Janet Wallach : Königin der Wüste
Inhaltsangabe
Kritik
Die englische Industriellentochter Gertrude Bell studierte als eine der ersten Frauen in Oxford. Sie unternahm Weltreisen und tollkühne Klettertouren in den Schweizer Alpen, bevor sie anfing, Wüsten zu durchqueren und den Orient zu erkunden. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Landeskunde und ihrer Kontakte zu vielen Scheichs wurde sie im Ersten Weltkrieg zum einzigen weiblichen Politoffizier des britischen Expeditionskorps in Mesopotamien ernannt. Als die Araber sich mit Hilfe der Briten von der osmanische Herrschaft befreiten, beriet Gertrude Bell die Regierung in London, die britischen Hochkommissare vor Ort und den ersten König des neuen Staates Irak. In den letzten neun Jahren ihres Lebens wohnte sie in Bagdad.
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Die amerikanische Journalistin und Buchautorin Janet Wallach hat sich anhand der umfangreichen Korrespondenz Gertrude Bells, ihrer Tagebücher und Notizen mit dem faszinierendem Leben der Orientreisenden vertraut gemacht und stellt es auf 574 Seiten detailliert dar. Weil es für große Teile der Biografie keine anderen Quellen als Gertrude Bells Aufzeichnungen gibt, besteht die Gefahr der Schönfärbung, der Janet Wallach wohl auch hin und wieder nachgibt.
Die geschichtliche Entwicklung, in die Gertrude Bell maßgeblich involviert war, beschreibt Janet Wallach nicht nur als Hintergrund des Porträts dieser faszinierenden Frau, sondern sie vermittelt den Lesern außergewöhnlich kenntnisreich ein klares Bild des historischen Geschehens im Mittleren Osten vom Zusammenbruch des Osmanischen Reiches bis zur Gründung des Iraks.
Durch den Irak-Krieg im Frühjahr 2003 ist das Thema besonders aktuell. Nach der Einnahme Bagdads durch die Amerikaner verwüsteten Plünderer im April 2003 das Irakische Nationalmuseum, dessen Anfänge auf Gertrude Bell zurückgehen, die im Oktober 1922 auf Vorschlag von König Faisal zur ehrenamtlichen Direktorin der Altertümer Iraks genannt worden war. Der Raub und die Zerstörung von 170 000 zum Teil einmaligen Exponaten gelten als „größte kulturelle Katastrophe, die seit der Zerstörung Bagdads im Mongolensturm 1258 über das Zweistromland kam“ (Heiko Flottau in: „Süddeutsche Zeitung“, 19. April 2003).
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2003
Gertrude Bell (tabellarische Biografie)
Werner Herzog: Königin der Wüste
Ein ausführliches Porträt von Gertrude Bell finden Sie in
Dieter Wunderlich: WageMutige Frauen. 16 Porträts