Der zerrissene Vorhang

Der zerrissene Vorhang

Der zerrissene Vorhang

Der zerrissene Vorhang – Originaltitel: Torn Curtain – Regie: Alfred Hitchcock – Drehbuch: Brian Moore – Kamera: John F. Warren – Schnitt: Bud Hoffman – Musik: John Addison – Darsteller: Paul Newman, Julie Andrews, Hansjörg Felmy, Wolfgang Kieling, Ludwig Donath, Günter Strack, David Opatoshu, Gisela Fischer, Tamara Toumanova, Lila Kedrova, Mort Mills, Carolyn Conwell, Arthur Gould-Porter, Gloria Gorvin u.a. – 1966; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Der amerikanische Raketenentwickler Michael Armstrong nimmt mit seiner Assistentin und Verlobten Sarah Sherman an einem Physiker-Kongress in Kopenhagen teil und setzt sich heimlich nach Ostberlin ab. Entsetzt wirft Sarah ihm vor, sein Land zu verraten. Sie ahnt nicht, dass er vorgibt, ein Überläufer zu sein, um das letzte Geheimnis der Raketenentwicklung ausspionieren zu können ...
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Kritik

Mit dem Spionagethriller "Der zerrissene Vorhang" drehte Alfred Hitchcock keinen guten Film. Die Geschichte ist unrealistisch, die Verhältnisse in der DDR werden klischeehaft dargestellt, und die Figuren wirken schablonenhaft.
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Eine internationale Gruppe von Physikern nimmt nach einer Schiffsreise entlang der norwegischen Küste und im Osterfjord an einem Kongress in Kopenhagen teil. Unter ihnen sind der amerikanische Professor Michael Armstrong (Paul Newman), dessen Assistentin und Verlobte Dr. Sarah Louise Sherman (Julie Andrews) und der DDR-Wissenschaftler Dr. Karl Manfred (Günter Strack).

Michael Armstrong arbeitete in Chicago an einem Raketensystem mit der Bezeichnung „Gamma 5“, doch bevor er die Konzeption ganz abschließen konnte, stellte die US-Regierung das Projekt ein.

In Kopenhagen soll Michael ein Buch abholen. Während er unter der Dusche steht, übernimmt Sarah aus eigenem Antrieb den Gang zum Buchhändler (Arthur Gould-Porter). Auf einer vorne im Buch angebenen Seite ist das Zeichen für die Zahl Pi umkringelt. Obwohl Michael am Nachmittag auf dem Kongress einen Vortrag halten soll, erklärt er Sarah, er müsse sofort nach Stockholm, um dort mit einem möglichen Finanzier für die Weiterführung seines Projekts zu verhandeln.

Sarah soll in Kopenhagen bleiben. Aus Verdruss beschließt sie, nach New York zurückzukehren, doch als sie sich am Reiseschalter im Hotel nach der nächsten Maschine erkundigt, erfährt sie beiläufig, dass Michael statt nach Stockholm nach Ostberlin gebucht hat.

In der Maschine stellt Michael entsetzt fest, dass auch Sarah an Bord ist.

Nach der Landung in Schönefeld umlagert eine Horde von Reportern die Maschine, aber zur Enttäuschung einer mit dem Flugzeug ankommenden Primaballerina (Tamara Toumanova) gilt das Interesse nicht ihr, sondern dem amerikanischen Überläufer Armstrong, der von seinem ebenfalls mitgeflogenen Kollegen Karl Manfred den zu seiner Begrüßung versammelten Regierungsvertretern vorgestellt wird.

Der Stasi-Oberst Heinrich Gerhard (Hansjörg Felmy) wundert sich darüber, dass Armstrong ohne Vorankündigung mit seiner Verlobten gekommen ist und überlässt es Sarah, ob sie in der DDR bleiben möchte oder nicht.

Im Hotel in Ostberlin wirft Sarah ihrem Verlobten vor, sein Land zu verraten. Michael argumentiert, der Abschluss seiner Arbeit sei ihm wichtiger als Patriotismus.

Am nächsten Morgen fährt Armstrong mit dem Bus zu einem Museum und hängt dort Hermann Gromek (Wolfgang Kieling), seinen Bewacher von der Stasi, ab.

Ein Taxifahrer (Peter Lorre jr.) bringt ihn zu einem abgelegenen Bauernhof. Als die Bäuerin (Carolyn Conwell) aus der Tür kommt, malt Armstrong mit dem Fuß ein Pi in den Sand. Daraufhin deutet sie auf ihren Mann (Mort Mills), der auf einem Acker in der Nähe mit dem Traktor arbeitet. Während der Taxifahrer wartet, geht Armstrong zu dem Bauern, der für die im Untergrund agierende Fluchthelfer-Organisation Pi tätig ist und ihn fragt, warum er die Spionage nicht Geheimagenten überlasse. Armstrong erklärt ihm, das Detail, das er noch für „Gamma 5“ benötige, sei nirgendwo niedergeschrieben, sondern befinde sich nur im Kopf des Leipziger Professors Gustav Lindt (Ludwig Donath). Deshalb müsse er selbst mit ihm reden, ihn neugierig auf die amerikanischen Erkenntnisse machen und ihn dabei aushorchen. Der Bauer nennt ihm den Namen der Kontaktperson von Pi in Leipzig: Koska.

Bevor Armstrong wieder ins Taxi steigen kann, taucht Gromek mit seinem Motorrad auf. Als er das in den Sand geschriebene Pi-Zeichen entdeckt, erhärtet sich sein Verdacht, dass es sich bei dem Amerikaner um einen Spion handelt. Sie gehen zusammen ins Bauernhaus. Gromek greift zum Telefon, um Oberst Gerhard zu verständigen. Da reißt die Bäuerin den Apparat aus der Wand, und es kommt zum Kampf zwischen Armstrong und Gromek. Der Wissenschaftler hätte eine Gelegenheit, den Stasi-Mann mit dessen Dienstwaffe zu erschießen, will aber nicht, dass der Taxifahrer einen Schuss hört. Mit einem Küchenmesser sticht die Bäuerin auf Gromek ein. Obwohl die abgebrochene Klinge in seiner Brust stecken bleibt, ringt er weiter mit Armstrong – bis die Bäuerin das Gas aufdreht und ihm den Kopf ins Backrohr drückt.

Sie drängt Armstrong, rasch zum Taxi zu gehen und verspricht, den Toten und dessen Motorrad zu vergraben.

Zurück in der Stadt, wird Armstrong zu Oberst Gerhard gebeten. In dessen Büro trifft er zu seiner Verwunderung auf Sarah, die inzwischen den Wunsch geäußert hat, ebenfalls in der DDR zu bleiben und weiter als Assistentin für Armstrong zu arbeiten.

In Leipzig wird der vermisste Gromek als Bewacher der Amerikaner durch Otto Haupt (Harold Dyrenforth) ersetzt.

Während eines Rundgangs in der Karl-Marx-Universität stellt eine Frau Armstrong auf einer Treppe ein Bein. Er stürzt über die Stufen hinunter und wird zu der Ärztin Dr. Koska (Gisela Fischer) gebracht, die auf diese Weise erreichte, dass sie ungestört mit ihm reden kann. Sobald er von Lindt erfahren hat, was er wissen möchte, will sie ihm und seiner Assistentin zur Flucht verhelfen. Weil Sarah nichts von Armstrongs wahren Absichten ahnt, könnte das allerdings kompliziert werden.

Als der Taxifahrer aus der Zeitung erfährt, dass der Motorradfahrer, den er auf dem Bauernhof sah, vermisst wird, meldet er sich bei der Stasi und berichtet, was er beobachtete.

Gerade als ein Gremium der Universität von Armstrong mehr über „Gamma 5“ erfahren möchte, unterbricht Haupt die Sitzung und fragt den Amerikaner, ob er auf dem Bauernhof gewesen sei. Armstrong gibt es zu und erklärt, er habe dort Verwandte besucht. Das glaubt ihm niemand. Das Kolloquium wird abgebrochen, obwohl Professor Lindt dagegen protestiert. Statt Armstrong soll dessen Assistentin die Fragen der Leipziger Wissenschaftler zu „Gamma 5“ beantworten. Sarah weigert sich jedoch erschrocken, Staatsgeheimnisse zu verraten.

Unter vier Augen weiht Michael seine Verlobte in seine wirklichen Pläne ein. Sie ist froh, dass er kein Landesverräter ist.

Wenn sie nicht festgenommen werden wollen, müssen sie die DDR so rasch wie möglich verlassen.

Auf einer Feier am Abend fordert Lindt seinen amerikanischen Kollegen auf, sich mit ihm in seinem Arbeitszimmer in der Karl-Marx-Universität zu unterhalten, und zwar am nächsten Morgen um 9.30 Uhr. In der Hoffnung, sein Ziel doch noch zu erreichen, hält Armstrong die Verabredung ein, obwohl er und Sarah um 10 Uhr zu Dr. Koska in die Praxis kommen sollen.

Bei der Diskussion über mathematische Formeln stellt Lindt rasch fest, dass sein amerikanischer Kollege noch ein gutes Stück von der Lösung eines entscheidenden Problems entfernt ist. Stolz auf seinen Wissensvorsprung schreibt Lindt übereifrig Formeln an die Tafel und erklärt Armstrong, was dieser noch nicht weiß.

Währenddessen hat die Polizei die Leiche und das Motorrad ausgegraben. Über die Lautsprecheranlage der Karl-Marx-Universität werden Professoren und Studenten aufgefordert, Armstrong zu suchen. Doch es gelingt ihm, das Gebäude unbemerkt zu verlassen. Dr. Koska bringt das Paar zu einem Bus, der wie der Linienbus von Leipzig nach Berlin aussieht, aber Pi gehört und zur Tarnung mit Vertrauensleuten der Fluchthelferorganisation besetzt ist.

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Unterwegs werden sie von der Volkspolizei kontrolliert. Die Beamten wundern sich darüber, dass der Bus 10 Minuten früher ist als im Fahrplan vorgesehen, aber sie lassen ihn weiterfahren. Kurz darauf halten sowjetische Deserteure den Bus erneut auf und rauben die „Fahrgäste“ aus. Dabei werden sie allerdings von einer Polizeistreife ertappt. Zur Sicherheit eskortierten nun zwei Polizisten auf Motorrädern den Bus. Das bedeutet, dass der Fahrer (Rico Cattani) an den Haltestellen Leute einsteigen lassen muss, um die Polizisten nicht misstrauisch zu machen. Eine der zu Pi gehörenden Frauen (Gloria Gorvin) wird nervös und protestiert dagegen, dass man sich wegen zwei Ausländern dem Risiko einer Verhaftung aussetze. Der Leiter der Aktion (David Opatoshu) kann sie nicht beruhigen und lässt sie deshalb aussteigen.

Inzwischen kommt der richtige Linienbus immer näher, und bei der Ankunft in Berlin hat er aufgeholt. Die beiden Polizisten merken es erst jetzt und gehen zu dem Fahrer des zweiten Busses. Währenddessen verlassen alle den getarnten Bus und laufen davon.

Michael und Sarah suchen nach dem Postamt in der Friedrichstraße, in dem sie die nächste Kontaktperson – Albert – treffen sollen. Eine exaltierte polnische Gräfin (Lila Kedrova) erklärt sich bereit, ihnen den Weg zu zeigen, aber sie verlangt dafür, dass die Amerikaner für sie bürgen, wenn es ihr gelingt, die DDR zu verlassen und in die USA zu kommen. Das affektierte Getue der Polin im Postamt macht einen der Beamten misstrauisch, und er ruft die Polizei. Im letzten Augenblick können Michael und Sarah sich dem Zugriff entziehen.

Auf der Straße werden sie von dem für Pi arbeitenden Bauern aufgefordert, am Abend eine Ballettaufführung zu besuchen. Der Inspizient weiß, auf welchen Plätzen sie sitzen und wird sie mit dem Gepäck der Balletttruppe nach Schweden schmuggeln.

Die Ballerina erkennt von der Bühne aus den von der Polizei gesuchten amerikanischen Wissenschaftler, der ihr schon bei der Ankunft in Schönefeld die Schau stahl. Sie alarmiert die Stasi, die kurz darauf alle Ausgänge abriegelt. Oberst Gerhard trifft ein und sucht im Publikum nach den Amerikanern. Da springt Armstrong auf, schreit „Feuer!“ und löst eine Panik aus. In dem Chaos gelingt es dem Inspizienten, Sarah und Michael in zwei Ausstattungskörben zu verstecken.

Der Transport nach Schweden erfolgt auf einem DDR-Schiff. Am nächsten Morgen beobachtet die Ballerina das Ausladen und schöpft Verdacht, als zwei der Körbe vom Schiff gehoben werden sollen. Sie vermutet, dass die Amerikaner darin sind und verhindert schreiend, dass der Kranführer die bereits angehobenen Körbe absetzt. Ein Schiffsoffizier lässt auf die Körbe schießen, aber es fallen nur Theaterutensilien heraus. Sarah und Michael sind inzwischen unbemerkt aus anderen Körben geklettert und an Land geschwommen, wo sie von den Schweden mit Decken versorgt werden.

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Das Drehbuch, das Brian Moore für „Der zerrissene Vorhang“ schrieb, ist nicht überzeugend, denn die Geschichte ist platt und unrealistisch, die Verhältnisse in der DDR werden klischeehaft dargestellt, und die Figuren wirken schablonenhaft. Trotz des Staraufgebots sind die schauspielerischen Leistungen eher mittelmäßig. „Der zerrissene Vorhang“ gehört also nicht zu den besten Filmen von Alfred Hitchcock, der übrigens in einer Hotelhalle mit einem Baby auf dem Schoß sitzend zu sehen ist.

Gedreht wurde nicht in Ostberlin oder Leipzig, sondern auf dem Gelände der Filmgesellschaft Universal. Nur für Zwischenschnitte und Rückprojektionen besorgte sich Alfred Hitchcock Originalaufnahmen aus Deutschland.

Die von Bernard Herrmann komponierte orchestrale Filmmusik wurde von Alfred Hitchcock abgelehnt. Der in „Der zerrissene Vorhang“ zu hörende Soundtrack stammt von John Addison.

Für die deutsche Synchron schrieb Fritz A. Koeniger das Buch; Regie führte Dietmar Behnke. Synchronsprecher waren Claus Biederstaedt (Michael Armstrong), Margot Leonard (Sarah Sherman), Hansjörg Felmy (Heinrich Gerhard), Wolfgang Kieling (Hermann Gromek), Günter Strack (Karl Manfred), Tina Eilers (Gräfin Kuchinska), Ursula Heyer (Bäuerin), Hans W. Hamacher (Bauer), Hugo Schrader (Herr Jakobi), Marianne Penzel (Fräulein Mann), Jochen Schröder (Otto Haupt), Kurt Mühlhardt (Buchhändler), Jürgen Thormann (Hotel-Angestellter) u.a.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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