Olaf Jahnke : Tod eines Revisors

Tod eines Revisors
Tod eines Revisors Originalausgabe: fhl Verlag, Leipzig 2014 ISBN: 978-3-95848-600-3, 247 Seiten ISBN: 978-3-95848-202-9 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als Jens Scherer, der Revisor der Deut­schen Finanzbank, tot aufgefunden wird, geht die Polizei von einem Suizid aus. Die Witwe zweifelt daran und beauftragt den Privatdetektiv Roland Bernau mit eigenen Ermittlungen. Eine Reporterin, die Unter­lagen über Transaktionen der Bank bekom­men hat, hilft ihm dabei. Es stellt sich heraus, dass es unmöglich wäre, die in der Pathologie gemessene letale Wirkstoff-Konzentration durch das Schlucken von Tabletten zu erreichen ...
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Kritik

"Tod eines Revisors" ist sowohl ein Wirtschafts- als auch ein Regionalkrimi. Olaf Jahnke lässt den Kelkheimer Privatdetektiv Roland Bernau in der Ich-Form erzählen und bietet damit eine spannende, leben­dige und temporeiche Lektüre.
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Jens Scherer, der 38 Jahre alte leitende Innenrevisor der Deutschen Finanzbank in Frankfurt am Main, wird vier Tage nach seiner Aufnahme in der von Dr. Friedrich Hartung geleiteten psychiatrischen Privatklinik in Königstein tot aufgefunden. Weil die Polizei von einem Suizid durch eine Überdosis Tabletten ausgeht und in dem Fall nichts weiter unternimmt, beauftragt die 33-jährige Witwe Charlotte Scherer den Privatdetektiv Roland Bernau mit Ermittlungen, denn sie ist überzeugt, dass ihr Mann nicht lebensmüde war.

Roland Bernau arbeitete früher fürs BKA. Als er im September 2001 – vor 13 Jahren – gegen einen islamistischen Studenten ermittelte, mit dem Charlotte eine Beziehung hatte, sorgte deren Vater für eine vorzeitige Beendigung nicht nur der Nachforschungen, sondern auch von Roland Bernaus Karriere. Als Staatssekretär in Berlin verfügte er über die dafür notwendigen Verbindungen. Inzwischen führt Roland Bernau eine Privatdetektei in Kelkheim und wird dabei von seiner Assistentin Susanne Söllner unterstützt.

Als Erstes setzt sich Roland Bernau mit Kriminalhauptkommissar Ralf Schmitz in Verbindung, dem Leiter der auch für Königstein zuständigen Mordkommission in Bad Homburg, den er von früher kennt, dann mit Claudia Breker, der Chefpathologin des gerichtsmedizinischen Instituts in Frankfurt. Im Körper des Toten wurden Spuren der Psychopharmaka Calciumphosphat, Magnesiumstearat, Eisenoxid und Methylphenidat nachgewiesen. Er starb durch eine letale Dosis Methylphenidat, aber Claudia Breker stellt überrascht fest, dass ihre Vertretung keine exakten Werte eingetragen hat. Sie verspricht Roland Bernau, das Versäumte nachzuholen.

Ein paar Tage später teilt sie ihm mit, dass Jens Scherer einen halben Schuhkarton voll Pillen hätte schlucken müssen, um die im Körper des Toten festgestellte Methylphenidat-Konzentration – das Dreifache der letalen Dosis – zu erreichen. Weil der Magen dabei nicht mitgemacht hätte, kann er das Präparat nicht in Tablettenform zu sich genommen haben.

Charlotte Scherer bittet Roland Bernau, bei ihr in Kronberg vorbeizukommen und macht ihn dort mit Julia Zeiss bekannt, einer jungen Reporterin der Frankfurter Umschau. An Jens Scherers Todestag erhielt sie einen Brief mit Kopien von Unterlagen der Deutschen Finanzbank über Transaktionen im Frühjahr 1990. Ein Teil davon ist in kyrillischer Schrift.

Jürgen Roth, ein Bücher schreibender Experte für Korruption und organisiertes Verbrechen, meint dazu:

„Bank, Russen, 1990. Die Filiale der Deutschen Finanzbank Berlin. Schnelle, positive Kontobewegungen. Das klingt nach Wendekriminalität.“

Er klärt Roland Bernau darüber auf, dass damals D-Mark im Verhältnis eins zu sechs schwarz gegen Ost-Mark getauscht werden konnten und dann ganz legal eins zu eins wieder zurück. Das machten viele. Größere Beträge wurden mittels Transferrubel verdoppelt:

„Eine Million West gegen sechs Millionen Ost. Anschließend haben sie es ganz offiziell wieder zurückgetauscht. Eins zu drei. Das war der Umtauschkurs für die Bruderländer, für den Ostblock, wie es im Vereinigungsvertrag steht. Für die sechs Millionen Ost gab es zwei Millionen West. So hat sich das Westgeld verdoppelt.“

Philipp Gerich, ein leitender Mitarbeiter der Deutschen Finanzbank, den Roland Bernau bei der Beerdigung Jens Scherers in Kronberg kennengelernt hat, verabredet sich mit ihm im Bockenheimer Weinkontor. Er erzählt dem Privatermittler, er sei mit Jens Scherer befreundet gewesen.

„Ich vertraute ihm. Es war eine schöne Zeit, voller Zärtlichkeit.“

Roland Bernau erfährt, dass Jens Scherer bisexuell war und Kollegen erpresste:

„Sein Job war es herauszufinden, wo es in der Bank schiefläuft. Daraus machte er eine Nebeneinnahme. Es war ihm nie genug. Er dachte, es geht ewig so weiter und dass ich ihm helfen könnte, die Kühe besser zu melken.“

Die Personalabteilung der Deutschen Finanzbank bietet Roland Bernau einen gut dotierten Vertrag für die Überwachung von Angestellten an. Allerdings müsste sich der Privatdetektiv verpflichten, über alles, was mit der Bank zu tun hat, zu schweigen. Roland Bernau lässt sich nicht kaufen: Er lehnt den Auftrag ab.

Julia Zeiss, die weiter recherchiert und sich mit dem Privatdetektiv austauscht, obwohl die Frankfurter Umschau keinen für den wichtigen Anzeigenkunden Deutsche Finanzbank ungünstigen Artikel veröffentlichen möchte, zeigt einem befreundeten Apotheker das Analyseergebnis aus der Pathologie, und anhand der Grundmasse stellt er fest, dass das Präparat von der Firma Neutis in Darmstadt stammt.

Nachdem Roland Bernau und Julia Zeiss in Gustav’s Brasserie in Bad Soden gegessen haben, werden sie von zwei Russen angegriffen. Während der eine Julia ins Gebüsch des Kurparks zerrt, prügelt sich der andere mit dem Detektiv, bis dieser ihn stößt und er beim Zurückweichen von einem Porsche erfasst wird. Der andere flüchtet, und Roland holt Julia aus dem Gebüsch. Für den vom Auto überfahrenen Angreifer kann auch der Notarzt nichts mehr tun.

Bei der Vernehmung durch die Kommissare Krüger und Giel aus Hofheim wird Roland Bernau gefragt, ob er den jetzt Toten gekannt habe. „Wir haben uns nur ganz kurz getroffen“, lautet die Antwort. Die Polizei geht von einem „Unfall mit Todesfolge unter vorheriger Gewalteinwirkung“ aus. Der Privatdetektiv weiß, dass es sich nicht um einen Raubüberfall, sondern um eine Drohung bzw. einen Ein­schüch­terungs­versuch handelte: Julia Zeiss und er haben in ein Wespennest gestochen.

Unter einem Vorwand vereinbart Julia Zeiss mit dem Leiter des historischen Archivs der Deutschen Finanzbank einen Termin, und Roland Bernau begleitet sie als ein angeblich auf Journalismus umschulender neuer Kollege. Sie fragen gezielt nach den im Zeitraum von November 1989 bis zur Einführung der D-Mark im Osten am 1. Juli 1990 in der Berliner Filiale Verantwortlichen. Erstaunt stellt der Archiv-Leiter fest, dass die Berliner Dokumente aus den Jahren 1989 und 1990 fehlen. Vor einem Vierteljahr habe er sie noch in der Hand gehabt, sagt er.

Die vier Namen erhalten Julia und Roland von dem Vorstandsmitglied Dörnberg, der offenbar auch wegen des Datenschutzes keine Bedenken hat. Einer der damaligen Geschäftsführer ist inzwischen über 90 Jahre alt. Gerhard Ernst verabschiedete sich vor drei Jahren in den Ruhestand. Von den beiden jüngeren Herren verließ einer, Peter Sailer, vor zehn Jahren die Bank und gründete in New York ein eigenes Consulting Unternehmen. Bei dem anderen handelt es sich um Dörnbergs Chef Adrian von Sensburg.

Roland Bernau möchte mit dem früheren Bankdirektor Gerhard Ernst sprechen. Der lebt in einer Seniorenresidenz am Rand des Schlossparks in Kronberg-Schönberg. Aber der 64-Jährige leidet an Alzheimer. Ein Gespräch über die Transaktionen 1989/90 ist mit ihm nicht mehr möglich.

Bei einer Besichtigung des Pharmazie-Unternehmens Neutis in Darmstadt stellte Roland Bernau fest, dass bei der modernen Methylphenidat-Produktionsanlage nichts von dem Wirkstoff unbemerkt abgezweigt werden könnte. Aber Julia Zeiss findet durch Recherchen im Internet heraus, dass ein großer Teil der Methylphenidat-Erzeugung vor zwei Jahren nach Bukarest verlagert wurde.

Also fliegt der Privatdetektiv nach Rumänien, gibt sich als Journalist des Handelsblatts aus und lässt sich von der Pressesprecherin Gianina Petrescu durchs Werk führen. Anders als erwartet, stehen auch dort moderne Maschinen, aber Roland Bernau entdeckt noch alte Methylphenidat-Anlagen, die wie Teigkneter in einer Bäckerei aussehen. Das Methylphenidat, an dem Jens Scherer starb, muss von so einer Maschine stammen.

Als Roland Bernau vor der Sicherheitsschleuse im Flughafen von Bukarest Metallgegenstände in eine Schale legt, stößt er in einer seiner Jackett-Taschen auf ein in Folie eingeschweißtes weißes Pulver. Es gelingt ihm, das Drogenpäckchen unbemerkt loszuwerden. Obwohl er sich bei der Leibesvisitation komplett ausziehen muss, finden die Zollbeamten nichts bei ihm – und wundern sich augenscheinlich darüber.

In Kelkheim sieht er gerade noch, wie sein PC in einen Kofferraum verladen und abtransportiert wird. Seine stabile, mehrfach gesicherte Bürotür steht offen, ohne dass Einbruchspuren erkennbar sind. Bei den Männern muss es sich um Profis gehandelt haben. Zum Glück ließ Roland Bernau vor einiger Zeit eine automatische und drahtlose Datensicherung auf einer externen Festplatte installieren.

Kriminalhauptkommissar Ralf Schmitz verabredet sich mit Roland Bernau im Heidekrug in Oberursel und berichtet ihm, dass die Staatsanwaltschaft die Kollegen in Hofheim wegen des Überfalls in Bad Soden neu ermitteln lasse, und zwar gegen Bernau wegen Totschlags. Im Gegenzug unterrichtet der Privatdetektiv den Polizisten über die neuesten Vorkommnisse und Ermittlungsergebnisse.

Wer zweigte das Methylphenidat bei Neutis in Bukarest ab und wer brachte es in den Taunus? Die Spur führt zu dem Chemiker Hermann Bruhns, der die Methylphenidat in Bukarest mit aufgebaut hatte und erst kürzlich von Rumänien nach Deutschland zurückversetzt wurde. Auf einem Bild im Internet ist er zusammen mit Adrian von Sensburg zu sehen, der nicht nur dem Vorstand der Deutschen Finanzbank angehört, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender bei Neutis ist.

Roland Bernau fährt nach Griesheim, parkt vor Hermann Bruhns‘ Privathaus und bringt ihn durch einen Telefonanruf dazu, herauszukommen. Er lässt den Chemiker in dem Glauben, von der Polizei zu sein und erklärt ihm, dass mit Methylphenidat aus dem Neutis-Werk in Bukarest ein Mensch ermordet worden sei. Hermann Bruhns reagiert fassungslos und erklärt, er habe auf Anweisung des Auf­sichts­rats­vor­sitzenden persönlich eine Probe Methylphenidat aus der alten Produktions­anlage entnommen und ihm in Frankfurt in die Bank gebracht. Weil Herr von Sensburg ihm gesagt hatte, es gehe um eine unabhängige Analyse in einem Institut in Deutschland, geschah das alles heimlich.

Kurz nachdem Julia Zeiss und Roland Bernau bei einem Empfang des Bankenverbands im Kaisersaal des Römers in Frankfurt Adrian von Sensburg abgepasst und mit dem Verdacht konfrontiert haben, er sei an einem Mordfall beteiligt, zieht Charlotte Scherer ihren Auftrag für den Privatdetektiv zurück. Die Bank habe es von ihr verlangt, erklärt sie:

„Die Bank fürchtet eine mögliche Rufschädigung. Die Zahlung der Betriebspension ist gefährdet, wenn Sie weiterhin für mich gegen die Bank ermitteln.“

Bei der Heimfahrt nach einer Doppelkopfrunde im Restaurant Merlin am Zauberberg in Ruppertshain hört Roland Bernau einen Knall im Motorraum, und danach funktionieren die Bremsen nicht mehr.

In Krankenhaus in Bad Soden kommt er wieder zu sich. Bald darauf melden sich die Polizeibeamten Giel und Krüger bei ihm. Sie glauben ihm nicht, als er behauptet, das Bremssystem seines Wagens sei manipuliert worden. Stattdessen weisen sie ihn darauf hin, dass er 0,7 Promille Alkohol im Blut hatte.

„Natürlich müssen wir der Trunkenheit am Steuer nachgehen“, sagte [Krüger]. „Wir sind aber aus einem anderen Grund hier. Es geht um den toten, russischen Schläger.“
„Ja?“
„Wir ermitteln jetzt gegen Sie. Es war im Ansatz Notwehr, Sie haben allerdings die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt. […] Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Das kostet Sie die Privatschnüfflerlizenz.“

Das ist nicht die einzige schlechte Nachricht für den Patienten. Außerdem heißt es, in der Gerichtsmedizin sei beim Übertragen der Messwerte das Komma um eine Stelle verrutscht, die Methylphenidat-Konzentration in Jens Scherers Blut habe nur ein Zehntel der zuletzt angenommenen betragen. Der Fall wird nun wieder als Suizid zu den Akten gelegt.

Julia Zeiss besucht Roland Bernau im Krankenhaus. Als sie zu ihrem Wagen geht, blickt er ihr vom Fenster aus nach – und beobachtet, wie sie in einen weißen Lieferwagen gezerrt wird. Sofort alarmiert er die Polizei und meldet die Entführung. Eine Fahndung wird eingeleitet. Julias Handy wird bei der Mülldeponie in Flörsheim-Wicker geortet. Roland Bernau erträgt es nicht, im Krankenhaus auf Ergebnisse zu warten. Er lässt sich von seiner Assistentin Susanne Söllner einen Mietwagen, eine Pistole und eine kugelsichere Weste bringen, zieht sich mühsam an und fährt los. Die Polizei findet das Handy und andere persönliche Gegenstände aus der Handtasche der Entführten am Straßenrand, über 20 Meter verteilt, also während der Fahrt aus dem Fenster geworfen.

Unter den Reportern, die sich ebenso wie der Privatdetektiv an die Fersen der Polizei heften, ist Julia Zeiss‘ Kollege Jonas Reckhard von der Online-Ausgabe der Frankfurter Umschau. Der fragt nach ihrer mit GPS und LTE-WiFi ausgerüsteten Kamera. Die wird in der Reduit-Kaserne in Mainz-Kastel geortet. Ein Sondereinsatzkommando umstellt die Anlage, aber Giel will erst zugreifen, wenn das Gelände besser ausgekundschaftet ist.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Ungeduldig überklettert Roland Bernau trotz seiner gebrochenen Rippen die Mauer und dringt durch ein eingeschlagenes Fenster ins Gebäude ein. Auf der Treppe wird er sofort beschossen. Das SEK greift ein: die Druckwelle der Explosion, mit der die Stahltür aufgesprengt wird, reißt Bernau von den Füßen, und Blend­granaten sorgen dafür, dass er vorübergehend nichts sieht. Julia liegt leblos in einer Ecke. Ihre weiße Bluse ist blutgetränkt. Rettungssanitäter kümmern sich um die von mehreren Schüssen Getroffene. Die Entführer sind durch einen unterirdischen Verbindungsgang entkommen.

Die Ärzte in den Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden versetzen Julia Zeiss in ein künstliches Koma. Ihr Zustand ist kritisch.

Der Wirt des Restaurants Villa Borgnis in Königstein ruft in der Privatdetektei in Kelkheim an. Roland Bernau fährt hin. Jens Scherer habe die Privatklinik des Öfteren verlassen, berichtet der Gastronom, sei auch unmittelbar vor seinem Tod in der Villa Borgnis gewesen und habe mit einem anderen Gast ein Weißbier getrunken. Der Wirt erinnert sich deshalb so genau an den Zeitpunkt, weil an diesem Abend eine Hochzeit gefeiert wurde. Roland Bernau zeigt ihm ein Foto von Adrian von Sensburg, aber das Gesicht hat der Wirt noch nie gesehen.

Während der Privatermittler zu der Fotografin in Königstein fährt, die den Auftrag für Bilder von der Hochzeit erhalten hatte, erfährt er durch einen Anruf von Susanne Söllner, dass die Deutsche Finanzbank inzwischen eine einstweilige Verfügung erwirkte. Im Fall einer Wiederholung der Anschuldigungen gegen Adrian von Sensburg droht ein Ordnungsgeld in Höhe von 250 000 Euro. Außerdem zeigte die Deutsche Finanzbank Julia Zeiss und Roland Bernau wegen Ver­leum­dung an und kündigte eine Schadenersatzklage wegen Geschäftsschädigung in Millionenhöhe an.

Die Fotografin, die annimmt, einen Hochzeitsgast vor sich zu haben, der Fotos kaufen möchte, legt ihm eine Schachtel mit 300 Aufnahmen zur Auswahl vor. Roland Bernau findet ein Bild von Jens Scherer, aber darauf ist der Mann neben ihm am Tresen nicht zu erkennen. Davon habe sie möglicherweise noch andere, nicht ausgedruckte Fotos im PC, meint die Fotografin, und anhand der Aufnahmezeiten findet sie rasch ein Bild, das beweist, dass Dörnberg mit Jens Scherer eine Dreiviertelstunde vor dessen Tod in der Villa Borgnis war.

Nachdem Roland Bernau Hauptkommissar Ralf Schmitz informiert hat, fährt er zum Opernplatzfest in Frankfurt. Charlotte Scherer ist dort mit Frau von Sensburg und Herrn Dörnberg. Der Privatdetektiv rekapituliert, dass Charlotte Scherer und Herr Dörnberg zur Tatzeit bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Lucullus Restaurant in Königstein waren. Die beiden geben zu, an dem Abend zwar die meiste Zeit, aber nicht pausenlos zusammen gewesen zu sein. Roland Bernau zeigt das in der Villa Borgnis aufgenommene Foto und weist darauf hin, dass dem Wirt das von Jens Scherer ausgetrunkene Weißbierglas aufgefallen sei, weil es unerwartet schwierig zu reinigen war. Dörnberg sagt Bernau schließlich unter vier Augen, Scherer sei ein Schwein gewesen und habe ihn zu erpressen versucht. Er gibt nicht nur den Mord zu, sondern auch, dass er den Verdacht auf Adrian von Sensburg lenkte.

„So konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich werde für ihn in den Vorstand nachrücken. Er hat kein Alibi und ein starkes Motiv.“

Nachdem Ralf Schmitz und andere Polizisten das Geständnis über ein unter Roland Bernaus Hemd verstecktes Funkmikrofon gehört und aufgenommen haben, schreiten sie ein. Dörnberg beteuert allerdings, nicht an der Entführung der Journalistin beteiligt gewesen zu sein. In diesem Fall sei der Drahtzieher in der Bank zu suchen, die einen geschäftsschädigenden Zeitungsbericht verhindern wollte.

Als Frau von Sensburg gefragt wird, ob ihr Mann noch zum Opernplatzfest komme, erklärt sie, dass er nach New York geflogen sei, um den Vorstandsposten einer großen US-Bank zu übernehmen. Er besitze seit vielen Jahren einen amerika­nischen Pass, fügt sie hinzu.

Bei der Vernehmung wiederholt Dörnberg sein Geständnis und gibt zu, der Journalistin die Unterlagen über die illegalen Transaktionen mit russischen Geschäftspartnern in der Übergangszeit 1989/90 mit Jens Scherers Handynummer geschickt zu haben, um den Verdacht auf Adrian von Sensburg zu lenken. Aus demselben Grund beauftragte er die beiden russischen Schläger, die Journalistin und den Privatdetektiv zu überfallen. Aber er bleibt dabei, dass er weder mit den defekten Bremsen noch mit der Entführung zu tun gehabt habe.

Julia Zeiss liegt vorerst weiter im künstlichen Koma. Ihre Mutter und Roland Bernau, die sie regelmäßig im Krankenhaus besuchen, hoffen auf eine Besserung des Zustands.

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„Tod eines Revisors“ lautet der Titel des Debütromans von Olaf Jahnke. Es handelt sich um eine Mischung aus Wirtschafts- und Regionalkrimi. Wie bei Nele Neuhaus („Die Lebenden und die Toten“) erkennen Bewohner von Taunus-Städten wie Kronberg und Königstein, Kelkheim, Bad Soden und Oberursel viele Orte wieder. Die meisten Einrichtungen benennt Olaf Jahnke mit ihrem wirklichen Namen (z. B.: Lucullus und Villa Borgnis in Königstein, Gustav’s Brasserie in Bad Soden, Heidekrug in Oberursel). Die Deutsche Finanzbank und die Frankfurter Umschau sind fiktiv; die Namen assoziieren wir jedoch mit der Deutschen Bank und der Frankfurter Rundschau. Dieses Lokalkolorit bietet einen zusätzlichen Reiz, aber auch Leserinnen und Leser aus anderen Gegenden wird mit „Tod eines Revisors“ ein spannender, lebendiger und temporeicher Thriller mit Cliffhangern und überraschenden Wendungen geboten. Olaf Jahnke entwickelt die Handlung konsequent aus der Sicht des Protagonisten Roland Bernau, den er in der Ich-Form erzählen lässt. Deshalb wissen wir zu keinem Zeitpunkt mehr als der Privatermittler.

Im Anhang von „Tod eines Revisors“ erläutert Olaf Jahnke die im Roman angedeuteten Devisengeschäfte. 1963 bis 1991 wurden Im- und Exporte innerhalb des sozialistischen Wirtschaftsraums in so genannten Transferrubeln verrechnet. Um die Lieferung von Produkten aus Ostdeutschland an sowjetische Empfänger aus laufenden Verträgen sicherzustellen, behielt man das Verfahren in Deutschland bis 31. Dezember 1990 bei – also über die Wiedervereinigung hinaus. Betrüger nutzten es, um zum Schein Waren in den RGW-Raum zu exportieren. Die angeblichen Empfänger zahlten in Transferrubeln, die dann bei der Deutschen Außenhandelsbank in D-Mark umgetauscht wurden, wobei sich der ursprüngliche Wert verdoppelte. Die Schätzungen des Gesamtschadens dieser illegalen Machenschaften bewegen sich zwischen zwei und zehn Milliarden Euro.

Olaf Jahnke wurde 1963 in Uelzen geboren und lebt seit 1982 in Hessen. Nach sieben Jahren bei der Fernsehproduktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wechselte er als Reporter und Kameramann zum Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Er beschäftigt er sich vor allem mit dem Themenbereich Wirtschaft, Arbeit und Soziales. 2016 ließ Olaf Jahnke seinem Erstling „Tod eines Revisors“ einen zweiten Kriminalroman mit der Hauptfigur Roland Bernau folgen: „Patientenrache“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Textauszüge: © fhl Verlag

Olaf Jahnke: Patientenrache

Niklas Natt och Dag - 1794
"1794" ist ein historischer Kriminal-, Abenteuer- und Schauerroman des schwedischen Autors Niklas Natt och Dag. Die Atmosphäre ist düster, und Lichtblicke gibt es kaum. Aufgrund der einfachen, anspruchslosen Sprache und der geradlinigen Gedankenführung lässt sich der Bestseller "1794" leicht und trotz des Umfangs rasch lesen.
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