Don Winslow : Das Kartell

Das Kartell
Originalausgabe: The Cartel Alfred A. Knopf, New York 2015 Das Kartell Übersetzung: Chris Hirte Droemer Verlag, München 2015 ISBN: 978-3-426-30429-7, 831 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Als der mexikanische Drogenboss Adán Barrera aus dem Gefängnis ausbricht, kehrt Arthur Keller zur DEA zurück, um ihn weiter zu jagen. Barrera wird jedoch offenbar von korrupten Agenten der AFI rechtzeitig vor Zugriffen gewarnt. In einem jahrelangen Krieg mit Zehntausenden von Toten schaltet Barrera einen Konkurrenten nach dem anderen aus. Keller will beweisen, dass Gerardo Vera, der Chef der AFI, vom Sinaloa-Kartell gekauft wurde, aber sowohl der Belastungszeuge als auch Vera werden erschossen. Alles läuft auf einen Showdown zwischen Keller und Barrera hinaus ...
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Kritik

"Das Kartell", die Fortsetzung des Drogen-Thrillers "Tage der Toten" von Don Winslow, wirkt etwas über­frachtet. Aber Don Winslow beein­druckt durch sein Wissen, den sou­veränen Umgang mit der Komplexi­tät und den pseudodokumentari­schen Stil.
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Was bisher geschah

Art Keller kehrt zur DEA zurück

Inzwischen schreiben wir das Jahr 2004. Während der ehemalige DEA-Agent Arthur Keller sich in das Monastery of Christ in the Desert in Abiquiu/New Mexico zurückgezogen hat und sich dort um die Bienenstöcke kümmert, sitzt der von ihm festgenommene mexikanische Drogenboss Adán Barrera im Bundesgefängnis in San Diego/Kalifornien.

Der Rechtsanwalt Ben Tomkins überbringt dem 43-jährigen Häftling die Nachricht, dass seine mit einem zystischen Lymphangiom geborene Tochter Gloria gestorben sei. Um an ihrer Beerdigung teilnehmen zu dürfen, erklärt Adán Barrera sich bereit, durch seine Aussagen die Festnahme von Hugo Garza zu ermöglichen, des Patrons des Golf-Kartells, also des mächtigsten Drogenbarons in Mexiko. Allerdings verlangt er als Gegenleistung nicht nur die Teilnahme an der Trauerfeier für seine Tochter, sondern auch die Verlegung in ein mexikanisches Gefängnis. Nachdem die DEA die Informationen an die mexikanische Bundespolizei weitergegeben und diese Hugo Garza verhaftet hat, wird Barrera in das Puente Grande Federal Prison in Guadalajara gebracht.

Sein Cousin Diego Tapia, der mit Unterstützung seiner Brüder Alberto und Martín Tapia Heroin, Kokain und Marihuana vertreibt, und der auf Crystal Meth spezialisierte Drogenboss Nacho Esparza füllen sogleich das durch Hugo Garzas Verhaftung entstandene Vakuum und bilden das Sinaloa-Kartell mit Sitz in Culiacán.

Aufgrund von Schmiergeldern des Sinaloa-Kartells an den Gefängnisdirektor und einige Wachmänner werden Adán Barrera weitreichende Privilegien eingeräumt. Er verliebt sich in die 29-jährige Magda Betrán, die in Mexico City verhaftet wurde, als sie für ihren Freund, den kolumbianischen Drogenhändler Jorge Estrada fünf Millionen Dollar über die Grenze schmuggeln wollte. Laut Polizei waren es allerdings nur 1,5 Millionen. (Den Rest teilten korrupte Beamte unter sich auf.) Nach ein paar Monaten bricht Adán Barrera mit Magda Betrán zusammen aus. Diego Tapia lässt die beiden mit einem Hubschrauber ausfliegen.

Art Keller wird von Tim Taylor, seinem früheren Vorgesetzten bei der DEA, und einem Agenten namens Richard Jimenez im Kloster über die Entwicklung unterrichtet. Er lässt sich von der DEA reaktivieren und wird den Mexikanern Luis Aguilar und Gerardo Vera als US-amerikanischer Berater zugeteilt. Aguilar leitet die Subprocuraduría Especializada en Investigación de Delincuencia Organizada (SIEDO), Vera die Agencia Federal de Investigación (AFI).

Adán Barrera setzt sich durch

Ein Häftling namens Juan Jesús Cabray versuchte in Puente Grande, Adán Barrera zu erstechen. Der Anschlag missglückte, und der Täter wurde von Barreras Gefolgsleuten getötet. Den Auftrag hatte Osiel Contreras erteilt, der seit Hugo Garzas Inhaftierung das Golf-Kartell führt. Das tat er zunächst nicht allein, sondern mit Efraim Herrera gemeinsam, doch um Adán Barreras Verdacht von sich abzulenken, ließ er Efraim Herrera als Sündenbock ermorden. Weil Adán Barrera nach der fehlgeschlagenen Messerattacke von Juan Jesús Cabray als Patron anerkannt worden war, versprach er dem Täter vor dessen unausweichlichem Tod, für dessen Familie in Los Elijos bei Durango zu sorgen. Art Keller, der von der Messerattacke weiß und Adán Barrera kennt, ahnt bald, wo der Gesuchte sich versteckt, und als er herausfindet, dass in dem armen Dorf Los Elijos unlängst ein Brunnen gebaut und andere Investitionen vorgenommen wurden, ist er sich seiner Sache sicher. Die AFI stürmt das Dorf im April 2005. Adán Barrera lebte tatsächlich dort, floh jedoch wenige Stunden vor der Durchführung der Operation. Vermutlich wurde er rechtzeitig von einem korrupten AFI-Agenten gewarnt.

Die nächste Ergreifung bei einem Gipfeltreffen der Drogenbosse auf einer Finca in der Provinz Jalisco wird von einem Tiefflieger der mexikanischen Luftwaffe vereitelt, der Adán Barrera im letzten Augenblick aufschrecken und entkommen lässt.

Beim dritten Versuch in Atizapán erschießt Art Keller statt Adán Barrera einen Doppelgänger.

Der Gesuchte zieht sich auf eine Finca bei La Tuna zurück. Magda langweilt sich dort allerdings und beginnt, mit Billigung ihres Lebensgefährten einen eigenen Drogenhandel aufzubauen. Dadurch erreicht sie auch das Ziel, ihr eigenes Geld zu verdienen und nicht auf Adán angewiesen zu sein.

2006 versuchen die zum Golf-Kartell gehörenden Angehörigen der Familie Sotos, den Drogendealer Edward („Eddie“) Ruiz in Nuevo Laredo/Tamaulipas zu zwingen, seine Ware nicht länger von Chacho García zu beziehen, sondern von ihnen. Aber Chacho Garcia nimmt das nicht hin: Er tötet drei Männer der Sotos-Familie. Bald darauf wird seine Leiche auf die Straße geworfen.

Auf Eddie Ruiz wird der 13-Jährige Jesús („Chuy“) Barajos angesetzt, der seit einem Jahr zu den Zetas gehört, den Kämpfern des Golf-Kartells. Gewissermaßen als Eignungsprüfung hatte er auf Anweisung der beiden Anführer Miguel Morales alias Forty und Heriberto Ochoa einem gefesselten Gefangen mit einem Sägemesser den Kopf abschneiden müssen. Chuy spürt Eddie in einer vollbesetzten Bar auf. Weil er ihn dort nicht einfach erschießen kann, wirft er eine Handgranate in den Raum. Dabei werden vier Gäste getötet und 25 verletzt. Eddie kommt mit dem Schrecken davon. Forty will den Jungen für das törichte Vorgehen hart bestrafen, aber Chuy schneidet seinem Bewacher die Kehle durch, obwohl es sich um seinen Freund handelt, und flieht. Eine junge Prostituierte bringt ihn zu „La Familia“ in Michoacán, einer Art Sekte, die zwar viel Gutes tut, die Aktivitäten jedoch mit Drogengeschäften finanziert.

Schließlich verbündet sich Eddie Ruiz mit Jesus „the Kid“ im Kampf gegen die Zetas.

Art Keller freundet sich mit Yvette Tapia an, der Ehefrau Martín Tapias, des Finanzchefs des Sinaloa-Kartells. Bei einer Party der Tapias in deren Haus in Cuernavaca verliebt er sich in die Ärztin Marisol Cisneros. Sie erwidert seine Gefühle, und die beiden werden ein Paar. Keller begleitet seine Geliebte auch zu Demonstrationen gegen den vermuteten Wahlbetrug des Partido Acción Nacional (PAN) bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2006. Dass Felipe Calderón das höchste Staatsamt übernimmt, lässt sich jedoch nicht verhindern. Unter der neuen Regierung bleibt Luis Aguilar Chef der SIEDO; Gerardo Vera avanciert zum Oberbefehlshaber aller Formationen der mexikanischen Bundespolizei. Vera bekämpft La Familia und nimmt Osiel Contreras fest, den Boss des Golf-Kartells, der nach kurzer Zeit an die USA ausgeliefert wird. Die Ausschaltung eines wichtigen Konkurrenten und der Krieg gegen einen anderen hilft Adán Barrera in seinem Bestreben, das Imperium seines Onkels Miguel Ángel Barrera zu erneuern.

In seinem Auftrag schließen Eddie Ruiz, Diego und Martín Tapia Frieden mit dem seit Osiel Contreras‘ Verhaftung von dessen Neffen Héctor („Gordo“) Contreras geführten Golf-Kartell.

Marisol Cisneros kehrt in ihren Heimatort Guadelupe zurück, denn dort wird sie von mittellosen Kranken gebraucht. Art Keller besucht sie hin und wieder.

Adán Barrera hat zwar Magda als Geliebte, aber die Tradition verlangt, dass seine Erben von seiner Ehefrau geboren werden, und als Braut kommt nur eine Jungfrau in Betracht. Nacho Esparza schlägt ihm seine 17-jährige Tochter Eva vor, und Adán Barrera nimmt das Angebot an. Am 2. Juli 2007 wird die Hochzeit gefeiert.

Salvador Barrera

Als Salvador („Sal“) Barrera sein Studium abgeschlossen hat, wendet er sich an seinen Onkel Adán, den Schwager seiner Mutter Sondra und Bruder seines toten Vaters Raúl. Adán Barrera sorgt dafür, dass sein Neffe von Nacho Esparza für die Mitarbeit im Drogenkartell ausgebildet wird.

Beim Versuch, in einem Nachtklub ein Mädchen namens Brooke Lauren anzumachen, gerät Sal mit ihren beiden Begleitern in Streit. Nachdem die drei mit ihrem Auto losgefahren sind, folgt ihnen Sal und schießt auf den Wagen. Einer der Männer überlebt schwer verletzt; Brooke und ihr Freund David Ortega kommen ums Leben. Kurz darauf wird Salvador Barrera in Guadalajara verhaftet.

Adán Barrera lässt Art Keller, Luis Aguilar und Gerardo Vera durch seinen Anwalt Ben Tompkins einen Deal vorschlagen: Barrera will dafür sorgen, dass Diego und Alberto Tapia festgenommen werden können. Als Gegenleistung verlangt er Sals Freilassung gegen Kaution. Obwohl Adán Barrera möchte, dass die mit ihm verwandten Tapias am Leben bleiben, erschießen die Federales Alberto. Diego entkommt ihnen. Salvador Barrera überlebt die Auseinandersetzung ebenso wenig wie Alberto Tapia: Er wird aus Rache ebenfalls erschossen.

Aufstieg der Zetas

2008 erhält Art Keller von Yvette Tapia, mit der er weiterhin Kontakt hat, einen Mitschnitt eines Gesprächs, in dem sich ihr Ehemann Martín und Gerardo Vera über die Fortsetzung des Kriegs gegen La Familia verständigen. Der Chef der AFI arbeitet also heimlich mit den Tapias zusammen. Art Keller weiß schon lange, dass die Tapias früher Schmiergelder bis in die höchsten Regierungskreise fließen ließen.

Von einem Mann namens Javier („Chido“) Palacios erfährt Art Keller, dass Gerardo Vera anfangs eine Bande von Polizisten in Iztapalapa anführte, die beim Drogenhandel, bei Schutzgeld-Erpressungen, Entführungen und Autodiebstählen mitmachten und sowohl mit Nacho Esparza als auch mit den Tapias kooperierten. Das sogenannte Izta-Kartell sorgte dann dafür, dass Gerardo Vera zur Bundespolizei kam und in der Hierarchie aufstieg. Seit er die AFI leitet, arbeitet er mit dem Sinaloa-Kartell zusammen. Er ermöglichte Adán Barreras Gefängnisausbruch und beseitigte dessen Konkurrenten Osiel Contreras.

Art Keller spielt die Aufnahme seinem Chef Tim Taylor vor. Der DEA reicht das nicht. Man verlangt von Chido Palacios, dass er sich mit einem Abhörmikrofon ausstatten lässt und Gerardo Vera dazu bringt, sich selbst zu belasten. Erst dann soll der korrupte Chef der mexikanischen Bundespolizei festgenommen werden.

Aus Sorge um die Sicherheit seiner Familie schickt Luis Aguilar seine Frau Lucinda mit den Töchtern Caterina und Isobel in die USA voraus und verspricht nachzukommen.

Bevor Chido Palacios einen Gesprächstermin von Gerardo Vera erhält, wird er in einem Straßencafé erschossen. Daraufhin sucht Luis Aguilar den AFI-Chef in dessen Privathaus in Cuernavaca auf. Unter dem Hemd hat er sich ein Mikrofon auf die Haut geklebt. Nachdem es ihm gelungen ist, Gerardo Vera belastende Aussagen aufzunehmen, weiß er, dass er in Lebensgefahr schwebt und eilt zum Flughafen. Art Keller soll ihn dort treffen und das Band übernehmen. Der wird jedoch auf der Fahrt zum Flughafen von zwei anderen Autos eingekeilt und überlebt den Anschlag nur mit viel Glück. In einem als Rechenzentrum getarnten, tatsächlich von der CIA, der DEA und dem FBI genutzten Gebäude kommt er wieder zu sich, denn nachdem Luis Aguilar vergeblich auf ihn gewartet hatte, alarmierte er Tim Taylor. Inzwischen ist der Chef der SIEDO tot: Das Privatflugzeug, mit dem er sich in die USA absetzen wollte, explodierte nach dem Start. Alle neun Insassen kamen ums Leben.

Gerardo Vera wird kurz darauf im Auftrag von Adán Barrera erschossen.

2009 tobt ein Krieg zwischen Adán Barreras Sinaloa-Kartell, dem von Vicente Fuentes geführten Juárez-Kartell und der mexikanischen Armee, die ihre eigenen Interessen verfolgt.

Die Armee bekämpft nicht die Kartelle, die Armee ist selbst ein Kartell.

In den Auseinandersetzungen kommt Diego Tapia ums Leben. Los Zetas spalten sich 2010 vom Golf-Kartell ab, bekämpfen es und entwickeln sich zum gefährlichsten Feind des Sinaloa-Kartells. Die offizielle Zahl der in den mexikanischen Drogenkriegen 2010 ums Leben gekommenen Menschen beträgt 15 273.

Marisol Cisneros kümmert sich nicht nur um die medizinische Versorgung der Armen in Guadelupe, sondern übernimmt auch das Amt der Bürgermeisterin ihres Heimatortes, in dem es keinen einzigen Polizisten gibt, weil das aufgrund der Drogenkriege eine lebensgefährliche Aufgabe wäre. Marisol Cisneros kann immerhin eine 19-jährige Freiwillige namens Erika Vallés als Polizeichefin einsetzen. Aber Erika Vallés wird 2011 ebenso ermordet wie zwei Stadträtinnen, und Marisol überlebt einen Anschlag nur mit schwersten Verletzungen und bleibenden Schäden. Art Keller besorgt für sie ein Visum und möchte sie nach El Paso/Texas bringen, aber Marisol bleibt in Guadelupe.

Als Magda Betrán 2011 von geschäftlichen Verhandlungen mit der ‚Ndrangheta aus Europa zurückkommt, fangen die Zetas sie ab, und Heriberto Ochoa lässt sie ermorden. Adán Barrera gerät außer sich, als er die Nachricht erhält und erfährt, dass seine Geliebte schwanger war. Seine Ehefrau Eva bringt noch im selben Jahr die Zwillinge Raúl und Miguel Ángel zur Welt. Adán ahnt nicht, dass Eva sich von einem anderen Mann befruchten ließ, um ihm endlich einen Erben schenken zu können.

Bei den Vorwahlen des in Mexiko mit Felipe Calderón regierenden Partido Acción Nacional (PAN) am 5. Februar 2012 setzt sich erstmals eine Frau durch: Josefina Vázquez Mota. Aber aus der Präsidentschaftswahl am 1. Juli geht Enrique Peña Nieto vom Partido Revolucionario Institucional PRI als Sieger hervor.

Art Keller findet heraus, dass sich sein Chef Tim Taylor inzwischen von Adán Barrera kaufen ließ.

Eddie Ruiz stellt sich 2012 und wird von Art Keller nach Fort Bliss/Texas gebracht. Solange er in den Vernehmungen kooperiert, darf er sich auf dem Armeestützpunkt frei bewegen.

Mexikanische Journalisten wie Pablo Mora, die als Sprecher der Armen und der Leidtragenden der Drogenkriege auftreten, über die Toten berichten und die Drogenbosse ebenso anklagen wie die korrupten Politiker, Militärs und Polizisten, werden ermordet.

Miguel Morales alias Forty und Heriberto Ochoa, die Anführer der Zetas, operieren inzwischen von Guatemala aus, weil sie sich dort sicherer als in Mexiko fühlen. Sie residieren in dem Dorf Dos Erres im Departamento Petén, Ochoa in der Kirche, Forty in der Schule. Zum Schein lässt sich Adán Barrera auf Verhandlungen mit ihnen ein und trifft am 31. Oktober 2012 mit seinem Schwiegervater Nacho Esparza und hundert Männern in Dos Erres ein. Mit Tim Taylor hat Adán Barrera einen Angriff im Morgengrauen abgesprochen: Zwei Blackhawk Hubschrauber sollen je zehn Elitekämpfer einer privaten amerikanischen Sicherheitsfirma absetzen, deren Aufgabe es sein wird, Forty und Ochoa zu töten.

Um dabei sein zu können, hat Art Keller in Absprache mit seinem Chef bei der DEA formell gekündigt, einen Vertrag bei der Sicherheitsfirma unterschrieben, und das Training des Tötungskommandos mitgemacht. Adán Barrera weiß das und hofft, dass sein langjähriger Widersacher bei dem Einsatz ums Leben kommt. Dann hätte er niemanden mehr zu fürchten und wäre wie früher sein Onkel Miguel Ángel Barrera der unangefochtene Patron des in Mexiko herrschenden Drogen-Kartells.

Heriberto Ochoa lässt sich nach stundenlangen Friedensverhandlungen auf entsprechende Abmachungen mit dem Sinaloa-Kartell ein, obwohl sein Misstrauen eher größer geworden ist. Der angebliche Erfolg wird mit einer großen Party gefeiert, an der Adán Barrera allerdings nicht teilnimmt. Es sieht so aus, als hätten Forty und Ochoa Prostituierte für das Fest kommen lassen. Tatsächlich handelt es sich jedoch um panteras, um gut ausgebildete Kämpferinnen der Zetas. Sie töten die erregten Männer. Nacho Esparza ist einer der ersten, dem bei einer Fellatio ein Messer in den Bauch gerammt wird.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Showdown

Jesús („Chuy“) Barajos, „the Kid“, der inzwischen mit anderen Jungen zusammen von den Zetas zwangsrekrutiert wurde, ohne dass ihn jemand wiedererkannte, beschießt den ersten über Dos Erres auftauchenden Hubschrauber mit einer Bazooka. Der brennende Hubschrauber trudelt und kracht auf dem Boden auf. Es gibt Tote und Schwerverletzte. An einen Einsatz des Kill-Teams ist nicht mehr zu denken. Art Keller und Eddie Ruiz, die in dem abgeschossenen Hubschrauber waren, gehen dennoch los. Eddie Ruiz erwischt Heriberto Ochoa in der Kirche, schießt ihn nieder, übergießt ihn mit Lampen-Petroleum und zündet ihn an. Forty ist tot, als Eddie ihn findet. Er suchte schwer verletzt Zuflucht in einer Höhle, in der sich vor ihm bereits Chuy verkrochen hatte, und der Junge, der sich daran erinnerte, wie er als 13-Jähriger einem wehrlosen Gefangenen den Kopf hatte abschneiden müssen, enthauptet ihn. Eddie führt Chuy zu dem zweiten Hubschrauber, der am Dorfrand gelandet ist.

Währenddessen sucht Art Keller weiter nach Adán Barrera. Der Patron floh mit Brandwunden aus seiner brennenden Unterkunft in den Dschungel. Als sein früherer Freund auftaucht, glaubt er, dass dieser ihn zwar verhaften will, aber das Leben retten wird. Art Keller schießt ihm jedoch zweimal ins Gesicht.

Nachdem er Adán Barrera getötet hat, bestätigt Art Keller seine Kündigung, die er zunächst nur unterschrieben hatte, damit die DEA nicht in Zusammenhang mit dem Tötungskommando in Guatemala gebracht werden konnte. Er steigt endgültig aus und kauft von einer Journalistin, die inzwischen bei Marisol Cisneros in Guadelupe wohnt, ein Haus in Juárez. Eddie kehrt freiwillig in die USA zurück und hofft, in vier Jahren wieder ein freier Mann zu sein. Seinen Schützling Chuy vertraut er Art Keller an, und der kümmert sich um den verstörten jungen Mann.

Martín und Yvette Tapia werden festgenommen und in Puente Grande inhaftiert.

Die Witwe Eva Barrera lebt mit den Zwillingen in Kalifornien.

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Unter dem Titel „Das Kartell“ schrieb Don Winslow eine Fortsetzung zu seinem Bestseller „Tage der Toten“. Der erste Roman spielt in der Zeit von 1973 bis 2004. Die Handlung von „Das Kartell“ setzt 2004 ein und umfasst einen Zeitraum von zehn Jahren. Im Mittelpunkt stehen die beiden zu erbitterten Gegnern gewordenen früheren Freunde Arthur Keller und Adán Barrera. Der Drogenboss Adán Barrera, der am Ende von „Tage der Toten“ von dem DEA-Agenten Arthur Keller ins Gefängnis gebracht wurde, bereitet seinen Ausbruch vor und tut dann Jahre lang alles, um das allmächtige Drogen-Kartell seines Onkels Miguel Ángel Barrera zu erneuern. Die von ihm geführten Kriege kosten Zehntausenden das Leben. Für Arthur Keller wird die Jagd auf Adán Barrera zur Obsession.

Mit dem Prolog nimmt Don Winslow in „Das Kartell“ einen Teil des in der Nacht vom 31. Oktober / 1. November 2012 spielenden Showdowns vorweg, aber dann entwickelt er die Handlung chronologisch.

Für die Ursache des Drogenproblems hält Don Winslow nicht den Anbau, sondern den Konsum, der den Markt dafür erzeugt:

Das sogenannte mexikanische Drogenproblem ist nicht das mexikanische Drogenproblem, es ist das amerikanische Drogenproblem.

Und er weist auch darauf hin, dass die CIA und das National Security Council der USA die mexikanischen Drogen-Kartelle Mitte der Achtzigerjahre nutzten, um die Contras in Nicaragua zu finanzieren. In „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ erzählt Don Winslow denn auch eine Geschichte von Verrat und Korruption, Intrigen und Drohungen, Korruption und Machtpoker, Folter, Mord und Krieg.

„Das Kartell“ ist mit 831 Seiten noch dicker als „Tage der Toten“. Don Winslow hätte gut auf 200 Seiten verzichten können, denn die Schilderung immer neuer Wendungen in den Kriegen der Drogen-Kartelle ermüdet den Leser auf Dauer. Es wäre besser gewesen, wenn Don Winslow sich mehr auf das Duell der beiden Hauptfiguren Arthur Keller und Adán Barrera konzentriert hätte. Dann würde alles auf den unausweichlichen Showdown zustreben. Ebenso wie „Tage der Toten“ strotzt „Das Kartell“ von konkreten Einzelheiten. Jede der zahlreichen Nebenfiguren hat ihre Biografie. Und Don Winslow beeindruckt auch wieder mit seinem stupenden Wissen. Erstaunlich ist, wie er bei der enormen Komplexität des Romans den Überblick behält.

Don Winslow schreibt auch über die grausamen Gewalttaten sachlich und nüchtern. Und weil er viele Eckpfeiler aus der Realität in die fiktive Handlung eingezogen hat, wirkt die Darstellung authentisch, beinahe wie eine Dokumentation.

Den Roman „Das Kartell“ von Don Winslow gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Dietmar Wunder (ISBN 978-3-7857-5211-1).

Mit „Jahre des Jägers“ baute Don Winslow „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ zur Trilogie aus.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015
Textauszüge: © Droemer Verlag

Don Winslow (Kurzbiografie / Bibliografie)

Don Winslow: London Undercover
Don Winslow: Das Licht in Buddhas Spiegel / China Girl
Don Winslow: Manhattan
Don Winslow: Bobby Z
Don Winslow: Die Sprache des Feuers
Don Winslow: Tage der Toten
Don Winslow: Frankie Machine
Don Winslow: Pacific Private
Don Winslow: Zeit des Zorns (Verfilmung)
Don Winslow: Satori
Don Winslow: Kings of Cool
Don Winslow: Vergeltung
Don Winslow: Missing. New York
Don Winslow: Germany
Don Winslow: Corruption
Don Winslow: Jahre des Jägers
Don Winslow: City on Fire
Don Winslow: City of Dreams
Don Winslow: City in Ruins

Martha Grimes - Die Trauer trägt Schwarz
Auf Richard Jurys Ermittlungen verwendet Marthy Grimes nur einen Teil des Romans "Die Trauer trägt Schwarz". Zumeist erzählt sie von Randfiguren und Nebenhandlungen, die mit dem Kriminalfall überhaupt nichts zu tun haben. Das zieht die Lektüre unnötig in die Länge.
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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.