Apocalypse Now

Apocalypse Now

Apocalypse Now

Apocalypse Now - Originaltitel: Apocalypse Now - Regie: Francis Ford Coppola - Drehbuch: John Milius und Francis Ford Coppola, nach dem Roman "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad - Kamera: Vittorio Storaro - Schnitt: Walter Murch, Lisa Fruchtman, Gerald B. Greenberg und Richard Marks - Musik: Carmine Coppola, Francis Ford Coppola und Mickey Hart - Darsteller: Martin Sheen, Marlon Brando, Robert Duvall, Dennis Hopper, Harrison Ford u.a. - 1979 / 2001; 200 Minuten

Inhaltsangabe

Als der hochdekorierte Colonel Kurtz während des Vietnam-Kriegs im kambodschanischen Dschungel wie ein War Lord eine eigene grausame Herrschaft etabliert und sich dem Kommando der militärischen Führung entzieht, erhält ein Captain der US Army den Geheimbefehl, ihn aufzuspüren und zu töten.
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Kritik

Der Roman "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad inspirierte Francis Ford Coppola zu dem monumentalen Filmepos "Apocalypse Now". Die Handlung verlegte er allerdings von 1891 ins Jahr 1968, und von Zentralafrika nach Indochina.
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Saigon 1968. Captain Benjamin L. Willard (Martin Sheen) vom Geheimdienst der US Army erwacht schweißgebadet in einem schäbigen Hotelzimmer unter einem Deckenventilator, der ihn an die Rotorblätter von Kampfhubschraubern erinnert. Seit einer Woche versucht er, sich hier zu erholen, aber er kann die schrecklichen Kriegserlebnisse nicht vergessen.

Als zwei Offiziere ihn abholen wollen, ist er so betrunken, dass sie ihn erst unter eine kalte Dusche stellen müssen. In einem Hubschrauber wird er zu einem Militärgelände bei Nha Trang gebracht, wo General R. Corman (G. D. Spradlin), Colonel Lucas (Harrison Ford) und ein schweigsamer Geheimdienstagent in Zivilkleidung (Jerry Ziesner) auf ihn warten. Sie spielen ihm ein Tonband mit Äußerungen des achtunddreißigjährigen Colonels Walter E. Kurtz (Marlon Brando) vor, der beispielsweise über einen ständig wiederkehrenden Albtraum klagt, in dem eine Schnecke auf der Schneide eines Rasiermessers entlangkriecht. Der mehrfach ausgezeichnete Colonel stammt aus einer amerikanischen Offiziersfamilie und absolvierte wie sein Großvater und sein Vater die Militärakademie in Westpoint. Inzwischen hat die militärische Führung des Vietnam-Krieges ihn allerdings nicht mehr unter Kontrolle, denn er behandelt seine Truppen wie eine Privatarmee und lässt sich in einem kambodschanischen Tempel tief im Dschungel wie ein Gott verehren. Auf seinen Befehl hin wurden vier Vietnamesen hingerichtet, die er für Doppelagenten hielt. General Corman hält Kurtz für verrückt und erteilt Captain Willard den Geheimbefehl, ihn aufzuspüren und zu liquidieren. Willard hat bisher im Krieg nur Vietnamesen getötet und schreckt davor zurück, einen Landsmann umzubringen, aber es bleibt ihm keine Wahl.

Willards erste Station ist der Stützpunkt des Hubschrauber-Geschwaders von Colonel William („Bill“) Kilgore (Robert Duvall). Er erlebt einen Angriff auf ein vietnamesisches Dorf, der von einem Filmteam unter der Regie von Francis Ford Coppola aufgenommen wird. Ein Schwerverletzter, der sich einen Kochtopfdeckel auf den Bauch presst, damit die Eingeweide nicht herausquellen, fleht Kilgore um einen Schluck Wasser an. Der Colonel schraubt seine Wasserflasche auf, doch als man ihm in diesem Augenblick berichtet, dass sich der bekannte Surfer Lance B. Johnson (Sam Bottoms) unter seinen Männern befindet, wendet er sich abrupt von dem Sterbenden ab, um Lance die Hand zu schütteln und begeistert übers Surfen zu fachsimpeln.

Kilgore und sein Geschwader bringen Willard zur Nung-Mündung und greifen bei dieser Gelegenheit ein weiteres vietnamesisches Dschungeldorf an. Während die Amerikaner immer wieder die Hütten überfliegen und aus Maschinengewehren auf die verzweifelt hin und her laufenden Menschen schießen, lässt Kilgore aus den Bordlautsprechern Richard Wagners „Ritt der Walküren“ dröhnen. Unbekümmert über die blutige Schlacht, begeistert Kilgore sich für die zwei Meter hohen Meereswellen und fordert einige seiner Männer zum Surfen auf. Als die angeforderten Düsenjäger den Dschungel entlang der Küste mit Napalm in Brand setzen, schwärmt Kilgore von dem Geruch, ärgert sich jedoch über den vom Feuer verursachten Sturm, der die herrlichen Wellen zerstört und das Surfen unmöglich macht.

Ein von einem Hubschrauber abgesetztes Patrouillenboot soll Captain Willard den Nung hinaufbringen. Sein Ziel hält er vorerst auch gegenüber Chief Chartermaster Phillips (Albert Hall) geheim, der die vierköpfige Besatzung kommandiert, zu der auch Lance gehört. Einen der Matrosen, der eigentlich Jay Hicks (Frederic Forrest) heißt, nennen sie „Chef“, weil er wie ein Küchenchef von der Zubereitung feiner Gerichte und Saucen träumt.

Nach einiger Zeit kommen sie zu einem großen amerikanischen Stützpunkt, auf dem Tausende von Glühbirnen leuchten, weil an diesem Abend die drei „Playboy“-Playmates Carrie Foster (Cynthia Wood), Terri Turee (Colleen Camp) und Sandra Beatty (Linda Carpenter) eingeflogen werden, die vor den GIs herumhüpfen. Als die aufgegeilten Soldaten jedoch die Bühne stürmen, ruft der Manager die beiden Mädchen wieder zurück in den Hubschrauber und fliegt mit ihnen davon.

Während die „Rolling Stones“ im Radio „I can’t get no satisfaction“ singen, hängt sich einer der Männer, die Willard begleiten, mit Wasserskiern ans Boot und kümmert sich auch nicht um die Vietnamesinnen, die am Flussufer waschen und verzweifelt zu verhindern versuchen, dass die Wellen ihre Wäsche fortschwemmen.

In einem amerikanischen Militärdepot dürfen die Soldaten als Gegenleistung für zwei Fässer Benzin von Bord des Patrouillenbootes die Blusen der drei Playmates aufknöpfen, die hier mit ihrem Manager gelandet sind, weil ihrem Hubschrauber der Sprit ausgegangen ist.

Kurz darauf kommt dem Patrouillenboot ein Sampan vietnamesischer Bauern entgegen. Willard will nicht anhalten, aber der Kapitän besteht darauf, das Wohnboot zu durchsuchen. Weil eines der Mädchen einen Korb zu verstecken versucht, kommt es zu einer Schießerei. Die Besatzung des Patrouillenbootes will die schwerverletzte Vietnamesin zu einem Stützpunkt bringen, wo es von einem Arzt gerettet werden kann, aber Willard will seinen Geheimauftrag nicht gefährden und erschießt das Mädchen kaltblütig.

Der Matrose Tyrone Miller (Laurence Fishburne) wird durch einen aus dem Dschungel abgeschossenen Pfeil getötet.

Einige Zeit später tauchen aus dem Nebel am Flussufer bewaffnete Franzosen auf. Die Männer auf dem Patrouillenboot legen ihre Gewehre auf den Boden und ergeben sich. Doch als die Franzosen sich vergewissert haben, dass keine Gefahr besteht, laden sie Captain Willard zum Essen ein. Hubert de Marais (Christian Marquand), der Besitzer der Plantage, erzählt seinem Gast, dass sie sich seit mehr als siebzig Jahren im Besitz seiner Familie befinde und er sie unter keinen Umständen aufgeben werde. „Wir kämpfen hier für unser Eigentum, unsere Heimat und den Zusammenhalt der Familie. Ihr Amerikaner kämpft dagegen um das größte Nichts in der Geschichte.“ Den Fall der französischen Festung Dien Bien Phu am 7. Mai 1954, der die Niederlage der Franzosen im Krieg gegen die Vietminh besiegelte, führt der uneinsichtige Kolonialist auf den Verrat französischer Politiker zurück. Seine Tochter Roxanne Sarrault (Aurore Clément), deren Ehemann im Kampf fiel, bleibt nach dem Abendessen allein mit Willard zurück und raucht mit ihm auf ihrem Bett liegend eine Opiumpfeife, bevor sie sich entkleidet und die Moskitovorhänge herunterlässt.

Einige Tage später kommt auch Phillips ums Leben. Mit Chef und Lance fährt Willard weiter, bis sie von einem Eingeborenenstamm und einem aufgekratzt herumhüpfenden amerikanischen Fotoreporter (Dennis Hopper) empfangen werden. In den Bäumen hängen Leichen; die Wege werden von aufgespießten Köpfen gesäumt. Während der Kriegsfotograf Willard zu Kurtz in den Tempel führt, erzählt er ihm, dass sich die Eingeborenen als dessen Kinder betrachten. Über Kurtz meint er: „Der Mann ist klar in seinem Geist, aber verwirrt in seiner Seele.“ Kurtz sperrt Willard in einen engen Käfig aus Bambusstäben. Als er ihm unvermittelt Chefs abgetrennten Kopf hinwirft, bricht Willard zusammen. In einer Hütte kommt er wieder zu sich. Kurtz öffnet die Tür und erlaubt seinem entkräfteten Gefangenen, sich frei zu bewegen. „Sie haben ein Recht, mich zu töten“, erklärt Kurtz, „aber sie haben kein Recht, über mich zu richten.“ Willard hört und sieht Kurtz wie im Rausch. Während die Eingeborenen bei einem Fest einen Ochsen mit Schwertern niedermetzeln, erschlägt er den War Lord. Sobald er ins Freie tritt, huldigt ihm der Stamm, aber er geht wie in Trance durch die Menschenmenge hindurch, klettert zu Lance in das Patrouillenboot, schaltet das Funkgerät aus und legt ab.

„This is the end …“, singt Jim Morrison von „The Doors“.

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Der Roman „Herz der Finsternis“ von Joseph Conrad, den schon Orson Welles verfilmen wollte, inspirierte Francis Ford Coppola zu diesem monumentalen Filmepos. Die Handlung verlegte er allerdings von 1891 ins Jahr 1968, die Schiffsreise vom Kongo zum Nung (einem fiktiven, dem Mekong nachempfundenen Fluss), und Kurtz residiert in Kambodscha statt in Zentralafrika. „Apocalypse Now“ ist ein epochaler Film über die Abscheulichkeit und Sinnlosigkeit des Krieges im Allgemeinen und des Vietnam-Krieges im Besonderen. Die Reise von Captain Benjamin Willard den Fluss hinauf ist zugleich ein Abstieg in den Wahn und die menschliche Verkommenheit. Dennoch handelt es sich nicht um einen klassischen Antikriegsfilm, denn Coppola zeigt in beinahe poetischen Bildern auch die Faszination des Grauens.

Christian Brückner synchronisiert in der deutschen Fassung von „Apocalypse Now“ Captain Willard und erzählt außerdem aus dem Off von dem Geschehen.

12 Millionen Dollar waren für den Film budgetiert; am Ende kostete er 31 Millionen und hätte Francis Ford Coppola, der sein Privatvermögen investierte, beinahe ruiniert. Die Dreharbeiten, die vorwiegend auf den Philippinen stattfanden, dauerten statt der ursprünglich veranschlagten siebzehn Wochen sechzehn Monate. Einen Eindruck von den Schwierigkeiten vermittelt die Dokumentation „Hearts of Darkness: A Filmmaker’s Apocalypse“ mit den von Eleanor Coppola, der Frau des Regisseurs, während der Dreharbeiten gemachten Videoaufnahmen (Regie und Drehbuch: Fax Bahr und George Hickenlooper; Kamera: Eleanor Coppola; Schnitt: Fred Roos, May Miracle und Michael Greer; Musik: Todd Boekelheide; 95 Minuten; 1991): Martin Sheen, der statt des nach einer Woche abgesprungenen Harvey Keitel die Hauptrolle übernommen hatte, erlitt am 1. März 1977 einen Herzinfarkt und fiel sieben Wochen lang aus. Der Wiederaufbau des Sets nach der Verwüstung durch Stürme und Regengüsse nahm zwei Monate in Anspruch. Rebellen gegen das Regime von Ferdinand Marcos bedrohten die Crew. Die Probleme setzten Francis Ford Coppola so zu, dass er sich mit Selbstmordgedanken trug.

Das erste Ergebnis der Anstrengungen war ein sechsstündiger Film. Eine auf etwas mehr als zwei Stunden verkürzte Fassung kam 1979 ins Kino. „Apocalypse Now“ wurde für acht „Oscars“ nominiert und am Ende mit zwei der begehrten Trophäen ausgezeichnet (Kamera, Ton).

Zwei Jahrzehnte später beschloss Francis Ford Coppola, „Apocalypse Now“ zusammen mit Walter Murch neu zu schneiden, digital zu überarbeiten und durch ursprünglich nicht verwendete Szenen zu ergänzen. So entstand die 49 Minuten längere Version „Apocalpyse Now Redux“, die 2001 erstmals vorgeführt wurde. „Redux“ bedeutet so viel wie zurückgekehrt oder wiedergefunden.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Joseph Conrad: Herz der Finsternis

Vietnam-Krieg

Francis Ford Coppola (kurze Biografie / Filmografie)
Francis Ford Coppola: Der Pate
Francis Ford Coppola: Der Dialog
Francis Ford Coppola: Der Pate II
Francis Ford Coppola: Rumble Fish
Francis Ford Coppola: Cotton Club
Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Woody Allen: New Yorker Geschichten
Francis Ford Coppola: Der Pate III
Francis Ford Coppola: Bram Stoker’s Dracula

Umberto Eco - Nullnummer
Mit "Nullnummer", einer Mischung aus Politsatire und Agenten­thriller, geißelt Umberto Eco den moralischen Niedergang der italienischen Gesell­schaft am Vorabend der Berlusconi-Ära. Allerdings fehlt es "Nullnummer" an Tiefgang, und bei den Figuren handelt es sich mehr um Schablonen als um Charaktere.
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