Jo Nesbø : Schneemann

Schneemann
Originalausgabe: Snømannen H. Ascheboug & Co, Oslo 2007 Schneemann Übersetzung: Günther Frauenlob Ullstein Buchverlage, Berlin 2008 Sonderausgabe zum Welttag des Buches 2012 489 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Osloer Kommissar Harry Hole und seine neue Kollegin Katrine Bratt aus Bergen vermuten, dass Birte Becker und Sylvia Ottersen einem Serienmörder zum Opfer fielen, den sie "Schneemann" nennen, weil vor Birtes Haus ein Schneeman stand und Sylvias abgetrennter Kopf auf einem anderen Schneemann drapiert wurde. Katrine überzeugt Hole, dass drei 12 Jahre alte Fälle aus Bergen mit den aktuellen Ereignissen zu tun haben könnten, und sie finden die Leiche des damaligen Ermittlers in einer Tiefkühltruhe ...
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Kritik

Ein auktorialer Erzähler, der immer wieder die Perspektive wechselt, führt uns durch das Geschehen. Nicht alle Zusammenhänge sind realistisch, aber Jo Nesbø beschreibt alles mit großer Präzision und sehr detailliert.
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Hauptkommissar Harry Hole vom Dezernat für Gewaltverbrechen in Oslo, seine neue Kollegin Katrine Bratt aus Bergen und die übrigen Mitglieder des Teams bearbeiten im November 2004 die Fälle der Vermissten Birte Becker und der Ermordeten Sylvia Ottersen. Birte, die Ehefrau des Physikprofessors Filip Becker und Mutter eines zehnjährigen Sohnes namens Jonas, verschwand eines Nachts, und die Polizei findet ihr Handy in einem Schneemann vor dem Haus der Familie in Oslo-Hoff, von dem niemand weiß, wer ihn baute. Sylvia war die Mutter der zehnjährigen Zwillinge Emma und Olga. Mit ihrem Ehemann Rolf Ottersen zusammen verkaufte sie in ihrem Laden „Taste of Africa“ billige Importprodukte. Die Familie bewohnte in Sollihøgda bei Oslo einen Bauernhof. Sylvia schlachtete wohl gerade Hühner, als sie überfallen wurde. Das Beil, das sie benutzte, findet Harry Hole an einem Bachlauf. Unweit davon steht ein makabrer Schneemann: Jemand setzte zwei Kugeln Schnee und Sylvias abgetrennten Kopf übereinander.

Vor zwei Monaten erhielt Hole ein anonymes Schreiben: „Bald fällt der erste Schnee. Und dann wird er wieder auftauchen. Der Schneemann. Und wenn der Schnee verschwindet, wird er wieder jemanden mitgenommen haben.“ Der Kommissar befürchtet deshalb, dass Birte Becker und Sylvia Ottersen einem Serienmörder zum Opfer fielen, zumal der unbekannte Absender des Briefes den Aborigine Robin Toowoomba erwähnte, einen unter dem Spitznamen „the murri“ bekannten Serienmörder, den Harry Hole bei einem Einsatz in Australien getötet hatte.

Katrine Bratt drängt Harry Hole, mit ihr nach Bergen zu fliegen, wo im November 1992 Laila Aasen ermordet wurde, deren Freundin Onny Hetland verschwand und kurz darauf auch der ermittelnde Polizeikommissar Gert Rafto vermisst wurde. Sie ist überzeugt, dass diese alten Fälle mit den aktuellen zusammenhängen. Die Ermittler kamen damals zu dem Schluss, dass Rafto die beiden Frauen getötet und sich dann selbst gerichtet habe.

In Bergen werden Hole und Katrine von Knut Müller-Nilsen begrüßt, dem Chef des örtlichen Dezernats für Gewaltverbrechen. Obwohl Raftos Hütte in der Sommerhaussiedlung der Polizei auf Finnøy 1992 von der Spurensicherung durchsucht wurde, sehen die beiden Gäste aus Oslo sich dort noch einmal um – und entdecken in der Tiefkühltruhe, deren Schloss sie aufbrechen, Raftos Leiche. Offenbar starb er durch einen Schuss in den Mund, und weil er sich im Fall eines Suizids nicht selbst in der Tiefkühltruhe hätte einsperren können, wurde er wohl ermordet. Das bedeutet aber auch, dass die Fälle Laila Aasen und Onny Hetland neu untersucht werden müssen.

Die Polizei in Oslo findet heraus, dass sowohl Birte Beckers Sohn Jonas als auch Sylvia Ottersens Zwillingstöchter Emma und Olga Patienten des in der Marienlyst-Klinik praktizierenden Schönheitschirurgen Idar Vetlesen sind. Der 37-Jährige, der gegenüber Hole behauptet, Spezialist für Morbus Fahr zu sein, beruft sich auf seine Schweigepflicht, und seine Sprechstundenhilfe Borghild Moen kann Hole die Frage nicht beantworten, welchen Arzt man im Fall von Morbus Fahr konsultieren sollte. 1992, als Laila Aasen und Onny Hetland ermordet wurden, studierte Idar Vetlesen in Bergen Medizin. Für die Zeitspannen, in denen Birte Becker verschwand und Sylvia Ottersen ermordet wurde, hat er keine Alibis. Dazu kommt, dass er jede Woche zweimal mit schwarzen Frauen in einem Stundenhotel verbringt. Der Arzt wird festgenommen.

Aber dann ergeben Zeugenaussagen, dass Vetlesen in einem Zimmer des Stundenhotels tatsächlich schwarze Prostituierte empfing, aber nicht aus sexuellen Gründen, sondern um sie kostenlos medizinisch zu betreuen. Er muss schließlich wieder freigelassen werden.

Kurz darauf findet man seine Leiche auf der Eisbahn eines Curlingclubs im Osloer Stadtteil Bygdøy. Er hält noch eine Spritze in der Hand und scheint sich eine komplette Spritzenfüllung Carnadrioxid injiziert zu haben. Damit dürfte der Fall aufgeklärt sein: Idar Vetlesen war der Serienmörder, den Harry Hole „Schneemann“ nennt, und als er sich in die Enge getrieben fühlte, nahm er sich das Leben. Kriminaloberkommissar Gunnar Hagen, der Leiter des Dezernats für Gewaltverbrechen in Oslo, verkündet den Ermittlungserfolg in einer Pressekonferenz.

Vier Tage später findet Hole heraus, dass Idar Vetlesen sich nicht selbst getötet haben kann. Carnadrioxid lähmt die Muskulatur schneller als jemand den Kolben einer Spritze mit einer vergleichbar feinen Nadel vollständig durchdrücken könnte. Dazu kommt, dass die Leiche billige Schuhe trug, deren Profil zwar den beim Schneemann in Sollihøgda sichergestellten Spuren entspricht, die aber nicht zu dem ansonsten exklusiven Schuhwerk des Arztes passen. Ein Vergleich mit Schuhen, die Vetlesen ausgezogen hatte, ohne die Knoten der Schuhbänder zu öffnen, lässt Hole vermuten, dass jemand anderes dem Toten die Schuhe anzog. Der „Schneemann“ wollte offenbar, dass die Polizei Idar Vetlesen für den Serienmörder hält und die Ermittlungen beendet.

Bis vor kurzem war Harry Hole der Lebensgefährte von Rakel Fauke und Ersatzvater ihres Sohnes Oleg, der von einem Russen gezeugt worden war, als Rakel in der norwegischen Botschaft in Moskau gearbeitet hatte. Sie ist jetzt mit dem Arzt Mathias Lund-Helgesen zusammen. Trotzdem schläft Rakel noch einmal mit Harry Hole. Als sie danach zu ihrem Auto geht, klemmt ein Zettel unter dem Scheibenwischer, auf dem steht: „Wir werden sterben, Hure“.

Camilla Lossius wird als vermisst gemeldet. Die 29-Jährige ist kinderlos. Ihr Ehemann Erik Lossius betreibt ein Umzugsunternehmen. Sie wohnen in Tveita bei Oslo. Weil in der Garage Fingerabdrücke von Filip Becker sichergestellt werden und er zugeben muss, unmittelbar vor Camillas Verschwinden mit ihr gesprochen zu haben, wird er festgenommen. Ist er der „Schneemann“? Hole bezweifelt es. Er sucht Becker in der Gefängniszelle auf. Zuerst klagt der Physikprofessor nur, seine Frau Birte sei eine Hure gewesen, aber dann berichtet er, dass er ihrem Notizbuch entnahm, dass sie ihn mit mehreren Männern zugleich betrog, darunter Erik Lossius. Daraufhin nahm er Jonas Blut und Speichel ab und schickte die Proben für einen Vaterschaftstest ans Gerichtsmedizinische Institut. Auf diese Weise erfuhr er, dass Jonas nicht sein Sohn ist. Er passte dann Camilla Lossius ab, als sie nach Hause kam und klärte sie über die Untreue ihres Ehemanns auf. (Als Leser wissen wir, dass Camilla Lossius noch am selben Tag ihre Koffer packte und nach Frankreich reiste. Inzwischen rief sie ihren Mann an und verlangte die Scheidung.)

Filip Becker wird aus der Haft entlassen. Die Fahndung nach dem „Schneemann“ beginnt von vorne.

Arve Støp, der Chefredakteur der Zeitschrift Liberal, gerät als Nächster ins Visier der Polizei. Idar Vetlesen war sein Arzt und Curlingpartner. Aber Hole hält es auch für möglich, dass es sich beim „Schneemann“ um eine Frau handelt, nämlich um Katrine Bratt. In ihrem Schreibtisch findet er zwar kein Belastungsmaterial, aber als er in ihre Privatwohnung einbricht, stößt er auf der Festplatte ihres Computers auf eine Datei mit dem anonymen Brief, den er vor zwei Monaten bekam. Er ist also von ihr.

Hole fährt mit seinem Mitarbeiter Bjørn Holm zu Arve Støps Wohnung. Weil niemand öffnet, drückt er das dicke Türglas mit der Stoßstange des Autos ein. Der Journalist liegt nackt und halb bewusstlos in der Badewanne. Male an seinem Hals deuten darauf hin, dass er mit einer Schlinge gewürgt wurde. Hole blickt aus einem Fenster der Wohnung im 7. Stock. Auf dem Fluss, der unmittelbar am Haus vorbeifließt, sieht er Katrines dunklen Mantel treiben. Beherzt springt er in die Tiefe, aber das Kleidungsstück wurde offenbar nur ins Wasser geworfen, um ihn zu täuschen. Katrine scheint über die Dächer geflohen zu sein.

Arve Støp ist der leibliche Vater sowohl von Jonas als auch der Zwillinge Emma und Olga. Birte Becker hatte ihm versichert, sie könne keine Kinder bekommen, und dann war sie eines Tages doch von ihm schwanger. Weil er an der Erbkrankheit Morbus Fahr leidet, drängte er sie, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Sie wollte jedoch die Chance, Mutter zu werden, nicht vertun und heiratete Filip Becker, der sie schon seit einiger Zeit umworben hatte, denn das Kind sollte nicht vaterlos aufwachsen. Allerdings befolgte sie Støps Rat und ließ Jonas jedes Jahr einmal von Idar Vetlesen auf Anzeichen von Morbus Fahr untersuchen. Der Schönheitschirurg hatte sich zu diesem Zweck eigens durch einen Kurs in Genf weitergebildet. Dass Støp auch mit Sylvia Ottersen Kinder gezeugt hatte, erfuhr der Journalist erst mit zwei Jahren Verzögerung. Emma und Olga werden seither ebenfalls jährlich einmal von Vetlesen untersucht.

An diesem Abend flirtete Katrine Bratt bei einer Veranstaltung mit Arve Støp und verabredete sich mit ihm in seiner Wohnung. Er erwartete sie nackt. Als sie ihn dazu aufforderte, eine Maske aufzusetzen und ihm Handschellen anlegte, vermutete er, sie leite ein Sexspiel ein, aber dann hätte sie ihn beinahe in der Badewanne erdrosselt.

Hole nimmt an, dass Katrine Bratt herausfinden wollte, ob es genügend Indizien für Støps Identität mit dem „Schneemann“ gibt. In diesem Fall sollte die Polizei wohl seine Leiche finden und dadurch von ihr abgelenkt werden. Hole ist überzeugt, dass sie die gesuchte Serienmörderin ist.

Ihr Handy wird auf dem Weg nach Süden geortet. Die Daten weisen darauf hin, dass es sich in einem Zug nach Kopenhagen befindet. Hole macht sich auf den Weg – nach Bergen. Wie von ihm erwartet, wird das Handy in einem Gepäcknetz gefunden, aber Katrine ist nicht im Zug. Hole vermutet sie in Gert Raftos Hütte auf Finnøy. Er gibt sich als Angler aus, mietet ein Boot und wirft eine Tränengaspatrone durchs Fenster. Aber in der Hütte befindet sich niemand. Der Kommissar kehrt zum Boot zurück – und da steht sie mit einem Revolver in der Hand. Plötzlich schleudert er die Angel nach vorne, und der Haken durchbohrt Katrines rechten Mundwinkel. Erst als Hole den zu Boden gefallenen Revolver aufhebt, merkt er am Gewicht, dass die Waffe ungeladen ist.

Katrine Bratt wird in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert. Dort verlangt sie, Harry Hole zu sprechen.

Obwohl die bisher Verdächtigen entweder tot oder in einer Klinik eingesperrt sind, wird eine weitere Leiche gefunden: Eli Kvale sitzt nackt auf dem Rücken eines Schneemannes. Der Witwer Andreas Kvale, ein Pastor, ahnt nicht, dass Trygve, der älteste Sohn, von einem anderen Mann gezeugt worden war.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Hole schaut sich schließlich im Anatomischen Institut um und findet seinen Verdacht bestätigt, dass es dort möglich ist, die eine oder andere Leiche verschwinden zu lassen. Tatsächlich findet er Sylvia Ottersens kopflose Leiche. Das bringt ihn auf die Spur des Arztes Mathias Lund-Helgesen.

Mathias war 13 Jahre alt, als seine Mutter Sara Kvinesland mit ihm am 5. November 1980 zu einem Haus in Lillestrøm fuhr. Er sollte im Auto auf sie warten. Es werde nicht lang dauern, versicherte sie. Nach einer Weile begann Mathias sich zu langweilen und baute deshalb einen Schneemann. Dabei schaute er durchs Fenster und sah seine Mutter mit einem fremden Mann beim Geschlechtsverkehr. Weil der Liebhaber keine Brustwarzen hatte, begriff Mathias, dass es sein leiblicher Vater war, denn bei ihm fehlten die Brustwarzen ebenfalls. Endlich stieg Sara Kvinesland wieder ins Auto. Mathias hatte inzwischen den Wagenheber an sich genommen und saß im Fond. Während der Fahrt zertrümmerte er seiner Mutter den Schädel. Der Wagen fuhr zunächst weiter und stürzte dann in einen Fluss. Unter Wasser schlug Mathias eine Seitenscheibe ein und rettete sich ans Ufer. Für Sara Kvinesland kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei führte die Kopfverletzungen auf den Unfall zurück.

Sechs Jahre später begann Mathias in Bergen Medizin zu studieren und lernte dabei seinen Kommilitonen Idar Vetlesen kennen. Inzwischen wusste er auch, dass er unheilbar an Sklerodermie litt und deshalb keine Brustwarzen hatte.

Während seiner Tätigkeit als Neurologe im Haukeland-Krankenhaus in Bergen, konsultierten ihn Laila und Bastian Aasen mit ihrer Tochter, weil deren Gelenke versteift waren. Um eine Erbkrankheit auszuschließen, nahm Mathias nicht nur von dem Mädchen eine Blutprobe, sondern schickte auch Blut der Eltern zur Untersuchung ein. Dabei stellte sich heraus, dass Bastian Aasen nicht mit dem Kind verwandt war.

Das erinnerte Mathias an das traumatische Erlebnis mit seiner eigenen Mutter. Er rief Laila Aasen an, verabredete sich mit ihr unter einem Vorwand auf dem Ulriken und ermordete sie dort mit einem Skalpell. Weil sie ihm noch gesagt hatte, ihre Freundin Onny Hetland wisse von der Verabredung, tötete er danach die mögliche Zeugin, und schließlich auch den Ermittler Gert Rafto. Bald darauf zog er nach Oslo.

Idar Vetlesen fragte ihn um Rat, wenn Patienten mit Erbkrankheiten zu ihm kamen, denn darauf war Mathias spezialisiert. Durch Speichelproben fand er heraus, dass viele Frauen ihren Männern Kuckuckskinder untergeschoben hatten. Er legte eine Kartei über die „Huren“ an und nahm sich vor, eine nach der anderen umzubringen. Zu diesem Zweck besorgte er sich in Rouen eine galvanokaustische Schneideschlinge, wie sie von Veterinären zum unblutigen Zerschneiden toter Kälber im Leib der Kuh verwendet wird.

Als er Sylvia Ottersen im Stall überfiel, hatte sie gerade zwei Hühner geschlachtet und das Beil noch in der Hand. Das schleuderte sie auf ihn, verletzte ihn damit und nutzte den Augenblick zur Flucht. Aber er holte sie ein und trennte ihr mit der glühenden Schlinge den Kopf ab. Dann kehrte er in den Stall zurück, tötete ein drittes Huhn und ließ es über der Stelle ausbluten, auf die sein eigenes Blut getropft war, denn er hat die seltene Blutgruppe B-Rhesus-negativ.

Etwa zur gleichen Zeit merkte Mathias, dass das Endstadium der Sklerodermie begonnen hatte. Er wusste, dass er nicht mehr lang leben würde.

Als er von Hauptkommissar Harry Hole hörte und herausfand, dass Oleg, der Sohn von Holes Lebensgefährtin Rakel Fauke, von einem anderen Mann gezeugt worden war, plante er den Höhepunkt seiner Mordserie. Zur Vorbereitung machte er sich an Rakel heran, wurde ihr Liebhaber und lernte auch Harry Hole kennen.

Eine Tote wird gefunden, die wie Rakel Fauke gekleidet ist. Aber es handelt sich nicht um sie, sondern um Birte Becker. Hole versteht die Warnung. Er ruft Rakel an, schärft ihr ein, mit Oleg im Haus zu bleiben, die Türen ihres Hauses zu verriegeln und Mathias auf keinen Fall hereinzulassen. Den Grund werde er ihr später erklären.

Aber Mathias ist bereits im Haus. Er überwältigt Oleg, als dieser die Kellertüre sichern will, knebelt ihn, fesselt ihm die Hände mit einem Kabelbinder und wirft ihn in eine Tiefkühltruhe.

Rakel wundert sich darüber, dass Wasser von der Zimmerdecke tropft. Sie geht nach oben und stößt im Schlafzimmer auf einen Schneemann, der bereits zu schmelzen angefangen hat.

Hole eilt zu Rakels Haus und geht durch die Kellertür hinein. Als er die Tiefkühltruhe öffnet, zerschneidet ihm etwas die Wange: Oleg hat sich mit Hilfe der in der Truhe versteckten Schlittschuhe befreit und mit der Kufe zugeschlagen, weil er dachte, Mathias sei zurückgekommen. Hole schickt ihn zu den Nachbarn, damit er in Sicherheit ist.

Als er die ihm noch vertraute Schlafzimmertür öffnen will, spürt er an der Klinke einen ungewohnten Widerstand. Er lässt sie los, zwängt sich aus dem Badfenster, hält sich am Gitter des Schlafzimmerfensters fest und schaut hinein. Rakel sitzt in einem feuerroten Kleid mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf einem Schneemann. Ihr Hals befindet sich in einer an der Decke aufgehängten galvanokaustischen Schneideschlinge, die so eng ist, dass sie sich nicht befreien kann. Bräche der schmelzende Schneemann zusammen, würde der Glühdraht sie töten. Außerdem ist die Schlinge so mit der Türklinke verbunden, dass Harry Hole seine frühere Lebensgefährtin durch das Öffnen der Tür getötet hätte.

Als Verstärkung eintrifft, lässt Hole sich von Gunnar Hagen das eine Ende eines Abschleppseils heraufwerfen, befestigt es am Fenstergitter und fordert seinen Vorgesetzen auf, mit dem Wagen zurückzusetzen, um das Gitter aus der Wand zu reißen. Dann zertrümmert er das Fenster und klettert hinein. In diesem Augenblick beginnt der Schneemann zusammenzubrechen. Hole gerät mit der linken Hand zwischen Rakels Hals und die galvanokaustischen Schneideschlinge. Der glühende Draht trennt seinen Mittelfinger ab und durchschneidet das Fleisch des Ringfingers bis zum Knochen, aber Hole hält Rakel fest, bis seine Kollegen zur Stelle sind.

Trotz seiner Verletzung bricht Hole sofort zum Holmenkollen auf. Dort vermutet er Mathias, denn der erwog einmal, sich in selbstmörderischer Absicht vom 60 Meter hohen Turm der Sprungschanze zu stürzen. Bevor Hole mit dem Lift nach oben fährt, befestigt er am rechten und linken Handgelenk je ein Paar Handschellen. Mit dem einen Paar fesselt er Mathias an sich, der sich auf der äußeren Seite des Geländers der Aussichtsplattform festhält. Als Hole ihm sagt, dass Rakel lebt, lässt Mathias sich fallen und reißt den Kommissar mit, aber der hat sich inzwischen ans Geländer gekettet. So bleiben sie beide in der Luft hängen.

Katrine Bratt wird im Februar 2005 zur Polizei zurückkehren und bei der Sittenpolizei in Bergen anfangen. Ihr Anliegen war es, ihren Vater Gert Rafto zu rehabilitieren. Deshalb absolvierte sie die Polizeischule, ließ sich schließlich nach Oslo versetzen, schrieb den anonymen Brief und wurde Holes Assistentin, denn auf ihn setzte sie alle Hoffnungen, die Mordfälle von 1992 aufklären zu können. Sie hatte nicht vor, Arve p zu erdrosseln, wollte ihm nur Todesangst einjagen, um Aussagen von ihm zu bekommen. Als Harry Hole sie auf ihren Wunsch hin in der psychiatrischen Anstalt besuchte, klärte sie ihn über die Zusammenhänge auf.

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„Schneemann“ ist der siebte Band der Romanreihe, die der Norweger Jo Nesbø (* 1960) über die Figur des Kommissars Harry Hole schrieb. Der alkoholkranke Protagonist ist ein einsamer Wolf, der sich mehr auf seine Spürnase als auf ausgeklügelte Polizeimethoden verlässt und damit erstaunliche Erfolge erzielt.

Die Handlung spielt im November 2004 in Oslo und Bergen, ist aber auch mit Ereignissen in den Jahren 1980 und 1992 verknüpft. Ein auktorialer Erzähler, der immer wieder die Perspektive wechselt, führt uns durch das Geschehen. Nicht alle Zusammenhänge sind realistisch, aber Jo Nesbø beschreibt alles mit großer Präzision und in vielen Details. Die Komplexität hat er souverän im Griff. Das bedeutet, dass Jo Nesbø alle Handlungsstränge miteinander verknüpft und keinen fallen lässt.

Den Roman „Schneemann“ von Jo Nesbø gibt es auch in einer gekürzten Fassung als Hörbuch, gelesen von Oliver Mommsen.

Tomas Alfredson verfilmte den Thriller „Schneemann“ von Jo Nesbø:

Schneemann – Originaltitel: The Snowman – Regie: Tomas Alfredson – Drehbuch: Hossein Amini, Peter Straughan, nach dem Roman „Schneemann“ von Jo Nesbø – Kamera: Dion Beebe – Schnitt: Claire Simpson – Musik: Marco Beltrami – Darsteller: Rebecca Ferguson, Michael Fassbender, Jamie Clayton, J. K. Simmons, Charlotte Gainsbourg, Val Kilmer, James D’Arcy, Chloë Sevigny, Toby Jones u.a. – 2017; 115 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012
Textauszüge: © Ullstein Buchverlage

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.