Raphaela Edelbauer : Die Inkommensurablen
Inhaltsangabe
Kritik
Hans Ranftler
Der 17-jährige Hans Ranftler verlässt Ende Juli 1914 erstmals seine Heimat Tirol und fährt nach Wien.
Als er zehn Jahre alt war, wurde sein Vater, ein Holzexporteur, von Tannenstämmen erschlagen. Daraufhin brachte der Prokurist des Unternehmens den verwaisten Jungen als Pferdeknecht auf einem abgelegenen Hof bei Telfs unter, auf dem er Hans‘ Mutter vermutete. Beerben konnte der uneheliche Sohn seinen Vater nicht, und mit dem gerade erst begonnenen Besuch eines Gymnasiums in Imst war es nun auch vorbei.
1910 kam ein Vikar in das Dorf, und der Pfarrer Elias Meier verhinderte nicht, dass sein Vertreter in der Predigt die Evolutionstheorie vertrat. Kaum einer der Zuhörer verstand, was er meinte, aber die Kirchengemeinde spürte das Frevlerische.
„Gott“, hatte der Vikar schließlich gesagt, „ist kein alter Mann mit einem Bart, der uns im Himmel richtet. Er ist das Entindividualisierte.“
Der Vikar gab Hans Bücher, die dieser heimlich las. Aber im Sommer 1912 war der Vikar von einem Tag auf den anderen weg. In Urlaub sei er, behauptete Elias Meier, aber der junge Geistliche kam nie zurück.
Helene Cheresch
In Wien will Hans Ranftler zu der Psychoanalytikerin Helene Cheresch, denn es passiert ihm immer wieder, dass er etwas denkt, was jemand anderes im nächsten Augenblick ausspricht. Von Helene Cheresch erhofft er sich dafür eine Erklärung. Obwohl er kein Hehl daraus macht, dass er für die Therapie nichts bezahlen kann, gibt ihm die Psychoanalytikerin einen Termin für 16 Uhr am nächsten Tag.
Helene Cheresch wurde 1877 in Stammersdorf bei Wien geboren. Als Gerüchte aufkamen, die Gymnasiastin habe sich „mit einer Mitschülerin vergessen“, nahmen die Eltern sie von der Schule, ließen sie von einem männlichen Privatlehrer unterrichten und verboten ihr, das Elternhaus ohne Aufsicht zu verlassen. Im Alter von 19 Jahren lief sie davon.
Klara Nemec
Vor der Tür von Helene Cheresch lernt Hans die Mathematik-Doktorandin Klara Nemec kennen, die zur Psychotherapie kommt, und deren Freund Adam Graf Jesenky von Kezmarok.
Klara wuchs in einem Elendsquartierr in der Vorstadt Inzersdorf auf. Weil beide Eltern auch nachts in einer Ziegelfabrik arbeiteten, musste Klara auf die jüngeren Geschwister aufpassen. Die Hälfte der zehn Geschwister starb im Kindesalter. Unter den Schlafgehern, die stundenweise ein Bett in dem 20 Quadratmeter großen Zimmer mieteten, in dem die Familie Cheresch wohnte, war ein als „Professor“ angesprochener Mann. Der brachte ein Buch mit, das Klaras Leben veränderte: Grundlagen der Geometrie von David Hilbert. Im Alter von zwölf Jahren begann sie sich abzunabeln und in der Kellerkneipe Meininger zu jobben. Helene Cheresch, die mit ihrer Gruppe „Die Morgenröte“ ein Förderprogramm für junge Frauen betreibt, sorgte dafür, dass Klara die Genia-Schwarzwald-Schule besuchen und dann Mathematik studieren konnte. Klara spezialisierte sich auf das Inkommensurable, auf Irrationalzahlen. Zu ihrer Familie hat sie keinen Kontakt mehr, obwohl sie offiziell noch dort gemeldet ist.
„Ach, Hans. […] Wenn ich dir erzählen würde, dass ich ein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern habe, dann wäre das gelogen – ich habe gar kein Gemeinsames mit ihnen, wir sind inkommensurabel.“
Adam Jesenky
Adam Graf Jesenky von Kezmarok ist 19 Jahre alt, ein Jahr jünger als Klara. Er stammt aus einer traditionsbewussten Offiziersfamilie und wird sich auf Geheiß des Vaters am nächsten Tag zum Kriegsdienst melden müssen. Voraussichtlich wird man den Unteroffizier sofort nach Belgrad abkommandieren.
Im Alter von sieben oder acht Jahren fing Adam an, sich an Ereignisse zu „erinnern“, die er gar nicht selbst erlebt haben konnte, beispielsweise an die Schlacht bei Novara, wo die österreichischen Truppen unter Feldmarschall Radetzky am 23. März 1849 die Truppen des Königreiches von Sardinien-Piemont geschlagen hatten. Ebenso wie Klara gehört er zu einem von Helene Cheresch organisierten Verbund von Träumern, dem „Säkulumcluster“ oder „Cluster der Zehntausend“. Die Mitglieder träumen alle immer wieder von einem Weiler, in dem eine Villa steht. Jede und jeder träumt nur von einem kleinen Teil des Dorfes, kennt also nur ein Puzzleteil. Klara kann als Einzige zwischen den verschiedenen Orten wechseln.
Als Kind konnte Adam seinem militärisch denkenden Vater eine Bratsche abtrotzen, indem er auf einen Baum kletterte und das Ansehen der Familie zu schädigen drohte. Während Klaras Aufenthalt bei Helene nimmt Adam den neuen Freund mit zur Probebühne der Musikakademie, wo sich sein Ensemble versammelt, zu dem auch Heinrich Bunic, Robert Federmaier, Fritz von Ferstel und Lena Spreitzer gehören. Sie proben das zweite Streichquartett fis-Moll op. 10 für zwei Violinen, Viola, Violoncello und eine Sopranstimme von Arnold Schönberg, das bei der Uraufführung am 21. Dezember 1908 im Wiener Bösendorfersaal für einen Skandal sorgte. Hans lauscht hingerissen.
Das Stück hatte geklungen, als hätte jemand die Tonbeziehungen mit einem Schraubenschlüssel gelockert – und mit ihnen die architektonischen Gesetze des Universums.
Statt das Stück nach Adams Kritik ein zweites Mal zu proben, gerät das Ensemble in Streit, und Adam prügelt sich mit dem katholischen Kroaten Heinrich Bunic.
Klara überschminkt später Adams Blessuren im Gesicht, denn er muss am Abend vor seinem Kriegsdienst an einem Dinner teilnehmen, zu dem seine Eltern befreundete Generäle mit ihren Ehefrauen eingeladen haben. Adam nimmt Klara und Hans mit. Zum Missfallen der Damen haben die Herren nur ein Gesprächsthema: den bevorstehenden Krieg. Beispielweise meint einer von ihnen:
„Ich rechne nicht damit, dass wir auf großen Widerstand treffen. Der Serbe an sich ist ein brutaler Übeltäter […]. Er ist aber zu konzertiertem Planen und zu Disziplin außerstande. Der Serbe hat sich nämlich als Einzelgänger enttarnt. Sämtlich Eigenschaften, die einem positiven Kriegsausgang entgegenstehen.“
Auf Sozialisten und Juden ist hier niemand gut zu sprechen.
„Eine Gefahr geht vor allem von dem aus, der sich in ein Kleid hüllt, in dem man ihn nicht erkennt. Der Jude und der Sozialist sind sich hier im Grunde gleich; unfähig, an die Nation zu denken. Immer aufs Internationale gerichtet.“
Es wird angenommen, dass Adams neuer Freund nach Wien gekommen sei, um sich – wie tausend andere – zum Militär zu melden. Verblüfft nimmt die Abendgesellschaft zur Kenntnis, dass er nicht wegen des Kriegs aus Tirol anreiste und auch erst 17 Jahre alt ist.
„Aber mein Freund, Sie haben doch wenigstens vor, sich zu melden, oder nicht? […] Womit verbringen Sie denn sonst Ihr Leben? Ich will Sie ja nicht ermutigen, weil es ja eigentlich gegen das Gesetz ist. Aber es melden sich eine ganz Reihe Minderjähriger, da muss einem doch der Gedanke kommen.“
„Ihre Chance ist diese: mitzuhelfen, dass ein bisher von Standesdünkeln und Grabenkämpfen gespaltenes, ein deutsches Großreich sich vereinen kann. […] Die alte Vision, die Fichte in seinen Reden beschwor, eine Reifeprüfung für das Volk, das 1848 zu schnell klein beigegeben hatte. Eine Überwindung von Egoismus, Trägheit und Zwietracht und der Aufbruch in die Moderne, gegen den sich die verkrusteten Strukturen im Stahlgewitter nicht mehr wehren können.“
Klara platzt:
„Und dann sprechen Sie von Volksfeinden, wenn die Sozialdemokratie den Schulterschluss der Völker fördert, um den wahren Feind zu enttarnen […] ‒ den Nationalismus!“
Daraufhin fordert der Hausherr seinen Sohn auf, die aufsässige Freundin hinauszubegleiten.
Die Nacht
Adam und Klara nehmen Hans mit in die Kellerkneipe „Meininger“. Dort wundert sich der Tiroler nicht nur über eine 70-Jährige, die einen Jugendlichen küsst, sondern auch über Klara, die mit anderen Frauen knutscht und einen wie eine Frau gekleideten Mann im Arm eines anderen Mannes.
Er beobachtet zwei Taschendiebe, von denen dann einer Klara mit einem Messer angreift, allerdings von Hans und Adam sofort überwältigt und gefesselt wird. Klara kennt ihn. Er heißt nicht Heinrich, wie er behauptete, sondern Michael Pleininger und gehört zum „Cluster der Zehntausend“. Helene Cheresch habe ihn zu der Tat angestiftet, behauptet er.
Klara verlässt mit Adam und Hans das „Meininger“. Durch die Kanalisation gelangen sie zum Untergrundlokal „Trabant“. Dort treffen sie auf eine Kokotte mit ihrer von Adam gezeugten Tochter Lisbeth. Der möchte mit den beiden nichts mehr zu tun haben, zahlt aber regelmäßig für den Unterhalt des Kindes.
Während die Gäste Drogen konsumieren, tritt das „Medium“ Bilha auf, von dem es heißt, es stamme aus der Zukunft.
„Bilha ist eine Wahrsprecherin aus dem Volk, die hier im Trabant seit drei Jahren die Nachrichten der Geosphäre bündelt.“
Bilha sagt unter anderem:
„Das Universum ist ein riesiges, tausendfach verzahntes Rätsel, das keinem anderen Zweck dient, als eines Tages gelöst zu werden. Jedes noch so kleine Ding steht in einer Relation zu jedem anderen Ding.“
In die Veranstaltung platzt die Meldung von der russischen Generalmobilmachung.
Das Rigorosum
Sechs Stunden vor Klaras Rigorosum sucht sie mit ihren beiden Freunden eine öffentliche Badeanstalt auf, um sich nach durchwachter Nacht frisch zu machen.
In den Straßen von Wien ist kein Durchkommen mehr. Überall toben kriegsbegeisterte Menschen.
20 Minuten vor dem Beginn des Rigorosums werden Klara, Adam und Hans am Portal der Universität zurückgewiesen. Die Professoren hätten sich solidarisch mit dem Kaiser erklärt, heißt es, und Frauen ohnehin nichts in der Universität zu suchen.
„Du solltest dich da unten für den Dienst melden, in einer Küche oder einer Näherei, um unseren Kameraden an der Front einen Dienst zu tun.“
Eine neue Gerichtsbarkeit hatte sich über die Welt gesenkt, eine Kriegsordnung, die mit einem Schlag das zivile Recht ersetzt hatte.
Durch einen unbewachten Lieferanteneingang gelangen Klara und ihre beiden Begleiter ins Gebäude. Beim Rigorosum sitzt Helene Cheresch im Publikum. Klara hält einen Vortrag über „Die Inkommensurablen“.
Wir sind umgeben von Irrationalität – nicht nur in der Mächtigkeit der Menge, die die rationalen Zahlen gegenüber den reellen zwergisch aussehen lässt – sondern auch in der Alltagswelt.
Nun vertrete ich die These, dass das Inkommensurable – in der Mathematik wie im Geistigen – die Verbindung zwischen Ideenwelt und der Materie darstellt.
Eine Horde sprengt die verschlossene Tür des Saales auf. Der Anführer Christoph Deutler erklärt, der Universitätsbetrieb sei beendet.
Helene kennt die Eindringlinge; es sind Männer des Jägerbunds Floridsdorf, die ihr feindlich gesinnt sind. Deshalb will sie Wien sofort verlassen. Hans weist enttäuscht auf seinen Termin um 16 Uhr hin, und sie nimmt ihn kurzerhand im Einspänner mit nach Oberschleining, einen Vorort von Wien-Strebersdorf.
Das Dorf kennt Hans aus einem Traum. Es ist der „Weiler der Zehntausend“.
Desillusionierung
Helene Cheresch gibt zu, Klara, Adam und all den anderen etwas eingeredet zu haben. Alles basiert auf Suggestion. Mit ihrer Experimentalgruppe über Massenpsychologie knüpfte sie an den Sozialpsychologen Gabriel Tarde und das Hirnforscher-Ehepaar Cécile und Oskar Vogt an.
„Die Masse zeichnet sich durch mehrere Gefühlsregungen aus […]. Triebhaftigkeit, Reizbarkeit und Unfähigkeit zu logischem Denken. Deswegen sind Gefühle in ihr auch grundsätzlich von einem zum anderen übertragbar. So berichtet es wenigstens Gustave Le Bon. Die Dummen verlieren in ihr das Gefühl, dumm zu sein – die Planlosen glauben, einen Plan zu haben. Und wenn dann eine große Idee kommt, die all das orchestriert, dann kann man mit bestimmten Bildern eingreifen. Denn das Kollektiv denkt immer nur in Bildern, musst du wissen. Das Unwirkliche wird dann so echt wie das Reale.“
Hans erträgt die Desillusionierung nicht länger, stürzt zur Tür und rennt weg.
Am 1. August 1914, um 12.52 Uhr, erhält Friedrich Graf von Pourtalès, der deutsche Botschafter in St. Petersburg, ein Telegramm von Kaiser Wilhelm II. mit der Kriegserklärung an Russland, das er um 17 Uhr dem Außenminister Sergei Dmitrijewitsch Sasonow zu übergeben hat.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Die Handlung des Romans „Die Inkommensurablen“ von Raphaela Edelbauer spielt in den Stunden vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs in Wien. Junge Männer melden sich zu Tausenden zum Militär. Auf den Straßen ist kaum noch ein Durchkommen. Die Massen bejubeln den erwarteten Krieg. Der wird idealisiert und sowohl Sozialisten als auch Juden werden schon deshalb verteufelt, weil man ihnen unterstellt, die vorherrschende nationalistische Grundhaltung nicht zu teilen.
Den Gegensatz zur Kriegseuphorie der Nationalisten bilden die Gäste einer Kellerkneipe und eines Untergrundlokals. Da tummeln sich Esoterikerinnen, Prostituierte und Suffragetten, Lesben, Schwule und Transvestiten.
Unter sie mischen sich die drei prototypischen Hauptpersonen des Romans „Die Inkommensurablen“. Klara stammt aus prekären Verhältnissen, wurde aber von einer lesbischen Gönnerin gefördert und promoviert gerade in Mathematik über „Die Inkommensurablen“. Dem musisch begabten, aber in einer Offiziersfamilie sozialisierten Aristokraten Adam bleibt nichts anderes übrig, als sich zum Krieg zu melden. Hans, der uneheliche Sohn eines Unternehmers, schuftet nach dem tödlichen Betriebsunfall seines Vaters sieben Jahre lang als Pferdeknecht auf einem abgelegenen Hof in Tirol. 1914 bricht er nach Wien auf und verbringt die letzte Nacht vor dem Krieg mit Klara und Adam. Die drei jungen Menschen sind schon aufgrund der Unterschiede in Herkunft und Bildung nicht vergleichbar, aber zugleich sind alle drei im Verhältnis zur kriegsbegeisterten Gesellschaft inkommensurabel. Und die Mathematikerin Klara beschäftigt sich dann auch noch mit dem Thema „Die Inkommensurablen“.
Raphaela Edelbauer umkreist mit ihrem Roman „Die Inkommensurablen“ die Mobilisierung und Manipulation der Massen am Beispiel der Kriegsbegeisterung im Sommer 1914. Mit der Episode über das Abendessen im Stadtpalais des Grafen Jesenky von Kezmarok ist ihr eine böse Satire auf die elitäre Gesellschaft gelungen: ausgediente Generäle schwadronieren über die Chance der Jugend, sich im Krieg zu bewähren.
„Die Inkommensurablen“ weist Züge eines Großstadtromans auf, ist aber vor allem ein intellektueller Roman mit Ex- und Diskursen über philosophische Aspekte der Mathematik und ein kollektives Bewusstsein. Es wird beispielsweise auch darüber diskutiert, ob Menschen revolutionäre Ideen zum Tragen bringen oder ob die Ideen das Primäre sind.
Vermutlich mit voller Absicht vermeidet es Raphaela Edelbauer, die Romanfiguren in „Die Inkommensurablen“ in einer mit ihrer Bildung korrespondierenden zeitgemäßen Sprache auftreten zu lassen. Sie versetzt uns Leserinnen und Leser auch nicht wirklich ins Jahr 1914, sondern betrachtet die Ereignisse am Vorabend des Ersten Weltkriegs aus heutiger Sicht und Distanz. Während die Welt in Aufruhr ist, führen die Romanfiguren philosophische Diskurse.
„Die Inkommensurablen“ soll offenbar auch kein realistischer Roman sein. Ein Pferdeknecht reist nach Wien, um den Rat einer Psychoanalytikerin zu suchen, freundet sich gleich nach der Ankunft mit einer Mathematikerin und einem Aristokraten an und nimmt an einem elitären Abendessen im Stadtpalais der gräflichen Familie teil. Das ist ebenso unrealistisch wie eine Doktorandin, die die Nacht vor ihrem Rigorosum durchmacht – und das 17 Jahre nachdem die erste Frau in Wien promovieren durfte (Gabriele Possanner von Ehrenthal am 2. April 1897 in Medizin). Das wirkt nicht realitätsnah, sondern konstruiert.
Warum Raphaela Edelbauer dann aber ihren Roman „Die Inkommensurablen“ mit punktuellen historischen Ereignissen gespickt hat, verstehe ich nicht. Beispielsweise erzählt sie, wie Kaiser Karl VI. am 22. Oktober 1713 gelobt, eine Kirche in Wien errichten zu lassen (Karlskirche). An anderer Stelle schildert sie das missglückte Attentat János Libényis am 18. Februar 1853 auf Kaiser Franz Joseph I., bei dem der Fleischhauer Josef Ettenreich mithalf, den mit einem Küchenmesser bewaffneten ungarischen Schneidergesellen zu überwältigen. Bei der Uraufführung des zweiten Streichquartetts op. 10 für zwei Violinen, Viola, Violoncello und eine Sopranstimme von Arnold Schönberg am 21. Dezember 1908 im Wiener Bösendorfersaal ist der Bezug zur Situation am Vorabend des Ersten Weltkriegs deutlicher. Raphaela Edelbauer schreibt über den Tumult:
Der springende Punkt war aber keinesfalls der beständig vorwärtsschreitende Antisemitismus allein. Was die Menschen an diesem Montag vollends auf die Barrikaden ihrer Logen trieb, war die leise Ahnung, hier versuche ein Mensch, die von der Geschichte so köstlich verzuckerte Musikstadt Wien von dem zu entfernen, was ihr das Kostbarste war: von ihrer Vergangenheit.
Einige Kritiker meinen, Raphaela Edelbauer habe sich mit „Die Inkommensurablen“ an Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ orientiert.
Den Roman „Die Inkommensurablen“ von Raphaela Edelbauer gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Cornelius Obonya.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2023
Textauszüge: © J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Raphaela Edelbauer: Das flüssige Land
Raphaela Edelbauer: DAVE