Ayaan Hirsi Ali : Mein Leben, meine Freiheit
Inhaltsangabe
Kritik
Ayaan Hirsi Ali (Kurzbiografie)
Ayaan Hirsi Ali (eigentlich: Ayaan Hirsi Magan; * 1969) erzählt in ihrer Autobiografie „Mein Leben, meine Freiheit“, wie sie in Somalia, Saudi-Arabien, Äthiopien und Kenia aufwuchs. Ihren Vater Hirsi Magan Isse (* 1935) lernte sie erst mit acht Jahren in Mekka kennen, nachdem er aus dem Gefängnis geflohen war. Er gehörte zu den Anführern der Somali Salvation Front, einer mit Unterstützung der äthiopischen Regierung aufgebauten militärischen Oppositionsbewegung gegen den somalischen Diktator Siad Barre (1910/19 – 1995).
Was Ayaan Hirsi Ali über ihre Kindheit und Jugend schreibt, liest sich wie ein Abenteuerroman. Sie nimmt uns mit in die fremden Welten etwa der somalischen Nomaden und der vom Islam geprägten Gesellschaft in Saudi-Arabien. Schonungslos berichtet Ayaan Hirsi Ali, wie ihr im Alter von sechs Jahren die Klitoris und die Labia minora mit einer Schere abgeschnitten und die äußeren Schamlippen zugenäht wurden (Weibliche Genitalverstümmelung). Offen erzählt sie von ihren ersten erotischen Abenteuern in einer vom Islam geprägten Umgebung.
Als Ayaan zweiundzwanzig war, wurde sie mit einem in Kanada lebenden Somali verheiratet. Um der Zwangsehe zu entkommen, floh sie 1992 in die Niederlande und nannte sich dort Ayaan Hirsi Ali statt Ayaan Hirsi Magan, um von ihrer Familie nicht so leicht gefunden zu werden. Sie erhielt zunächst Asyl und wurde 1997 eingebürgert.
Nach dem Studium an der Universität Leiden (1995 – 2000) sorgte Ayaan Hirsi Ali mit vehementer Kritik an der Unterdrückung der Frauen in islamischen Gesellschaften für Schlagzeilen und ließ sich ins Parlament wählen. Aufgrund von Morddrohungen musste sie sich 2004/2005 fünfundsiebzig Tage lang verstecken. Weil sie bei ihrer Einbürgerung falsche Angaben gemacht hatte, wurde ihr im Mai 2006 die niederländische Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Regierung nahm den Beschluss zwar nach sechs Wochen zurück, aber Ayaan Hirsi Ali blieb in den USA.
Der mit der Flucht nach Holland beginnende zweite Teil des Buches „Mein Leben, meine Freiheit. Die Autobiographie“ unterscheidet sich vom ersten, denn hier geht es nicht mehr um Einblicke in uns fremde Kulturen, sondern um eine außergewöhnliche Karriere in der westlichen Welt,
und Ayaan Hirsi Ali räumt auch ihren gesellschaftskritischen Anliegen großen Raum ein. Wie beispielsweise Paul Scheffer und Seyran Ateş hält sie den Multikulti-Ansatz für gut gemeint, aber falsch, denn die Toleranz gegenüber anderen Kulturen gehe mit der stillschweigenden Duldung etwa der Unterdrückung der Frauen in Immigrantenfamilien einher. Die Einheimischen dürften jedoch bei Menschenrechtsverletzungen nicht wegschauen. Das ist gewiss eine ernstzunehmende Argumentation. Weniger nachvollziehbar ist die undifferenzierte Darstellung, mit der Ayaan Hirsi Ali den Eindruck erweckt, bei den muslimischen Männern handele es sich ausnahmslos um rückständige Unterdrücker ihrer Frauen.
Ayaan Hirsi Ali stellt in ihrer Autobiografie „Mein Leben, meine Freiheit“ ihre Entwicklung vom somalischen Flüchtlingskind zur selbstbewussten, viel beachteten Islamkritikerin, Rednerin und Bestseller-Autorin („Ich klage an“) spannend und sehr gut lesbar dar. Es handelt sich um die packende Geschichte einer außergewöhnlichen Frau, die sich unter extrem schwierigen Umständen emanzipierte.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Textauszüge: © Piper Verlag
Ayaan Hirsi Ali (Kurzbiografie)