Allied. Vertraute Fremde

Allied. Vertraute Fremde

Allied. Vertraute Fremde

Allied. Vertraute Fremde – Originaltitel: Allied – Regie: Robert Zemeckis – Drehbuch: Steven Knight – Kamera: Don Burgess – Schnitt: Mick Audsley, Jeremiah O'Driscoll – Musik: Alan Silvestri – Darsteller: Brad Pitt, Marion Cotillard, Jared Harris, Simon McBurney, Lizzy Caplan, Matthew Goode. Anton Lesser, August Diehl, Camille Cottin, Charlotte Hope, Marion Bailey u.a. – 2016; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Der kanadische Geheimdienst-Offizier Max Vatan erhält den Auftrag, mit der Résistance-Kämpferin Marianne Beausejour gemeinsam den deutschen Botschafter in Marokko zu töten. Das Agentenpaar verliebt sich und heiratet nach der Durchführung des Anschlags in London. Als ihre Tochter ein Jahr alt ist, wird Max von einem ranghohen SOE-Offizier vorgeladen, der ihm mitteilt, dass es sich bei seiner Ehefrau vermutlich um eine für die Deutschen tätige Doppelagentin handelt ...
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Kritik

"Allied. Vertraute Fremde" ist ein tragisch endender Action- bzw. Agenten­thriller von Robert Zemeckis mit melo­drama­tischen Zügen. Asso­zia­tionen mit "Casablanca" sind kein Zufall. Die Charaktere werden zwar nicht ausgeleuchtet, aber Marion Cotillard spielt ihre Rolle facetten- und nuancenreich.
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Der aus Ontario stammende Pilot und Geheimdienst-Offizier Max Vatan (Brad Pitt) springt 1942 über der Wüste von Französisch-Marokko mit dem Fallschirm ab. Ein Auto mit einem arabischen Fahrer (Vincent Ebrahim) nähert sich: Er wird abgeholt. Während der Fahrt nach Casablanca entnimmt er einem für ihn auf dem Rücksitz liegenden Koffer einen gefälschten Pass und einen Anzug. Elegant gekleidet steigt er aus und wird freudig von einer jungen Frau begrüßt. Marianne Beausejour (Marion Cotillard), so heißt sie, hat ihren Freunden und Bekannten schon seit Tagen die Ankunft ihres Ehemanns angekündigt, und nun zeigt sie ihn überall herum. Angeblich stammt er aus Paris, aber an seinem Akzent muss er noch arbeiten. Marianne Beausejour gehört der Résistance an. Das Agentenpaar hat den Auftrag, den deutschen Botschafter in Marokko zu töten.

Beim Frühstück in einem Straßencafé am nächsten Morgen bemerkt Max einen nationalsozialistischen Abwehroffizier (Michael McKell), der ihn schon einmal verhörte und vermutlich wiedererkennt. Als der Deutsche ins Gebäude geht, folgt ihm Max – und erwürgt ihn in der Telefonzelle, bevor er seine Meldung durchgeben kann.

Marianne hat bereits einen Termin mit Hobar (August Diehl) vereinbart, dem deutschen Verbindungsoffizier des Botschafters. Von ihm bekommen sie die gewünschte Einladung zu einem Empfang in der Botschaft am übernächsten Abend, bei dem sie ihren Anschlag ausführen wollen.

In der Wüste üben sie schießen. Dabei fällt Max auf, dass Marianne zwar zielsicher schießt, aber nicht weiß, wie man eine Sten Gun entsichert, obwohl das in der Résistance bekannt sein dürfte.

Weil sie nicht schlafen können, fahren sie nachts noch einmal in die Wüste. Während eines Sandsturms lieben sie sich im Auto. Sie wissen nicht, ob sie den Tag überleben werden. Was Max nach dem Krieg machen wolle, fragt Marianne, und er antwortet, dass er vorhabe, eine Ranch bei Medicine Hat in der kanadischen Provinz Alberta zu kaufen und Pferde zu züchten.

Als der deutsche Botschafter (Anton Blake) in den Saal kommt und sich anschickt, den Empfang mit einer Rede zu eröffnen, sprengen Agenten der Alliierten ein vor dem Gebäude geparktes Auto. Dieses Ablenkungsmanöver ist für Max und Marianne das Zeichen: Sie kippen den Tisch um, vor dem sie stehen, reißen die darunter von Helfern versteckten Sten Guns hoch und eröffnen das Feuer. Bis auf die beiden Attentäter überlebt kaum jemand das Gemetzel.

Im Fluchtauto fragt Max, ob Marianne seine Frau werden wolle.

Drei Wochen später teilt ihm sein Vorgesetzer Frank Heslop (Jared Harris) in London mit, dass Marianne Beausejours Sicherheitsüberprüfung abgeschlossen sei und sie ins Vereinigte Königreich einreisen dürfe. Die beiden heiraten. Während eines Luftangriffs bringt Marianne vor einer Klinik im Freien eine Tochter zur Welt, die den Namen Anna erhält.

Mrs Sinclair (Marion Bailey), eine Nachbarin, ist gern bereit, auf Anna aufzupassen, beispielsweise wenn Max und Marianne zusammen etwas unternehmen möchten.

Anna ist ein Jahr alt, als Max und sein Chef Frank Heslop von einem ranghohen Offizier der Special Operations Executive (Simon McBurney) vorgeladen werden. Es bestehe der Verdacht, dass es sich bei Max‘ Ehefrau um eine Doppelagentin handelt, heißt es. Verschlüsselte, drahtlos von London nach Berlin übertragene Botschaften scheinen von ihr zu stammen. Max kann sich das nicht vorstellen und protestiert, aber die Vorgesetzten bestehen auf einem Test. Um 23.07 Uhr werde er einen Anruf erhalten, sagen sie ihm. Er soll die durchgegebene Scheinnachricht notieren. Falls der britische Geheimdienst diesen Text dann abfangen würde, wäre Marianne Beausejour entlarvt. In diesem Fall hätte Max die Pflicht, sie zu eliminieren.


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Das Telefon klingelt pünktlich, und Max schreibt den durchgegebenen Text auf einen Notizblock, den er auf dem Nachttisch liegen lässt.

Marianne entgeht nicht, dass Max etwas beschäftigt, und es beunruhigt sie, aber er redet nicht mit ihr darüber. Erst einmal will er die Anschuldigung entkräften.

Er sucht einen früheren Geheimagenten namens Guy Sangster (Matthew Goode) auf, der Marianne Beausejour kannte, als sie noch in Paris im Einsatz war. Aber er wurde schwer verletzt und ist erblindet. Deshalb kann er sie nicht auf dem mitgebrachten Foto identifizieren. Stattdessen empfiehlt er Max, mit Paul Delamare (Thierry Frémont) zu reden. Der Résistance-Kämpfer wurde allerdings festgenommen und sitzt in einer Gefängniszelle eines Polizeireviers in Dieppe. Auf eigene Faust überquert Max nachts mit einem kleinen Flugzeug allein den Ärmelkanal und überfällt im von den Deutschen besetzten Frankreich mit einigen Helfern die Polizeistation. Paul Delamare ist schwer betrunken. Er behauptet, die Frau auf dem Foto sei Marianne Beausejour, gibt jedoch eine andere Augenfarbe an. Schließlich erzählt er, Marianne habe hervorragend Klavier gespielt und sei so tollkühn gewesen, 1941 in einem von Deutschen frequentierten Café in Paris die Marseillaise anzustimmen.

Als Marianne am nächsten Morgen in die Küche kommt, sitzt Max übermüdet da und wartet auf sie. Ohne Erklärungen bringt er sie dazu, Anna bei Mrs Sinclair abzugeben. Dann nimmt er sie mit zu einem Pub, bricht dort ein und fordert sie auf, sich ans Klavier zu setzen und die Marseillaise zu spielen. Das kann sie nicht. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu gestehen, dass sie die Identität der von den Deutschen hingerichteten Widerstandskämpferin Marianne Beausejour übernommen und für die Deutschen spioniert habe. Auch den von Max zuletzt auf einen Notizblock geschrieben Text gab sie durch.

Weil Max trotzdem überzeugt ist, dass Mariannes Gefühle für ihn und Anna echt sind, will er mit ihr zusammen fliehen. Er klingelt bei Mrs Sinclair, die ebenfalls für den deutschen Geheimdienst gearbeitet hat, erschießt sie kurzerhand und nimmt Anna mit. Im strömenden Regen fährt er mit Frau und Kind zum nahen Militär­flughafen. Am Schlagbaum kennt man ihn und lässt ihn passieren. Er lenkt den Wagen zu einem der kleinen Flugzeuge auf dem Flugfeld. Während er die Motoren anlässt, wartet Marianne mit Anna im Auto.

Ein Militärjeep nähert sich und blockiert mit der Motorhaube den Propeller. Frank Heslop steigt aus. Er beschuldigt Max des Hochverrats. Max versucht, ihm einzureden, Marianne sei unschuldig und von den Deutschen erpresst worden. Sie nimmt seine Dienstwaffe aus dem Handschuhfach, steigt aus, versichert ihm nochmals, dass sie ihn liebt – und erschießt sich.

Weitere Soldaten nähern sich. Frank Heslop befiehlt ihnen, in den Bericht zu schreiben, dass die Doppelagentin befehlsgemäß von Max Vatan erschossen worden sei.

Marianne hinterlässt einen liebevollen Brief an Anna und Max, den sie am Vorabend in Vorausahnung ihrer Entlarvung geschrieben hatte.

Im Schlussbild sehen wir, wie Max mit seiner heranwachsenden Tochter Anna an den Koppeln seiner Pferdefarm entlang geht.

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Dem britischen Drehbuchautor Steven Knight (* 1959) zufolge basiert der Plot des Films „Allied. Vertraute Fremde“ auf wahren Begebenheiten, von denen er als 21-Jähriger erfuhr.

Im ersten, in Marokko spielenden und mit einem grotesken Gemetzel à la Quentin Tarantino endenden Teil handelt es sich um einen Action- bzw. Agententhriller. Mit dem Wechsel des Schauplatzes nach England treten zunächst Züge eines Melodrams in den Vordergrund. Das Ende von „Allied. Vertraute Fremde“ ist tragisch.

Einige Szenen sind unrealistisch, und weder Steven Knight noch Robert Zemeckis kommt es darauf an, die Charaktere stärker auszuleuchten. So erfahren wir auch nichts über die Beweggründe der weiblichen Hauptfigur, die allerdings von Marion Cotillard facetten- und nuancenreich verkörpert wird. Brad Pitt verändert Mimik und Gestik dagegen kaum, obwohl er doch in eine existenzielle Zwickmühle gerät.

Dass „Allied. Vertraute Fremde“ 1942 in Casablanca beginnt und an einem Regentag auf einem Flugplatz endet, erinnert an den Klassiker „Casablanca“ von Michael Curtiz mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in den Hauptrollen.

Der deutsche Zusatztitel entspricht dem Titel eines von Sam Garbarski inszenierten Films: „Vertraute Fremde“.

Die Dreharbeiten für „Allied. Vertraute Fremde“ begannen im Februar 2016 in London. Die in der marokkanischen Stadt Casablanca spielenden Szenen entstanden im Mai 2016 auf Gran Canaria.

Die Kostüm-Designerin Joanna Johnston wurde für einen „Oscar“ nominiert.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2017

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