Karsten Dusse : Achtsam morden

Achtsam morden
Achtsam morden Wilhelm Heyne Verlag, München 2019 ISBN 978-3-453-43968-9, 415 Seiten ISBN 978-3-641-23897-1 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Seit Jahren vertritt der Rechtsanwalt Björn Diemel einen Gangsterboss, der so viel Arbeit macht, dass er seine kleine Tochter fast nur schlafend kennt und seine Ehefrau mit der Scheidung droht. Um die Familie zu retten, absolviert Björn einen Kurs über Achtsamkeit, hält sich an das Gelernte – und löst eine Mordserie aus ...
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Kritik

Mit "Achtsam morden. Ein entschleunigter Kriminalroman" bietet Karsten Dusse eine lustige, unterhaltsame Lektüre. Dabei kommen ihm seine Erfahrungen als Autor von Comedy-Sendungen zugute. Bemerkenswert sind auch der klug durchdachte Aufbau des Romans und die Verknüpfung der Handlung mit Ratschlägen eines Lifestyle-Coaches.
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Die ersten Sätze

Eins vorweg. Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich zum Beispiel in meinem ganzen Leben noch nie geprügelt. Und den ersten Menschen habe ich auch erst mit zweiundvierzig Jahren umgebracht. Was, wenn ich mich so in meinem heutigen beruflichen Umfeld umsehe eher spät ist. Gut, in der Woche darauf hatte ich dann schon fast das halbe Dutzend voll.
Das klingt jetzt vielleicht erst einmal unschön. Aber alles, was ich getan habe, habe ich in bester Absicht getan. Es war das logische Ergebnis einer achtsamen Lebensumstellung. Um meinen Beruf und mein Familienleben in Einklang zu bringen.

Familie Diemel

Der Ich-Erzähler Björn Diemel ist 42 Jahre alt und betreut als Rechtsanwalt in der Kanzlei der Dres. von Dresen, Erkel und Dannwitz (DED) zwar nur einen einzigen Klienten, Dragan Sergowicz, aber der macht als Boss eines Verbrechersyndikats sehr viel Arbeit. Darunter leidet Björns Familienleben.

Meine Tochter bekomme ich nur schlafend zu sehen. Sie mich so gut wie gar nicht.

Katharina, die seit fünf Jahren mit ihm verheiratet ist, will den Mann zurück, in den sie sich vor zehn Jahren verliebte. Sie schickt ihn zu Joschka Breitner, einen hochbezahlten Coach für Achtsamkeit. Der schenkt Björn zum Abschluss nach zwölf Wochen sein Buch mit dem Titel „Entschleunigt auf der Überholspur – Achtsamkeit für Führungskräfte“. Das hat Björn nun immer bei sich.

Im Einverständnis mit Katharina zieht er vorübergehend aus und nimmt sich ein Apartment in der Nähe seines Hauses.

Die Zeitinsel

Von Joschka Breitner hat Björn gelernt, Zeitinseln einzuplanen, in denen er sich um nichts anderes als seine zweijährige Tochter kümmert. Nachdem er mehrere dieser Zeitinseln mit Emily verbrachte und Katharina an seinem Verhalten nichts zu beanstanden fand, verständigen sie sich darauf, dass Björn mit Emily am nächsten Samstag zu einem Ferienhaus fährt und dort bis zum Sonntag bleibt. Katharina bucht für dieselbe Zeit einen Aufenthalt in einem Wellness-Hotel. Das Ferienhaus gehört Dragan Sergowicz. Björn kaufte es für ihn von EU-Agrarsubventionen für eine vorgetäuschte Auberginen-Plantage in Bulgarien.

Kaum hat Björn die 80 Kilometer weite Fahrt angetreten, ruft Dragan an und besteht darauf, ihn sofort im Gebäude der Kanzlei zu treffen. Den Einwand, das Wochenende gehöre seiner kleinen Tochter, lässt Dragan nicht gelten.

„Hey, Herr Anwalt! Wir arbeiten seit Jahren mit einer klaren Rollenverteilung. Ich hab ein Problem. Du hast die Lösung.“

„Wenn du nicht zu hundert Prozent das tust, was ich von dir verlange, dann hast du bald kein Kind mehr und wirst auch kein neues mehr zeugen. Ist das klar?“

Björn bleibt nichts anderes übrig, als Emily zu erklären, dass er noch kurz etwas arbeiten müsse. Während die Assistentin Clara Kerner auf das Kind aufpasst, bespricht er sich mit Dragan und dessen Fahrer Sascha Ivanov.

Der Boss muss verschwinden

Dragan wird von der Polizei gesucht, weil er auf einem nächtlichen Autobahnparkplatz nicht nur einen vermeintlichen Drogenkurier ermordete, sondern auch Igor, den zweiten Mann des von Boris geführten Syndikats der Konkurrenz – und nun Videoaufnahmen davon im WWW zu sehen sind, weil unerwartet ein Reisebus mit 50 Schülerinnen und Schülern auf dem Rastplatz hielt. Warum Dragan dort war? Weil Toni, der fürs Drogengeschäft zuständige Officer, behauptet hatte, in seinem Revier werde Ware zu Schleuderpreisen angeboten und Dragan dann eine Drogenübergabe auf dem Autobahnparkplatz angekündigt worden war. Bei der Übergabe ging es jedoch nur um eine Kiste Handgranaten. Offenbar wurde Dragan in eine Falle gelockt: Toni wollte ihn und Sascha zusammen mit Igor von dem Handgranaten-Anbieter töten lassen, zum Boss aufsteigen und einen Bandenkrieg mit Boris beginnen.

Um der Verhaftung zu entgehen und untertauchen zu können, verlangt Dragan von seinem Anwalt, dass dieser ihn im Kofferraum versteckt erst einmal ins Ferienhaus bringt. Sascha legt in der  Tiefgarage den Kofferraum mit einem Schlafsack aus, bevor Dragan sich hineinzwängt.

An der Auffahrt hält der Polizist Klaus Möller den Wagen an und fragt den Rechtsanwalt:

„Haben Sie Dragan gesehen?“
„Ja, liegt hinten im Kofferraum.“
Ich habe keine Ahnung, ob dies der Moment war, an dem Dragan das erste Mal den Schlafsack einnässte.
„Ach ja?“
„Klar, vorne war kein Platz mehr, da sitzt ja meine Tochter.“

Auf Dragans kaum einsehbaren Anwesen am See parkt Björn den Wagen. Würde er den Kofferraum jetzt öffnen, wäre es mit der Zeitinsel vorbei – und das würde seine Familie zerstören. Also verbringt Björn den Rest des Tages mit der Tochter am Wasser.

Und während ich Emily alle halbe Stunde mit Sonnenschutzfaktor 50 einsprühte, heizte sich Dragans Kofferraum, vor dem Haus in der prallen Sonne stehend, stetig auf 59,7 Grad auf.

Nachdem Björn die Tochter am Sonntag zur Mutter zurückgebracht hat, kehrt er zum See zurück, zerstückelt Dragans Leiche im Bootshaus und stellt den Häcksler so auf, dass dieser ins Wasser bläst und die Fische nichts von dem Toten übrig lassen – bis auf den rechten Daumen, mit dessen Abdruck Björn angebliche Anweisungen Dragans an die Organisation beglaubigen will und einen Finger mit Dragans Siegelring, den eine Elster davongetragen hat. Nachdem Björn alles sorgfältig geputzt und sich geduscht hat, fährt er nach Hause.

Der Tag danach

Am Montagmorgen hat Björn eine kleine Auseinandersetzung mit den Partnern der Kanzlei, die er nicht zuletzt mit einer Drohung in eine für ihn günstige Richtung umlenkt.

„Und Sie wissen, dass Dragan Kritik gerne unkonventionell ausdrückt.“

Am Ende einigt er sich mit der Kanzlei auf einen Auflösungsvertrag mit einer Klausel, derzufolge er seinen Mandanten Dragan Sergowicz mitnimmt.

Murat Cümgül, der Dragan, Sascha und Igor auf Tonis Befehl in die Falle lockte, bittet Björn um ein Treffen am Futterautomaten des Wildgeheges. Björn verpasst den Termin. Kurz darauf erfährt er, dass man Murats Leiche mit einem Kopfschuss am vorgesehenen Treffpunkt fand. Fing die Polizei Murats SMS an Björn ab? Warnte ein Maulwurf Toni davor, dass Murat dem Anwalt die Wahrheit sagen könnte? Wäre Björn gleich mit ermordet worden, wenn er sich mit Murat getroffen hätte?

Peter Egmann, der Leiter der Mordkommission, der mit Björn zusammen studiert hatte, fragt ihn am Telefon, ob er erklären könne, wie ein abgetrennter Finger auf den Gartentisch eines Anwesens gelangt sein könnte, das sich in der Nähe des Ferienhauses befindet, in dem Björn das Wochenende mit seiner Tochter verbrachte. Peter Egmann vermutet, dass sowohl der Finger als auch der aufgesteckte Siegelring von Dragan Sergowicz stammen, kann es jedoch nicht beweisen.

Kindergarten

Björn und Katharina haben ihre Tochter bei der „Kindergarten-Online-und-Tagesmütter-Zentrale“ (kotz.de) angemeldet und sich bei 31 Kindergärten persönlich um einen Platz für Emily beworben. Aber sie erhalten nur Absagen, zuletzt von der „Wie ein Fisch im Wasser gGmbH“, und in diesem Fall mit der Begründung, man werde nicht die Tochter eines Rechtsanwalts aufnehmen, der eine Räumungsklage gegen die gemeinnützige Gesellschaft betreibt und einen Mandanten vertritt, der anstelle des Kindergartens ein Edelbordell in dem Altbau einrichten möchte.

Nachdem Katharina auch diese Absage gelesen hat, verlangt sie von Björn, die Sache auf irgendeine Weise in Ordnung zu bringen und setzt ihm ein Ultimatum.

Björn nimmt Dragans Fahrer Sascha mit zu einer Unterredung mit den drei Gesellschaftern der „Wie ein Fisch im Wasser gGmbH“, denn der 29-jährige Bulgare, dessen Technik-Studium in Deutschland nicht anerkannt wurde, der jedoch inzwischen auch einen deutschen Abschluss als Erzieher hat, soll die Leitung des Kindergartens übernehmen und verfügt auch über die erforderlichen Methoden, widerstrebende Geschäftspartner zu gewünschten Abschlüssen zu bringen. Die drei den Kindergarten betreibenden Herren verstehen sich als Weltverbesserer, die sich um die Müllreduzierung verdient machen.

Jedenfalls kauften diese Weltverbesserer alte Autoreifen in Pakistan auf, wo Kinder ohne Schutzkleidung in meterhohen Schrottbergen von den Felgen zerrten. Dann ließen sie die Autoreifen nach Bangladesch liefern, wo andere Kinder sie ohne Handschuhe zu Sohlen und Riemchen schnitten. Die Sohlen und Riemchen wiederum wurden dann nach Sri Lanka gebracht, wo wieder andere Kinder sie ohne jeden Atemschutz zu Schuhen zusammenlöteten.
[…] Die Schuhe wurden dann von Sri Lanka aus nach Hamburg verschifft. In Hamburg angekommen hatte jeder Schuh, inklusive Material, Kinderarbeit und Transportkosten, gerade mal 2.39 Euro verursacht. Die neuen Existenzgründer verkauften ihre Reifenschuhe dann für 69.95 Euro das Paar über hippe Boutiquen und über das Internet. Unter dem Namen „untired“ wurde der Krempel als „nachhaltige Streetware“ angepriesen.

Nachdem Sascha zwei der Herren die Nase gebrochen hat, stimmen sie einem Verkauf ihrer Anteile an Dragan Sergowicz zu, und ein Notar beurkundet die Übertragung der Eigentumsverhältnisse.

Der Einrichtung eines Edelbordells in den Räumen stünde nun nichts mehr im Weg, aber Björn benötigt einen Kindergarten für Emily, um das Ultimatum seiner Frau einzuhalten. Deshalb tut er so, als habe Dragan seine Pläne geändert und werde nun den Kindergarten weiterbetreiben, zumal „Wie ein Fisch im Wasser“ von den beiden Kindern des mit dem Syndikat kooperierenden Leiters des Bauamts, Karl Breuer, besucht wird und darüber hinaus Peter Egmann, der Leiter der Mordkommission, seinen Sohn Lukas angemeldet hat.

In einer der bereits geräumten oberen Etagen des Altbaus will Björn seine neue Kanzlei und ein Spielzimmer für Emily einrichten.

Zwei weitere Ultimaten

Björn sucht Boris auf.

Boris zu kontaktieren war relativ einfach Er aß quasi jeden Abend zur gleichen Zeit in seinem eigenen russischen Restaurant. […]
Für mich sah russisches Essen immer aus, als hätte ein Chinese beim Italiener gegessen und es dann über einen Teller mit deutschen Spezialitäten erbrochen. Überschaubare Portionen säuerlicher Matsche mit Teig und Gemüse, aus der immer wieder mal eine erkennbare Kartoffel oder ein Stück Fleisch hervorguckte.

Nachdem er sich vergewissert hat, dass der Boss des konkurrierenden Syndikats keinen Bandenkrieg anstrebt und auch nicht der Drahtzieher der Vorgänge auf dem Autobahnparkplatz war, erklärt der Anwalt, sein wegen der polizeilichen Fahndung untergetauchter Mandant bedaure Igors Tod, werde die Vorgänge mit Björns Hilfe aufklären und den Schuldigen Boris überlassen. Der Gangsterboss geht darauf ein, gibt den Konkurrenten aber nur ein paar Tage Zeit.

Ein drittes Ultimatum wird Björn von Toni gestellt: Der argwöhnt, dass Björn den Boss umgebracht habe und verlangt deshalb von ihm ein persönliches Treffen mit Dragan.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Weichenstellung

Björn lässt sich von eigenen Leuten beschatten. Das Paar, das der für den Waffenhandel und die Security im Syndikat verantwortliche Officer Walter abgestellt hat, bemerkt einen Fremden, der Björn offenbar auskundschaftet. Er wird entführt und in einem Keller gefoltert, bis er Fragen beantwortet.

Er heißt Malte, kommt aus Chemnitz und ist ein Neffe Tonis. In dem als Video aufgenommenen Verhör gibt er zu, dass Dragan auf den Parkplatz gelockt wurde. Bei dem Anbieter der Handgranaten handelte es sich um einen Kleinkriminellen aus Chemnitz. Der tödliche Anschlag sollte Boris in die Schuhe geschoben werden, weil Toni nicht nur Dragan als Boss des eigenen Syndikats ablösen, sondern auch gleich noch die Konkurrenz durch einen Bandenkrieg ausschalten wollte. Als dann zu befürchten war, dass Murat plaudern könnte, erschoss Malte ihn in Tonis Auftrag.

Bei einem Treffen der Führungsriege – Toni (Drogen), Carla (Prostitution), Walter (Waffenhandel, Security), Stanislav (Schmuggel von Menschen und Waren) – stellt Björn angeblich im Auftrag Dragans dessen Fahrer als Officer der neuen Sparte Kinderbetreuung vor. Es gelingt ihm, die anderen gegen Toni aufzubringen und diesen zu demütigen, bis er die Runde vorzeitig im Zorn verlässt. Dann zeigt Björn den noch Anwesenden das Video mit Maltes Aussagen und behauptet, Dragan sei daran gelegen, Boris zu besänftigen und keinen Bandenkrieg auszulösen. Schließlich schmiedet das Gremium einen Plan, wie nicht nur Toni, sondern auch dessen Informant bei der Polizei – Klaus Möller – ausgeschaltet werden können.

Sascha durchschaut wohl Björns Machenschaften, aber als Nutznießer unternimmt er nichts dagegen.

Showdown

Klaus Möller wird dazu gebracht, mit einer Flasche Whiskey und einem Blumenstrauß die Straße vor dem Haus der Eltern seiner Lebensgefährtin Bascha in der ostpolnischen Stadt Sokolka zu überqueren. Dabei gerät er vor einen heranrasenden Geländewagen. Es sieht so aus, als habe der deutsche Polizist um Baschas Hand anhalten wollen und sei bei einem Verkehrsunfall umgekommen.

Als Toni erfährt, dass Malte nach Folterungen im Keller von Walters Sicherheitsunternehmen bereit sei, alles zu verraten, eilt er sofort hin – und bricht dem Bewusstlosen, dem K.-o.-Tropfen verabreicht wurden, das Genick.

Während Maltes Leiche bei der Müllverbrennung entsorgt wird, vereinbart Björn mit Boris eine Übergabe des Schuldigen rechtzeitig vor Fristablauf auf dem Autobahnparkplatz, auf dem alles begann.

Die Führungsgruppen der beiden Syndikate treffen sich dort um 3 Uhr nachts. Boris befestigt zwei Handgranaten mit Panzerband an Tonis Hoden und lässt ihn dann von der Explosion zerfetzen. In diesem Augenblick stürzt eine Drohne mit der Aufschrift „Polizei“ ab und zerschellt am Boden. Björn weist Boris auf die Antenne hin und behauptet, dass damit die Videoaufnahmen von dem Mord zu einer Dienststelle der Polizei gefunkt worden seien. Er rät allen, auf der Stelle zu fliehen und bietet sich an, Boris im Kofferraum versteckt durch mögliche Polizeisperren zu schmuggeln …

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Mit „Achtsam morden. Ein entschleunigter Kriminalroman“ bietet Karsten Dusse eine lustige, unterhaltsame Lektüre. Ähnlich wie Quentin Tarantino und die Brüder Cohn versteht er es, Komik und Grausamkeit zu verbinden. Dabei kommen ihm seine Erfahrungen als Autor von Comedy-Sendungen zugute.

Der Aufbau des Romans „Achtsam morden“ ist klug durchdacht. Wenn Karsten Dusse einen Gegenstand einführt, kann man sicher sein, dass der über kurz oder lang eine Rolle spielen wird. Das gilt auch für eine diebische Elster. Was geschieht, ist zwar unrealistisch, aber das spielt keine Rolle, denn die Entwicklung folgt einer eigenen inneren Logik. Dabei tritt der Protagonist Björn Diemel, ein 42-jähriger Rechtsanwalt, als Ich-Erzähler auf. Er ist kein Ermittler, wie man es im Krimi-Genre gewohnt ist, sondern jemand, der gleich zu Beginn mehrere Morde zugibt.

Noch ungewöhnlicher als ein Mörder als Ich-Erzähler in einem Kriminalroman ist die Verknüpfung mit Weisheiten der Ratgeberliteratur, die auch bei der Wahl des Buchtitels „Achtsam morden“ erkennbar ist. Karsten Dusse meint die Zitate aus dem fiktiven Ratgeber „Entschleunigt auf der Überholspur – Achtsamkeit für Führungskräfte“ nicht ironisch, obwohl Björn Diemel das Gelernte in Situationen anwendet, für die es eigentlich nicht gedacht ist. Diese Kombination ist originell, aber nach meinem Geschmack überzieht Karsten Dusse die Idee, indem er nicht nur lange Lehrsätze retardierend in die Darstellung einbaut, sondern auch jedem Kapitel ein fiktives Zitat aus „Entschleunigt auf der Überholspur – Achtsamkeit für Führungskräfte“ voranstellt.

Den „entschleunigten“ Kriminalroman „Achtsam morden“ von Karsten Dusse gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Matthias Matschke (ungekürzt: ISBN 978-3-8371-4693-6; gekürzt: 978-3-8371-4694-3). Es wurde mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2020 ausgezeichnet.

Unter dem Titel „Das Kind in mir will achtsam morden“ schrieb Karsten Dusse eine Fortsetzung.

Karsten Dusse wurde am 30. April 1973 in Essen geboren. Nach dem Wehrdienst, dem Jura-Studium in Bonn und Lausanne und dem Referendariat in Bonn und Los Angeles erhielt er 2003 eine Zulassung als Rechtsanwalt in Bonn. Bereits während der Ausbildung arbeitete Karsten Dusse bei Rundfunk und Fernsehen, zunächst als Kabelträger, dann als Moderator und Autor (z. B. für „Ladykracher“). 2015 begann er Sachbücher wie „Halbwissen eines Volljuristen. Handbuch für den Rechtsstaat“ zu schreiben, und 2019 debütierte er mit dem Roman „Achtsam morden“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2020
Textauszüge: © Karsten Dusse / Wilhelm Heyne Verlag

Karsten Dusse: Das Kind in mir will achtsam morden

Pierre Ambroise François Choderlos de Laclos - Gefährliche Liebschaften
Der Briefroman "Gefährliche Liebschaften" von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos ist eine meisterhafte Satire über die Verderbtheit der aristokratischen Gesellschaft des Ancien Régime. Obwohl das Buch mehr als 240 Jahre alt ist, wirkt es kein bisschen verstaubt. Dafür sorgt der Autor mit Witz, Ironie und Suspense, Esprit, Raffinesse und Einfallsreichtum.
Gefährliche Liebschaften