Sabotage

Sabotage

Sabotage

Sabotage – Originaltitel: Sabotage – Regie: Alfred Hitchcock – Drehbuch: Charles Bennett, Ian Hay, Helen Simpson, E. V. H. Emmett, nach dem Roman "Der Geheimagent" von Joseph Conrad – Kamera: Bernard Knowles – Schnitt: Charles Frend – Musik: Hubert Bath, Jack Beaver, Louis Levy – Darsteller: Sylvia Sidney, Oscar Homolka, John Loder, Desmond Tester, Joyce Barbour, Matthew Boulton, S. J. Warmington, William Dewhurst u.a. – 1936; 75 Minuten

Inhaltsangabe

London um 1900. Detective Ted Spencer observiert den Kinobesitzer Verloc, den er als Terroristen verdächtigt und versucht, seine Frau Sylvia auszufragen. Tatsächlich hat Verloc aus Geldnot den Auftrag angenommen, auf dem Picadilly Circus eine Bombe zu legen. Als er merkt, dass er mit dem verpackten Sprengkörper nicht durch die Polizeikontrollen kommt, schickt er den ahnungslosen Bruder seiner Frau damit los, obwohl Stevie noch ein Kind ist ...
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Kritik

Der Thriller "Sabotage" basiert auf dem Roman "Der Geheimagent" von Joseph Conrad. Alfred Hitchcock inszenierte "Sabotage" als düsteren, expressionistischen Psychothriller über einen Spießer.
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London um 1900. In London kommt es zu einem Stromausfall. Detective Sergeant Ted Spencer (John Loder) von New Scotland Yard, der sich als Mitarbeiter des dem Kino „Bijou“ benachbarten Gemüsehändlers Brown (Aubrey Mather) tarnt, beobachtet, wie der Kinobesitzer Karl Anton Verloc (Oskar Homolka) sich ins Haus schleicht. Verloc legt sich ins Bett. Als seine Frau Sylvia nach ihm sieht (Sylvia Sidney), tut er so, als habe er geschlafen und von dem Stromausfall noch nichts mitbekommen. Er sei den ganzen Abend zu Hause gewesen, behauptet er, habe jedoch ihr Rufen nicht gehört, weil er eingeschlafen sei.

Als die Lichter wieder brennen und die U-Bahn wieder fährt, trifft Verloc sich im Zoo mit einem Mann namens Vladimir (Austin Trevor). Der Russe verweigert die vereinbare Bezahlung für den von Verloc durch Sabotage verursachten Stromausfall, weil dieser keine Massenpanik auslöste, sondern die Zeitungen sich darüber lustig machen. Wenn Verloc Geld haben wolle, müsse er am kommenden Samstag auf dem Picadilly Circus eine Bombe explodieren lassen, meint Vladimir. Verloc will niemand umbringen, doch er ist in finanziellen Schwierigkeiten und erklärt sich deshalb bereit, den Auftrag durchzuführen. – Spencers Assistent Hollingshead (S. J. Warmington) observiert zwar das Treffen der beiden Verdächtigen, aber er hört nicht, was sie reden.

Den Sprengkörper soll Verloc von Professor A. F. Chatman (William Dewhurst) bekommen, einem Anarchisten, der zur Tarnung eine Vogelhandlung betreibt, aber seiner erwachsenen Tochter (Martita Hunt), die mit ihrem Kind (Pamela Bevan) bei ihm wohnt, nicht verheimlicht, was er tut.

In der Zwischenzeit lädt Spencer Sylvia Verloc und ihren sehr viel jüngeren Bruder Stevie (Desmond Tester) zum Mittagessen in ein teures Restaurant ein, ohne sich als Detective zu erkennen zu geben, denn er will sie möglichst unauffällig über ihren Mann ausfragen. Sylvia und Stevie kamen vor einem Jahr aus den USA. In London heiratete sie Verloc, und er bot auch ihrem Bruder ein neues Zuhause. Sylvia zweifelt nicht daran, dass er während des Stromausfalls zu Hause war und beteuert, es handele sich um einen unauffälligen und wohlmeinenden Mann.

Als Spencer bald darauf beobachtet, wie drei Fremde ins Haus gehen, schleicht er sich hinein und versucht, ihre Unterredung mit Verloc zu belauschen. Sie ertappen ihn, und einer von ihnen erkennt ihn als Detective. Die Männer brechen daraufhin die Verhandlung mit Verloc ab und verschwinden.

Wie vereinbart, wird die Bombe Verloc am Samstagvormittag in einem Kanarienkäfig versteckt geliefert. Er nimmt den Sprengkörper heraus und schenkt Stevie die Vögel. Dann will er sich mit dem Päckchen auf den Weg zum Picadilly Circus machen, aber im Vorraum stößt er auf Spencer, der Sylvia inzwischen gestanden hat, dass er bei New Scotland Yard tätig ist, und durchs Fenster sieht er einen weiteren Polizisten auf der Straße patrouillieren. Er weiß, dass der Zeitzünder der Bombe auf 13.45 Uhr eingestellt ist. Weil er keine Zeit zu verlieren hat, beauftragt er Stevie, das Päckchen, das angeblich ein defektes Projektorteil enthält, zur Gepäckaufbewahrung am Picadilly Circus zu bringen. Der Mechaniker, der das Teil reparieren soll, habe keine Zeit, zum Kino zu fahren, werde das Päckchen aber am Picadilly Circus abholen. Um von dem Päckchen abzulenken, gibt Verloc dem Jungen auch noch zwei Filmrollen mit, die er zum Verleih bringen soll. Spencer schaut sich nur den Titel der oberen Filmkassette an. Er lautet „Bartholomäus der Würger“. Dann lässt er den Jungen aus dem Haus.

Stevie trödelt auf dem Weg, und es wird immer später. Ein Festzug des Bürgermeisters hält ihn weiter auf. Schließlich steigt Stevie in einen Bus, obwohl es wegen der Feuergefährlichkeit verboten ist, Filmmaterial in öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren. Der Schaffner (Frederick Piper) lässt den Jungen jedoch ausnahmsweise mitfahren.

Kurz nach 13.45 Uhr wird die Meldung verbreitet, ein voll besetzter Linienbus sei am Picadilly Circus explodiert.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

In den Trümmern findet Spencer Reste einer Filmkassette mit dem Titel „Bartholomäus der Würger“. Als Sylvia das in der Zeitung liest, fällt sie auf der Straße kurz in Ohnmacht. Sie weiß nun, dass ihr kleiner Bruder in dem Bus war und ahnt, dass er den Sprengkörper bei sich trug. Ihr Mann ist also doch nicht so harmlos, wie sie glaubte.

Sie stellt ihn zur Rede, und er gibt zu, dass in dem Päckchen eine Bombe war. Es sei für ihn unmöglich gewesen, damit unbemerkt an den Polizeikontrollen vorbeizukommen, erklärt er. Deshalb habe er Stevie losgeschickt. Dass der Junge so lange brauchen würde, um das Päckchen am Picadilly Circus zu deponieren, habe er nicht ahnen können. Es handele sich um einen nicht vorhersehbaren Unfall.

Beim Tranchieren des von der Haushälterin (Clare Greet) zubereiteten Bratens überlegt Sylvia, ob sie ihren Mann nicht mit dem Messer töten solle. Verloc merkt, was in ihr vorgeht, steht auf und will ihr das Messer abnehmen, aber sie rammt es ihm in die Brust, und er bricht tot zusammen.

Spencer kommt mit der Nachricht von Stevies Tod zu ihr und will Verloc verhaften. Er findet die Leiche. Sylvia läuft los. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen, und sie will sich stellen. Spencer sperrt die Tür zum Esszimmer ab, folgt ihr und versucht, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten, denn er hat sich in sie verliebt und möchte verhindern, dass sie ins Gefängnis kommt. Er nimmt an, dass die Leiche erst am Montagmorgen von der Haushälterin gefunden wird. Bis dahin will er mit Sylvia in Frankreich sein.

Doch es kommt anders: Chatmans Tochter befürchtet, der Vogelkäfig könne die Polizei auf die Spur zur Vogelhandlung bringen und schickt deshalb ihren Vater los, das corpus delicti aus dem Kino zu holen. Während Chatman in Verlocs Wohnung nach dem Käfig sucht, umstellt die Polizei das Gebäude. Chatman bricht die Tür zum Esszimmer auf und stößt auf die Leiche.

Als Superintendent Talbot (Matthew Boulton) eintrifft, kann Spencer Sylvia nicht davon abhalten, dass sie zu seinem Chef läuft, um ein Geständnis abzulegen. Talbot hat jedoch wegen des Polizeieinsatzes keine Zeit für sie.

Chatman sieht keinen Ausweg mehr. Er zündet eine Bombe, die er bei sich trug. Die Sprengung zerreißt ihn ebenso wie Verlocs Leiche.

Talbot bittet Spencer, der Ehefrau des Kinobesitzers schonend beizubringen, dass ihr Mann bei der Explosion ums Leben kam.

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Der Thriller „Sabotage“ von Alfred Hitchcock basiert auf dem 1907 von Joseph Conrad veröffentlichten Roman „The Secret Agent“ („Der Geheimagent. Eine einfache Geschichte“, Übersetzung: Elisabeth Freundlich, Neuübersetzung: Günther Danehl, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/M 1972, 254 Seiten, ISBN: 3-436-01468-0). In der literarischen Vorlage ist allerdings nicht der Picadilly Circus, sondern das Observatorium in Greenwich Ziel des Bombenanschlags.

Alfred Hitchcock inszenierte „Sabotage“ als düsteren, expressionistischen Psychothriller über einen Spießer, der aus Geldnot bereit ist, im Auftrag einer anarchistischen Gruppe einen Terroranschlag durchzuführen. Auf die Empfindungen anderer Mitmenschen achtet er nicht, und als durch sein Verhalten der junge Bruder seiner Frau ums Leben kommt, tut er dies als Unfall ab, den er nicht habe voraussehen können. Dabei zeigt er weder Reue noch Mitgefühl.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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Dieter Wellershoff entwickelt die Tragödie im Wechsel zwischen den Perspektiven der vier Romanfiguren. Dabei erweist er sich als tiefschürfender, beinahe schon grüblerischer Autor, der die Motive seiner Figuren gründlich ausleuchtet und ihr Verhalten, die psychologischen Zusammenhänge und Entwicklungen ebenso präzise wie anschaulich darstellt.
Der Liebeswunsch