Deborah Levy : Black Vodka

Black Vodka
Originalausgabe: Black Vodka And Other Stories Publishing, High Wycombe 2013 Black Vodka Übersetzung: Barbara Schaden Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2014 ISBN: 978-3-8031-3265-9, 123 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Zehn Kurzgeschichten von Deborah Levy:

"Black Vodka" – "Schlaglicht" – "Wien" – "Sternenstaub" – "Bettgespräche" – "Höhlenfrau" – "Ein Anruf" – "Simon Tegalas Herz in 12 Teilen" – "Roma" – "Ein besseres Leben"
mehr erfahren

Kritik

Die unter dem Titel "Black Vodka" zusammengefassten Kurzgeschichten von Deborah Levy handeln von einsamen Menschen, die zwar Sex haben, anderen jedoch auch dadurch nicht wirklich näher kommen. In jeder der Kurzgeschichten geschieht etwas Irritierendes bzw. Surreales.

Unter dem Titel „Black Vodka“ veröffentlichte der Verlag Klaus Wagenbach zehn von Barbara Schaden ins Deutsche übertragene Kurzgeschichten von Deborah Levy: „Black Vodka“, „Schlaglicht“, „Wien“, „Sternenstaub“, „Bettgespräche“, „Höhlenfrau“, „Ein Anruf“, „Simon Tegalas Herz in 12 Teilen“, „Roma“, „Ein besseres Leben“.

Die Kurzgeschichten handeln von einsamen Menschen, die zwar Sex haben, anderen jedoch auch dadurch nicht wirklich näher kommen. In jeder der Kurzgeschichten geschieht etwas Irritierendes bzw. Surreales.

Ihre eleganten und launigen Geschichten erforschen den Schmerz und die Verrenkungen des modernen Lebens, das Schweigen und die Ausflüchte zwischen Menschen, die fürchten, sie könnten nicht cool genug sein, nicht alles im Griff haben.
[…] Illusionen werden hier weniger zerstört, als vielmehr kurz und grell aufgeblendet […]
[…] Was als die Einsamkeit des Menschen in unserer Zeit erscheinen könnte, bietet paradoxerweise eine Chance zum Wandel, zu neuen Möglichkeiten der Begegnung.
(Michèle Roberts im Vorwort zu „Black Vodka“)

In „Höhlenfrau“ lässt sich die junge Frau Cass operieren. Danach erkennt ihr Bruder Bruv sie kaum noch wieder. Cass, die zunächst von einer Geschlechtsumwandlung sprach, hält sich nun für eine „Pseudo-Frau“. Jedenfalls gleicht sie aufgrund der Veränderungen dem von den Medien propagierten Bild der begehrenswerten Frau und wird von den Männern entsprechend umschwärmt.

In „Wien“ nimmt eine selbstbewusste verheiratete Frau namens Margret einen russisch-stämmigen Mann mit in ihr Luxusapartment. Bevor sie mit ihm schläft, probiert sie den Mikrowellenherd aus, den ihr der neue italienische Ehemann kaufte. Nachdem die beiden die darin zubereiteten Langostinos verspeist haben, lässt Margret die Rollläden herunter und zieht sich rasch aus. Ihr Besucher ist froh, dass sie keine postkoitalen Vertraulichkeiten von ihm erwartet und nichts von seiner Frau und den Kindern in Zürich wissen will, die er kürzlich verließ. Stattdessen schlüpft sie in einen Bademantel, kündigt an, dass im hauseigenen Pool schwimmen werde und gibt ihm zu verstehen, dass er bei der restlichen Gestaltung ihres Tages keine Rolle mehr spielt. Er zieht sich also an und geht.

„Black Vodka“ dreht sich um einen Ich-Erzähler, der erfolgreich als Werbetexter in einer Londoner Agentur arbeitet, aber wegen seines Buckels bereits in der Schule von den anderen ausgegrenzt wurde.

Er präsentiert seine Ideen für die Namens- und Markeneinführung eines neuen Wodkas: „Black Vodka …“, sagte ich mit leicht düsterem Unterton, „Vodka Noir spricht jene an, die ein Bedürfnis nach stylischer Existenzangst verspüren.“ Im Publikum fällt ihm eine Frau auf, die in ihr Notizbuch kritzelt und ihn nackt zeichnet. Sein Kollege Richard stellt sie ihm vor: sie heißt Lisa und arbeitet als Archäologin. Obwohl sie augenscheinlich Richards Freundin ist, gibt der Ich-Erzähler ihr ganz offen seine Karte, und sie ruft ihn bald darauf an, um sich mit ihm zu verabreden. Im Restaurant eines polnischen Clubs in South Kensington stellt der Vegetarier angenehm überrascht fest, dass Lisa mit großem Appetit Fleisch verzehrt. Die Archäologin macht kein Hehl daraus, dass sein Buckel ihr Interesse geweckt hat und sie sich gern den verwachsenen Knochen anschauen würde. Vor Schreck fällt ihm die Gabel aus der Hand.

Ich bücke mich, um sie aufzuheben, und weil ich nervös bin und zu viel Wodka getrunken habe, fange ich selbst mit einer archäologischen Grabung an. In meiner Vorstellung hebe ich den verblassten rosafarbenen Teppich des polnischen Clubs in South Kensington hoch und entdeckte darunter einen Wald voller Wildpilze und herabschießender Fledermäuse, die kopfüber leben. Es ist ein frisch verschneiter polnischer Wald im mörderischen zwanzigsten Jahrhundert. Gleichzeitig sehe ich in der Gegenwart, im ersten Jahrzehnt des einundzwanzigsten Jahrhunderts, die Füße von Gästen, die zwei Meter von uns entfernt Hering mit Sauerrahm essen. Ihre Schuhe sind aus Velours und Leder. Ein grauer Wolf streift durch den dunklen Wald und horcht auf das Klirren von Löffeln, die in Westlondon kakaobestäubten Cappuccino umrühren. Als er anfängt, an einem namenlosen Grab zu scharren, das erst kurz vorher zugeschaufelt wurde, will ich diese Ausgrabung im Geist nicht fortsetzen […]

Nachdem Lisa zum Abschluss ein Stück Käsekuchen gegessen hat, ruft sie ein Taxi, um nach Hause zu fahren. Sie sitzt bereits im Fond und hat ihr Fahrtziel genannt, als sie ihren neuen Bekannten zum Mitkommen auffordert. Sobald der Wagen anfährt, fängt Lisa an, ihn zu küssen.

Das Leben ist schön! Wodka ist schwarz! Birnen sind nackt! Der Regen ist waagrecht! Nachtfalter sind Geister. Davon stimmt nur einiges, aber Sie sollten wissen, dass mir das nicht annähernd so viel Angst einjagt wie die Aussicht auf Liebe.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Textauszüge: © Verlag Klaus Wagenbach

Deborah Levy: Heim schwimmen
Deborah Levy: Augustblau

Minette Walters - Fuchsjagd
Minette Walters versteht es meisterhaft, eine komplexe und facettenreiche, sich vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Lebens abspielende Handlung spannend zu erzählen. "Fuchsjagd" ist in jeder Beziehung ein vorbildlicher Kriminalroman.
Fuchsjagd