Todsünde

Todsünde

Todsünde

Originaltitel: Todsünde – Regie: Matti Geschonneck – Drehbuch: Hannah Hollinger, nach dem Roman "Idylle der Hyänen" von Friedrich Ani – Kamera: Carl Friedrich Koschnick – Schnitt: Inge Behrens – Musik: Jürgen Ecke – Darsteller: Hanns Zischler, Lisa Potthoff, Klaus Ofczarek, Matthias Brandt, Christoph Waltz, Hans-Michael Rehberg, Johannes Silberschneider, Sissy Höfferer, Sandra Borgmann, Charlott-Theres Diekmann, Valerie Koch, Andreas Giebel, Elisabeth Rath, Elisabeth von Koch u.a. – 2008; 90 Minuten

Inhaltsangabe

In einer Tiefgarage wird die Leiche der strangulierten Nele Schubart gefunden. Kommissar Polonius Fischer, ein früherer Mönch, leitet die Ermittlungen. Weder Neles Eltern noch der Vater ihrer kleinen Tochter Katinka hatten in den letzten Jahren Kontakt zu ihr. Von Katinka fehlt jede Spur. Der Tatverdächtige Sebastian Flies hat zwar nichts mit Neles Tod zu tun, aber wohl die Leiche der erwürgten Ines Gebirg in einer Kapelle abgelegt ...
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Kritik

In "Todsünde", der Verfilmung des Romans "Idylle der Hyänen" von Friedrich Ani, geht es vordergründig um die Aufklärung von zwei Mordfällen, aber wir blicken v. a. in menschliche Abgründe.
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Polonius Fischer (Hanns Zischler) war neun Jahre lang Benediktinermönch. Als er das Kloster vor vierzehn Jahren verließ, kehrte er in seinen ursprünglichen Beruf als Kommissar bei der Münchner Polizei zurück. Seit vierzehn Jahren ist der inzwischen Einundfünfzigjährige beim Münchner Kommissariat 111, der Mordkommission, wo man ihn und seine elf Mitarbeiter die „zwölf Apostel“ nennt. In der Mittagspause sitzt er gern mit seinem Team zusammen und liest aus einem Buch vor – beinahe wie im Kloster. Und an der Wand seines Vernehmungsraumes hängt ein Kreuz. „Man soll das Leben nicht allzu persönlich nehmen“, sagt er. Privat ist Polonius Fischer seit dreizehn Jahren mit Ann-Kristin Seeliger (Sissy Höfferer) liiert, einer erfolgreichen früheren Zeitungsredakteurin, die aus Abscheu vor dem Sensationsjournalismus ihren Lebensunterhalt inzwischen lieber als Taxifahrerin verdient.

Als zwei Jungen in der Tiefgarage einer Mietskaserne spielen und ihr Ball gegen einen Schrank prallt, geht dessen Tür auf, und sie sehen eine tote, bis auf den Slip entkleidete Frau.

Die Kommissarin Esther Barbarov (Sandra Borgmann) besichtigt den Tatort zusammen mit einem Kollegen. Offensichtlich handelt es sich um einen Mordfall. Die Ermittlungen übernimmt Hauptkommissar Polonius Fischer mit seiner jungen Assistentin Liz Sinkel (Lisa Maria Potthoff). Die fünfunddreißigjährige Tote heißt Nele Schubart (Elisabeth von Koch); sie wurde erhängt und starb nicht in der Tiefgarage, sondern wurde erst dorthin getragen und in den Schrank gelegt. Wie die Ermittler von der betrunkenen Mieterin Anja Rieber (Léonie Thelen) und deren Ehemann Klaus (Heinz Josef Braun) erfahren, steht der Schrank auf dem Garagenplatz von Franz Wohlfahrt (Johannes Silberschneider), der sich allerdings zur Zeit in Palma de Mallorca befindet, wo er einen Laden besitzt. Nele Schubart hatte eine siebenjährige Tochter, Katinka (Charlott-Theres Diekmann), aber von dem Mädchen fehlt jede Spur. Hat der Mörder sie entführt?

Katinkas Vater, Heiner Sobeck (Andreas Giebel), war nur drei Jahre lang mit Nele Schubart zusammen. Er hat seit langem nichts mehr von ihr oder seiner Tochter gehört und nimmt die Nachricht erschreckend gleichgültig auf. Auch Margarete und Jan-Erich Schubart (Gabriele Dossi, Thomas Kylau) hatten seit drei Jahren keinen Kontakt mit ihrer Tochter Nele oder ihrer Enkelin Katinka.

Eine Spur führt in ein asiatisches Restaurant. Dort trifft Kommissar Fischer auf einen betrunkenen Gast, von dem die Wirtin behauptet, er sei vor einigen Tagen mit der Frau auf dem Fahndungsfoto – also mit Nele Schubart – dagewesen. Der Mann nennt den Namen „Jakob Seiler“ und sagt gleich dazu, dass er nicht wirklich so heiße. Seinen richtigen Namen will er nicht nennen, aber Polonius Fischer greift ihm in die Tasche, zieht einen Ausweis heraus und stellt fest, dass es sich um Sebastian Flies (Christoph Waltz) handelt. Weil der Betrunkene unsinniges Zeug faselt, bringt der Kommissar ihn nach Hause und lädt ihn für den nächsten Morgen zu einer Vernehmung vor.

Sebastian Flies war früher ein gut bezahlter Auslandskorrespondent, aber er kündigte seine Stelle und verließ Frau und Sohn. Seine Ex-Frau meint, er habe den Krebstod seiner Schwester nicht verkraftet.

In einer Kapelle außerhalb von München findet man eine weitere Frauenleiche. Ines Gebirg (Valerie Koch) wurde erwürgt. Ihr Vater Robert (Hans-Michael Rehberg) ist ein verbitterter Bauer, der seit drei Jahren nichts mehr von seiner Tochter hörte. Dabei hätte er ihre Arbeitskraft dringend auf dem Hof benötigt. Aber sie war ins Kloster gegangen, und als die Novizin weglief, kehrte sie auch nicht mehr zu ihrem Vater zurück. Ihre Großmutter hatte sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten, und ihre Mutter war ins Wasser gegangen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Bei der Vernehmung gesteht Sebastian Flies, Ines Gebirg in einer Scheune erwürgt und die Leiche anschließend in die Kapelle gelegt zu haben. Er beteuert, er habe die junge Frau geliebt. Während eines Spaziergangs seien sie an der Scheune vorbeigekommen und da hätten sie sich im Heu geliebt. Für Ines sei es das erste Mal gewesen, und danach habe sie ihn angefleht, sie zu töten.

Heiner Sobeck ruft die Polizei an: Seine Tochter Katinka kletterte gerade vor seinem Kolonialwarenladen aus dem Kofferraum eines silberfarbigen Passat, den ein ihm Fremder fuhr. Die Siebenjährige fragt Liz Sinkel und Polonius Fischer nach ihrer Mutter und erzählt, sie sei mit einem Mann namens Jonathan am Meer gewesen. Fingerabdrücke auf einer Sonnenbrille des Mädchens stimmen mit Fingerabdrücken überein, die an dem Schrank in der Tiefgarage und in Nele Schubarts Wohnung sichergestellt wurden.

Franz Wohlfahrt kehrt von Mallorca zurück. Er war zwei Monate lang weg. Mit der Polizei will er nichts zu tun haben, weil er befürchtet, sie werde herausfinden, dass seine letzte Steuererklärung nicht korrekt war. Widerstrebend räumt er gegenüber Kommissar Fischer ein, dass er sein Apartment während seiner Mallorca-Aufenthalte einem in der Nähe wohnenden Bekannten überlässt. Jonathan Badura (Matthias Brandt) habe seiner Ehefrau Elisabeth (Elisabeth Rath) verheimlicht, dass er arbeitslos sei und benutze Wohlfahrts Räume als Liebesnest.

Elisabeth Badura, die ihren Mann längst durchschaut hat, vergiftet sich.

Bei der Vernehmung sagt Jonathan Badura aus, er habe seine Geliebte Nele Schubart zur Rechenschaft gezogen, weil sie ihre Tochter oft stundenlang zur Strafe für kleinere Ungehorsamkeiten in einen Schrank sperrte. Er traf sich mit ihr in Wohlfahrts Wohnung, fesselte und knebelte sie, legte ihr einen Strick um den Hals, stellte sie auf einen Klapphocker und hängte sie so an der Decke auf, dass sie sich nur mit den Zehenspitzen abstützen konnte. Während er sich dann im Bad das Gesicht wusch, kippte der Hocker um. Nachdem er die Tote in die Tiefgarage getragen und in den Schrank gelegt hatte, holte er Katinka aus der Wohnung und fuhr mit ihr nach Italien ans Meer.

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Unter dem Titel „Todsünde“ haben Hannah Hollinger (Drehbuch) und Matti Geschonneck (Regie) den Roman „Die Idylle der Hyänen oder Die sentimentale Geschichte einer Liebe“ von Friedrich Ani werkgetreu verfilmt (Zsolnay Verlag, Wien 2006, 352 Seiten; dtv, München 2007).

Es geht in „Idylle der Hyänen“ bzw. „Todsünde“ um zerrüttete Familienverhältnisse und Einsamkeit, die vergebliche Suche nach Gott, Weltekel und Todessehnsucht, Mord, Suizid und Sterbehilfe. Wieviel Leben erträgt der Mensch? Ist Selbstmord eine Todsünde oder durch die Freiheit des Menschen gerechtfertigt? Darf jemand aktive Sterbehilfe leisten oder sich sogar anmaßen, über das Leben eines Mitmenschen zu richten?

Während Kommissar Polonius Fischer zunächst noch im Dunkeln tappt, sind ihm die Zuschauer weit voraus: Wie in der literarischen Vorlage wechseln die Szenen besonders zu Beginn stakkatoartig zwischen den verschiedenen Handlungssträngen, und in kurzen Rückblenden sehen wir, wie Nele Schubart und Ines Gebirg getötet werden. Nicht die Aufklärung von Mordfällen steht im Mittelpunkt von „Idylle der Hyänen“ bzw. „Todsünde“, sondern wir blicken in menschliche Abgründe.

Weitere Verfilmungen von Romanen des Münchner Schriftstellers Friedrich Ani [Bibliografie] werden gerade vorbereitet: „Hinter blinden Fenstern“ (Regie: Matti Geschonneck), „Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin“ (Regie: Martin Enlen), „Kommissar Süden und der Luftgitarrist“ (Regie: Dominik Graf).

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2008

Friedrich Ani (kurze Biografie / Bibliografie)

Matti Geschonneck (kurze Biografie / Filmografie)
Matti Geschonneck: Der Mörder und sein Kind
Matti Geschonneck: Wer liebt, hat Recht
Matti Geschonneck: Mord am Meer
Matti Geschonneck: Die Nachrichten
Matti Geschonneck: Silberhochzeit
Matti Geschonneck: Duell in der Nacht
Matti Geschonneck: Entführt
Matti Geschonneck: Hinter blinden Fenstern
Matti Geschonneck: Boxhagener Platz
Matti Geschonneck: Liebesjahre
Matti Geschonneck: Das Ende einer Nacht
Matti Geschonneck: Tod einer Polizistin
Matti Geschonneck: Das Zeugenhaus
Matti Geschonneck: Ein großer Aufbruch
Matti Geschonneck: Der verlorene Bruder
Matti Geschonneck: Brandnächte

John Steinbeck - Von Mäusen und Menschen
Bei "Von Mäusen und Menschen" handelt es sich um eine anrührende, tragische "Schauspielnovelle" von John Steinbeck in einfacher Sprache, die zu einem guten Teil wie ein Theaterstück aus Dialogen aufgebaut ist. Die Charaktere werden differenziert eingeführt.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.