Das Versprechen

Das Versprechen

Das Versprechen

Originaltitel: Das Versprechen - Regie: Margarethe von Trotta - Drehbuch: Margarethe von Trotta, Peter Schneider und Felice Laudadio, nach einer Idee von Francesco Laudadio - Kamera: Franz Rath - Schnitt: Suzanne Baron - Musik: Jürgen Knieper - Darsteller: Corinna Harfouch, Meret Becker, August Zirner, Anian Zollner, Eva Mattes, Otto Sander, Hark Bohm, Jean-Yves Gaultier, Dieter Mann, Susanne Ugé, Hans Kremer, Pierre Besson, Tina Engel u.a. - 1995; 110 Minuten

Inhaltsangabe

Eine Gruppe Jugendlicher flieht im Herbst 1961, nach dem Mauerbau, durch die Kanalisation von Ost- nach Westberlin. Konrad, einer von ihnen, der im letzten Augenblick zurückblieb, macht als Wissenschaftler Karriere in der DDR. Als er im Sommer 1968 eine Fachtagung in Prag besucht, kann er endlich seine geflohene Freundin Sophie wiedersehen ...

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Kritik

Zeitgeschichte, die durch persönliche Schicksale veranschaulicht wird: Das geht nahe, auch wenn Margarethe von Trotta in "Das Versprechen" vor Klischees nicht zurückschreckt und die Musik stellenweise arg kitschig tönt.
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Mit Dokumentaraufnahmen über den Bau der Berliner Mauer im August 1961 beginnt der Film.

Auf ein Zeichen verlassen fünf Ostberliner Jugendliche im Herbst 1961 eine Tanzveranstaltung. In einer leeren Straße heben sie einen Kanaldeckel auf und klettern nacheinander hinunter: Max, Wolfgang, Monika, Sophie (Meret Becker). Konrad (Anian Zollner) stolpert über seine offenen Schuhbänder. Als sich zwei Militärfahrzeuge nähern, legt er den Deckel auf und drückt sich in den Schatten eines Hauses. War es ein Missgeschick oder hat sich Konrad im letzten Augenblick anders entschieden? Vielleicht weiß er es selbst nicht. Sophie will zu ihrem Freund zurück, aber die anderen reißen sie mit. Gleich darauf kommen Konrads Eltern angerannt, um die Flucht zu verhindern. Konrads Vater ist entsetzt, dass es zu spät dafür ist. In der nächsten Telefonzelle wählt er die Nummer der Polizei.

Die vier Jugendlichen waten durch die Kanäle. Schließlich klettern sie nach oben. Einer steigt ins Freie und sieht sich das Nummernschild des nächsten Autos an: B-RD 266! Sie kommen bei Sophies Tante (Eva Mattes) in Westberlin unter. Nach ein paar Tagen taucht Sophies Stiefvater auf, um die „Republikflüchtigen“ zurückzuholen. Aber er bemüht sich vergeblich, nicht zuletzt, weil sich Sophie daran erinnert, dass sich ihr Vater im Gefängnis das Leben genommen hat. An Sophies Einstellung ändert sich auch nichts, als die DDR-Behörden jeden Briefverkehr zwischen ihr, ihrer Mutter und ihrer Tante unterbinden.

Konrad wird verhört. Zur Bewährung muss er Dienst als Volkspolizist an der Grenze leisten. „Ihr schützt die menschlichste Ordnung, die es je in Deutschland gab“, schärft der Ausbilder den Rekruten ein, die vor einer Mauerattrappe üben und mit ihren Bajonetten auf eine Puppe einstechen, die einen Flüchtling darstellen soll.

Sophie beauftragt eine Fluchthelferorganisation, Konrad nach Westberlin zu holen. Die Flucht mehrerer Menschen wird vorbereitet. Aber nur die ersten fünf kommen durch; die anderen werden festgenommen. Konrad ist rechtzeitig zurückgeblieben und hat die Verhaftungen beobachtet.

Er weint verzweifelt wie Sophie.

Sommer 1968: Professor Eberhard Lorenz (Otto Sander) vom astronomischen Institut in Potsdam besteht darauf, dass ihn sein bester Student — Konrad Richter — zu einer internationalen Fachtagung in Prag begleiten darf. Endlich können Sophie und Konrad sich wiedersehen. Nach der ersten Freude streiten sie darüber, wieso Konrad damals nicht mitkam bzw. warum Sophie nicht in die DDR zurückkehrte. Sie lieben sich in einem Hotelzimmer, und Konrad kommt zu spät zu seinem Vortrag. Sein Professor ist für ihn eingesprungen. Er sorgt dafür, dass Konrad seine Doktorarbeit in Prag schreiben kann, und Sophie will für diese Zeit von Berlin in die tschechische Hauptstadt ziehen.

Am 20. August 1968 wacht das Paar nachts auf. Die Fensterscheiben klirren. Panzer rumpeln durch die Straßen. Der Einmarsch des Warschauer Pakts hat begonnen. Sophie lässt sich auch von Soldaten nicht davon abhalten, auf die Straße zu laufen und sich den Demonstranten anzuschließen. Hilflos blickt Konrad ihr durchs Fenster nach.

Konrads Schwester wird in Ostberlin bei einer Demonstration gegen den Einmarsch in Prag verhaftet. Ihr Vater kann es nicht fassen, dass er der Gerichtsverhandlung nicht beiwohnen darf. Da kommt sein Glaube an die Staats- und Parteiführung der DDR ins Wanken.

Sophie reist nach Ostberlin, um Konrad zu sehen. Sie ist schwanger und beabsichtigt, einen Antrag auf Wiedereinbürgerung zu stellen, um bei ihm bleiben zu können. Aber er weist sie auf die Abhörwanzen in seiner Wohnung und die Stasi-Beamten vor dem Haus hin und fragt: „Willst du, dass dein Kind mit denen aufwächst?“ Er hat bereits ein Visum für einen astronomischen Vortrag in Stockholm erhalten. Von dort aus will er zu Sophie nach Westberlin reisen.

Doch im letzten Augenblick wird das Visum annulliert. Sophie hält die Unsicherheit und Nervosität auch im Interesse ihres noch ungeborenen Kindes nicht länger aus: Sie bricht den Kontakt zu Konrad ab.

Zwölf Jahre später. Konrad Richter (ab jetzt von August Zirner gespielt), der inzwischen den Lehrstuhl von Professor Lorenz übernommen hat, ist verheiratet und hat eine Tochter. Einen Aufenthalt in Westberlin nutzt er, um bei Sophie (Corinna Harfouch) zu läuten. Sie wohnt mit einem Franzosen zusammen. Ihr Sohn Alexander (Hans Kremer) wächst zweisprachig auf. Konrad erreicht,

dass die Behörden regelmäßige Besuche Alexanders bei ihm in Ostberlin erlauben.

Konrads Schwester, eine regimekritische Pastorin, ist mit Sophies Bruder Harald verheiratet. Am 20. Jahrestag des Mauerbaus demonstriert Harald, indem er sich weithin sichtbar an ein Fensterkreuz bindet. Er wird verhaftet und gegen seinen Willen nach Westberlin abgeschoben. Da trifft er auf Fixer, Bettler, Prostituierte, und an der Wand der S-Bahnstation hängt ein RAF-Fahnungsplakat. Sophie ist nicht zu Hause. Konrad lässt seinen Koffer im Treppenhaus stehen, geht zurück zur Grenze und klettert über den Zaun. Als die Grenzsoldaten einen Scheinwerfer auf ihn richten, geht er mit erhobenen Händen auf den Wachturm zu — bis er erschossen wird.

Weil Konrad seiner Frau Elisabeth verheimlicht hat, dass er seit Haralds Tod regelmäßig die Montagsandacht seiner Schwester besucht, ohrfeigt sie ihn. „Du lebst ja gar nicht mehr mit mir“, wirft sie ihm vor, „sondern mit deinen ewig jungen Gespenstern.“

Den Stasi-Beamten Müller (Hark Bohm), der weitere Besuche Alexanders bei seinem Vater untersagt, schlägt Konrad nieder. Danach muss er als Heizer für seinen Lebensunterhalt sorgen.

9. November 1989: Alexander zieht seine Mutter hinaus auf die Straße. Die Mauer ist offen! Eine Kolonne von Trabis schiebt sich von Ost- nach Westberlin. Die Menschen verbrüdern sich und feiern zusammen. Nur eine Ostberlinerin meint resigniert: „Wenn nach 30 Jahren der Käfig aufgemacht wird, kann man nicht mehr fliegen.“ Der Stasi-Beamte Müller jubelt in das Mikrofon eines westlichen Fernsehsenders: „Dies ist ein Freudentag! Auf diesen Tag haben wir jahrelang systematisch hingearbeitet.“ Während Sophie in Westberlin bleibt, geht Alexander hinüber in den Osten der Stadt und sucht dort seinen Vater. Gemeinsam überqueren sie die Grenze. Sophie traut ihren Augen nicht, als sie die beiden Männer kommen sieht.

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Sophie und Konrad sind sowohl Handelnde als auch Leidende, die sich den Zwängen der deutschen Teilung fügen müssen. Nach dem Bau der Berliner Mauer verpasst Konrad zweimal die Flucht in den Westen und damit die große Liebe seines Lebens. Um in der DDR studieren und eine Karriere als Wissenschaftler machen zu können, arrangiert er sich mit dem Regime und gründet in Ostberlin eine Familie. Als Sophie nach dem Zusammensein mit Konrad in Prag schwanger wird, erträgt sie das Warten und die Unsicherheit nicht länger und baut sich in Westberlin eine eigene Existenz auf. Sie lebt schließlich mit ihrem Sohn und ihrem französischen Lebenspartner zusammen. 1989 fällt die Mauer. Sophie, Konrad, ihre Kinder und Partner müssen sich erneut entscheiden.

Zeitgeschichte, die durch persönliche Schicksale veranschaulicht wird: Das geht nahe, auch wenn Margarethe von Trotta in „Das Versprechen“ nicht vor Klischees zurückschreckt (besonders krass bei Haralds Ankunft in Westberlin) und die Musik stellenweise arg kitschig tönt.

Für diesen ersten Film über die Zeit der deutschen Teilung zwischen dem Bau der Mauer und ihrer Öffnung erhielt Margarethe von Trotta eine „Oscar“-Nominierung und im Januar 1995 den Bayerischen Filmpreis. Mit „Das Versprechen“ wurden am 9. Januar 1995 die Berliner Filmfestspiele eröffnet.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002

Der Bau der Berliner Mauer
Ministerium für Staatssicherheit (Stasi)

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