Eberhard Horst : Friedrich der Staufer
Inhaltsangabe
Kritik
Auszüge aus der Einleitung von Eberhard Horst:
Die dunkelroten Porphyrsarkophage im Seitenschiff des Doms von Palermo erinnern an eine Zeit, in der nach dem Willen der Herrschenden die sizilianische und die deutsche Geschichte miteinander verflochten wurden. Unter den schweren steinernen Baldachinen ruhen der Normannenkönig Roger II., seine jüngste Tochter Konstanze, ihr staufischer Gemahl Heinrich VI. und ihr Sohn Friedrich II. Weitere Sarkophage und Grabnischen beherbergen Friedrichs erste Gemahlin, Konstanze von Aragon, sowie Angehörige des aragonischen Herrscherhauses […]
Schon die ungewöhnliche Grabkleidung dieses römisch-deutschen Kaisers, mit ihren sarazenisch-arabischen Elementen, macht deutlich, dass Friedrich die Normen des christlichen Mittelalters sprengte […]
Sizilien und seine Hauptstadt Palermo hatte Friedrich geliebt […]
Friedrich starb am 13. Dezember 1250 im Castel Fiorentino, unweit von Lucera. Seine sarazenischen Leibwächter trugen ihn über die apulischen Hügel zum Jagdschloss Gioia del Colle und weiter nach Taranto. Ein Schiff brachte den Leichnam nach Messina. Dann zog das Trauergeleit auf dem Landweg nach Palermo. Friedrich wollte in dem von ihm selbst bestimmten Sarkophag in der Kathedrale neben seinem normannisch-deutschen Elternpaar und seiner ersten Gattin Konstanze bestattet sein. Er wollte zurückkehren an den Ort, wo er sich heimisch fühlte, von wo er achtunddreißig Jahre zuvor nach der folgenschwersten Entscheidung seines Lebens ausgezogen war, um deutscher Kaiser zu werden.
In diesen achtunddreißig Jahren wurde Friedrich zum stupor mundi et immutator mirabilis, zum Staunen der Welt und wundersamen Veränderer, wie Matthäus von Paris anlässlich seines Todes schrieb. Aber stupor mundi bedeutet auch, nach mittelalterlichem Verständnis, Betroffenheit und Erschrecken über den, der das Bestehende zu verändern versucht hatte […]
Als ich zum erstenmal vor den Porphyrsarkophagen im Dom von Palermo stand, lagen vor dem Sarkophag Friedrichs II. Blumen, ein Strauß angewelkter Rosen und Nelken. Bei den Sizilianern wie den Apuliern ist Federico Secondo unvergessen, nach sieben Jahrhunderten […] Anfang der Sechzigerjahre, während der Arbeit an meinem Sizilienbuch, wurde meine Neugier geweckt. Diese Neugier hielt an. Je mehr ich mich mit dem „Kaiser aus Sizilien“ beschäftigte, um so stärker fesselte mich seine Gestalt, seine Universalität, auch seine zwiespältige Genialität.
Das zeitgenössische Urteil über ihn trägt vorwiegend den Stempel seiner päpstlichen Gegner und ihrer Parteigänger. Friedrichs eigene Widersprüchlichkeit macht die Suche nach einem objektiven Verständnis nicht leichter […] Kaum eine andere Gestalt der europäischen Geschichte erlaubt eine solche Fülle von Perspektiven, von Sympathie und Antipathie.
Es kam mir darauf an herauszufinden, wie und warum Friedrich handelte, die Laufbahn eines Mannes darzustellen, der zu einer bestimmten Zeit unter bestimmten Verhältnissen gelebt hat […]
Besonders wichtig war mir der vielfach vernachlässigte Anteil der mütterlichen Seite und die normannisch-sizilianische Prägung Friedrichs […] Er war Sizilianer und Weltbürger […]
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)(Eberhard Horst in der Einleitung zu seinem Buch „Friedrich der Staufer. Eine Biographie“.)
Das erstmals 1975 veröffentlichte Buch gehört wohl auch dreißig Jahre später noch immer zu den meistgelesenen Biografien über den Stauferkaiser Friedrich II. (1194 – 1250). Eberhard Horst versteht es, die Absichten, Erfolge und Rückschläge dieses faszinierenden Herrschers ebenso aufschlussreich wie lebendig darzustellen und eine konkrete Vorstellung von der widersprüchlichen Persönlichkeit Friedrichs II. zu vermitteln.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2006
Textauszüge: © Claassen Verlag
Kaiser Friedrich II. (Kurzbiografie)
Eberhard Horst: Heloisa und Abaelard. Biografie einer Liebe