Mein Führer

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Originaltitel: Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler – Regie: Dani Levy – Drehbuch: Dani Levy – Kamera: Carl-Friedrich Koschnick, Carsten Thiele – Schnitt: Peter R. Adam – Musik: Niki Reiser – Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth, Adriana Altaras, Stefan Kurt, Ulrich Noethen, Lambert Hamel, Ilja Richter u.a. – 2007; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Weil Adolf Hitler nicht mehr an den Endsieg glaubt, lässt Joseph Goebbels den KZ-Häftling Adolf Grünbaum in die Reichskanzlei bringen. Der jüdische Schauspieler soll den Führer neu motivieren und mit ihm eine kämpferische Rede für eine Massenkundgebung am Neujahrstag 1945 einstudieren. Grünbaum verlangt dafür die Freilassung seiner Familie, und nach den ersten Fortschritten glaubt er, die Auflösung des KZ Sachsenhausen erpressen zu können ...
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Kritik

Es gibt viel zu lachen in der grotesken Satire "Mein Führer", aber der Witz ist subversiv. Für die Komik nutzt Dani Levy die ganze Palette: Klamauk, Slapstick, Situationskomik, Wortwitz. Damit demontiert er das gängige Klischee.
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Am 25. Dezember 1944 ruft Joseph Goebbels (Sylvester Groth) Heinrich Himmler (Ulrich Noethen) an und ersucht ihn, den mit seiner Familie im Konzentrationslager Sachsenhausen eingesperrten Schauspieler Professor Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe) in die Neue Reichskanzlei in Berlin zu überstellen. Adolf Hitler (Helge Schneider) soll nämlich bei einer Massenveranstaltung am Neujahrstag 1945 im Lustgarten eine große kämpferische Rede halten und die kriegsmüden Deutschen wieder aufrichten. Obwohl es sich bei Grünbaum um einen Juden handelt, hält der Reichspropagandaminister ihn am besten dafür geeignet, die Rede mit dem Führer einzustudieren. Als der KZ-Häftling eintrifft, begrüßt Goebbels ihn freundlich und weist ihn in die Aufgabe ein: „Das mit der Endlösung dürfen Sie nicht persönlich nehmen!“

Bevor Adolf Grünbaum mit dem Unterricht beginnt, verlangt er, dass seine Frau Elsa (Adriana Altaras) und die Kinder Adam, Judith, Jacob und Benny (Shawn Karlborg, Paula Knüpling, Daniel Morocha, Leonard Altaras) zu ihm in die Reichskanzlei gebracht werden. Martin Bormann (Udo Kroschwald) äußert Bedenken: „Ich glaube nicht, dass das im Sinne der Endlösung ist.“ Aber Joseph Goebbels setzt die Freilassung der jüdischen Familie durch.

Bei der ersten Begegnung mit Adolf Hitler stellt Professor Grünbaum fest, dass der Führer nicht mehr an den Endsieg glaubt und ausgebrannt ist [Burn-out-Syndrom]. Erst nach einiger Zeit erklärt dieser sich damit einverstanden, noch eine Rede zu halten und sich darauf vorzubereiten. Grünbaum überredet Hitler daraufhin, die Uniform mit einem senffarbenen Trainingsanzug zu vertauschen und macht als Erstes Atemübungen mit ihm. Er hat sich vorgenommen, den Führer zu töten, doch als er einen schweren Goldbarren vom Schreibtisch nimmt und damit ausholt, bekommt er Mitleid mit Adolf Hitler, der ihm anvertraut, dass er von seinem Vater misshandelt wurde. „Der Vater meines Vaters soll Jude gewesen sein“, klagt Hitler, und Grünbaum erwidert: „Das tut mir leid.“

Goebbels, Himmler, Speer (Stefan Kurt) und SS-Obergruppenführer Rattenhuber (Lambert Hamel) beobachten die Sitzungen des Schauspielers mit dem Führer durch einen Einwegspiegel und belauschen sie am Lautsprecher.

Von Albert Speer erfährt Joseph Goebbels, dass seine Stadtvilla in Berlin bei einem Luftangriff zerstört wurde. Verärgert fragt er: „Wo sind meine Maßanzüge und die Steiff-Tiere meiner Kinder?“

Einige Zeit später kauert der Propagandaminister unter dem Schreibtisch seiner Sekretärin (Meret Becker), als es an der Tür seines Büros klopft. Bevor Adolf Grünbaum eintritt, entfernt Goebbels noch ein Schamhaar aus seinem Mund.

Weil Grünbaum sich inzwischen für unersetzlich hält, versucht er, von Goebbels die Auflösung des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu erpressen. Damit überreizt er jedoch sein Blatt: Statt auf die Forderung einzugehen, lässt der Minister die Familie Grünbaum ins KZ zurückbringen. Allerdings hat er nicht damit gerechnet, dass der Führer sich inzwischen an Grünbaum gewöhnt hat und knurrt: „Ich will meinen Juden haben!“ Der Transport nach Sachsenhausen wird also aufgehalten. Wegen fehlender Formulare kommt es zwar zu Schwierigkeiten, doch am Ende beziehen die Grünbaums wieder ihr Quartier in der Reichskanzlei. Goebbels täuscht dem Schauspieler nun die Auflösung des Konzentrationslagers vor, indem er ihn mit dem Häftling Kurt Gerheim (Ilja Richter) telefonieren lässt. Gerheim versichert, dass alle Gefangenen freigelassen worden seien, und Grünbaum ahnt weder etwas von den Hämatomen und Hautabschürfungen in Gerheims Gesicht noch von der auf ihn gerichteten Pistole.

Goebbels weiht Himmler in seinen Plan ein, Hitler während der Neujahrsrede durch einen Sprengstoffanschlag umzubringen. Das hält er für erforderlich, weil der Führer nicht mehr genügend Durchhaltewillen zeigt. Adolf Grünbaum soll während der Rede in Hitlers Nähe stehen, und die Kameraleute beabsichtigt Goebbels so aufzustellen, dass die Bilder den Eindruck vermitteln, der jüdische Schauspieler sei der Attentäter. Das werde den Hass der Deutschen auf die Juden anfachen, meint der Reichspropagandaminister. Albert Speer, der seine beiden Minister-Kollegen belauscht, aber nicht alles verstanden hat, warnt Adolf Hitler vor einem von Adolf Grünbaum geplanten Attentat, aber der Führer, der gerade ein Bad nimmt, vertraut inzwischen dem jüdischen Schauspieler.

Am Abend schaut Adolf Hitler zusammen mit Eva Braun (Katja Riemann) auf dem „Berghof“ gedrehte Erinnerungsfilme an. Anschließend geht er mit ihr ins Bett, aber es gelingt ihm nicht, seine Geliebte zu penetrieren; er ist impotent.

Weil er nicht schlafen kann, geht er im Nachthemd zu den Grünbaums hinüber, die zusammen in einem Raum schlafen. Weil der Führer zittert und Elsa Grünbaum annimmt, dass er friert, rutscht sie im Ehebett ein Stück von ihrem Mann weg, damit Hitler sich in die Mitte legen kann. Dann singt sie ihm ein jüdisches Lied vor, und als er einschläft, drückt sie ihm das Kopfkissen aufs Gesicht. Adolf hindert sie daran, den Führer zu ersticken und erklärt ihr: „Er ist auch nur ein ungeliebtes Kind.“

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Am Neujahrstag wird Adolf Hitler für die Rede hergerichtet. Die Maskenbilderin Rosemarie Riefenstahl (Marion Kracht) rasiert ihm versehentlichen die Hälfte seines Bärtchens ab. Außer sich vor Wut brüllt der Führer die junge Frau an – bis ihm die Stimme versagt. Auch seinem Leibarzt Dr. Morell (Bernd Stegemann) gelingt es nicht, die Heiserkeit zu beseitigen. Goebbels will die Massenveranstaltung auf keinen Fall absagen. Er verfällt deshalb auf die Idee, Adolf Grünbaum die einstudierte Rede halten zu lassen.

Um dem Führer das Ausmaß der Verwüstung Berlins zu verheimlichen, ließ Goebbels die Ruinen entlang des Weges von der Neuen Reichskanzlei zum Lustgarten hinter Kulissen verstecken.

Adolf Grünbaum wird unter der Rednertribüne versteckt. Er hört etwas ticken, hat aber keine Zeit, sich umzusehen, denn ein SS-Offizier zwingt ihn mit vorgehaltener Pistole ans Mikrofon zu treten und mit der Führer-Rede zu beginnen. Über ihm steht Adolf Hitler, gestikuliert und tut so, als spreche er selbst.

Unvermittelt weicht Grünbaum vom Manuskript ab: „Ich danke euch für euer blindes Vertrauen in mich. Treu und deutsch seid ihr mir gefolgt, die Welt zu Sauerkraut zu mache. Heute liegt unser geliebtes Vaterland in Schutt und Asche. Ihr seid alle arisch, blond und blauäugig, außer mir, und trotzdem jubelt ihr mir zu. Warum tut ihr das? Ich bin Bettnässer, drogenabhängig; ich kriege keine Erektion. Ich wurde vom Vater so oft geprügelt, bis mein Gefühl verschwunden war. Und so quäle ich Wehrlose, wie ich einst wehrlos gequält wurde. Ich räche mich an den Juden, den Schwulen und den Kranken in ganz Europa für die Qualen und Demütigungen in meinem Kinderzimmer.“ – Weiter kommt Grünbaum nicht: Himmler und Speer stehen auf und erschießen ihn. Mit letzter Kraft flüstert Adolf Grünbaum ins Mikrofon: „Heilt euch selbst!“

Da verlässt Hitler die Rednerbühne – wenige Sekunden, bevor es durch eine Detonation zerfetzt wird.

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„Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!“ Dieses Zitat von Kurt Tucholsky hat Dani Levy seinem Film „Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ als Motto gegeben.

Darf man über Adolf Hitler lachen? Werden die Verbrechen der Nationalsozialisten durch eine Komödie verharmlost? Ähnliche Fragen wurden auch auch bei „Das Leben ist schön“ und „Zug des Lebens“ gestellt. Die Parodie in „Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“ widerspricht dem Bild, das die Älteren in ihren Erinnerungen bewahrt und die Jüngeren sich durch Fernseh-Dokumentationen angeeignet haben. Diese Vorstellungen sind jedoch entscheidend von der Selbstinszenierung Hitlers geprägt. „Mein Führer“ dekonstruiert das Klischee eines genialen Dämonen und stellt uns einen erbärmlichen Menschen vor. Die Gefahr dabei ist allerdings, dass wir Mitleid mit dieser Kreatur haben.

Es gibt viel zu lachen in der grotesken Satire „Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“, aber der Witz ist subversiv. Für die Komik nutzt Dani Levy die ganze Palette: Klamauk, Slapstick, Situationskomik, Wortwitz.

Die Geschichte, die sich in den Tagen vom 25. Dezember 1944 bis 1. Januar 1945 abspielt, wird aus der Perspektive des (fiktiven) jüdischen Schauspielers Adolf Grünbaum erzählt, und zwar in einer Retrospektive. Die Anfangsszene begreifen wir erst, wenn sie sich an der richtigen Stelle in der Chronologie, also am Ende, wiederholt. Dadurch entsteht zugleich ein Rahmen.

„Mein Führer“ besteht zwar fast ausschließlich aus Spielfilm-Szenen, aber Dani Levy hat an mehreren Stellen Originalaufnahmen von Adolf Hitler eingebaut.

Dass der Führer in einer Rede auf einer Massenveranstaltung von einem Juden gedoubelt wird, ist eine Hommage an Charlie Chaplin in „Der große Diktator“.

Helge Schneider trägt zwar eine Maske, um Adolf Hitler ähnlich zu sehen, aber in seinen Bewegungen parodiert er den Führer auf eindrucksvolle Weise. Neben dem herausragenden Schauspieler Ulrich Mühe ist vor allem Sylvester Groth zu erwähnen, denn es ist ihm gelungen, die Figur Joseph Goebbels durch eine ganze Reihe von Facetten schillern zu lassen.

Ulrich Mühe verstarb am 22. Juli 2007, einen Monat nach seinem 54. Geburtstag und ein halbes Jahr nach der Premiere des Films „Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.