Bret Easton Ellis : Lunar Park

Lunar Park
Originalausgabe: Lunar Park Knopf, New York 2005 Übersetzung: Clara Drechsler und Harald Hellmann Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005 ISBN 978-3-462-03654-1, 457 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

"Lunar Park" beginnt wie eine Autobiografie und geht nahtlos in Fiktion über. Der Protagonist Bret Easton Ellis beendet seine Ausschweifungen, heiratet Jayne, eine erfolgreiche Schauspielerin, und zieht mit ihr und den beiden Kindern in einen properen Vorort, um ein neues Leben anzufangen. Das Idyll ist nicht von langer Dauer. Von der Hausfassade blättert die Farbe ab, und es geschehen merkwürdige Dinge, von denen Jayne glaubt, ihr Mann bilde sich das alles ein ...
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Kritik

Auf den ersten 50 Seiten seines Romans "Lunar Park" erzählt Bret Easton Ellis vom kometenhaften Aufstieg eines Schriftstellers namens Bret Easton Ellis. Auf diesen furiosen und unterhaltsamen Teil folgt eine Hommage an Stephen King, die weder als Parodie überzeugt noch gruselig ist.
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„Du siehst dir verblüffend ähnlich.“
So lautet der erste Satz von Lunar Park, der in seiner Kürze und Einfachheit eine Rückkehr zur Form, ein Echo auf die erste Zeile meines Debütromans Unter Null darstellen soll. (Seite 6)

Mit diesen Worten beginnt Bret Easton Ellis seinen Roman „Lunar Park“. Es folgen die Anfänge seiner ersten Romane: „Unter Null“, „Einfach unwiderstehlich“, „American Psycho“, „Glamorama“.

„Unter Null“ hatte er im Winter 1983 als Teilnehmer eines Tutoriums für kreatives Schreiben am Camden College in New Hamshire geschrieben.

Das Buch schilderte detailliert die Weihnachtsferien eines reichen, sexuell ambivalenten, gefühlskalten jungen Manns, der aus seinem College im Osten nach Los Angeles – genauer gesagt nach Beverly Hills – zurückkommt; es geht also um Partys, auf denen er sich herumtreibt, um Drogen, die er konsumiert, um die vielen Mädchen und Jungen, mit denen er Sex hat, und all die Freunde, die er in Drogenabhängigkeit, Prostitution und völlige Apathie abrutschen sieht, ohne etwas dagegen zu tun; tagsüber fährt man mit gut aussehenden Blondinen in hochglanzpolierten Cabrios zu schnell zum Beachclub und ist dabei auf Nembutal; die Nächte vergeudet man in VIP-Rooms angesagter Clubs und damit, an den Fenstertischen bei Spago Kokain zu sniffen. (Seite 11f)

Das Buch wurde als Autobiografie missverstanden […], und die reißerischen Szenen darin (der Snuff-Film, die Massenvergewaltigung der Zwölfjährigen, die verwesende Leiche in der Gasse, der Mord im Drive-in) basierten auf blutrünstigen Gerüchten, die in meiner Clique in LA die Runde gemacht hatten, nicht auf eigenen Erfahrungen. (Seite 15f)

Obwohl Bret Easton Ellis in Sherman Oaks, Kalifornien, aufgewachsen war, studierte er ab Herbst 1982 in New Hampshire, um von seinem verhassten Vater Robert Martin Ellis möglichst weit wegzukommen. Sein Großvater bezahlte die Studiengebühren.

Mein Vater hatte den Großteil seines Vermögens mit hochspekulativen Immobiliengeschäften verdient, vorwiegend während der Reagon-Ära, und die Freiheit, die ihm sein Reichtum verschaffte, hatte ihn zunehmend labil werden lassen. Mein Vater war von jeher ein schwieriger Fall gewesen – lieblos, ausfallend, alkoholabhängig, eitel, zornig, paranoid –, und selbst nachdem sich meine Eltern (auf Wunsch meiner Mutter) hatten scheiden lassen, als ich noch ein Teenager war, ließ er die Familie (zu der auch noch zwei jüngere Schwestern gehörten) seine bedrohliche Macht und Kontrollgewalt spüren, und stets ging es um Geld (endlose Auseinandersetzungen der Anwälte über Alimente und Unterhalt für die Kinder). (Seite 13)

Mit dem Examenszeugnis in der Tasche zog Bret Easton Ellis nach New York und kaufte sich von den Tantiemen für „Unter Null“ eine Eigentumswohnung in der Lower Eastside von Manhattan, im selben Gebäude, in dem auch Cher und Tom Cruise wohnten.

Im Sommer 1986 dinierte ich auf Einladung von Jeb und George W. Bush., beide Fans von mir, im Weißen Haus. (Seite 19)

1988 begann Bret Easton Ellis eine Affäre mit der Schauspielerin Jayne Dennis. Im Mai 1989 trennten sich die beiden wieder, blieben jedoch Freunde. Trisha, eine seiner nächsten Geliebten, verließ ihn, weil er sich in einen Jungen verguckt hatte.

Im Laufe der Jahre erschienen auf der „Hanging With Hef“-Seite im Playboy immer wieder Fotos von mir im Jacuzzi des Playboy-Mansion (ich war dort Stammgast, wenn ich in LA war), daher herrschte „beträchtliche Verwirrung“ hinsichtlich meiner sexuellen Orientierung. (Seite 33)

Sein dritter Roman trug den Titel „American Psycho“.

Was ich niemandem erzählte – erzählen konnte –, war, welch extrem beunruhigende Erfahrung die Arbeit an diesem Buch für mich gewesen war. Dass ich zwar geplant hatte, meinen Vater als Grundlage für die Figur Patrick Bateman zu nehmen, aber irgendjemand – irgendetwas – anderes griff ein und bewirkte, dass diese Figur während der drei Jahre, in denen ich an dem Roman arbeitete, zu meiner einzigen Richtschnur wurde. Ich erzählte niemandem, dass das Buch vorwiegend bei Nacht entstand, wenn der Geist dieses Wahnsinnigen mich heimsuchte, mich manchmal sogar aus einem bleiernen Xanaxschlaf riss. Als ich zu meinem Entsetzen begriff, was diese Figur von mir wollte, kämpfte ich dagegen an, doch der Roman erzwang es, geschrieben zu werden. (Seite 24)

Am 10. August 1992 starb sein Vater im Alter von einundfünfzig Jahren. Bret Easton Ellis hielt sich zu diesem Zeitpunkt in einem für 20 000 Dollar im Monat gemieteten Strandcottage in Wainscott in den Hamptons auf, um eine Schreibblockade zu überwinden.

Ich versuchte, nüchtern zu bleiben, köpfte aber schon morgens um zehn die ersten Chardonnay-Flaschen, und wenn ich am Vorabend alles weggetrunken hatte, saß ich in meinem für den Sommer geleasten Porsche auf dem Parkplatz eines Spirituosenladens in Bridgehampton, wartete, dass der Laden aufmachte […] (Seite 25)

Robert Martin Ellis war in seinem Haus in Newport Beach, wo er seit der Ehescheidung gelebt hatte, einem Schlaganfall erlegen. Seine zweiundzwanzigjährige Geliebte Monica fand ihn tot auf dem Fußboden im Badezimmer. Weil Bret Easton Ellis allein nicht imstande wäre, seinem Vater die letzte Ehre zu erweisen, verließ Jayne Dennis den Set in Pennsylvania, wo sie mit Keanu Reeves drehte, holte den „bibbernden Kloß“ in den Hamptons ab und begleitete ihn nach Los Angeles. Sie übernachteten in seinem Elternhaus in Sherman Oaks.

In jener Nacht, in dem Haus in Sherman Oaks, in dem ich aufgewachsen war, war ich betrunken und verängstigt und fickte sie brutal in meinem alten Kinderzimmer, und wir weinten beide dabei. Am nächsten Tag flog Jayne zurück zum Dreh nach Pennsylvania. Keanu schickte mir Blumen. (Seite 27)

Als Bret Easton Ellis wieder in New York war, erklärte ihm Jayne, sie sei von ihm schwanger und werde keine Abtreibung vornehmen lassen. Im März 1993, zwei Monate zu früh, wurde sie in Los Angeles von einem Jungen entbunden, dem sie den Namen Robert („Robby“) gab. Fünf Jahre später bekam sie von Mark Strauss, dem Manager einer Plattenfirma, ein Mädchen: Sarah.

Bret Easton Ellis, der nach seinen sensationellen Erfolgen zu Lesungen in Mailand, Singapur, Moskau, Helsinki und Köln eingeladen wurde, gab 100 000 Dollar im Jahr für Drogen aus.

Ich war natürlich immer lebendig […], aber so hinüber, dass die PR-Leute mich huckepack von der Limousine in die Radiostudios und die Buchhandlungen tragen mussten, wo ich dann auf dem Stuhl zusammengesackt mit der Lesung begann und in ein Mikrofon nuschelte, während ein Angestellter des Ladens nervös neben mir bereitstand, um mit dem Finger vor meinem Gesicht zu schnipsen, falls ich plötzlich wegtrat (bei den Autogrammstunden führten sie mir manchmal die Hand, um eine erkennbare Unterschrift hinzukriegen, während ich einfach ein X machen wollte). (Seite 36)

Als er im Frühjahr 2004 sein letztes Geld in Las Vegas verspielt hatte und am Boden zerstört war, wandte er sich verzweifelt an Jayne Dennis.

Schließlich rief ich Jayne an. Sie hörte mir zu. Sie machte mir ein Angebot. Sie reichte mir eine Hand. Ich war so erschüttert, dass ich in Tränen ausbrach. Was ich hier bekam, das begriff ich sofort, war etwas ganz Seltenes: die zweite Chance bei einem Menschen. Ich zögerte zwar kurz, doch ein Faktor überwog alles andere: Niemand sonst wollte mich. (Seite 44f)

Im Mai wurde er clean, im Juni unterschrieb er bei Knopf in New York einen Vertrag über einen neuen Roman, für den er 1 Million Dollar Vorschuss bekam, im Juli zog er in die Elsinore Lane in einer ruhigen Vorstadt in New Hampshire, wo Jayne für sich und die Kinder eine Villa hatte bauen lassen, im selben Monat heirateten sie und Bret Easton Ellis nahm einen Job am College an: Er sollte einmal in der Woche in Creative Writing unterrichten. Er war glücklich – bis mit der Halloween-Party am 30. Oktober die Probleme begannen und im November ihren Höhepunkt erreichten.

Ganz gleich, wie entsetzlich die geschilderten Ereignisse auch erscheinen mögen, eines dürfen Sie als Leser nie vergessen, wenn Sie dieses Buch in Händen halten: Alles beruht auf Tatsachen, jedes einzelne Wort ist wahr. (Seite 53)

„Du siehst dir verblüffend ähnlich.“
Jayne sagte das, nachdem sie mich mit fragendem Blick gemustert und sich spitz erkundigt hatte, als was ich bei der Halloween-Party erscheinen wolle, die wir heute Abend schmissen, und ich gesagt hatte, ich wolle als „ich selbst“ gehen. (Seite 54)

Kurz bevor die Gäste eintrafen, schaute sein Dealer Kentucky Pete vorbei, und Bret Easton Ellis füllte seine Vorräte auf. Jayne, deren schlimmstes Laster Eisessen war, durfte davon nichts mitbekommen.

Gut, genau genommen war ich nicht mehr clean. Ich hatte einen harmlosen kleinen Rückfall gehabt. Es war nicht lange gut gegangen. Bis zu einer Studentenparty auf dem Campus in der dritten Septemberwoche, um genau zu sein. So ein Streber aus dem Graduiertenprogramm hatte mir in dem schmuddeligen Waschraum eines Wohnheims eine Linie angeboten und dann noch eine, und anschließend hatte ich zwanzig Bier vom Fass gekippt, während ich die um mich gescharten Studenten mit Storys über meine vergangenen Erfolge ergötzte. Jayne war nicht blind, aber es gab bestimmte Wellen von Informationen, auf denen sie einfach nicht zu surfen wagte. Ihr Vertrauen in mich war seit Anfang Oktober etwas ins Wanken geaten – ich glaube, in ihr kam so eine Ahnung auf, es könnte ein Fehler gewesen sein, mich zurückzunehmen –, aber noch war der kritische Punkt nicht erreicht […] Ich war sicher, dass ich noch Zeit genug hatte, um mich wieder zu fangen. Aber nicht gerade an Halloween. (Seite 58)

Während der Halloween-Party erschrickt Bret Easton Ellis über einen unbekannten Gast, der wie der Serienmörder Patrick Bateman in „American Psycho“ aussieht. Und auf einem Grabstein im Garten, der zur Dekoration gehört, liest er die Inschrift „Robert Martin Ellis, 1941 – 1992“.

Am nächsten Morgen kommt er im Gästezimmer zu sich.

Ich trank durstig aus dem Hahn und beschloss dann, mich halbwegs vorzeigbar herzurichten, indem ich das T-Shirt […] auszog und dann auf links gedreht wieder anzog. (Seite 86)

Es fällt ihm schwer, an seinem neuen Roman zu arbeiten. Der Protagonist in „Teenage Pussy“ heißt Michael Graves und ist ein Junggeselle aus Manhattan. Es geht um sein Liebesleben. Eine der Kapitelüberschriften lautet: „Macht es dir was aus, wenn ich mir bloß einen runterhole“ (Seite 112). In einer Episode ist Michael Graves mit einer geistlosen Sechzehnjährigen zusammen.

„Sie ist ja nicht mit Absicht so blöd“, entschuldigt er sich stets bei seinen genervten Freunden […] Eines Abends bringt er sie mit Pilzen dermaßen drauf, dass sie ihre eigene Vagina nicht mehr wiederfindet. (Seite 114)

Seit dem 3. Oktober erhält Bret Easton Ellis immer wieder um 2.40 Uhr E-Mails von einer Zweigstelle der Bank of America in Sherman Oaks. Als er dort anruft, versichert man ihm, dass nachts niemand im Büro sei. Der 3. Oktober war der Geburtstag seines Vaters, und 2.40 Uhr der vom Arzt nachträglich angegebene Todeszeitpunkt. Seit einiger Zeit wundert Bret Easton Ellis sich über umgestellte Möbel. Zweimal findet er eine nasse Herrenbadehose am Whirlpool, obwohl er ihn gar nicht benutzt hat. Von der Hauswand bröckelt Putz ab, und wenn er sich im Garten aufhält, spürt er, dass er nicht allein ist. Unheimlich! Sorgen macht Bret Easton Ellis sich vor allem wegen Robby, denn innerhalb der letzten fünf Monate verschwanden dreizehn Jungen in seinem Alter spurlos.

Auf dem College-Parkplatz fällt Bret Easton Ellis ein cremefarbiger Mercedes 450 SEL auf. So einen Wagen hatte sein Vater gehabt. Er sitzt noch nicht lang in seinem Büro, da steht ein schüchterner Student mit einer Erstausgabe von „Unter Null“ in der Tür und bittet ihn höflich um eine Signatur. Er heißt Clayton. Plötzlich erinnert Bret Easton Ellis sich: Das war der junge Mann, der auf der Halloween-Party wie Patrick Bateman aussah! Er spricht Clayton darauf an, aber der Student behauptet, nicht auf der Party gewesen zu sein. Clayton verlässt gerade das Büro, als die dreiundzwanzigjährige Studentin Aimee Light eintritt, die bei Alvin Mendolsohn eine Doktorarbeit über Bret Easton Ellis schreibt. Sie lässt sich von ihm küssen und begrapschen, aber ins Bett hat er sie noch nicht bekommen.

Obwohl Bret und Jayne erst seit drei Monaten verheiratet sind, konsultieren sie bereits eine Eheberaterin: Dr. Faheida. Bret Easton Ellis ist außerdem noch bei der Psychotherapeutin Dr. Janet Kim. In einer Sitzung klagt er:

„Schauen Sie“, stöhnte ich. „Es war verdammt hart, sich in diese vollkommen neue Welt einzufügen, und dieser ganze Druck, der Mann im Haus zu sein oder wie immer Sie das nennen wollen, belastet mich ebenso wie der Umstand, dass ich, na schön, dass ich wieder Drogen nehme – aber nur ein bisschen – und wieder trinke – aber nur ein bisschen –, und, ja meinetwegen, Jayne und ich haben keinen Sex, und ich habe mit diesem Mädchen von der Uni geflirtet und glaube, dass einer von den Burschen an der Uni so tut, als wäre er eine Figur aus einem meiner Romane […], und Harrison Ford möchte, dass ich ihm ein Drehbuch schreibe, ich erhalte diese gespenstischen E-Mails aus LA, die irgendwas mit meinem Vater zu tun haben, wie ich glaube, und diese ganzen verschwundenen Jungs machen mir eine Heidenangst, und das alles verursacht bei mir gewaltige psychische Konflikte.“ Ich unterbrach meine Tirade und überlegte. „Ach ja, und unser Golden Retriever hasst mich wie die Pest.“ Ich seufzte tief auf. (Seite 136f)

Donald Kimball, ein Detektiv, der mit dem Sheriff’s Department von Midland County zusammenarbeitet und in einer am 1. Juni begonnenen Mordserie ermittelt, sucht Bret Easton Ellis auf, weil der Täter augenscheinlich in „American Psycho“ geschilderte Bluttaten nachahmt: Robert Rabin, Sandy Wu und Victoria Bell wurden grausam umgebracht, und dem Obdachlosen Albert Lawrence stach der Verbrecher die Augen aus. Bret Easton Ellis befürchtet, dass man ihn verdächtigt, aber Kimball beruhigt ihn: Man habe bereits herausgefunden, dass er zu den Tatzeitpunkten anderswo war.

Eines Tages, als Bret Easton Ellis mit den Kindern in die Stadt fährt, sieht er zufällig Aimee Light am Lenkrad eines anderen Autos. Er folgt ihr, um herauszufinden, wer neben ihr sitzt. Es ist Clayton!

Bret und Jayne folgen einer Einladung ihrer Nachbarn Mitchell und Nadine Allen. (Neben Brets Elternhaus wohnte übrigens auch eine Familie Allen.) Ein Mädchen namens Wendy passt auf Robby und Sarah auf. Während sich die Frauen in der Küche um das Dessert kümmern, lassen die Männer auf der Veranda einen Joint herumgehen. Plötzlich fällt Bret Easton Ellis auf, dass im Elternschlafzimmer seines Hauses Licht brennt, und er sieht die Silhouette eines Mannes. Erschrocken ruft er Wendy übers Handy an und fordert sie auf, sofort mit den Kindern das Haus zu verlassen. Er rennt hinüber, bemerkt nebenbei den cremefarbenen Mercedes 450 SEL auf der Straße, holt seine Pistole aus dem Safe im Arbeitszimmer und stürmt nach oben. Die Wandleuchter flackern. Das Licht im Schlafzimmer geht aus. Als er in Robbys Zimmer nach dem Lichtschalter greift, beißt ihn etwas in die Hand: Sarahs Stoffvogel Terby.

Inzwischen trifft Jayne ein. Sie ist über ihren Mann entsetzt und wirft ihm vor, den Kindern Angst eingejagt zu haben.

Nadine Allen, die zwei Kinder im Alter von zwölf und fünf Jahren hat – Ashton und Zoe –, erzählt Bret Easton Ellis, Ashton habe E-Mails verschwundener Jungen erhalten und an Robby weitergeleitet. Die beiden Zwölfjährigen scheinen Informationen über die verschwundenen Kinder zu sammeln und auszutauschen. Bald darauf entdeckt Bret Easton Ellis auf dem Computer seines Sohnes ein Foto des zuletzt verschwundenen Jungen Maer Cohen. Als er Robby zur Rede stellt, behauptet dieser, es handele sich um ein harmloses Spiel von ihm, Ashton und ein paar anderen Freunden.

In einer Nacht treffen auf Brets Computer vierundsiebzig Mails der Bank of America in Sherman Oak ein. Er öffnet einen Anhang und sieht ein Video, das jemand von seinen Vater in Newport Beach aufnahm, und zwar am 10. August 1992, dem Todestag.

Von Donald Kimball erfährt Bret Easton Ellis, dass der Serienmörder erneut zugeschlagen hat: Man fand die zerstückelte Leiche einer im Orsic Motel an der Interstate in Stoneboat ermordeten jungen Frau, die noch nicht identifiziert werden konnte. Bret Easton Ellis ahnt sofort, dass es sich um Aimee Light handelt, denn seit Tagen hat er sie nicht mehr übers Handy erreicht. Kimball wundert sich, denn das nächste Opfer in „American Psycho“ heißt Paul Owen und wohnt in Clear Lake. Eine zerstückelte Frauenleiche passt nicht in Kimballs Theorie.

Bret Easton Ellis erhält von Clayton ein Manuskript mit dem Titel „Minusgrade“ zugeschickt. Einige Zeit später sieht Bret Easton Ellis die Nummer von Aimee Light auf dem Display seines Handys. Clayton meldet sich und droht damit, ihn in die Mordfälle hineinzuziehen.

Am 5. November fliegt Jayne für eine Woche zu Dreharbeiten nach Toronto.

Nachdem Bret Easton Ellis im Garten auf eine tote Katze mit ausgerissenem Bauch gestoßen ist, setzt er Terby auf einem Feld bei Pearce aus. In der Nähe grast ein Pferd. In den Nachrichten heißt es kurz darauf, dass auf dem Feld der Kadaver eines zerfleischten Pferdes gefunden wurde.

In der Nacht wird Bret Easton Ellis von Robby geweckt. Auf seiner Brust sitzt Terby. Er schüttelt ihn ab und springt auf. Ein Fellwesen ängstigt die Kinder; es kommt die Treppe herauf. Bret, Robby und Sarah geraten in Panik, schließen sich ein, aber die Kreatur zertrümmert Türen. Bret Easton Ellis alarmiert die Polizei. Officer O’Nan, Officer Boyle und zwei weitere Beamte fragen, ob Bret Easton Ellis am Abend getrunken habe und sind überzeugt, dass es sich bei dem vermeintlichen Unwesen um den eigenen Hund – den Golden Retriever Victor – handelte.

Jaynes Assistentin Marta Kauffman hilft Bret Easton Ellis, noch in der Nacht mit den Kindern in ein Hotel zu ziehen.

Der Dämonologe Robert Miller bietet Bret Easton Ellis an, das Haus für 30 000 Dollar von Spukgestalten zu reinigen und rückt mit seinem Team an. Er weist Bret Easton Ellis darauf hin, dass Terby rückwärts gelesen YBRET ergibt: Why Bret?

Während Jayne noch in Toronto zu tun hat, fliegt Bret Easton Ellis nach Los Angeles, wo Beauftragte von Harrison Ford sich mit ihm treffen, um über ein Drehbuch zu reden.

Das Projekt […] handelte davon, wie Vater (ein tougher Rancher) und Sohn (ein einsamer Drogensüchtiger) in einer Kleinstadt im Nordosten Nevadas trotz aller Gegensätzlichkeiten zueinander finden. (Seite 413)

Bei dieser Gelegenheit will Bret Easton Ellis die in einem Bankschließfach deponierte Schachtel mit der Asche seines Vaters holen. Die Schachtel ist aufgeplatzt und das ganze Schließfach voller Asche. In seinem Elternhaus in Sherman Oaks sucht er das Originalmanuskript seines Romans „American Psycho“ und findet seinen Verdacht bestätigt: In einem vor dem Druck gestrichenen Kapitel geht es um den Mord an einer jungen Frau namens Amelia Light. Patrick Bateman bringt sie nach Victoria Bell und vor Paul Owen um.

Am 9. November kehrt Bret Easton Ellis wieder zurück und wundert sich über die inzwischen wieder makellos weiße Fassade der Villa. Keine Spur mehr von dem abgebröckelten Putz. Die Kinder sind weiterhin mit Marta im Hotel, und Jayne hat noch einige Tage in Toronto zu tun. Allein betritt Bret Easton Ellis das Haus. In Robbys Zimmer findet er Nester mit Eiern unbekannter Wesen. Gerade sieht er noch, wie Terby Victor hinten hineinkriecht und den Hund in ein geflügeltes Monster verwandelt. Das fällt ihn an und reißt ihm mit seinen Zähnen das Bein auf. Um sich in Sicherheit zu bringen, lässt Bret Easton Ellis sich aus einem Fenster fallen und humpelt zu seinem Range Rover. Als er losfährt, kracht er mit Clayton zusammen, der im cremefarbenen Mercedes 450 SEL sitzt, und verliert das Bewusstsein.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Im Midland Memorial kommt er nach mehreren Operationen wieder zu sich. Jayne und zwei Polizisten stehen an seinem Bett: Robby ist spurlos verschwunden.

Die Leiche der im Orsic Motel Ermordeten wurde inzwischen identifiziert. Es handelte sich um die Studentin Aimee Light. Am 10. November um 2.30 Uhr verhaftete die Polizei vor dem Haus des fünfundsechzigjährigen verwitweten Buchhändlers Paul Owen in Clear Lake einen Mann mit einer Axt, der gerade versuchte, in das Gebäude einzudringen. Bernard Erlanger, so heißt der Mann, gestand, Robert Rabin, Sandy Wu, Victoria Bell und Aimee Light ermordet und Albert Lawrence die Augen ausgestochen zu haben.

Die Leute glauben, der Hund habe Bret Easton Ellis angefallen und suchen nach keiner weiteren Erklärung. An dem Unfall sei kein zweites Auto beteiligt gewesen, heißt es, sondern Bret Easton Ellis habe die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Deshalb prallte er gegen eine Eiche.

Vier Wochen nach Robby wird Ashton Allen ebenfalls vermisst.

Jayne lässt sich von Bret Easton Ellis scheiden und zieht nach Manhattan.

Inzwischen erneut heroinabhängig, lebt Bret Easton Ellis in New York mit dem zwölf Jahre jüngeren Bildhauer Michael („Mike“) Graves (!) zusammen.

Im August 2005 zieht er nach Los Angeles. Von einem Fischerboot aus streut er die Asche seines Vaters ins Meer.

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Wenn man mit der Leküre des Romans „Lunar Park“ von Bret Easton Ellis beginnt, glaubt man, den Anfang einer Autobiografie zu lesen und erwartet einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der früheren Werke des Autors. Außerdem sieht es nach einer Gesellschaftssatire über den Kultur- und Sittenverfall in der Welt der Schönen und Reichen aus, in der schon die Kinder auf Antidepressiva eingestellt werden. Dieser bizarre und furiose erste Teil des Romans „Lunar Park“ ist jedoch nur ein Spiel von Bret Easton Ellis mit dem eigenen Lebenslauf und der literarischen Form des Ich-Erzählers, ein ausgesprochen unterhaltsames Vexierspiel über Sein und Schein, Dichtung und Wahrheit.

Auf Seite 54 ändert sich das Genre: Aus der Pseudo-Selbstbespiegelung wird vorübergehend ein Familienroman, der dann rasch in eine Hommage an Stephen King umschlägt: Bret Easton Ellis spielt mit Versatzstücken des Horror- und Schauerromans. Die ersten fünfzig Seiten davon sind auch noch lustig, aber dann folgen 350 Seiten, die weder als Parodie überzeugen noch gruselig sind.

Fazit: Lesenswert sind die ersten hundert Seiten von „Lunar Park“.

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Als Student schrieb er den Erfolgsroman „Unter Null“ (1984). Mit „American Psycho“ wurde er 1991 weltberühmt.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
Textauszüge: © Kiepenheuer & Witsch

Bret Easton Ellis: American Psycho (Verfilmung)
Bret Easton Ellis: Imperial Bedrooms
Bret Easton Ellis: The Shards

Bela B Felsenheimer - Scharnow
In eine Schublade lässt sich "Scharnow", der Debütroman des Musikers Bela B Felsenheimer, nicht pressen, aber man könnte von einer Persiflage auf das Genre des Schund- bzw. Groschenromans mit Versatzstücken eines Comics sprechen. Der Autor erzählt mit überbordender Fabulierlaune, sprudelndem Einfallsreichtum und viel Sprachwitz eine durchgeknallte Geschichte.
Scharnow

 

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.