Don Winslow : Jahre des Jägers

Jahre des Jägers
The Border William Morrow, New York 2019 Jahre des Jägers Übersetzung: Conny Lösch Droemer Verlag, München 2019 ISBN: 978-3-426-28219-9, 989 Seiten ISBN: 978-3-426-43833-6 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Protagonist Art Keller, der 1975 als unerfahrener Agent der Drug Enforcement Agency (DEA) mit dem Kampf gegen die mexikanischen Drogenkartelle anfing, avanciert 2014 zum DEA-Direktor. Weil die Ausschaltung von Drogenbossen erfolglos blieb, ändert er die Strategie und folgt dem Strom der Drogengelder von New York nach Süden. Das kriminelle Geflecht reicht in der Finanzwelt und im politischen System bis weit hinauf ...
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Kritik

In der mit "Jahre des Jägers" abgeschlossenen Trilogie zeichnet Don Winslow ein düsteres, sarkastisches Bild nicht nur von der mexikanischen, sondern auch von der US-amerikanischen Gesellschaft. Dank seines stupenden Wissens und seiner souveränen Beherrschung der enormen Komplexität wirkt die packende Darstellung außergewöhnlich realistisch.
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Art Keller wird DEA-Direktor

Ben McCullough, der republikanische Senator von Texas, verschafft Arthur bzw. Arturo („Art“) Keller Anfang 2014 die Position des Direktors der Drug Enforcement Agency (DEA), einer Behörde mit mehr als 10.000 Angestellten, 5000 Special Agents und 800 Geheimagenten. Das bedeutet, dass Keller vom mexikanischen Juárez Valley nach Washington, D. C., umziehen muss.

Seine Lebensgefährtin Dr. Marisol Cisneros, die Bürgermeisterin von Valverde, wurde zwar bei einem Anschlag der kriminellen Organisation Los Zetas schwer verletzt und ist seither gehbehindert, hat ihr Amt jedoch nicht aufgegeben und auch weiterhin als Ärztin im Krankenhaus der mexikanischen Kleinstadt gearbeitet. Art Keller zuliebe ist sie bereit, mit ihm in die USA zu ziehen. Vorher heiraten sie noch rasch im Monastery of Christ in the Desert in New Mexico.

Art Keller kämpft seit Jahrzehnten gegen den Drogenhandel. Als junger DEA-Agent lernte er Mitte der Siebzigerjahre in Sinaloa Adán Barrera und dessen Onkel Miguel Ángel Barrera kennen, die ihm mit Informationen halfen, eine Reihe von Heroin-Händlern zu verhaften. Erst später begriff er, dass sie ihn benutzt hatten, um Konkurrenten auszuschalten. Miguel Ángel Barrera gründete das erste Drogenkartell in Mexiko, die Federación. In der nächsten Generation konkurrierte das von seinem Neffen Adán Barrera und dessen Partnern Ignacio („Nacho“) Esparza und Diego Tapia geführte Sinaloa-Kartell mit den Zetas Heriberto Ochoa, Hugo Garza und Rafael Caro.

Am 1. November 2012 wollte das Sinaloa-Kartell mit den Zetas in dem guatemaltekischen Dorf Dos Erres über eine Beendigung des Drogenkriegs verhandeln, aber Adán Barrera und seine Männer wurden in eine Falle gelockt, und zugleich scheiterte eine ebenso illegale wie geheime, von Senator McCullough mit Geldern aus dem Ölgeschäft finanzierte Operation der Sicherheitsfirma Tidewater, mit der die führenden Zetas ausgeschaltet werden sollten.

Art Keller hatte damals bei der DEA gekündigt, um an der Aktion teilnehmen zu können. Auf sein Betreiben war der Drogenboss Eduardo („Eddie“) Ruiz vorübergehend aus der Haft entlassen worden, denn er sollte die Zeta-Führer identifizieren.

In dem kleinen Dorf Dos Erres liegen Leichenbergen, einige der Toten sind in den schwelenden Resten eines Feuers verbrannt, andere auf der Lichtung liegen geblieben, wo sie niedergemäht wurden.
Die meisten sind Narcos, Killer im Auftrag eines der Kartelle, die vermeintlich herkamen, um Frieden zu schließen, in Wirklichkeit aber nur, um einander in einen Hinterhalt zu locken und gegenseitig zu vernichten. Sie handelten Frieden aus, ein Abkommen, doch bei der ausschweifenden Versöhnungsfeier zogen die Zetas Schusswaffen, Messer und Macheten und schlachteten die Sinaloaner ab.
Keller geriet buchstäblich durch Zufall dort hinein ‒ der Helikopter, in dem er saß, wurde von einer Rakete getroffen und stürzte schlingernd mitten ins Feuergefecht. Dennoch ist er kaum unschuldig, denn Adán Barrera, der Boss der Sinaloaner, und er hatten geplant, mithilfe eines Söldnertrupps dort einzufallen und die Zetas zu eliminieren.
Barrera wollte seine Feinde in die Falle locken.
Das Problem war nur, dass diese ihm zuvorkamen und ihn zuerst in die Falle lockten.

Unter den Toten in Dos Erres war auch Adán Barrera. (Seine Gebeine werden im März 2014 gefunden.) Seinem Vermächtnis zufolge übernahm sein Vertrauter Ricardo Nuñez die Führung des Drogenkartells. Allerdings sollte der Jurist nur die Stellung für die Zwillinge der Witwe Eva Barrera halten, denn Raúl und Miguel waren zu diesem Zeitpunkt erst zwei Jahre alt. (Dass die beiden Kinder nicht von Adán Barrera, sondern von einem Bodyguard gezeugt wurden, ist Evas Geheimnis.) Ricardo Nuñez erwartet von seinem gleichnamigen Sohn, dass dieser einspringt, falls er getötet wird.

Eva Barrera ist übrigens Nacho Esparzas Tochter. Ihre drei Brüder Iván, Marco und Oviedo Esparza akzeptieren die Nachfolge-Regelung nicht und eröffnen mit der Ermordung von Evas 27-jährigen Cousin Rudolfo Sanchez, dem älteren der beiden Söhne von Adáns Schwester Elena Sanchez Barrera, die nächste Phase des Drogenkriegs.

Art Kellers neue Strategie

Die Ausschaltung von Drogenbossen blieb erfolglos. Der neue DEA-Direktor beabsichtigt deshalb, die Strategie zu ändern und sich den Geldfluss nach Süden näher anzusehen („follow the money“).

Um den Plan umzusetzen, trifft er sich konspirativ mit Brian Mullen, dem Leiter des Drogendezernats des New York Police Departments (NYPD). Während der DEA-Direktor Ernie Hidalgos Sohn Hugo auf den Banker Chandler Claiborne ansetzt, sorgt Mullen dafür, dass der 34 Jahre alte Sergeant Robert („Bobby“) Cirello als angeblich korrupter Polizist von unten nach oben in der New Yorker Drogenszene vordringt. Die Operation läuft unter dem Codenamen „Agitator“.

Chandler Claiborne ist erpressbar, weil er in einem Hotel nicht nur Koks konsumierte, sondern außerdem eine Escort-Dame schwer misshandelte. Als Syndication Broker der Berkeley Group stellt er für Projekte, die nicht von einem Investor gestemmt werden können, passende Gruppen zusammen. Er soll nun dabei helfen, eine große Transaktion mit Drogengeldern aufzudecken.

Das Massaker von Iguala

In der mexikanischen Stadt Iguala de la Independencia hält die Polizei im September 2014 einen von Studenten gekaperten Bus an. Sechs der jungen Leute, die zu einer Demonstration wollten, werden erschossen, 46 festgenommen, aber nicht inhaftiert, sondern dem Drogensyndikat Guerreros Unidos übergeben. Durch Zufall sind nämlich 15 Kilogramm Heroin in dem Bus versteckt, die der 22-jährige Damien Tapia aus einem von Ricardo Nuñez betriebenen Labor raubte und nach New York transportieren wollte. (Sein Vater Diego Tapia, ein Geschäftspartner von Adán Barrera, wurde erschossen, als Damien 16 Jahre alt war.) Die von Cleotilde („El Tilde“) Rentería und ihren Brüdern Moises und Zeferino geführten Guerreros Unidos holen das Heroin aus dem Bus, und um den Drogenschmuggel zu vertuschen, ordnet der seit 1994 inhaftierte Drogenboss Rafael Caro über María Palomas, die Bürgermeisterin von Iguala, die Ermordung der ahnungslosen Studenten an.

Ende des Jahres nimmt Admiral Roberto Orduña, der Kommandant der Fuerzas Especiales (FES), einer Sondereinheit der mexikanischen Kriegsmarine, die Geschwister Rentería fest.

Operation „Agitator“

Bobby Cirello verschuldete sich zunächst bei dem Kredithai Angelo Bucci. Der verkaufte seine Forderung nach einiger Zeit Mike Andrea, dem Capo der Mafia-Familie Cimino, und der gab sie schließlich an einen Kriminellen namens John Cozzo weiter. Schritt für Schritt arbeitet sich Cirello nach oben, bis er von dem gerade erst nach zehn Jahren Haft entlassenen afroamerikanischen Drogenhändler Darius Darnell als Fahrer und Bodyguard eingesetzt wird.

Die Operation „Agitator“ kommt im Sommer 2016 auf Touren, als das Unternehmen Berkeley den Auftrag erhält, den 2007 von Terra errichteten Park Tower in New York umzufinanzieren. Der Haupteigentümer Jason Lerner ist in Schwierigkeiten geraten, weil sich für den Wolkenkratzer nicht genügend Mieter gefunden haben. Nun soll Chandler Claiborne ein Investoren-Syndikat bilden.

Als sich Claiborne in New York mit den drei mexikanischen Bankern Fernando Obregón, Davido Carrancistas und Leon Echeverría trifft, um deren Beteiligung am Park-Tower-Syndikat vorzubereiten, lässt er in Hidalgos Auftrag unbemerkt die Aufnahmefunktion seines Smartphones laufen.

Beim zweiten Treffen, an dem auch Jason Lerner persönlich teilnimmt, ist Bobby Cirello für die Sicherheit verantwortlich. Den Auftrag hat er von Darius Darnell bekommen, und er nutzt die Chance, um im Konferenzraum Abhörgeräte zu installieren.

Weil Jason Lerner mit den Aufnahmen nicht nachzuweisen ist, dass er weiß, aus welcher Quelle das mexikanische Geld stammt, muss Chandler Claiborne noch einmal unter vier Augen mit ihm sprechen, und dabei trägt er ein winziges Aufnahmegerät unter dem Hemdenkragen. Diesmal äußert sich Jason Lerner unvorsichtiger. Er nimmt an, dass zumindest ein Teil der 285 Millionen Dollar aus Drogengeschäften stammen und es sich bei der Transaktion um Geldwäsche handelt.

Um die Aufzeichnungen vor Gericht verwenden zu können, müsste Chandler Claiborne als Zeuge aussagen. Aber er stirbt im November 2016 an einer Überdosis. (Als Leser wissen wir, dass er von einem CIA-Agenten namens Rollins ermordet wurde.)

Bobby Cirello

Im November 2016 erhält Bobby Cirello von Darius Darnell den Auftrag, 3,4 Millionen Dollar nach Las Vegas zu bringen. Dort übergibt er den Geldkoffer einem Kurier namens Osvaldo Curiel, und der wird beschattet, als er damit zu Eddie Ruiz nach San Diego fährt. Darius Darnell und Eddie Ruiz wurden kurz nacheinander aus dem Gefängnis in Victorville/Kalifornien entlassen. Sie kennen sich also, und Art Keller weiß nun, wer Darnells Drogenlieferant ist.

Cirello nutzt seinen Aufenthalt in Kalifornien, um mit Eddie Ruiz ins Gespräch zu kommen. Er wolle nicht länger Darnells Laufbursche sein, sondern ein eigenes Geschäft eröffnen, erklärt er und stellt dem Drogenhändler einen angeblich ebenfalls korrupten Kollegen als „Agent Fuentes“ vor. Tatsächlich handelt es sich dabei um Hugo Hidalgo. Eine Spur führt von Ruiz zu Rafael Caro, dem Gründer der Federación, der kürzlich aus dem Gefängnis kam.

Die mit Marisol Cisneros befreundete Journalistin Ana Villanueva wird im Dezember 2016 nach einem Interview mit Rafael Caro ermordet, damit sie nichts über ihn enthüllen kann.
Caros Plan sieht vor, dass Iván Esparza und dessen Brüder zunächst die Konkurrenten ausschalten. Danach will er die Esparzas beseitigen und erneut die Macht an sich reißen.

Als Eddie Ruiz im Januar 2017 von Bobby Cirello erfährt, wo sich die Esparza-Brüder verstecken, gibt er die Information an Rafael Caro weiter. Der ruft Elena Sanchez Barrera an, deren Sohn Rudolfo im Auftrag Iván Esparzas ermordet wurde. Als Sean Callan – der als Killer für Adán Barrero gearbeitet hatte – mit seinen Männern am Zielort eintrifft, um Rudolfo zu rächen, werden sie sofort beschossen, denn Caro warnte die Esparzas vor dem Angriff. Die Angreifer werden aufgerieben. Iván Esparza lässt nur Sean Callan am Leben, schleift ihn allerdings beim Wechsel der Verstecke als Geisel mit.

Elena Sanchez Barrera weiß, dass sie den Drogenkrieg verloren hat. Auf der Flucht werden sie und ihr Sohn Luis von Melissa Vatos erschossen. Die als „La China“ berüchtigte Mörderin, die schon einmal einem gefesselten Gefangenen die Füße in eine Schüssel mit Salzsäure drückte, führt die Fuerza Especial de Nuñez.

Als Rafael Caro und Eddie Ruiz 40 Kilogramm Fentanyl nach New York schicken, ein synthetisches Opiat, das fünfzig Mal stärker als Heroin wirkt, nehmen Darius Darnell und Bobby Cirello je einen Koffer mit der Hälfte der Drogen in Empfang. Darnell wird kurz darauf in seinem Apartment von Cirellos Chef festgenommen.  Brian Mullen wundert sich allerdings, dass der Drogenhändler nur 20 Kilogramm Fentanyl bei sich hat. Wo ist die andere Hälfte?

Bobby Cirello handelt auf eigene Faust. Er sorgt dafür, dass ihn Mike Andrea und John Cozzo in einem Parkhaus überfallen und den Drogenkoffer rauben. Dann ruft er seinen Kollegen Bill Garrity an und nennt ihm eine Adresse, bei der er sich umschauen soll. Garrity verhaftet dort die beiden von Cirello in eine Falle gelockten Gangster und stellt 20 Kilogramm Fentanyl sicher.

Eddie Ruiz liegt in San Diego mit Adán Barreras Witwe Eva im Bett, als Hugo Hidalgo ihn festnimmt.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Neuer US-Präsident

Als der Immobilienmagnat und Reality-TV-Star John Dennison zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird, weiß Art Keller, dass er nach dessen Amtseinführung im Januar 2017 entlassen und durch seinen Stellvertreter Bill Howard ersetzt wird.

Im Wahlkampf versprach Dennison, die Grenze zu Mexiko abzuriegeln.

„Ich werde eine große Mauer bauen, und niemand baut Mauern besser als ich, das könnt ihr mit glauben. Ich werde eine sehr große Mauer an unserer Grenze im Süden bauen, und ich werde Mexiko für diese Mauer bezahlen lassen.“

Keller weiß, dass sich dadurch der Zustrom an Drogen nicht abwürgen ließe, weil drei Viertel der Menge an Grenzübergängen ins Land kommen und nicht jeden Tag mehrere Tausend LKWs überprüft werden können.

Im Januar 2017 wendet sich Art Keller an die Presse. Er behauptet, dass John Dennison mit 15 Prozent an Terra beteiligt sei und der Haupteigentümer Jason Lerner, der Schwiegersohn des Präsidenten und neue Chefberater im Weißen Haus, 285 Millionen Dollar von der mexikanischen Bank HBMX angenommen habe, wohlwissend, dass das Geld aus Drogengeschäften stammte. Der Artikel in der Washington Post schlägt Wellen.

John Ribello, der stellvertretende Generalstaatsanwalt beruft einen Sonderausschuss zur Klärung der Vorwürfe ein. Aber der Präsident sorgt dafür, dass der Ausschussvorsitzende John Scorti entlassen wird, bevor die Ermittlungen abgeschlossen sind. Daraufhin setzt der Kongress im April 2017 einen von Senator Ben McCullough geleiteten Unterausschuss ein, der Jason Lerner, John Scotti, Robert Cirello, Justizminister David Fowler, Bill Howard, Art Keller und Eduardo Ruiz als Zeugen vorlädt.

Marisol Cisneros gewinnt die mit ihr befreundete Juristin Daniela Crosby dafür, Art Keller bei der Vorbereitung der Befragung zu beraten, aber der entlassene DEA-Direktor hat eigene Vorstellungen. Vor dem Ausschuss liefert er eine Zusammenfassung der Ereignisse seit 1975 und gesteht eigene Straftaten, statt Fragen zu beantworten. Weil er erfahren hat, dass Eddie Ruiz über die illegale Operation im November 2012 in dem guatemaltekischen Dorf Dos Erres reden will, gibt Art Keller erstmals zu, dass er Adán Barrera im Beisein von Eddie Ruiz erschoss. Damit nimmt er dem Drogenboss und dessen Anwalt Ben Tompkins den Wind aus den Segeln.

Nach seiner Aussage fährt Art Keller mit seiner Frau zum Vietnam Veterans Memorial. Der CIA-Agent Rollins folgt ihnen und weist den von ihm und Rafael Caro gedungenen Profikiller Daniel Mercado an, von wo aus er Keller erschießen soll. Mercado, der nicht ahnt, dass noch zwei weitere Killer in der Nähe sind, die ihn nach der Erfüllung seines Auftrags ermorden sollen, trifft Keller nicht tödlich. Die Schüsse lösen eine Panik aus. Schließlich wird Mercado festgenommen, und der schwer verletzte ehemalige DEA-Direktor ins Krankenhaus gebracht.

Ausklang

Die Esparzas bringen Sean Callan schließlich zur Grenze und übergeben ihn bereits wartenden US-Polizisten, die ihn verhaften. Seine Ehefrau Nora Hayden – die zuvor Adán Barreros Geliebte war und nach der Ermordung des befreundeten Geistlichen Juan Paradas dem DEA-Agenten Art Keller Informationen über die Drogenkartelle zuspielte – sucht Präsident John Dennison auf. Die beiden kennen sich von früher. Dennison nimmt zunächst an, die Besucherin wolle ihm mit Enthüllungen drohen und Geld erpressen, aber sie verlangt nur die Freilassung ihres Mannes, und der Präsident geht darauf ein.

Art und Marisol kaufen eine kleine Ranch in Südkalifornien. Sie sind nun beide gehbehindert. Art Keller wird als Held gefeiert und deshalb nicht angeklagt.

Gegen Jason Lerner, Bill Howard und Ben McCullough hat man Verfahren eingeleitet.

Rafael Caro wurde von Hugo Hidalgo erschossen. Tito Ascención ist der neue Pate.

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Mit „Jahre des Jägers“ erweitert Don Winslow die Romane „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ zur Trilogie. In der Buchreihe zeichnet Don Winslow ein düsteres, sarkastisches Bild nicht nur von der mexikanischen, sondern auch von der US-amerikanischen Gesellschaft.

Die Handlung von „Jahre des Jägers“ beginnt 2012 und endet 2018, aber auch die bis Mitte der Siebzigerjahre zurückreichende, in den ersten beiden Bänden ausführlicher dargestellte Vorgeschichte wird durch Rückblenden und Zeugenaussagen rekapituliert. Der Protagonist Art Keller fing 1975 als unerfahrener Agent der Drug Enforcement Agency (DEA) mit dem Kampf gegen die mexikanischen Drogenkartelle an. 2014 avanciert er zum DEA-Direktor. Weil die Ausschaltung von Drogenbossen nur freie Stellen für ehrgeizige Nachfolger brachte, ändert er die Strategie und folgt dem Strom der Drogengelder von New York nach Süden. Das kriminelle Geflecht reicht in der Finanzwelt und im politischen System bis weit hinauf. In „Jahre des Jägers“ wird ein US-Präsident gewählt, der zwar John Dennison heißt, bei dem der Autor aber unübersehbar an Donald Trump gedacht hat. Dessen Schwiegersohn Jason Lerner, der nicht genügend Mieter für den von seinem Unternehmen errichteten „Park Tower“ in New York finden kann, lässt sich mit 285 Millionen Dollar von einer mexikanischen Bank helfen, wohlwissend, dass das Geld aus Drogengeschäften stammt.

Man kann Don Winslow gewiss nicht vorwerfen, er würde die komplizierten Konflikte, die er in seiner Trilogie thematisiert, in irgendeiner Weise verharmlosen. Nüchtern inszeniert er grausame Folterungen. Obwohl er beispielsweise ein tatsächliches Verbrechen wie das Massaker von Iguala im September 2014 durch Fiktion ergänzt, wirkt Don Winslows Darstellung ungewöhnlich realistisch. Das geht auch auf sein stupendes (Insider-)Wissen zurück. Ebenso erstaunlich ist die Souveränität, mit der er die enorme Komplexität beherrscht. (Dass da aus einer Operation „Red Mist“ in „Tage der Toten“ eine Operation „Red Cloud“ in „Jahre des Jägers“ wird, sei nachgesehen.)

Bei „Das Kartell“ hätte Don Winslow besser hundert Seiten gekürzt. „Jahre des Jägers“ ist mit fast tausend Seiten noch viel dicker, aber wie in „Tage der Toten“ kommt es hier auf jede Zeile an. Der Wälzer raubt einem bis zum Schluss den Atem.

Neben einigen Druckfehlern hat sich auf Seite 377 in „Jahre des Jägers“ eine Namensverwechslung eingeschlichen: „Du brauchst meinen Segen nicht“, sagt nicht Ricardo Nuñez, sondern Rafael Caro.

Den Roman „Jahre des Jägers“ von Don Winslow gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Dietmar Wunder (ISBN 978-3-7857-5977-6).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2019
Textauszüge: © Droemer Verlag

Don Winslow (kurze Biografie / Bibliografie)

Don Winslow: Das Licht in Buddhas Spiegel / China Girl
Don Winslow: Manhattan
Don Winslow: Bobby Z
Don Winslow: Die Sprache des Feuers
Don Winslow: Tage der Toten
Don Winslow: Frankie Machine
Don Winslow: Pacific Private
Don Winslow: Zeit des Zorns
Don Winslow: Satori
Don Winslow: Kings of Cool
Don Winslow: Vergeltung
Don Winslow: Missing. New York
Don Winslow: Das Kartell
Don Winslow: Germany
Don Winslow: Corruption
Don Winslow: City on Fire

Per Olov Enquist - Das Buch von Blanche und Marie
In dem Roman "Das Buch von Blanche und Marie" erzählt Per Olov Enquist eine fiktive Geschichte über historische Persönlichkeiten. Die Sprache ist ambitioniert und stellenweise pathetisch.
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