Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn : Die Hälfte des Himmels

Die Hälfte des Himmels
Originalausgabe: Half the Sky Turning Oppression into Opportunity for Women Worldwide Knopf, New York 2009 Die Hälfte des Himmels. Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen Vorwort: Margot Käßmann Übersetzung: Karl Heinz Silber C. H. Beck Verlag, München 2010 ISBN: 978-3-406-60638-0, 359 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In asiatischen Ländern gibt es mehr Männer als Frauen, denn weibliche Embryos werden häufiger als männliche abgetrieben und aufgrund von Unterschieden in der Versorgung sterben Töchter im Kindesalter häufiger als Söhne. – Weitere Themen in "Die Hälfte des Himmels": die hohe Müttersterblichkeit in Asien und Afrika, "Ehrenmorde", Säureanschläge auf Frauen und Brautverbrennungen, genitale Verstümmelung, Massenvergewaltigungen im Krieg und Zwangsprostitution.
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Kritik

Weil Statistiken keine Emotionen auslösen, verknüpfen Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn in "Die Hälfte des Himmels" Zahlen und Fakten geschickt mit der Schilderung konkreter Einzelschicksale.

Das amerikanische Journalisten-Ehepaar Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn hat vor Ort und in den Medien viel Material über die Situation der Frauen vor allem in Asien und Afrika gesammelt. „Die Hälfte des Himmels. Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen“ ist eine umfassende Studie und ein kenntnisreicher Bericht über unvorstellbares Leid. Weil Statistiken und abstrakte Darstellungen keine Emotionen auslösen, verknüpfen Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn Zahlen und Fakten geschickt mit der schonungslosen Schilderung konkreter Einzelschicksale, ohne dabei in Effekthascherei oder Sensationsgier zu verfallen.

Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn behaupten in „Die Hälfte des Himmels. Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen“, dass in den letzten fünfzig Jahren mehr Mädchen nur wegen ihres Geschlechts starben, als Männer in den Kriegen des 20. Jahrhunderts fielen. Beispielsweise sterben in China jedes Jahr 39 000 Mädchen im Säuglingsalter, weil sie von ihren Eltern weniger sorgfältig betreut werden wie neugeborene Söhne. So ist es auch in Indien: Söhne werden zwar geimpft, nicht jedoch Töchter, und wenn Kinder erkranken, bringen die Mütter ihre Söhne ins Krankenhaus, aber ihre Töchter nicht. Deshalb ist das Risiko eines indischen Mädchens, in den ersten fünf Jahren zu sterben, 50 Prozent höher als das eines indischen Jungen. Dazu kommt: Wo es möglich ist, das Geschlecht eines Embryos zu bestimmen, werden in diesen Ländern mehr weibliche als männliche Embryonen abgetrieben. Infolgedessen beträgt das Verhältnis von Männern zu Frauen in der chinesischen Gesellschaft 107 zu 100 und in der indischen 108 zu 100.

Auch auf die hohe Müttersterblichkeit in Asien und Afrika weisen Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn in „Die Hälfte des Himmels. Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen“ hin. Einer WHO-Schätzung zufolge ereignen sich 99 Prozent der weltweiten Todesfälle im Kindbett (2005: 536 000) in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Während in den USA eine von 4800 Frauen im Kindbett stirbt und in Irland sogar nur eine von 47 000, ist es in Indien eine von 70, in Afrika südlich der Sahara eine von 22 und in Niger eine von 7.

2003 zählte man in Pakistan 1261 „Ehrenmorde“. Allein in Islamabad und Rawalpindi wurden in den ersten neun Jahren des 21. Jahrhunderts schätzungsweise 5000 Frauen und Mädchen mit Benzin übergossen und angezündet, oder man verätzte ihnen das Gesicht mit Säure, weil Väter, Brüder oder Onkel glaubten, sie hätten durch ihr Verhalten die Familienehre beschmutzt. In Indien, so Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn weiter, werde alle zwei Stunden eine Braut verbrannt, meistens aus Unzufriedenheit über die Mitgift.

Schätzungsweise 3 Millionen Mädchen werden jedes Jahr Opfer genitaler Verstümmelungen [Die Beschneidung weiblicher Genitalien]. Nicht wenige von ihnen verbluten oder sterben an Infektionen.

Massenvergewaltigungen werden vor allem in afrikanischen Bürgerkriegen durchgeführt. So sollen nach einem Bericht der Vereinten Nationen während des Liberianischen Bürgerkriegs (1989 bis 2003) 90 Prozent aller über drei Jahre alten Mädchen und Frauen vergewaltigt worden sein.

Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn sind überzeugt, dass die Zahl der heute jährlich verschleppten und zur Zwangsprostitution gezwungenen Frauen und Mädchen die der Afrikaner übersteigt, die im 18. oder 19. Jahrhundert als Sklaven nach Amerika verschifft wurden.

Dass die Risiken von Frauen in patriarchalischen Gesellschaften besonders hoch sind, verwundert niemanden.

Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn zeigen in „Die Hälfte des Himmels“ aber auch Wege zur Verbesserung der Lage auf. Sie erzählen von Frauen, die zwar Opfer wurden, sich jedoch dagegen auflehnten und es schafften, sich zu befreien. Und sie berichten von Einrichtungen, die sich für die Minimierung des Elends der Frauen einsetzen. Offenbar ist es ratsam, Mikrokredite Frauen statt Männern zur Verfügung zu stellen, denn sie setzen die Mittel oft effektiver ein, und ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Erziehe einen Jungen, und du erziehst ein Individuum. Erziehe ein Mädchen, und du erzieht ein ganzes Dorf.“ Schulbildung ist dabei das Wichtigste überhaupt.

Der Titel des Buches spielt auf ein chinesisches Sprichwort an: „Frauen tragen die Hälfte des Himmels.“

Als erstes Journalisten-Ehepaar wurden Nicholas D. Kristof (* 1959) und Sheryl WuDunn (* 1959) mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet (1990 für ihre Berichterstattung über das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking). 2006 erhielt Nicholas D. Kristof einen zweiten Pulizer-Preis für seine Kommentare zum Konflikt in Darfur.

Das Vorwort zur deutschen Ausgabe des Buches „Die Hälfte des Himmels. Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen“ schrieb Margot Käßmann.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010

Genitale Verstümmelung
„Ehrenmorde“

A. L. Kennedy - Also bin ich froh
Eine gefühlskalte, sadomasochistisch veranlagte Schottin entdeckt die romantische Liebe und erzählt davon in einem fantastischen Roman. Indem sie sich wiederholt an ihr Publikum wendet, gibt sie der unglaublichen Geschichte den Anschein von Authentizität: "Also bin ich froh".
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.