Birgit Rabisch : Die Schwarze Rosa

Die Schwarze Rosa
Die Schwarze Rosa. Eine Frau in der Weimarer Republik Verlag zu Klampen, Springe 2005 Die Schwarze Rosa Überarbeitete Neuausgabe Verlag duotincta, Berlin 2019 ISBN 978-3-946086-50-5, 255 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Rosa Klapproth ist die Tochter eines Webers im Harz. Aus Not übersiedelt die Familie 1910 nach Posen. Rosa fällt in den 20er-Jahren auf einen scheinbar untadeligen Offizier herein. Er überzeugt sie sogar davon, dass es richtig ist, wenn er illegale Kampfverbände organisiert und Fememorde in Auftrag gibt ...
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Kritik

Birgit Rabisch vermischt in "Die Schwarze Rosa" Fakten und Fiktion. Vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte, die sie zwischendurch geschickt beleuchtet, erzählt sie eine packende Geschichte. Sie versteht es, das Geschehen lebendig, farbig und bildhaft zu inszenieren.
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Röschen, Weberstochter im Harz

Röschen wird am 19. April 1899 als viertes Kind des Webers Christoph Klapproth und dessen Ehefrau Erna in Mädgesprung im Harz geboren. Als Erna im Alter von 36 Jahren ihr letztes Kind zur Welt bringt, sind ihre Zwillinge Martha und Else bereits gestorben.

Als die Textilarbeiter im August 1903 zuerst in Crimmitschau, dann überall im Königreich Sachsen für bessere Arbeitsbedingungen streiken, beteiligt sich auch Christoph Klapproth daran, obwohl das bedeutet, dass die ohnehin spärlichen Einnahmen ausbleiben und er nicht weiß, wovon er die Familie ernähren soll. Weil der Zuzug Arbeitssuchender die Wirkung des Ausstands mindert, wird der Streik im Januar 1904 abgebrochen, ohne dass sich an den erbärmlichen Zuständen etwas geändert hätte. Dazu kommt die Konkurrenz englischer Textilfabrikanten mit mechanischen Webstühlen.

Erich Klapproth, der 1894 geborene älteste Sohn der Weberfamilie, bricht eine Schnapsbrennerlehre ab und drängt den Vater zu einer Umsiedelung nach Posen. Dafür vergibt der Ostmarkenverein Darlehen.

Rosa, Bauerntochter in Posen

Im Sommer 1910 wird aus der Weberfamilie Klapproth eine Kleinbauernfamilie. Posen gehört zwar zu Preußen, aber die Bevölkerung besteht zu zwei Dritteln aus Polen und Kaschuben.

Rosa, wie sie nun genannt werden möchte, freundet sich mit Ewa Kaniewska an, der Tochter eines polnischen Schusters.

Als sie 15 Jahre alt ist, stellt sie überrascht fest, dass sich der ein Jahr ältere Pfarrersohn Martin Ostermann für sie interessiert. Er leiht ihr Bücher und schwärmt von Friedrich Nietzsche, vom Übermenschen, der über der kleinbürgerlichen Moral steht. Rosa sieht Martin allerdings nur in den Schulferien, denn der Gymnasiast besucht ein Internat in Posen.

Am 28. Juni 1914 werden Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajewo von einem Attentäter erschossen. Die Kriegsgefahr steigt, aber Christoph Klapproth denkt:

Diese ewigen Zänkereien auf dem Balkan. Was ging sie das an? Da würde sich schon irgendeine Lösung finden. Ein wirkliches Problem waren die Kartoffelkäfer.

Erster Weltkrieg

Ende Juli beginnt der Erste Weltkrieg. In Posen rücken Deutsche und Polen enger zusammen. Józef Klemens Piłsudski kämpft mit den Deutschen und Österreichern gegen die Russen, denn er will die okkupierten Gebiete im Osten zurückerobern und die Eigenstaatlichkeit wiedergewinnen. Im Gegensatz zu ihm setzt Roman Stanisław Dmowski darauf, mit Hilfe der Russen die Deutschen aus Schlesien und Ostpreußen vertreiben zu können.

Martin Ostermann, der inzwischen vom Nihilisten zum Sozialisten mutiert ist, vergewaltigt Rosa im Sommer 1915. Er entschuldigt sich danach und versucht, sie zurückzugewinnen, aber Rosa will nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Ewa Kaniewska verliebt sich in Rosas Bruder Otto, und der erwidert ihre Gefühle. Obwohl eine Eheschließung einer katholischen Polin und eines protestantischen Deutschen so gut wie undenkbar ist, verloben sich die beiden heimlich, bevor Otto an die Westfront muss.

Als er dann mit einem gelähmten rechten Arm aus Verdun zurückkommt, löst Ewa die Verlobung. Sie arbeitet inzwischen als Magd auf dem größten Bauernhof der  Gegend, dem der Familie Perenzcky, deren Sohn Josef sie schon lange umwirbt. Im Frühjahr 1919 heiraten Ewa Kaniewska und Josef Perenzcky.

Rosa, Wirtstochter in Pommern

Das neu entstandene Polen erhält nach dem Krieg Posen zugesprochen. Die Familie Klapproth und die anderen Deutschen dort leben nun im Ausland.

1920 wird der Pachtvertrag der Klapproths  gekündigt. Als neuer Pächter ist Josef Perenzcky vorgesehen. Das verzeiht Rosa ihrer früheren Freundin Ewa nie.

Erich Klapproth, der sich noch vor Kriegsbeginn zur kaiserlichen Marine gemeldet hatte, am 7. November 1914 in Tsingtau in japanische Kriegsgefangenschaft geraten war und erst im Winter 1919/20 zurückkam, erklärt seinem 55-jährigen Vater, wie er eine Entschädigung der Reichsregierung beantragen kann. Mit dem Geld pachtet Christoph Klapproth die Kneipe „Pommern-Eck“ in Greifenhagen bei Stettin. Rosa übernimmt die Bedienung der Gäste, überhört die anzüglichen Bemerkungen der Männer und findet sich damit ab, begrapscht zu werden.

Am 19. April 1921 feiert sie ihren 22. Geburtstag. Aus diesem Anlass bringt Erich den Oberleutnant a. D. Paul Schulz mit ins „Pommern-Eck“. Der ist ein Jahr älter als Rosa und deutet an, dass er maßgeblich an der Aufstellung von Heimatschutzverbänden in Oberschlesien beteiligt ist.

Paul Schulz lädt Rosa zu ihrem ersten Theaterbesuch in Stettin ein. Seine tadellosen Manieren beeindrucken sie. Nachdem er Organisationsaufgaben in Berlin übernommen hat, besucht sie ihn dort mehrmals in seiner Drei-Zimmer-Wohnung. Im Januar 1923 verloben sich die beiden, und Rosa zieht zu ihrem Bräutigam nach Berlin.

Die Schwarze Rosa in Berlin

Paul und sein Vorgesetzter, Major a. D. Bruno Ernst Buchrucker, wurden wegen der Unterstützung des Kapp-Putsches aus der Reichswehr entlassen, aber im Sommer 1921 per Privatdienstvertrag vom Reichswehrministerium wieder eingestellt. Ihre Aufgabe besteht im Aufbau von als „Arbeitskommandos“ getarnten Kampfverbänden, die mit Waffen, Munition und Ausrüstung versorgt werden, die die Reichswehr bei Kriegsende verstecken konnte. Auf diese Weise unterläuft man die von den Siegermächten angeordnete Begrenzung der deutschen Streitkräfte auf 100.000 Mann. Der Reichswehrminister Otto Karl Geßler möchte möglichst wenig von der „Schwarzen Reichswehr“ wissen; er überlässt die Kontakte General Hans von Seeckt, dem Chef der Heeresleitung.

Paul überzeugt Rosa von der Notwendigkeit dieser auf eine „nationale Erhebung“ ausgerichteten Anstrengungen. Geplant ist ein gemeinsamer Aufstand der „Brigade Ehrhardt“ in Franken, der Nationalsozialisten in München und der Schwarzen Reichswehr in Küstrin. In Berlin soll dann Heinrich Claß, der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes, den nationalen Notstand ausrufen und die Regierungsgewalt an sich reißen.

Rosa begreift, dass ihr Verlobter nicht nur maßgeblich an der Organisation der Schwarzen Reichswehr mitwirkt, sondern auch die Aufgabe übernommen hat, Verräter zu liquidieren. Weil Mitglieder der illegalen Verbände nicht vor ein Kriegsgericht gestellt werden können, ohne die heimlichen Aktivitäten aufzudecken, bleibt der Schwarzen Reichswehr nichts anderes übrig, als Delinquenten von einem Sonderkommando möglichst unauffällig töten zu lassen. Dieses Kommando besteht aus drei Feldwebeln, darunter Rosas Bruder Erich, der große Stücke auf seinen Vorgesetzten Paul hält. Rosa glaubt, dass diese Aktionen notwendig seien, um die Bestrebungen der Schwarzen Reichswehr nicht zu gefährden und sie bewundert Paul dafür, die Last der Entscheidungen über Leben und Tod auf sich zu nehmen.

Als General von Seeckt eine Unterstützung des geplanten Putsches kategorisch ablehnt, hält Paul den Plan für undurchführbar, aber die anderen machen weiter und rufen heimlich den 1. Oktober 1923 zum Tag der Erhebung aus.

Fünf Tage vorher, am 26. September, lässt sich Gustav von Kahr in München zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten ernennen, verhängt den Ausnahmezustand in Bayern und unterstellt die in Bayern stationierten Einheiten der Reichswehr seinem Kommando. Damit durchkreuzt er die Pläne der anderen Aufständischen.

Die Reichswehr distanziert sich nun von den illegalen Einheiten. Am 30. September fordert Paul seine Verlobte telefonisch auf, sich unverzüglich ein Taxi zu nehmen und in den Spreewald zu fahren. In der Pension „Eichelhäher“ hat er unter falschem Namen ein Zimmer gebucht. Er wurde nämlich vor seiner geplanten Verhaftung gewarnt.

Major Buchrucker, der ebenfalls festgenommen werden soll, marschiert am 1. Oktober mit 500 Mann nach Küstrin, aber seine Erwartung, dass die Reichswehr nicht auf ihn und seine Mitverschwörer schießen werde, erfüllt sich nicht. Am nächsten Tag kapituliert er und wird verhaftet.

Erich Klapproth will trotz allem weitermachen und plant mit ein paar Gleichgesinnten ein Attentat auf von Seeckt. Aber der General wird rechtzeitig gewarnt. Erich taucht kurz unter und schließt sich dann den Nationalsozialisten in München an.

Buchrucker wird am 25. Oktober 1923 vom Ausnahmegericht in Cottbus wegen Hochverrats zu zehn Jahren Festungshaft verurteilt. (Nach vier Jahren kommt er durch eine Amnestie frei.)

Rosa und Paul leben längst wieder unbehelligt in Berlin. Zufällig belauscht Rosa am 30. Mai 1924 ein Telefongespräch ihres Verlobten mit Hans von Seeckt und erfährt auf diese Weise, dass Paul den General vor den Attentätern warnte, um im Gegenzug vor einer gerichtlichen Verurteilung bewahrt zu werden. Er verhalf dann zwar auch Erich zur Flucht, aber Rosa verachtet den Verräter. Sie löst die Verlobung und kehrt zur ihren Eltern nach Greifenhagen zurück.

Rosa Krause in Pommern

Dort stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Um kein uneheliches Kind zu gebären, macht sie sich an einen der Stammgäste des „Pommern-Ecks“ heran, an Karl Krause, einen gutmütigen Seemann aus Stettin. Die Hochzeit findet am 8. August 1924 statt.

Am 9. März 1925 bringt Rosa ihren Sohn Heinrich zur Welt. Ihre Mutter ahnt, dass Paul der Vater ist, aber sie schweigt, denn nach außen hin ist alles in Ordnung.

Als Rosa dann erneut in anderen Umständen ist und am 6. Juni 1926 die Tochter Charlotte gebiert, entsteht die absurde Situation, dass Karl zwar nie daran gezweifelt hat, Heinrichs leiblicher Vater zu sein, aber nicht sicher ist, ob er oder ein anderer Rosa ein zweites Mal geschwängert hat, denn er glaubt, zuverlässig mit Kondomen verhütet zu haben.

Am 28. Oktober 1926 beginnt ein Mordprozess gegen Paul Schulz, Erich und Georg Klapproth in Landsberg an der Warthe. Das Verfahren dreht sich um den Tod des Feldwebels Walter Weltz. Erich ist als Mörder angeklagt, sein Bruder Georg wegen Beihilfe und Paul als Anstifter. Im Gerichtssaal hört Rosa, dass Weltz gar kein Verräter gewesen sei. Paul Schulz habe ihn wegen einer Banalität ermorden lassen. War ihr Verlobter ein Schreibtischmörder? Rosa kann es kaum glauben.

Paul und Georg werden am 3. November freigesprochen, aber das Gericht verurteilt Erich zu 15 Jahren Zuchthaus. Bevor der Fall im März 1927 in Berlin neu verhandelt wird, bittet der zuständige Staatsanwalt Rosa um ein Gespräch. Er drängt sie, ihren Bruder Erich zu überreden, gegen seinen Vorgesetzten Paul Schulz auszusagen und redet ihr ein, dass sich nur so ein Todesurteil gegen Erich vermeiden lasse. Rosa ist hin- und hergerissen, aber am Ende beschließt sie, ihren Bruder nicht zu einem Verräter werden zu lassen.

Am 26. März verurteilt das Gericht die Feldwebel Erich Klapproth und Hermann August Fahlbusch wegen Mordes und Oberleutnant Paul Schulz wegen Anstiftung zum Tod.

Hindenburg und von Seeckt setzen sich für Paul Schulz ein, der konsequent bei seiner Aussage bleibt, bei der Reichswehr habe man nichts von seinen Aktionen gewusst, er habe auf eigene Faust gehandelt. Am 13. Februar 1928 ändert das Preußische Staatsministerium die Todesurteile in lebenslange Freiheitsstrafen ab. Paul kommt am 28. Juni 1929 wegen angeblicher Haftunfähigkeit gegen Kaution frei, und nach dem Wahlerfolg der NSDAP bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 kann auch Erich das Gefängnis aufgrund einer Amnestie verlassen.

Epilog

SA-Sturmführer Erich Klapproth heiratete 1931 in Allach Edeltraud Gathmann. Das Ehepaar bekam acht Kinder. 1939 bis 1944 engagierte sich Erich Klapproth als NSDAP-Kreisleiter in der ostpolnischen Stadt Sejny. Im August 1944 floh die Familie vor der Roten Armee zurück nach Allach, wo Erich Klapproth Nachfolger des am 28. April 1945 erschossenen Volkssturmführers Erich Spahn wurde. Am 3. Mai 1945 fiel er selbst vor den Augen seiner Frau und der Kinder einem Mordanschlag zum Opfer.

Paul Schulz, der im Oktober 1930 in die NSDAP eintrat, wird ein enger Mitarbeiter Gregor Strassers, des Reichsorganisationsleiters der NSDAP. Im Dezember 1932 schied er ebenso wie sein Vorgesetzter aus der NSDAP aus. Im Sommer 1934 sollte er im Zuge der Niederschlagung des „Röhm-Putsches“ von drei Gestapo-Männern in einem Wald bei Potsdam ermordet werden, aber trotz schwerer Schussverletzungen gelang es ihm zu entkommen und sich ins Ausland abzusetzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Paul Schulz in die Bundesrepublik Deutschland zurück und leitete ein Baumaschinenwerk in Neustadt an der Weinstraße. Am 31. August 1963 starb er im Alter von 65 Jahren in seinem Wohnort Laichingen.

Rosa Krause, geborene Klapproth, verbrachte die NS-Zeit in Sydowsaue bei Greifenhagen, wo die Familie wieder einen Bauernhof bewirtschaftete. Christoph Klapproth starb 1930. Rosas Sohn Heinrich fiel 1944 in Italien. Sie floh schließlich mit ihrer Mutter Erna, ihrer Tochter Charlotte und der langjährigen Freundin Liesbeth nach Wilster in Schleswig-Holstein.

Charlotte Krause heiratete 1950 den Tischler Wilhelm Rabisch und zog mit ihm nach Hamburg. Dort gebar sie am 9. Januar 1953 ihre Tochter Birgit − die Autorin des Romans „Die Schwarze Rosa“.

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Birgit Rabisch wuchs bei ihren Großeltern Rosa und Karl Krause in Wilster auf, weil beide Eltern berufstätig waren. Als sie elf Jahre alt war, bauten die Eltern in Heist bei Wedel ein Haus, in das auch die Großeltern mit einzogen. Nach dem Abitur studierte die 19-Jährige in Hamburg Soziologie und Germanistik.

Nach dem Tod ihrer Großmutter am 2. Juli 1975 (Seite 15) bzw. 19. April 1975 (Seite 229) fiel Birgit Rabisch ein ausgeschnittener Zeitungsartikel vom 27. Dezember 1927 aus „Die Weltbühne“ auf, den Rosa Krause aufgehoben hatte. Darin geht es um einen Prozess gegen Paul Schulz. Warum ihre Großmutter den aufgehoben haben könnte, fragte Birgit Rabisch ihre Mutter, und Charlotte Rabisch antwortet kurz, mit diesem Mann sei Rosa einige Zeit verlobt gewesen.

Das weckte Birgit Rabischs Neugier, und nach jahrelangen Recherchen suchte sie in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre einen Verlag für eine Doppelbiografie über ihre Großmutter und Hannah Arendt. Aber darauf wollte sich niemand einlassen. Erst als die Autorin sich auf ihre Großmutter beschränkte veröffentlichte der Verlag zu Klampen in Springe 2005 den Roman „Die Schwarze Rosa. Eine Frau in der Weimarer Republik“. 2019 brachte der Berliner Verlag duodincta eine überarbeitete Neuausgabe heraus, bei der auf den Untertitel verzichtet wurde: „Die Schwarze Rosa“.

Birgit Rabisch vermischt Fakten und Fiktion, historische Personen und erdachte Charaktere. Vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte, die sie zwischendurch geschickt beleuchtet, ohne den Fortgang der Handlung zu bremsen, erzählt sie eine packende Geschichte. Dabei hält sie sich an die Chronologie und vermeidet auch sonst stilistische Experimente. Aber sie versteht es, das Geschehen lebendig, farbig und bildhaft zu inszenieren. „Die Schwarze Rosa“ ist die Tochter eines Webers, Kleinbauern und Kneipenwirts, die auf einen scheinbar untadeligen Offizier hereinfällt, von dem sie sich nicht nur geliebt, sondern auch respektiert fühlt. Parallel zu dieser Tragödie skizziert Birgit Rabisch, wie sich das NS-Regime aus unterschiedlichen Bewegungen in der Weimarer Republik entwickelte. Bei der Lektüre von „Die Schwarze Rosa“ wird deutlich, wie aus Existenzsorgen eine aggressive Haltung gegen Menschen erwachsen kann, die als „anders“ wahrgenommen werden. Und das ist in einer Zeit zunehmender nationalistischer und rechtsradikaler Gesinnungen ein brisantes Thema.

Im Anhang des für einen einprägsamen Geschichtsunterricht geeigneten Buches zitiert Birgit Rabisch Äußerungen unter anderem über die Schwarze Reichswehr, Paul Schulz und (ihren Großonkel) Erich Klapproth. Wiederholt bezieht sie sich auf das Buch „Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik“ des Historikers Bernhard Sauer (Berlin 2004).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2019
Textauszüge: © Verlag duotincta

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