Sylvia Richard-Färber : Tagebuch einer Närrin
Inhaltsangabe
Kritik
Sylvia Richard wird in München geboren und wächst in Zürich auf. Nach der Schule schreibt sie sich an der Akademie ein, bricht die Ausbildung jedoch nach einem halben Jahr ab und beginnt in einem Zürcher Architekturbüro eine Lehre als Hochbauzeichnerin. Die beendet sie ebenso wenig. Stattdessen besucht sie nun eine private Schauspielschule.
Als sie 18 Jahre alt ist, lassen sie und ihre Mutter sich dazu überreden, den Vertrag für die Errichtung eines Hauses zu unterschreiben, obwohl sie es sich gar nicht leisten können. Glücklicherweise kommen sie glimpflich aus dem Vertrag heraus. Sie entscheiden sich daraufhin für ein preiswertes Schwedenhaus und packen beim Bau selbst mit an.
Während Sylvia noch die Schauspielschule besucht, beginnt sie mit einem Gesangsstudium in Lausanne, denn sie möchte nun zur Oper. Aber statt als Operndiva auf der Bühne zu stehen, blättert sie erst einmal für einen Pianisten die Noten um. Bei einem Konzert in Liechtenstein begleitet dieser Musiker einen Bariton am Flügel, und Sylvia ist als Notenwenderin dabei. Dabei macht ihr das enge Kleid zu schaffen und dann kleben auch noch ihre Finger an den Tesastreifen, mit denen der Pianist aus den Notenblätter ein Leporello gemacht hat.
Nachdem sie bei ihrem zweiten Auftritt als Notenwenderin einen Hörsturz erlitt, verlässt sie die Schweiz und immatrikuliert sich in Wien. Das Geld, das sie in Form eines Förderstipendiums bekam, leiht sie ihrem Freund, der es angeblich nur vorübergehend für eine finanzielle Transaktion benötigt, in Wirklichkeit jedoch verschuldet ist. Auch seine zwei Kinder hat er Sylvia verheimlicht. Das Paar wohnt zunächst in einer als Ferienwohnung deklarierten Doppelgarage in Niederösterreich und richtet sich dann in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Holzofen ein. Während Sylvia in Wien studiert, singt ihr Lebensgefährte als Tenor im Stadttheater von St. Pölten.
Schließlich zieht Sylvia in ihre Geburtsstadt München und mietet für sich und ihre drei Kater ein Zimmer im fünften Stockwerk eines Hauses in Schwabing. Das Geld für ihren Lebensunterhalt verdient sie als Musiklehrerin. Der Tenor, dessen Engagement in St. Pölten inzwischen aufgelöst wurde, folgt ihr unerwartet und wohnt nun wieder bei ihr, allerdings ohne sich an der Miete zu beteiligen. Als sie im Schrank Gemälde entdeckt, die er augenscheinlich bei Privatleuten stahl und durch Fälschungen ersetzte, wirft sie ihn am Heiligen Abend hinaus.
Einige Zeit tritt Sylvia nun tatsächlich als Gesangssolistin in Kirchen und Opernsängerin auf, so zum Beispiel in einem feuerroten Velourkleid an einem schwülheißen Sommertag bei einem Open Air Konzert im Mirabellgarten in Salzburg.
Beim ersten Ehemann handelt es sich um einen amerikanischen Germanisten, der zweite ist Professor für Biologie und Medizin. Nachdem er Vater geworden ist, verlässt er Frau und Tochter. Sylvia gibt ihre Opernkarriere auf, eröffnet eine Malschule für Kinder und dann eine Jugendkunstschule in Bernried. Sie selbst spezialisiert sich auf Hinterglasmalerei.
Nach der Scheidung heiratet Sylvia einen bayrischen Videothekenbesitzer. Der studiert dann Informatik, während sie sich um die Videothek kümmert, die dann aber verkauft wird.
Ein in der Kunstszene gut vernetzter Kunsthistoriker vermittelt der Färberin, wie man in Oberbayern statt Sylvia Richard-Färber sagt, einen Kontakt zu einer Pariser Galeristin. Die verkauft dann zwar nichts, aber das ist auch besser so, denn nach Abzug der Provisionen für den Vermittler und die Galeristin wäre für die Malerin ohnehin kaum etwas übrig geblieben.
Die vielseitige Künstlerin, die sich selbst zwei Jahre lang einer Psychoanalyse unterzog, wird nun Coach und versucht sich mit einem Workshop, in dem sie Menschen lehrt, wie man erfolgreich wird, nämlich durch positives Denken, ein Netzwerk und vor allem durch klar definierte Ziele.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Unter dem Titel „Tagebuch einer Närrin. Ungeordnete Betrachtungen und ungehörige Ereignisse in Form einer Opera semiseria ohne Noten“ erzählt Sylvia Richard-Färber – „die Färberin“ – aus ihrem abwechslungsreichen Künstlerleben. Wie im Untertitel angekündigt, hält sie sich dabei an keine Ordnung. Statt der Chronologie der Ereignisse zu folgen, springt sie zeitlich vor und zurück. Daraus ein Bild zusammenzusetzen, ist schwierig, nicht nur weil die Puzzleteile durcheinander liegen bleiben, sondern auch, weil es sich bei den meisten um Skizzen handelt und die Charaktere der Figuren nicht herausgearbeitet werden. Nur in zwei, drei Fällen schildert Sylvia Richard-Färber eine Szene so konkret und lebendig, dass im Kopf des Hörers eine Vorstellung davon entsteht. „Die Färberin“ spricht zwar über sich, aber das „Tagebuch einer Närrin“ ist keine Autobiografie. Im Untertitel werden ja auch „ungeordnete Betrachtungen und ungehörige Ereignisse“ angekündigt.
Sprachwitz, satirische Beschreibungen und vor allem selbstironische Darstellungen machen das „Tagebuch einer Närrin“ unterhaltsam. Dazu gehört beispielsweise das Bedauern, dass Opern nicht in Schwyzerdütsch gesungen werden.
Dass Sylvia Richard-Färber Theater spielte und Opern sang, prägt ihre Vortragsweise. Mit ihrer geschulten Stimme wechselt sie nicht nur gekonnt zwischen laut und leise, schnell und langsam, sondern artikuliert auch überdeutlich. Wenn sie davon erzählt, dass sie sich als Jugendliche in den Kopf gesetzt habe, Operndiva zu werden, wirkt die theatralische Intonation selbstironisch, aber an anderen Stellen auch schon mal kapriziert.
In ihren Vortrag streut „die Färberin“ „kulinarische Intermezzi“ ein. Dabei zählt sie zumeist eine Menüfolge auf.
„Tagebuch einer Närrin“ ist wie eine Opera semiseria in eine „Ouvertüre“ und drei „Akte“ mit insgesamt 18 „Szenen“ gegliedert. Der Oboist und Gitarrist „Chino“ Augusto Aguilar Trujillo eröffnet jede „Szene“ mit einer kurzen musikalischen Darbietung.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013
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