kam.

Maurice Kentmore und seine verwitwete Schwägerin Kilda Kentmore, die im Publikum saß, fahren Ellie nach Hause und laden sie, Peter und die Tochter Rosie zum Dorffest auf dem Landsitz Haresyke Hall bei Harrogate in North Yorkshire ein. Kilda wohnt im Torhaus des Anwesens, das Kentmore gehört. Er hatte es seinem Bruder und ihr anlässlich der Eheschließung zur Verfügung gestellt, und die Witwe ist bis heute dort geblieben.

Kurz nach dem Dorffest besuchen Peter, Ellie und Rosie Pascoe nicht nur den mit der Familie befreundeten, noch immer nicht aus dem Koma erwachten Andy Dalziel, sondern auch Adolphus Hector. Unmittelbar vor ihnen öffnet ein Fremder die Tür des Krankenzimmers, in dem der Constable liegt. Als er merkt, dass sie dasselbe Ziel haben, murmelt er, sein Freund sei offenbar im Aufenthaltsraum und geht weg. Das zweite Bett im Zimmer ist leer. Als Hectors Zimmergenosse zurückkommt, und Pascoe fragt, ob ihn sein Freund gefunden habe, sagt der Patient Mr Mills, er sei im Aufenthaltsraum gewesen, aber niemand habe nach ihm gesucht.

Hector hat etwas gezeichnet, was er im Traum sah: Einen Streitwagen, der von einem Jaguar gezogen wird. Die Gesichtszüge des Kriegers kommen den Pascoes bekannt vor: Es sind die des Mannes, den sie soeben an der Türe sahen. Nachdem Mr Mills einen Blick die Zeichnung geworfen hat, nimmt er ein Buch von seinem Nachttisch: „Blut im Sand. Roman aus dem Irakkrieg“ von John T. Youngman. Das Autorenfoto zeigt den von Hector gezeichneten Krieger und den vermeintlichen Besucher. Wurde Hector von diesem Mann angefahren? Handelte es sich um einen Mordanschlag? Wollte John T. Youngman ihn nun im Krankenhaus töten, wurde aber von den Pascoes gestört?

Pascoe lässt Wachen vor dem Krankenzimmer aufstellen.

Mit bürgerlichem Namen heißt der Autor des Buches „Blut im Sand. Roman aus dem Irakkrieg“ John („Jonty“) Young. Als Angehöriger des Special Air Service (SAS) kämpfte er auf dem Balkan, in Afghanistan und im Irak. Nachdem unter ungeklärten Umständen Gefangene in Basra bei einer Explosion ums Leben gekommen waren, nahm er 2005 seinen Abschied.

Auf Pascoes Bericht hin lässt Sandy Glenister das Cottage des Verdächtigen in Northumerland von einer schwer bewaffneten Spezialeinheit umstellen. Eine Stolperfalle löst eine kleine Explosion aus. Kurz darauf schiebt sich ein Gewehrlauf aus einem Fensterspalt und jemand ruft etwas. Pascoe kennt die Stimme. Es handelt sich um die der Literaturagentin Ffion Lyke-Evans.

Sie vertritt auch John T. Youngman und hat eine Affäre mit ihm. Seine Teilnahme an der Talkshow sagte er kurzfristig ab, angeblich wegen eines Krankheitsfalles in der Familie, aber das Wochenende wollte er mit ihr im Cottage verbringen. Inzwischen rief er nochmals an und teilte ihr mit, dass er länger aufgehalten werde.

Nach dem missglückten Anschlag im Krankenhaus zieht er es offenbar vor, sich anderswo zu verstecken.

Im Cottage werden Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Ein Kotflügel von Youngs schwarzem Jaguar wurde unlängst in einer Werkstatt in Bishop Auckland ausgebeult. Im Internet findet Pascoe ein Video-Interview mit John T. Youngman. Nachdem Experten die Aufnahme untersucht haben, halten sie es für wahrscheinlich, dass es sich um dieselbe Stimme wie auf dem Video über Said Mazraanis Enthauptung handelt. (Als Leser wissen wir bereits, dass Young zu den neuen Templern gehört und sich André de Montbard nennt.)

John T. Youngman hat sein Buch „Blut im Sand. Roman aus dem Irakkrieg“ einem „Q.“ gewidmet. Pascoe findet heraus, dass damit Youngs früherer Vorgesetzter Major John Matthew Luke Kewley-Hodge gemeint ist. Der ist seit einer Verwundung in Afghanistan querschnittgelähmt. Er wohnt mit seiner verwitweten Mutter Edith im Kewley Castle bei Hathersage in Derbyshire.

Als Peter Pascoe und Rod Loxam hinfahren, treffen sie auf einen Reiter und wundern sich, als dieser sich als John Matthew Luke Kewley-Hodge zu erkennen gibt. Dann sehen sie, wie er sich mit einem ferngesteuerten Flaschenzug vom Pferderücken in einen Rollstuhl hievt. Er gibt zu, Young zu kennen, behauptet jedoch, nicht zu wissen, ob dieser zu den neuen Templern gehöre oder nicht. Falls Young ein Mitglied dieses Geheimbundes sei, wünsche er ihm viel Glück, fügt er hinzu und lässt keinen Zweifel daran, dass er die Selbstjustiz gegen mutmaßliche Terroristen voll unterstützt, weil Regierung, Gesetze und Gerichte im Krieg gegen den Terror versagten.

Sobald Pascoe und Loxam Kewley Castle verlassen haben, wählt Kewley-Hodge eine Telefonnummer, stellt sich als „Hugues de Payens“ vor und beschwert sich bei „Bernard de Clairvaux“ darüber, dass dieser ihn nicht vor dem Besuch der beiden warnte. Offenbar handelt es sich bei dem Gesprächspartner um einen hochrangigen Mitarbeiter der CAT.

Bernie Bloomfield tobt über Pascoes Alleingänge und vor allem darüber, dass dieser unauthorisiert in die Privatsphäre eines Ex-Offiziers eindrang. Pascoe darf das Hauptquartier der CAT nicht mehr betreten. Der Chief Inspector fragt sich, ob er hinausgeworfen wurde, weil er gegen Regeln verstieß oder weil er dem Maulwurf der Templer im CAT zu nahe kam.

Nach dem Ende seiner Tätigkeit in Manchester kehrt Pascoe vorzeitig zu seiner Familie zurück. Ellie lädt Maurice und Kilda Kentmore zum Essen ein. Maurice kommt allein. Seine Schwägerin lässt sich wegen eines Migräneanfalls entschuldigen.

Während des Besuchs taucht Sergeant Edgar Wield auf, ein enger Mitarbeiter Pascoes, dem seine eingetragene Partnerschaft mit Edwin Digweed wichtiger ist als die Karriere. Mit düsterer Miene überbringt er die Nachricht, dass Andy Dalziel nach neunzehn Tagen im Koma gestorben sei. Ellie schreit entsetzt auf.

Kentmore senkt den Kopf. Der Schock bringt ihn zum Sprechen.

Er erzählt, dass sein Bruder Chris als Flight Lieutenant abgeschossen, gefangen genommen und gefoltert worden war. Jonty Young fand ihn. Aber Chris war nicht mehr zu retten. Mit einem Satellitentelefon versuchte der Sterbende seine Frau Kilda anzurufen, und als er sie nicht erreichte, wählte er die Nummer seines älteren Bruders. Der lag mit seiner Schwägerin im Bett, als das Telefon klingelte. Nach wenigen Worten machte Chris seinen letzten Atemzug. Über das Trauma, Chris im Augenblick seines Sterbens betrogen zu haben, sind die beiden Ehebrecher nicht hinweggekommen.

Einige Monate später tauchte Young bei ihnen auf und berichtete, was mit Chris geschehen war. Er freundete sich mit Maurice und Kilda Kentmore an und rekrutierte sie schließlich für die neuen Templer. Kentmore glaubte, seinem toten Bruder den Kampf gegen die Terroristen schuldig zu sein. Kilda, die alkoholkrank geworden war und ihren Beruf als Modefotografin aufgegeben hatte, fand in dem neuen Engagement wieder Halt.

Sie erhielten die Aufgabe, die als Videothek getarnte Operationszentrale der Terroristen in der Mill Street zu sprengen. Young besorgte ihnen Waffen und Sprengstoff. Die Bombe sah nicht sehr gefährlich aus. Sie hätte allenfalls gereicht, einen Raum zu verwüsten, nicht aber, Gebäude zu zerstören. Dass es sich dabei nur gewissermaßen um den Zünder für den eigentlichen Sprengkörper handelte, ahnten sie nicht. Im Video-Laden stießen sie auf zwei Männer, die keinen Widerstand leisteten, als Maurice sie im Obergeschoss fesselte und knebelte. Kilda ging hinunter, weil sie Geräusche gehört hatte. Da war ein weiterer arabisch aussehender Mann. Mit der Pistole in der Hand forderte sie ihn auf, nach oben zu gehen, aber er nahm sie nicht ernst. Deshalb feuerte sie eine Kugel dicht an seinem Ohr vorbei. Kurz darauf trat ein Streifenpolizist durch die Türe: Adolphus Hector. Während Kilda im Dunkeln stehen blieb, versicherte der Mann aus Angst, alles sei in Ordnung. Nachdem Maurice auch den Dritten gefesselt und geknebelt hatte, verließen er und Kilda die Diskothek. Aus einiger Entfernung löste Kilda die Sprengung aus und zu ihrer Überraschung zerbarsten mehrere Gebäude. Dass dabei zwei Kriminalbeamte verletzt wurden, widersprach dem Plan. Kentmore bedauert Dalziels Tod zutiefst.

Die anderen Verschwörer kennt er nicht. Er weiß nur, dass Young Kontakt zu einem Templer hat, der sich Bernard de Clairvaux nennt. Offenbar gehört es zum Sicherheitskonzept der Untergrundorganisation, dass möglichst wenige Mitglieder voneinander wissen.

Pascoe ahnt nun, warum Kilda sich entschuldigen ließ: Young versteckt sich bei ihr im Torhaus. Er rast los. Unterwegs ruft er das CID in Harrogate an und verlangt von Detective Inspector Jim Collaboy, sofort ein Sondereinsatzkommando nach Haresyke Hall zu schicken.

Young, der bereits seinen Koffer gepackt hat, um sich nach Alicante abzusetzen, entgeht nicht, wie das Haus umstellt wird. Als Pascoe ihn über ein Megafon auffordert, sich bis auf die Unterhose auszuziehen und mit erhobenen Händen herauszukommen, fügt er sich und lässt sich widerstandslos festnehmen. Kilda sei zum Einkaufen gefahren, behauptet er. Dass das Haus mit einer Dunkelkammer ausgestattet ist, wundert Pascoe nicht. Stutzig macht ihn das ausgebaute Innere einer Kamera. Das kann nur eines bedeuten: Kilda hat eine im Kameragehäuse versteckte Sprengladung bei sich!

Seit Pascoe weiß, dass der Schuss in der Videothek in der Mill Street von Kilda abgegeben wurde, vermutet er wegen der Übereinstimmung der Waffen, dass sie auch auf Scheich Ibrahim Al-Hijazi schoss. Ist sie nun auf dem Weg zu dem Imam? Beabsichtigt sie, sich mit ihm zusammen in die Luft zu sprengen?


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Der Imam vermählte gerade Kalim Sarhadi und dessen Verlobte Jamila in der Moschee in Marrside. Nun beginnt die Hochzeitsfeier (Walima) im Marrside Grange Hotel. Tottie Sarhadi, die Mutter des Bräutigams, sammelt die Geldgeschenke – Schecks, Banknoten, aber auch viele Goldmünzen – in einem Beutel. Da taucht unerwartet Kilda Kentmore mit einer Kamera auf. Sie habe in der Nähe zu tun gehabt, sagt sie und fragt, ob sie ein paar Fotos machen dürfe. Tottie Sarhadi will sie fortschicken, aber das Hochzeitspaar, das sie bei der Talkshow „Fidlers Dreier“ kennenlernte, bittet sie herein.

Kilda tut so, als fotografiere sie. Sie muss sich gedulden, bis Scheich Ibrahim Al-Hijazi eintrifft. Aber dann geht sie mit der Kamera auf ihn zu.

In diesem Augenblick hört sie Peter Pascoe. Er steht in der Türe und redet auf sie ein. Ob sie tatsächlich ein Blutbad anrichten und ein frisch getrautes Paar mit in den Tod reißen wolle? Eine Weile zögert Kilda, aber dann fordert sie alle bis auf den Imam auf, den Raum zu verlassen und beginnt zu zählen. Das Hochzeitspaar und die Gäste versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Tottie Sarhadi strebt zunächst zum Ausgang, wie die anderen, aber dann kehrt sie um und nimmt den Beutel mit den Geldgeschenken auf. Wie eine Hammerwerferin dreht sie sich ein paar Mal im Kreis, dann trifft das schwere Ende Kilda unter dem rechten Ohr. Wie ein vom Bügel rutschendes Kleid geht Kilda zu Boden, und der Scheich nimmt ihr die als Kamera getarnte Bombe ab.

In einer Lagebesprechung behauptet Bernie Bloomfield, der Geheimbund der neuen Templer sei zerschlagen. Pascoe widerspricht. Er verdächtigt Bloomfield, unter dem Decknamen Bernard de Clairvaux der Maulwurf der Templer in der CAT zu sein. Aber das kann er nicht beweisen. Ebenso wenig vermag er John Matthew Luke Kewley-Hodge als Kopf der Untergrundorganisation zu entlarven.

Ellie ist wütend. Ihr Mann saß noch nicht im Auto, als Sergeant Wield gestand, dass er die Nachricht von Andy Dalziels Tod im Auftrag ihres Mannes überbracht hatte, um Kentmore zum Reden zu bringen. Dalziel ist nicht tot, im Gegenteil: Er ist aus dem Koma erwacht, und es sieht so aus, als könne er sich von den Folgen der schweren Verletzungen vollständig erholen. Ellie freut sich darüber, aber dass Peter ihr den Tod des Familienfreundes vortäuschte und ihre Reaktion darauf für seine Zwecke missbrauchte, verzeiht sie ihm lange nicht.

Über Andy Dalziels Genesung freut sich niemand mehr als seine Lebensgefährtin Amanda („Cap“) Marvell.

Wie Edith Hodge besuchte sie die St. Dorothy’s Academy for Catholic Girls bei Bakewell in Derbyshire. Sie fragt die langjährige Schulleiterin Freifrau Kitty Bagnold, die seit zwei Jahren in einem zur Avalon-Klinik in Sandytown, Yorkshire, gehörenden Pflegeheim lebt, nach Edith. Kitty Bagnold schickt ihr daraufhin eine lange E-Mail.

Die Schülerin Edith Hodge wurde relegiert, nachdem man sie beim Sex mit dem Sohn des polnischen Gärtners erwischt hatte. Bald darauf heiratete sie den fast dreißig Jahre älteren Baulöwen Alexander Kewley, der den Doppelnamen Kewley-Hodge annahm. Zu diesem Zeitpunkt war sie wohl schon schwanger, und zwar von ihrem Liebhaber, dem Gärtnersohn. Statt das Bauunternehmen seines Vaters zu übernehmen, absolvierte Luke Kewley-Hodge nach dem College eine militärische Ausbildung in Sandhurst und kämpfte dann für den SAS in Nordirland, Bosnien, im Irak und in Afghanistan. Kurz nachdem die Nachricht von seiner schweren Verwundung in Afghanistan eingetroffen war, erlag der Vater einem Herzinfarkt. Der Gärtner hieß übrigens Jakub Komorowski, sein Sohn Lukasz. Nach ihm nannte Edith Hodge-Kewley ihren Sohn Luke. Verbirgt sich statt Bernie Bloomfield Lukasz Komorowski hinter dem Decknamen Bernard de Clairvaux? Ist er der Maulwurf der neuen Templer beim CAT?

Cap Marvell leitet die Mail an Pascoes Privatadresse weiter. Ellie liest die brisante Nachricht – und löscht sie. Dadurch will sie verhindern, dass ihr Mann sich weiterhin in Gefahr begibt, um den Geheimbund zu zerschlagen.

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Obwohl der Engländer Reginald Hill (* 1936) bereits zwanzig Kriminalromane und einige Kurzgeschichten über die Detectives Andrew („Andy“) Dalziel und Peter Pascoe schrieb, überzeugt er in „Der Tod und der Dicke“ mit einer komplexen, gut durchdachten Handlung und zahlreichen literarischen Anspielungen. Die Routine verleitet ihn nicht dazu, nachlässig zu arbeiten, sondern hilft ihm, die verschiedenen Handlungsstränge souverän aus wechselnden Perspektiven zu entwickeln.

Im Zentrum steht die Auseinandersetzung mit islamistischen Terroristen. Eine an die Tradition des Templer-Ordens anknüpfende britische Untergrundorganisation kämpft mit blutigen Bombenanschlägen und gezielten Morden gegen Muslime, weil die Verschwörer der Ansicht sind, dass Regierung, Gesetze und Justiz im Krieg gegen den Terror versagen. Reginald Hill schildert in „Der Tod und der Dicke“ ein beunruhigendes Szenario paranoider Islamfeindlichkeit. Darüber hinaus lassen sich die Kapitel „Das fünfte Gebot“ und „Fidel-di-dumm“ als medienkritische Satire über Fernseh-Talkshows lesen.

In die spannende Handlung eingeflochten sind kurze Kapitel über Träume, Halluzinationen und Wahrnehmungen des im Wachkoma liegenden Andy Dalziel. Dabei setzt Reginald Hill auch auf derben Humor, etwa wenn der mit dem Patienten befreundete Gemeindepriester Joe Kerrigan am Krankenbett sitzt und betet.

„Verdammte Scheiße!“, empört sich Dalziel. „Irgend so ein Arsch betet zu mir!“
[…] Vater Joe hielt in seinem Gebet inne. Er glaubte eine Bewegung des gewaltigen Fleischberges auf dem Bett bemerkt zu haben. Ja, er hatte recht. Etwas rührte sich dort. Großer Gott, dachte er. Kann es sein, dass du ein einziges Mal meine Gebete umgehend erhörst?
Unter dem Laken waberte ein Geräusch, das den gelehrten Vater Joe an John Aubreys Bericht über jenen Geist denken ließ, der mit „seltsamem Duft und einem höchst melodiösen Tremolieren“ verschwand.
„Gut, du dicker Mistkerl“, sagte er. „Hab schon kapiert. Aber Gott segne dich trotzdem.“

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2011
Textauszüge: © Droemer Verlag

Umberto Eco - Nullnummer
Mit "Nullnummer", einer Mischung aus Politsatire und Agenten­thriller, geißelt Umberto Eco den moralischen Niedergang der italienischen Gesell­schaft am Vorabend der Berlusconi-Ära. Allerdings fehlt es "Nullnummer" an Tiefgang, und bei den Figuren handelt es sich mehr um Schablonen als um Charaktere.
Nullnummer