Adriana Altaras : Doitscha

Doitscha
Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus Originalausgabe: Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014 ISBN: 978-3-462-04709-7, 258 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

In ihrem Roman "Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus" beleuchtet Adriana Altaras das Leben einer Familie mit zwei Söhnen 2011/12 in Berlin. Der Vater ist Komponist, die Mutter Schauspielerin, Regisseurin und Schriftstellerin. Er ist Westfale, sie kam in den 60er-Jahren mit ihren Eltern aus Zagreb und ist Jüdin. Der ältere der beiden Söhne wäre lieber nicht nur mütterlicherseits Jude und sagt von seinem Vater abwertend, er sei ein "Doitscha". Die Mutter heißt Adriana Altaras, aber was in "Doitscha" authentisch und was fiktiv ist, wissen wir nicht ...
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Kritik

In ihrem Roman "Doitscha" entwickelt Adriana Altaras keine Handlung im engeren Sinn, sondern reiht Episoden locker aneinander. Den wechselnden Ich-Erzählern gemeinsam ist der lockere Plauderton.
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Die jüdische Schauspielerin und Theaterregisseurin Adriana Altaras lebt mit dem Nichtjuden Georg in einer Altbauwohnung in Berlin-Schöneberg. Der Komponist Georg ist Westfale und wuchs in Greven auf. Sein Vater musste nach dem Abitur 1940 in den Krieg. Mit einem Lungendurchschuss und einer Verletzung an der Wirbelsäule kam er von der Front zurück. Als er im Frühjahr 1945 noch einmal eingezogen wurde, war seine Partnerin schwanger. Im Juni heirateten sie, und im Oktober 1945 kam eine Tochter zur Welt. Beide Eltern unterrichteten an Schulen. Der Vater wurde 1956 wegen sexueller Kontakte zu einer Schülerin strafversetzt. Georgs älterer Bruder Jürgen nahm sich später das Leben [Suizid].

Als Georg Adriana kennenlernte, gehörte er als „bürgerlicher Anarchist“ zur Anti-AKW-Bewegung.

Damals war es für mich nichts weiter als konsequent, meiner BDM-Mutter und meinem Wehrmachts-Vater eine Jüdin an den Sonntagstisch zu setzen.

Das unverheiratete Paar hat zwei Söhne: David und Sammy. Während David eine jüdische Privatschule besucht, geht sein jüngerer Bruder auf ein deutsches Gymnasium, aber so oder so bewegen sich beide Jungen in einem Umfeld mit vielen anderen, die einen Migrationshintergrund haben.

David fühlt sich nicht ernst genommen. Er wäre lieber nicht nur mütterlicherseits Jude und sagt von seinem Vater abwertend, er sei ein „Doitscha“. Eines Abends raufen Vater und Sohn so lautstark miteinander, dass Nachbarn die Polizei rufen. Ein polnisch-deutscher und ein türkisch-deutscher Polizist sorgen dafür, dass die beiden Kampfhähne Ruhe geben.

Als Sammy am nächsten Tagen erfährt, dass die Polizei da war, bedauert er es, das Spektakel verschlafen zu haben.

Am 9. November 2011 fliegt Adriana nach Frankfurt, um bei der Gedenkfeier des Zentralrats der Juden und der Stadt Frankfurt an die Pogromnacht von 1938 in der Paulskirche eine Rede zu halten. Schon im Flugzeug hört sie zwei Männer, die über sie reden:

„Wieso hat man ausgerechnet diese Meschuggene engagiert? Letztes Jahr diesen Antisemiten, jetzt eine durchgeknallte Schauspielerin?“

Die Frankfurter Oberbürgermeisterin führt Adriana durch einen Seiteneingang in die Paulskirche. In ihre Rede hat die Schauspielerin provozierende Passagen eingebaut:

„Ich bin kein Freund von verordneter Trauer. Punktgenau. Zeitgebunden. Handlich: Trauer to go. […] Sind unsere Formen der öffentlichen Trauer so noch machbar? Und was ist nach dem 9. November, an den anderen 364 Tagen? Ist alles erledigt mit diesem einen 9. November? Ich bin mir sicher ihre Trauer ist echt und ernsthaft. Aber in dem Moment, wo Trauer zur Gewohnheit, zum starren, verordneten Ritual wird, verliert sie ihren Sinn und ihre Wirkung nach innen, wie nach außen. Man hat es sich im Deutschland der vorbildlichen Trauerarbeit, im jährlichen Gedenken ein wenig gemütlich gemacht.“

Während Adriana noch in Frankfurt ist, ruft Georgs Mutter auf dem Festnetzanschluss in Berlin an und spricht so lange auf den Anrufbeantworter, bis Sammy es nicht mehr erträgt und abhebt.

„Ich mache gerade Hausaufgaben. Papa hat das Klingeln nicht gehört, und Mama …“
„Deine Mutter hat immer was zu tun, Theater, behauptet sie, dabei sitzt sie die ganze Zeit aufgeregt in Talkshows herum.“

Als Adriana aus Frankfurt zurückkommt, ist das Haus in Aufruhr.

David kann oder will den Tathergang nicht genau schildern. Außer: Dass sie zu viert waren, drei jüdische Jungs, ein Goy. Dass das Bettlaken nass auf dem Balkon zum Trocknen aufgehängt wurde (wieso?), dann aber in Flammen aufging (ein nasses Bettlaken?), sodass man es rasch entsorgen musste, sprich: hinunterwerfen (warum?), und da verfing es sich dummerweise auf dem Nachbarbalkon, der gleich zu brennen anfing. Was ist denn das für eine absurde Geschichte?

Im letzten Sommer ließ Adriana sich von einer befreundeten Regisseurin überreden, bei einem Dokumentarfilm mitzumachen.

Warum nur habe ich im letzten Sommer zugestimmt, an dem Dokumentarfilm, den man über mich drehen wollte, mitzuwirken? Ich bin doch kein Koala-Bär! Oder doch? Seltene Tierart, vom Aussterben bedroht?

Für die Filmaufnahmen fuhren sie zuerst nach Gießen, wo Adrianas Eltern lebten und sie aufwuchs, dann nach Marburg, wo sie die Waldorfschule besuchte. In ihrer Geburtsstadt Zagreb las Adriana in der Staatsbibliothek, was in alten Zeitungen über den Schauprozess gegen ihren Vater steht, und im Staatsarchiv erfuhr sie, dass nicht Faschisten, sondern Partisanen den Bruder ihres Vaters ermordet hatten. Als ihr Vater dann den Mord hatte aufklären wollen, war er vor ein Gericht gezerrt worden.

Adriana befürchtet, einiges im Leben verpasst zu haben. Vielleicht hätte sie 1979 besser in New York bleiben sollen, denkt sie. Seit drei Jahren lässt sie sich von der Psychoanalytikerin Dr. Luise therapieren, die mit ihr spazieren geht, statt sie in klassischer Weise auf der Couch liegend frei assoziieren zu lassen.

Ich jedenfalls muss mir keine Sorgen um Arbeit machen, solange Juden und Nichtjuden versuchen zusammenzuleben.

Davids an Magen- und Darmkrebs erkrankter Patenonkel Aron stirbt in Berlin. Sein fünf Jahre älterer, in Tel Aviv lebender Bruder Robbi schafft die Reise nicht mehr rechtzeitig. Er kann nur noch an der Beerdigung teilnehmen. Robbi wurde am 4. September 1947 in Deutschland geboren. Ein Jahr vor dem Abitur reiste er nach Israel, um im Sechs-Tage-Krieg mitzukämpfen. Er machte zwar sein Abitur in Deutschland, zog dann aber dauerhaft nach Israel und wurde Dozent in Tel Aviv.

Die dauernden Streitigkeiten mit seinem Vater machen David zu schaffen. Frustriert schreibt er einen Abschiedsbrief, verlässt die Wohnung und fährt zum Bahnhof Zoo. Eigentlich will er zur Großmutter nach Westfalen, aber am Bahnhof Zoo halten seit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs keine Fernzüge mehr. (Das änderte sich erst 2014 wieder.) David kehrt zurück. Seine Mutter steht kreidebleich in der Tür und spielt darauf an, dass er zwei Schulklassen übersprungen hat:

„Vom Bahnhof Zoo wolltest du losfahren? Da fahren seit sieben Jahren keine Fernzüge mehr ab. Wenn du so hochbegabt bist, wie du immer tust, solltest du das eigentlich wissen.“

David ist zwar wieder zu Hause, spielt jedoch mit dem Gedanken, sich in Israel zum Militär zu melden. Seine Mutter regt sich schrecklich auf, aber sein Vater bleibt unbesorgt, denn er vertraut auf Davids Bequemlichkeit.

Nach der Veröffentlichung des Romans „Titos Brille“ führt Adriana in fünf Monaten 60 Lesungen durch. Das Schleswig-Holstein-Haus in Schwerin ist ausverkauft. Nachdem sie im Gerhart-Hauptmann-Haus auf Hiddensee gelesen hat, wird sie am Strand von splitternackten Urlaubern umarmt.

Es ist gut gemeint, nur ein klein wenig gewöhnungsbedürftig.

In Butzbach liest sie in der Justizvollzugsanstalt vor verurteilten Mördern.

Als sie zwischendurch wieder nach Hause kommt, brüllen Georg und David sich an und prügeln sich. Am nächsten Morgen holt sie David früh aus dem Bett, fährt mit ihm zum Joggen und hält ihm dabei eine Standpauke. Allerdings merkt sie, dass sie inzwischen zu alt für eine „sportive Erziehung“ ist. Während sie beinahe kollabiert, droht David erneut, nach Israel zu ziehen.

Innerhalb von drei Monaten sitzt Adriana in sechs Talkshows.

Die hat zu allem was zu sagen. Frau. Migrationshintergrund. Jüdin. Humor. Holocaust. Treffer!

David nimmt an der Pessach-Reise der Zionistischen Jugend Deutschlands nach Israel teil. Als er am Telefon von Masada bei Sonnenaufgang schwärmt und berichtet, dass er das Armband der Orthodoxen trage, hält es seine Mutter nicht länger in Berlin. Sie fliegt mit Georg und Sammy ebenfalls nach Israel. Robbi bringt sie im Haus seiner ältesten Tochter Miriam und seines Schwiegersohns Amos in Tel Aviv unter. Die beiden haben drei Kinder. Der achtjährige Sohn muss künstlich ernährt werden, weil er auf alle Lebensmittel allergisch reagiert. David ist froh, als er nach zwei Wochen im ZJD-Lager bei Haifa von den Eltern abgeholt wird, denn Komfort war nicht im Angebot. Adriana nutzt die Gelegenheit, um ihren 50. Geburtstag in Jerusalem zu feiern und mit ihrer Familie Israel zu bereisen.

Während einer kontroversen Diskussion über die israelische Siedlungspolitik denkt sie:

Die Probleme aus Charlottenburg oder Prenzlauer Berg, ob ein veganes Leben das bessere Leben ist, ob man sich mit Pilates oder Iyengar Yoga besser entwickelt, wirken wie von einem anderen Stern.

Anfang Juni 2012 findet der Gemeindetag der Juden in Deutschland im Hotel Atlantic in Hamburg statt. Das Thema lautet: „Jüdische Künstler zwischen Anpassung und Provokation“. Adriana lässt Georg keine Ruhe, bis er mit dem Zug nachkommt.

An der Rezeption stehen verunsicherte Blondinen, reichen mir misstrauisch unseren Zimmerschlüssel, als wollten sie sagen: Sind Sie auch einer von diesen da? Das sieht man ihnen gar nicht an. Ich lächele gewinnend, so also fühlt man sich als Jude?

Während einer Podiumsdiskussion meldet Adriana sich aus dem Publikum zu Wort:

„Ich möchte Ihnen allen gratulieren! Merken Sie eigentlich, was gerade passiert? Etwas Wesentliches hat sich verändert. Es geht nicht mehr nur um die Shoa, sondern um ein jüdisches Leben in Deutschland, und das eventuell für länger, ja vielleicht sogar für immer. Auf dem Podium wird über interne jüdische Probleme diskutiert. Über die Stellung der Frau, über Bestimmungen der Halacha, über die Eingliederung von Menschen, die mit dem Vorkriegsjudentum in der k. u. k.-Monarchie wenig bis gar nichts anfangen können. Es geht nicht mehr ausschließlich um Martin Walser und seine Eskapaden, um Botho Strauß oder Günter Grass. Es geht nicht mehr um die anderen. Es geht um uns! Das ist das eigentlich Revolutionäre an diesem Nachmittag! Vielleicht wollten Sie das gar nicht, aber ich finde es großartig.“

Sammy, der inzwischen seine Bar-Mizwa hatte, schafft es, Adriana für einen gemeinsamen Cluburlaub zu gewinnen. David ist ebenso begeistert wie sein Bruder. Nachdem die Wiederholung einer Talkshow mit Adriana im Club-Fernsehen gezeigt wurde, in der sie in allen Einzelheiten über Davids Beschneidung redete, wird sie ständig von anderen Urlaubern umringt, darunter auch von selbstgerechten Christen, die das blutige Ritual missbilligen.

„Wenn Gott die Vorhaut nicht gewollt hätte, hätte er sie doch gleich weggelassen.“

Weil David an seinem Vorhaben festhält, sich zum israelischen Militär zu melden, denkt sie:

Hätte ich ihm doch seine Vorhaut gelassen!

Zurück in Berlin, schwimmt Adriana wieder jeden Morgen vor 8 Uhr 1000 Meter im Freibad, auch bei 8 Grad Lufttemperatur und Regen.

Sie hat drei jüdische Freundinnen: Rosa, Lilly und Jasmin. Rosa ist mit einem vor der Hochzeit zum Judentum konvertierten Deutschen verheiratet. Ihr Sohn Ben, ein Mitschüler Davids, studierte ein Semester Jura und ließ es sich dann von niemandem ausreden, in der israelischen Armee zu dienen. Dass Rosa sich große Sorgen um Ben macht, verstärkt Adrianas Ängste.

Bei Davids Abiturfeier kniet sich Georg vor seine Lebensgefährtin und macht ihr nach 25 gemeinsamen Jahren einen Heiratsantrag.

Als die Bologneser-Hündin einer in Mantua lebenden, 94 Jahre alten Tante Adrianas überfahren wird, nutzt Adriana die Gelegenheit, David auf andere Gedanken zu bringen und schickt ihn mit dem Auftrag nach Italien, der unglücklichen Tante einen Bologneser-Welpen Hund zu besorgen.

Die Tante, die zu ihrem 94. Geburtstag mit ihrer Nichte und David in Abano Terme war, stammt aus dem in Italien lebenden reichen Teil der Familie, der wenig Wert auf Besuche der armen Verwandten aus Jugoslawien legte. Ihre vier Jahre jüngere Schwester Thea war Adrianas Mutter. Weil sie xenophob ist und alle Ausländer für Diebe hält, weigert sie sich, eine ausländische Haushaltshilfe einzustellen, und dass Berlusconi gerichtlich verfolgt wird, bedauert sie. Über ihre Nichte meinte sie in Abano:

Wie kann man so übel gelaunt sein, wenn man noch nicht mal selbst im Lager war?

Bald darauf beendet Adriana die Psychotherapie.

Statt sich zum israelischen Militär zu melden, unternimmt David erst einmal eine Weltreise, denn mit der Siedlungspolitik hadert er. Dann beginnt er in Amsterdam mit einem Studium der Politikwissenschaften.

Aron sitzt ein Jahr nach seinem Tod auf einer Wolke und beobachtet wohlgefällig die Gedenkfeier seiner Angehörigen.

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In ihrem Roman „Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus“ beleuchtet Adriana Altaras das Leben einer Familie mit zwei Söhnen zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts in Berlin. Der Vater ist Komponist, die Mutter Schauspielerin, Theaterregisseurin und Schriftstellerin. Er ist Westfale, sie kam in den Sechzigerjahren mit ihren Eltern aus Zagreb und ist Jüdin. Der ältere der beiden Söhne, der im Verlauf der Erzählung sein Abitur macht, wäre lieber nicht nur mütterlicherseits Jude und sagt von seinem Vater abwertend, er sei ein „Doitscha“.

Die Mutter heißt Adriana Altaras, aber was in „Doitscha. Eine jüdische Mutter packt aus“ authentisch und was fiktiv ist, wissen wir nicht. Dem „Dankeschön!“ der Autorin entnehmen wir, dass ihr Ehemann Wolfgang heißt und die Söhne die Namen Aaron und Lenny tragen. Im Roman haben Adriana und Georg die Söhne David und Sammy.

Zum Schutz von Personen wurden Namen und Orte zum Teil verändert und Handlungen, Ereignisse und Situationen an manchen Stellen modifiziert.

Sagen wir so: Nichts stimmt, wie es im Buch steht, und doch ist alles wahr.

Eine Handlung im eigentlichen Sinn, eine auf einen Kulminationspunkt zustrebende Entwicklung gibt es in „Doitscha“ nicht. Stattdessen reiht Adriana Altaras Episoden locker aneinander. Die Abfolge ist chronologisch, aber von Kapitel zu Kapitel wechselt die Erzählerstimme. Neben Adriana erzählen Georg, David, Sammy, Davids Patenonkel Aron, Adrianas in Italien lebende Tante und ihre Psychotherapeutin. Außerdem wird Robbis Trauerrede in jiddischer Sprache und deutscher Übersetzung wiedergegeben. Aus Adriana Altaras‘ (tatsächlich am 9. November 2011 gehaltener) Rede in der Frankfurter Paulskirche wird ebenfalls ausführlich zitiert. Zwei Passagen sind als SMS-Kommunikation in Sprechblasen gestaltet.

Formal und inhaltlich ist „Doitscha“ eher eine Fingerübung als ein großer Wurf. Vielleicht ist es ein ermutigendes Zeichen, dass eine in Berlin unter vielen Menschen mit Migrationshintergrund lebende deutsch-jüdische Familie im Wesentlichen keine anderen Probleme hat als jede andere auch. Dass David sich an seinem Vater reibt, ist nichts Ungewöhnliches, obwohl es in diesem Fall mit der (im Roman allerdings nicht vertieften) Unterscheidung zwischen Juden und Nichtjuden einhergeht. Eine Besonderheit ist allenfalls Adrianas Sorge, der Junge könne seine Drohung wahrmachen und sich zum israelischen Militär melden. In diesem Zusammenhang – ebenso wie in dem in Israel spielenden Kapitel – hätte sich eine Auseinandersetzung mit der Kritik an der israelischen Regierung und ihrer Gleichsetzung mit Antisemitismus angeboten. Aber mehr als ein paar triviale Bemerkungen über die Siedlungspolitik findet man in „Doitscha“ nicht.

Adriana Altaras schreibt im lockeren Plauderton. Auf die eingestreuten, zumeist altbekannten Witze und Kalauer hätte sie besser verzichtet. Die Lektüre ist zwar nicht sonderlich lehrreich, aber doch unterhaltsam.

Den Roman „Doitscha“ von Adriana Altaras gibt es in einer gekürzten Fassung auch als Hörbuch, gelesen von Adriana Altaras (Köln 2014, ISBN: 978-3-8371-2826-0).

Bei dem erwähnten Dokumentarfilm handelt es sich übrigens um die Verfilmung des Buches „Titos Brille“:

Originaltitel: Titos Brille – Regie: Regina Schilling – Drehbuch: Regina Schilling nach dem Roman „Titos Brille“ von Adriana Altaras – Kamera: Johann Feindt – Schnitt: Jamin Benazzouz – Musik: Wolfgang Böhmer – Darsteller: Adriana Altaras u.a. – 2014; 90 Minuten

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2014
Textauszüge: © Verlag Kiepenheuer & Witsch

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