Joanne K. Rowling : Harry Potter und der Feuerkelch
Inhaltsangabe
Kritik
In den Sommerferien vor seinem vierten Jahr in der Hexen- und Zaubererschule Hogwarts verfolgt Harry Potter mit seinen Freunden Ron Weasley und Hermine Granger von der Ehrentribüne aus das Endspiel der Iren und Bulgaren um die Weltmeisterschaft in der Zauberersportart Quidditch, die nach langer Zeit wieder einmal in England stattfindet. Zur Überraschung der meisten Zuschauer siegt die irische Mannschaft.
Nach dem Spiel übernachten Harry, Ron und Hermine mit zahlreichen anderen Zuschauern auf einem Zeltplatz. Plötzlich erschallt der Ruf „Morsmordre“, und am Himmel leuchtet ein gewaltiger Totenkopf mit einer Schlangenzunge auf: Das Dunkle Mal! Das Zeichen Lord Voldemorts. Harry Potter fürchtet um sein Leben – bis er aus dem Albtraum erwacht.
Die Sensationsreporterin Rita Kimmkorn veröffentlicht in der Zeitung „Der Tagesprophet“ immer wieder Artikel über Hogwarts. Beispielsweise unterstellt sie Harry Potter und Hermine Granger ein Verhältnis. Wegen der haltlosen Behauptungen und der teilweise beleidigenden Artikel untersagt Albus Dumbledore der Reporterin das Betreten von Hogwarts. Nachdem Hermine herausgefunden hat, dass es sich bei Rita Kimmkorn um eine beim Zaubereiministerium nicht gemeldete Zauberin handelt, die sich in einen Käfer verwandeln und auf diese Weise unbemerkt Informationen sammeln kann, gelingt es der Schülerin, die Reporterin in ein Marmeladenglas zu sperren.
In diesem Schuljahr wird in Hogwarts nach Jahrhunderten erstmals wieder das Trimagische Turnier der drei bedeutendsten europäischen Zauberschulen ausgerichtet. Dabei unterstützten Ludo Bagman und Bartemius Crouch vom Zaubereiministerium die drei Schulleiter Albus Dumbledore aus Hogwarts, Igor Karkaroff aus Durmstrang und Olympe Maxime aus Beauxbatons. Die Auswahl der Schüler, die für ihre Internate daran teilnehmen, erfolgt durch einen wundersamen Feuerkelch. Zur allgemeinen Überraschung nominiert der Feuerkelch außer Cedric Diggory aus dem Haus Hufflepuff in Hogwarts, Viktor Krum aus Durmstrang und Fleur Delacour aus Beauxbaton einen vierten Schüler, der sich gar nicht bewarb, weil er das Mindestalter von siebzehn Jahren noch nicht erreicht hat: Harry Potter.
Das Trimagische Turnier besteht aus drei Aufgaben. Harry Potter, der sich mit Hilfe von Cedric Diggory bereits in den ersten beiden bewährt hat, hilft im letzten Durchgang seinem Mitschüler, der dadurch im selben Augenblick wie er den Trimagischen Pokal im Labyrinth erreicht. Da erweist sich der Pokal als Portschlüssel. Darunter versteht man einen Gegenstand, der eine Person an einen anderen Ort versetzt.
Cedric Diggory und Harry Potter gelangen durch den Portschlüssel auf einen Friedhof. Cedric Diggory wird dort von Lord Voldemorts Diener Wurmschwanz getötet, Harry Potter an den Grabstein für Tom Riddle gefesselt. Tom Riddle Senior, Lord Voldemorts Vater, war von seinem eigenen Sohn umgebracht worden. Aus Tom Riddles Gebeinen, Blut von Harry Potter und einer Hand, die er sich abhackt, braut Wurmschwanz eine Mixtur, durch die Lord Voldemort seine beim Angriff auf Harry Potter vor vierzehn Jahren verlorene Macht wiedergewinnt.
Wurmschwanz winkte Frank mit einer kleinen Verbeugung ins Zimmer. Frank steckte die Angst zwar immer noch in den Knochen, doch er umklammerte erneut seinen Stock und humpelte über die Schwelle.
Das Feuer war die einzige Lichtquelle im Zimmer; es warf lange, spinnengleiche Schatten an die Wände. Frank starrte auf den Rücken des Lehnstuhls; der Mann darauf schien noch kleiner zu sein als sein Diener, denn Frank konnte nicht einmal seinen Hinterkopf sehen.
„Du hast also alles mitgehört, Muggel?“, sagte die kalte Stimme.
„Warum nennen Sie mich so?“, sagte Frank widerspenstig, denn nun, da er in diesem Zimmer war, nun, da es an der Zeit war zu handeln, fühlte er sich mutiger; schon im Krieg war es so gewesen.
„Ich nenne dich einen Muggel“, sagte die Stimme kühl. „Das bedeutet, dass du kein Zauberer bist.“
„Ich weiß nicht, was Sie mit Zauberer meinen“, sagte Frank mit allmählich festerer Stimme. „Alles, was ich weiß, ist, dass ich heute Nacht was gehört hab, das sicher die Polizei interessieren wird. Sie haben einen Mord begangen und planen noch mehr Morde! Und ich sag Ihnen noch was“, fügte er in einer plötzlichen Eingebung hinzu, „meine Frau weiß, dass ich hier oben bin, und wenn ich nicht zurückkomme –“
„Du hast keine Frau“, sagte die kalte Stimme völlig ungerührt. „Keiner weiß, dass du hier bist. Du hast niemandem etwas gesagt. Belüge Lord Voldemort nicht, Muggel, denn er weiß … er weiß immer …“
„Stimmt das?“, sagte Frank barsch. „Lord, tatsächlich? Nun, ich halte nicht viel von Ihren Manieren, Sie Lord, Sie. Warum drehen Sie sich nicht um und schauen mir ins Gesicht wie ein Mann?“
„Ich bin kein Mann, Muggel“, sagte die kalte Stimme, die sich kaum über das Knistern des Feuers erhob. „Ich bin viel, viel mehr als ein Mann. Allerdings warum nicht? Ich werde dir ins Gesicht sehen Wurmschwanz, komm her und drehe meinen Stuhl um.“
Vom Diener her kam ein Wimmern.
„Du hast mich gehört, Wurmschwanz.“
Langsam, mit einer schrecklichen Grimasse, als wäre ihm nichts mehr zuwider als sich seinem Herrn und der vor dem Kamin zusammengerollten Schlange zu nähern, ging der kleine Mann auf den Stuhl zu und begann ihn zu drehen. Die Stuhlbeine streiften leicht den Kaminvorleger und die Schlange hob ihren hässlichen dreieckigen Kopf und zischte leise.
Und dann war der Stuhl auf Frank gerichtet, und er sah, was dort saß. Sein Stock fiel klappernd zu Boden. Er öffnete den Mund und stieß einen Schrei aus. Er schrie so laut, dass er die Worte, die das Etwas auf dem Stuhl sprach, als es seinen Zauberstab erhob, nicht hören konnte. Ein grüner Lichtblitz, ein Brausen, und Frank Bryce brach zusammen. Noch bevor er aufschlug, war er tot.
Dreihundert Kilometer entfernt fuhr der Junge namens Harry Potter erschrocken aus dem Schlaf.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Wurmschwanz erhält von Lord Voldemort eine bewegliche Hand aus Metall. Seinen übrigen Anhängern, die auf dem Friedhof erscheinen – darunter die Väter von Harry Potters Mitschülern Draco Malfoy, Vincent Crabbe und Gregory Goyle – wirft er vor, ihn während der letzten vierzehn Jahre im Stich gelassen zu haben. Dann will er Harry Potter mit einem Avada-Kedavra-Fluch töten, doch sein Zauberstab verbindet sich mit dem des Jungen, denn beide enthalten eine Feder desselben Phönix. Die Schatten von Lord Voldemorts Opfern – darunter Harry Potters Eltern – verhelfen Harry Potter zur Flucht, und es gelingt ihm, mit seinem Zauberstab, dem Trimagischen Pokal und Cedric Diggorys Leiche nach Hogwarts zurückzukommen.
In Hogwarts findet Harry Potter heraus, dass es sich bei Professor Alastor Moody (Spitzname: „Mad Eye“), der für dieses eine Jahr anstelle von Remus Lupin den Unterricht in der Verteidigung gegen die dunklen Künste übernahm, in Wahrheit um Bartemius Crouch Junior handelt, den tot geglaubten Sohn des gleichnamigen Richters vom Zauberministerium. Bartemius Crouch Senior verurteilte zahlreiche Todesser – Anhänger von Lord Voldemort – zu lebenslanger Haft im Gefängnis von Askaban. Einer von ihnen war sein eigener Sohn. Bartemius Crouch Junior, der nach wie vor zu den Anhängern Lord Voldemorts gehört und nach dem Endspiel bei der Quidditch-Weltmeisterschaft mit Harry Potters Zauberstab das Dunkle Mal an den Himmel zauberte, nahm mit Hilfe eines Zaubertranks Alastor Moodys Gestalt an, sorgte dafür, dass Harry Potter durch den Feuerkelch als Teilnehmer beim Trimagischen Turnier nominiert und vom Trimagischen Pokal entführt wurde. Nach seiner Entlarvung versucht Bartemius Crouch, Harry Potter zu töten, aber das wird von Albus Dumbledore, der Lehrerin Minerva McGonagall und deren Kollegen Severus Snape verhindert.
Albus Dumbledore und Harry Potter unterrichten Cornelius Fudge über die über Vorfälle, doch der Minister für Zauberei will nicht wahrhaben, dass Lord Voldemort seine Macht zurückgewonnen hat und ist deshalb auch nicht bereit, besondere Vorkehrungen zu treffen.
Vom dritten Band an wurde die Veröffentlichung einer weiteren Fortsetzung in der auf sieben Bände angelegten Buchreihe der englischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling über den Zauberlehrling Harry Potter zu einem Mega-Event. Bis zum Erstverkaufstag verlangt das Verlagshaus Bloomsbury Publishers in London von allen Beteiligten strikte Geheimhaltung und drohen Druckhäusern und Buchhandlungen für den Fall eines Verstoßes mit Konsequenzen. Millionen von Kindern und Erwachsenen drängen am ersten Verkaufstag der englischen und amerikanischen Ausgaben in die Buchhandlungen, die pünktlich um 0 Uhr öffnen.
Eine der Ursachen für den sensationellen Erfolg der von Joanne K. Rowling verfassten Buchreihe ist gewiss die geschickt gewählte Identifikationsfigur Harry Potter. Es handelt sich um einen Waisenknaben, der in seiner Kindheit damit leben muss, dass seine Pflegeeltern ihn gegenüber ihrem eigenen Sohn schwer benachteiligen. Aber dann stellt sich heraus, dass er kein gewöhnlicher Junge ist, sondern der Sohn eines Zauberers und einer Hexe. Harry Potter wird von Hogwarts, einer der drei bedeutendsten Zauberschulen Europas, aufgenommen. Damit gehört er zur Elite, zumal die Magier den nicht zauberkundigen Menschen – den Muggeln oder Schlammblütlern – deutlich überlegen sind. Wer würde nicht von so einer Karriere und der Möglichkeit des Zauberns träumen? Außerdem gelingt es Harry Potter und seinen Freunden immer wieder, in einer von Erwachsenen dominierten Welt Herausforderungen zu bestehen. Und es kommt noch dramatischer: In „Harry Potter und der Orden des Phönix“ begreift der Protagonist, dass er der auserwählte Gegenspieler des dunklen Magiers Lord Voldemort ist.
Auch auf andere Themen geht Joanne K. Rowling ein. Beispielsweise befasst sie sich mit Rassenfanatikern („Harry Potter und die Kammer des Schreckens“), und die Todesser weisen Ähnlichkeiten mit der Gestapo auf („Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“).
Einige ihrer Motive hat Joanne K. Rowling Mythen und der Bibel entnommen, aber die Abenteuer Harry Potters sind originell und fantasievoll, witzig und spannend. Immer wieder versteht Joanne K. Rowling es, sowohl junge als auch erwachsene Leserinnen und Leser (es gibt von jedem Band textgleiche Ausgaben für Kinder und Erwachsene) durch unerwartete Wendungen in Atem zu halten. Sorgfältig zeichnet sie die Figuren und verbindet geschickt das Leben der Muggles mit der Welt der Magie, die es zwar nur in der Fantasie gibt, die sie jedoch überzeugend darstellt.
Mike Newell verfilmte den Roman von Joanne K. Rowling: „Harry Potter und der Feuerkelch“.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005
Textauszug: © Carlsen Verlag
Joanne K. Rowling (Kurzbiografie)
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Stein der Weisen
Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Kammer des Schreckens
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Orden des Phönix
Joanne K. Rowling: Harry Potter und der Halbblutprinz
Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Mike Newell: Harry Potter und der Feuerkelch