Entführt

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Entführt

Originaltitel: Entführt – Regie: Matti Geschonneck – Drehbuch: Hannah Hollinger, Jörg von Schlebrügge – Kamera: The Chau Ngo – Schnitt: Inge Behrens – Musik: Florian Tessloff – Darsteller: Heino Ferch, Nina Kunzendorf, Friedrich von Thun, Andrea Sawatzki, Mark Waschke, Charleen Deetz, Sibylle Canonica, Hanns Zischler, Matthias Brandt, Suzanne von Borsody, August Zirner, Ulrike Kriener, Rike Schmid u.a. – 2009; 180 Minuten

Inhaltsangabe

Der Architekt Frank Bergmann und seine Tochter Hannah werden von Marietta Lahn und Peter Münz entführt. Hannahs Mutter Liane, die als Chirurgin im Krankenhaus arbeitet, schaltet sofort die Polizei ein. Kommissar Thomas Danner staunt, als er die Lösegeldforderung hört: 22 Millionen Euro. Er weiß noch nicht, dass es sich bei Liane um eine Tochter des Industriellen Albert Targensee handelt. Allerdings brach Liane den Kontakt zu ihrem Vater vor 20 Jahren ab, weil sie glaubt, dass er Schuld am Suizid ihrer Mutter ist ...
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Kritik

Obwohl wir von Anfang an nicht nur die Kidnapper, sondern auch den Drahtzieher kennen, bleibt "Entführt" bis zum Ende spannend, weil wir erst dann die Zusammenhänge begreifen. Bis dahin hat sich der Psychothriller von Matti Geschonneck längst in eine spannende Mischung aus Wrtschaftskrimi und Familiendrama verwandelt.
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Liane und Frank Bergmann (Nina Kunzendorf, Mark Waschke) wohnen mit ihrer Tochter Hannah (Charleen Deetz) in einem Vorort von München. Liane arbeitet als Chirurgin in einem Krankenhaus. Frank ist Architekt. Er träumt von einem großen Bauprojekt, war aber bisher wenig erfolgreich.

Marietta Lahn (Suzanne von Borsody) und Peter Münz (Thorsten Merten) beobachten die Familie. Sie fotografieren die Bergmanns heimlich bei einem Alpenausflug und halten mit der Kamera auch fest, wie Hannah von einem ihr augenscheinlich fremden älteren Herrn angesprochen wird. Marietta und Peter kennen ihn: Es handelt sich um den Gutsherrn und Unternehmer Albert Targensee (Friedrich von Thun). Er schenkt dem Mädchen einen Armreif. Abends fällt Liane der neue Schmuck auf, und sie fragt ihre Tochter danach. Statt die Wahrheit zu sagen, lügt Hannah, den Armreif habe ihr ein gleichaltriger Freund geschenkt.

Drei Wochen lang bereiten Marietta Lahn und Peter Münz die Entführung des Mädchens vor. An dem Tag, an dem sie Hannah in ihre Gewalt bringen wollen, begleitet Frank seine Tochter. Trotzdem setzen die Kidnapper ihr Vorhaben in die Tat um. Es gehörte zwar nicht zu ihrem Plan, aber sie sperren den Vater zusammen mit seiner Tochter in eine fensterlose Kellerkammer und ketten sie mit Handschellen an Heizungsrohre. Hannah ist von ihrem Vater enttäuscht; sie hält ihn für einen Feigling, weil er sie nicht beschützte.

Liane Bergmann erhält im Krankenhaus einen Anruf. Eine ihr unbekannte Frau – es handelt sich um Marietta Lahn – fordert sie auf, sofort nach Hause zu fahren und dort weitere Anweisungen abzuwarten. Dann legt sie auf. Erschrocken wählt Liane die Handy-Nummer ihrer Tochter. Dieselbe Stimme meldet sich und wiederholt die Anweisung.

Daraufhin schaltet Liane sofort die Polizei ein.

Die Ermittlungen werden von dem introvertierten Hauptkommissar Thomas Danner (Heino Ferch) geleitet, der sich privat in einer Krise befindet und dabei ist, sich von seiner Lebensgefährtin Kristin (Rike Schmid) zu trennen, die ihm eine Brustkrebs-Erkrankung vorspielt, um ihn zu halten. Die Polizei bereitet im Haus der Bergmanns alles vor, um den erwarteten Anruf aufzeichnen und zurückverfolgen zu können.

Während Liane mit Danner und dessen Kollegen auf den Anruf wartet, findet sie den Armreif, den Hannah unlängst bekam. Auf der Innenseite ist er graviert. „Dorothea, 5. April 1958“ steht da. Sie weiß, dass ihr Vater diesen Schmuck ihrer Mutter zum Hochzeitstag geschenkt hatte, aber das erzählt sie nicht der Polizei.

Eine in Tanger lebende Frau namens Dorothea (Hildegard Schmahl) erkundigt sich besorgt bei Marietta Lahn, wie es Hannah geht. Sie steht nicht nur mit den deutschen Entführern in Verbindung, sondern auch mit einem Amerikaner, der an dem Tag, an dem Frank und Hannah entführt wurden, den US-Senator Donald Larson ermorden ließ.

Endlich klingelt Lianes Telefon. Die Entführer verlangen 22 Millionen Euro und setzen eine Frist von drei Tagen! Woher sollen eine Ärztin und ein erfolgloser Architekt so viel Geld nehmen, fragt Danner sich, und er wundert sich darüber, dass Liane keine Miene verzieht.

Ohne eine Erklärung abzugeben, fährt Liane mit dem Auto los. Sie besucht Maximilian Kessler (Hanns Zischler), einen Amerikaner, der seit 1958 in Deutschland lebt, für das Gestüt von Albert Targensee verantwortlich ist und in dessen Pharmaunternehmen Prokura hat. Liane vertraut ihm offenbar, nennt ihn „Onkel Max“ und sucht seinen Rat, doch als überraschend ihre Schwester Vera Targensee (Andrea Sawatzki) aus dem Schlafzimmer kommt, geht sie rasch wieder. Die Schwestern haben sich seit zehn Jahren nicht gesehen, und von der Liebschaft zwischen Max und Vera ahnte Liane nichts.

Auf dem Rückweg wird sie von Danner angehalten. Er hat inzwischen herausgefunden, dass sie eine der beiden Töchter des Industriellen Albert Targensee ist. Offenbar wissen das auch die Entführer, denn sonst hätten sie nicht so viel Geld verlangt. Liane sträubt sich, ihren Vater anzurufen. Sie hat seit zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Was damals passiert sei, fragt Danner. Widerstrebend antwortet Liane, damals habe ihre Mutter sich das Leben genommen, und zwar aus Verzweiflung über die Untreue ihres Ehemanns. Das kann Liane ihrem Vater nicht verzeihen. Deshalb meidet sie den feudalen Gutshof bei München, auf dem er mit seiner zweiten Ehefrau Maria (Sibylle Canonica) lebt. – Wegen der Lösegeldforderung bleibt ihr jedoch nichts anderes übrig, als mit ihm zu sprechen.

Albert Targensee hat gerade durch einen Telefonanruf aus New York erfahren, dass Senator Donald Larson auf der Straße totgefahren wurde. Es sei kein Unfall gewesen, betonte der Anrufer.

Bei dem Treffen mit ihrem Vater im Beisein Danners spricht Liane nur das Nötigste. Targensee dagegen ist freundlich und erklärt sich sofort bereit, das Lösegeld zu bezahlen. Bevor Liane eintraf, erzählte er der Polizei, dass sein Schwiegersohn sich mehrmals Geld von ihm geliehen habe, insgesamt etwa 60 000 Euro. Frank brachte ihm dafür Fotos von Liane und Hannah. Vor zwei Monaten wollte Frank erneut Geld für ein Projekt. Als sein Schwiegervater ihm diesmal keines gab, versuchte er ihn mit einem Video von Hannahs Geburt umzustimmen. Liane kreischt vor Zorn, als sie das hört. „Dieser Mann ist ein Lügner und Vernichter!“, schreit sie. Dass sie sein Angebot, das Lösegeld zu bezahlen, annehmen muss, empfindet sie als Demütigung.

Der nächste Anruf kommt aus einer Telefonzelle in Brooklyn, und zwar von dem Mann, der Senator Larson umbringen ließ. Er weiß bereits, dass Targensee das Lösegeld bezahlen will und verlangt, dass der Firmenpatriarch es persönlich überbringt.

Danner fragt Liane, ob es eine Beziehung zwischen ihrem Vater und New York gebe. Sie erklärt ihm, er sei zwar in Deutschland zur Welt gekommen, aber in New York aufgewachsen, und sein Unternehmen habe dort eine Zweigniederlassung.

Vera sucht ihren Vater auf, um zu verhindern, dass er die 22 Millionen dem Kapital der New Yorker Niederlassung entnimmt, für die sie verantwortlich ist. Denn sie arbeitet seit fünf Jahren auf einen wichtigen Geschäftsabschluss hin, für den sie das Geld unbedingt benötigt. Das scheint ihr wichtiger zu sein, als ihre Nichte und ihren Schwager freizubekommen. Sie weiß genau, dass Albert nirgendwo sonst innerhalb von drei Tagen so viel Geld beschaffen kann. Um ihn davon abzuhalten, weist sie ihn darauf hin, dass Liane sich von ihm abgewandt habe, während sie bei ihm geblieben sei.

Als Marietta Lahn von Besorgungen in ihr Versteck zurückkommt, wartet dort der Gangster Svensson (Matthias Brandt) auf sie. Offenbar kennen er und Marietta sich von früher. „Entweder man verknallt sich in so eine Frau“, meint der unerwartete Besucher, „oder man bringt sie um. Ich konnte mich nie entscheiden.“ Svensson hat von der Erpressung erfahren und drängt sich Marietta als Komplize auf. Als es Frank Bergmann gelingt, Peter Münz durch eine Täuschung zu überwältigen, die Handschellen aufzuschließen und dem Entführer die Pistole abzunehmen, ist es Svensson, der seine Flucht verhindert, indem er ihm ein Messer in den Rücken schleudert. Hannah, die gerade unter Mariettas Aufsicht duscht, bekommt davon nichts mit.

Svensson bringt den Verletzten weg. Unterwegs schneidet er ihm die Kehle durch. Dann fährt er mit der blutigen Leiche im Kofferraum zum Haus der Bergmanns und stellt das Auto davor ab. Durch einen Telefonanruf sorgt er dafür, dass Liane den Toten findet. Während die Polizei Spuren sichert, schleicht Svensson sich um das Haus herum, dringt durch eine Terrassentüre ein und packt Liane plötzlich von hinten. Mit einer Hand hält er ihr den Mund zu, damit sie nicht schreit, mit dem anderen Arm drückt er sie aufs Bett. Der Sadist macht sich einen Spaß daraus, ihr Angst einzujagen. Dass es überall von Polizisten wimmelt, erhöht den Reiz für ihn. Niemand achtet auf ihn, als er sich unter die Schaulustigen mischt und sich dann entfernt.

Als Targensee erfährt, was geschehen ist, eilt er zu seiner Tochter und betritt zum ersten Mal ihr Haus. Liane erzählt ihm, dass kurz vor dem Überfall eine Frau anrief, die sie im ersten Augenblick für ihre Mutter hielt. Aber Dorothea Targensee schwamm doch vor zwanzig Jahren auf den See hinaus und kehrte nicht zurück. Eine Leiche wurde nicht gefunden, aber Liane ist überzeugt, dass ihre Mutter sich das Leben nahm, weil ihr Vater sie mit einer anderen Frau betrogen hatte.

Targensee versichert Liane, dass ihre Mutter tot sei. Kurz darauf beauftragt er Max Kessler, zu überprüfen, ob Dorothea etwas mit der Entführung seiner Enkelin zu tun hat. Die beiden wissen also, dass sie in Tanger lebt.

Inzwischen unterschreibt Vera in New York einen Vertrag, mit dem das Unternehmen, das ihrem Vater gehört, zum Komplementär eines amerikanischen Pharmakonzerns wird. Sie verlässt sich dabei auf den Rat eines Vertrauten, ohne zu ahnen, dass er mit dem Mann in Verbindung steht, der Senator Larson ermorden ließ.

Möglicherweise haben es die Entführer darauf abgesehen, Targensee bei der Geldübergabe in ihre Gewalt zu bekommen. Danner weist den Unternehmer auf das Risiko hin und bietet ihm an, sich von einem Polizisten doubeln zu lassen, aber der alte Herr will es selbst machen.

Als er bei der Bank eintrifft, um die 22 Millionen in bar abzuholen, ruft der amerikanische Drahtzieher an. Er weiß bereits, was Targensee erst jetzt von Bankdirektor Reiminger (Norbert Heckner) erfährt: Die amerikanische Staatsanwaltschaft hat seine Konten in den USA eingefroren. Der Anrufer reduziert deshalb das Lösegeld auf 2,5 Millionen Euro. Die könne Targensee durch die Verpfändung seines Privatbesitzes aufbringen, meint er.

Es stellt sich heraus, dass das Unternehmen, mit dem Vera den Vertrag schloss, in Konkurs gehen wird, wenn eine wegen der Nebenwirkungen eines Medikaments eingereichte Sammelklage Erfolg hat. Targensee weiß, was das bedeutet. Als Maria fragt, was ihn bedrückt, meint er: „Wir werden alles verlieren.“ Aber einen Grund nennt er nicht.

Marietta Lahn möchte, dass Peter Münz sie bei der Geldübergabe begleitet. Um Münz auszuschalten und selbst dabei sein zu können, rammt Svensson ihm ein Messer in den Oberschenkel. Marietta bleibt nichts anderes übrig, als sich von ihm helfen zu lassen, Hannah in einen bereit stehenden Lieferwagen zu bringen und mit ihm loszufahren.

In Targensees „Jaguar“ baute die Polizei inzwischen eine Funkanlage ein. Als er sich mit den 2,5 Millionen Euro auf den Weg macht, folgen ihm zwei zivile Polizeifahrzeuge. Im ersten Polizeiauto sitzt Danner; im zweiten, das von seinem Kollegen Schneider (Johannes Allmayer) gefahren wird, befindet sich auch Liane Bergmann, die unbedingt dabei sein wollte.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Marietta lotst Targensee per Telefon zu einer Stelle, an der drei leere Milchkannen stehen. Dort findet er ein Handy. Sein eigenes soll er wegwerfen. Außerdem fordert Marietta ihn auf, die Freisprechanlage in seinem Wagen auszuschalten und ihre Anweisungen nicht zu wiederholen. Sie ahnt offenbar, dass die Polizei sonst mithören könnte. Dann dirigiert sie ihn zu einem aufgelassenen Militärgelände. Vor einem Hangar muss er die Reisetasche mit dem Geld abstellen.

Danner durchschaut, dass die Entführerin die Lage von einem nahen Hügel aus unter Kontrolle hat. Er hält an und läuft zu Fuß los.

Er sieht, dass Svensson zu der Geldtasche geht. Ein Lieferwagen kommt angebraust. Schneider ist nahe herangefahren. Plötzlich rennt Liane auf Svensson und den Lieferwagen zu. Sie will zu ihrer Tochter. Svensson hebt seine Pistole und zielt auf sie, aber bevor er abdrücken kann, wird er von Marietta erschossen. Die Entführerin flieht mit dem Geld. Obwohl ein Polizeihubschrauber die Verfolgung aufnimmt, entkommt sie.

Sie bringt das Geld in eine luxuriöse Bootshütte am See. Dort hat sie Hannah angekettet, die sich darüber wundert, dass an einer Wand ein Bild von dem älteren Herrn hängt, der ihr den Armreif schenkte. Sie weiß nicht, dass es ihr Großvater ist. Die Hütte gehört Targensee.

Durch einen Hinweis von Obdachlosen spürt die Polizisten das Kellerversteck auf, in dem Frank und Hannah eingesperrt waren. Dort nehmen die Beamten einen Verletzten fest: Peter Münz. Bei dem Neunundvierzigjährigen handelt es sich um einen Mann, der vor zwanzig Jahren als Mitglied einer kommunistischen Splittergruppe an zwei Banküberfällen beteiligt war. Die Bankräuber – zu denen auch Dorothea Targensee und Marietta Lahn gehörten – erschossen damals einen Wachmann und entkamen mit der Beute.

Dorothea Targensee, die sich Sorgen um ihre Enkelin Hannah macht, fliegt nach München und wird am Flughafen von Max Kessler abgeholt. Sie fordert ihn auf, das Mädchen freizulassen. Statt darauf einzugehen, warnt Kessler sie, etwas zu unternehmen. „Wir haben die Kleine!“, droht er. Da steigt Dorothea angewidert aus und nimmt lieber ein Taxi.

Sie fährt zu Liane. Mit der Drohung, ihre Identität aufzudecken, hatten die Entführer sie erpresst, ihnen Informationen zu liefern. Liane will mit ihrer Mutter, die an Hannahs Entführung und Franks Ermordung zumindest indirekt beteiligt war, nichts zu tun haben: Sie schließt die Türe und lässt Dorothea draußen stehen.

Endlich redet Targensee: Seine erste Frau hatte vor zwanzig Jahren eine Affäre mit einem kommunistischen Terroristen, und um ihm ihre Liebe zu beweisen, beteiligte sie sich an einem Banküberfall, bei dem ein Wachmann erschossen wurde. Albert Targensee half ihr dann dabei, ihren Selbstmord vorzutäuschen und sich nach Tanger abzusetzen.

Maria verlässt ihn, weil er ihr die ganze Zeit über die Wahrheit verschwieg.

Gerade als Marietta dem schlafenden Mädchen die Handschellen abnimmt und mit dem Geld verschwinden will, taucht Kessler bei der Bootshütte auf und erschießt sie.

Vera trifft aus New York ein und entdeckt unter den auf Passagiere Wartenden ihren Geliebten. Sie freut sich darüber, dass er sie abholt und fragt ihn, mit wem er gerade gesprochen habe. Mit einem Bekannten, der ihm zufällig über den Weg gelaufen sei, lügt Kessler. Tatsächlich war er zum Flughafen gekommen, um den amerikanischen Drahtzieher der Ermordung Larsons, der Entführung Hannahs und des fatalen Vertragsabschlusses abzuholen. Es handelt sich um Albert Brand (August Zirner). Er saß im selben Flieger wie Vera.

Brand fährt zum Gutshaus. Targensee erwartet ihn bereits mit einem Jagdgewehr in der Hand. Der Amerikaner wirft ihm vor, Schuld am Tod seiner Eltern zu sein. Um sich zu rächen, zerstörte Brand soeben die Existenz des Unternehmers.

Bevor er das Gut verlässt, fordert er Kessler auf, Hannah freizulassen. Das könne er nicht, entgegnet Kessler, denn das Mädchen habe ihn erkannt. Als Polizeisirenen zu hören sind, flieht Kessler.

Liane, die Danner und die anderen Beamten begleitet, geht zu ihrem Vater, der an der Umzäunung der Pferdekoppel steht. „Wenn Hannah nicht zurückkommt, bring ich dich um, Papa!“, droht sie. Mit einem glücklichen Lächeln antwortet Albert Targensee: „Weißt du, wie lange du nicht mehr Papa gesagt hast?“

Targensee führt die Polizei zur Seehütte. Mutig geht er hinein. Obwohl Kessler ein Gewehr auf ihn richtet, fordert er Hannah auf, zu ihrer Mutter hinauszulaufen. Ein Schuss knallt. Aber Kessler hat nicht Targensee, sondern sich selbst erschossen.

Albert Targensee kam als achtjährige Kriegswaise aus Deutschland nach Amerika und wurde von dem kinderlosen Ehepaar Brand in New York aufgenommen. Er konnte schließlich damit rechnen, das Unternehmen seiner Pflegeltern zu erben. Aber 1950 bekamen sie doch noch einen eigenen Sohn, den sie ebenfalls Albert nannten. Weil Targensee befürchtete, alles zu verlieren, brachte er einen Bekannten namens Maximilian Kessler dazu, die Brands nach einem Verkehrsunfall, bei dem zwei Kinder getötet wurden, mit einer Falschaussage schwer zu belasten. Targensee bot seinen bedrängten Pflegeeltern an, ihnen zu helfen und verlangte als Gegenleistung die Überschreibung eines Unternehmensanteils. Wider Erwarten zogen die Brands einen Doppelselbstmord vor: Der siebenunddreißigjährige Brand schoss zunächst auf seine Frau und tötete sich dann selbst. Frau Brand überlebte die Schussverletzung, lag aber neunundvierzig Jahre lang im Wachkoma. Sie starb erst 2004 im Alter von einundachtzig Jahren. Weil Albert Brand damals erst fünf Jahre alt war, übernahm sein bereits volljähriger Stiefbruder Albert Targensee die Firmenleitung. Donald Larson, der von den Brands eingesetzte Geschäftsführer, half ihm dabei, einen Teil des Unternehmens in seinen Besitz zu bekommen. Auf diese Weise gründete Albert Targensee sein eigenes Pharmaunternehmen.

Albert Brand rächte sich für den Tod seiner Eltern, und Maximilian Kessler half ihm dabei, denn er verzieh Targensee nicht, dass er ihn damals zu der Falschaussage gezwungen hatte. Marietta Lahn und Peter Münz wollten dem Industriellen aufgrund ihrer politischen Überzeugung schaden.

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In dem Fernsehzweiteiler „Entführt“ von Marti Geschonneck geht es zunächst um eine Entführung, die übrigens nicht explizit gezeigt wird. Der Film springt zwischen verschiedenen Figuren, Orten und Handlungssträngen hin und her. Rasch begreift man, dass das Kidnapping in München nur ein kleiner Teil eines sehr viel umfangreicheren Vorhabens ist, dessen Fäden mit Wissen einer Frau in Tanger und von einem Amerikaner in New York gesponnen werden. Deren Namen erfahren wir erst später. Zweck der Aktion ist es offenbar, den reichen Unternehmer Albert Targensee zu vernichten.

Obwohl wir das Geschehen von Anfang an aus verschiedenen Perspektiven sehen und nicht nur die Entführer, sondern auch den Drahtzieher kennen, bleibt „Entführt“ bis zum Ende spannend, weil wir erst dann die Zusammenhänge durchschauen. Bis dahin hat sich der Psychothriller längst in eine spannende Mischung aus Wirtschaftskrimi und Familiendrama verwandelt.

Die Drehbuchautoren von „Entführt“ haben die für das Verständnis erforderlichen Erläuterungen nicht in einen Monolog gepackt, sondern geschickt aufgeteilt.

Auch wenn einige Szenen und die betriebswirtschaftlichen Abläufe unplausibel sind, handelt es sich bei „Entführt“ um einen mitreißenden, außergewöhnlichen Fernsehfilm. Dafür sorgen nicht zuletzt die von erstklassischen Schauspielern in ihrer Widersprüchlichkeit überzeugend dargestellten Figuren sowie die Konflikte zwischen ihnen.

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Inhaltsangabe und Filmkritik: © Dieter Wunderlich 2009

Matti Geschonneck (kurze Biografie / Filmografie)

Matti Geschonneck: Der Mörder und sein Kind
Matti Geschonneck: Wer liebt, hat Recht
Matti Geschonneck: Mord am Meer
Matti Geschonneck: Die Nachrichten
Matti Geschonneck: Silberhochzeit
Matti Geschonneck: Duell in der Nacht
Matti Geschonneck: Todsünde
Matti Geschonneck: Hinter blinden Fenstern
Matti Geschonneck: Boxhagener Platz
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David Foster Wallace - Unendlicher Spaß
"Unendlicher Spaß" – das Opus magnum von David Foster Wallace – ist eine vielschichtige Genremischung, in der sich hyperrealistische Episoden mit anderen Darstellungsformen abwechseln.
Unendlicher Spaß

 

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