Steffen Kopetzky : Propaganda

Propaganda
Propaganda Originalausgabe Rowohlt-Berlin Verlag, Berlin 2019 ISBN 978-3-7371-0064-9, 495 Seiten ISBN 978-3-644-10088-6 (eBook) Taschenbuch Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2021 ISBN 978-3-499-27647-7
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

John Glueck, der als junger US-Offizier 1944 Kriegsgräuel in der Hürtgenwald-Schlacht miterlebte, sorgt 1971 dafür, dass er in Missouri verhaftet wird. Während er im Gefängnis auf seinen Prozess wartet, erweist die Veröffentlichung der Pentagon Papers, dass die US-Regierung den Kongress über den Vietnam-Krieg belog. Und es wird deutlich, dass John Glueck mit dem Whistleblower zusammenarbeitete.
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Kritik

In seinem fulminanten Roman "Propaganda" kombiniert Steffen Kopetzky Fakten und Fiktion. Er prangert nicht nur Kriegsgräuel an, sondern vor allem auch die Skrupellosigkeit und Verlogenheit der politisch Verantwortlichen. Der hinter dem Ich-Erzähler stehende Autor entwickelt die Handlung nicht chronologisch, sondern im eleganten Wechsel zwischen den Zeitebenen und Schauplätzen.
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New York

John Glueck wird am 13. Juni 1921 in der Bronx geboren. Seine Großeltern Josef Maria und Elisabeth Glück kamen 1880 aus Deutschland nach New York. Während der Überfahrt wurde Johns Vater Joseph geboren. Der stirbt, als John junior neun Jahre alt ist.

Der Junge wächst zweisprachig auf. Im Alter von 16 Jahren verliebt er sich in die zwei Jahre jüngere Margarete („Gretchen“) Amann und freundet sich mit ihrem 18-jährigen Bruder Erik an. Die Eltern der Geschwister schwärmen für Hitler.

Als das Deutsche Reich 1941 den Krieg gegen die UdSSR beginnt, studiert John Germanistik an der Columbia University. Bei einem von dem Schriftsteller Whit Burnett geleiteten Creative Writing Seminar an der Columbia lernt John sowohl Jerome („Jerry“) David Salinger als auch Heinrik Karl bzw. Henry Charles Bukowski kennen.

Sykewar

Nachdem die USA dem Deutschen Reich und dessen Verbündeten den Krieg erklärt haben, meldet sich John 1942 zum Militär und absolviert eine Grundausbildung im Camp Ritchie/Maryland, bevor er im Januar 1944 bei der Psychological Warfare Division der Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force (SHAEF) in London anfängt, einer anglo-amerikanischen Einheit zur psychologischen Kriegsführung, die kurz als „Sykewar“ bezeichnet wird.

Sein Vorgesetzter, Major Ludwig von Ganzersstamy – kurz „Ganz“ –, leitet mit „Sternenbanner“ die wichtigste deutschsprachige Propaganda-Zeitung. Bomber werfen sie in sogenannten „Monroe-Bomben“ über dem Deutschen Reich ab. Jedes einzelne Paket enthält 120.000 Exemplare der Zeitung. Hitlerjungen geben sie vorschriftsmäßig bei den Behörden ab, aber einige von ihnen sammeln sie auch verbotenerweise und versuchen, fehlende Ausgaben auf Tauschbörsen zu bekommen.

Hemingway

Leutnant John Glueck erhält den Auftrag, eine Reportage über Ernest Hemingway zu schreiben, der sich als Kriegsberichterstatter in Frankreich aufhält und als paramilitärischer Anführer eine Gruppe von Widerstandskämpfern befehligt.

Ein Bomber bringt John über den Ärmelkanal. Erst im letzten Augenblick begreift er, dass Bomber am Zielort nicht landen und er deshalb erstmals mit einem Fallschirm abspringen muss.

Am 20. August 1944 trifft er im Hotel du Grand Veneur in Rambouillet ein, wo Hemingway sein Quartier aufgeschlagen hat, und es gelingt ihm, das Vertrauen des eigenwilligen Mannes zu gewinnen, dessen Badewanne mit deutschen Handgranaten gefüllt ist.

Hemingway stellt John auch dem mit ihm befreundeten Colonel David K. E. Bruce vor, der das Office of Strategic Services (OSS) leitet, den Nachrichtendienst der USA in Frankreich.

Am 25. August erreichen Teile der von General Jacques-Philippe Leclerc des Hauteclocque kommandierten Truppen das Zentrum von Paris, und der deutsche Stadtkommandant Dietrich von Choltitz übergibt die Metropole befehlswidrig unzerstört.

Ernest Hemingway und John Glueck quartieren sich daraufhin im Ritz ein.

Hürtgenwald

Im Oktober 1944 verlässt John Paris. Der Technical Sergeant Moon Washington, einer der zahlreichen afroamerikanischen LKW-Fahrer des „Red Ball Express“, nimmt ihn mit. „Red Ball Express“ lautet der Codename für eine Flotte von fast 6000 Lastwagen, die vom 25. August bis 16. November 1944 Nachschub von Cherbourg zur Front bringen und auf dem Rückweg Gefallene transportieren.

Zehn Tage bevor John im Hürtgenwald ankommt, verloren die Amerikaner dort eine erste Schlacht, bei der 4500 Männer auf alliierter und 3200 auf deutscher Seite fielen.

Mit First Sergeant Van Seneca gemeinsam unternimmt John Aufklärungsaktionen auf der gegnerischen Seite – und wundert sich darüber, dass der Irokese Skalpe sammelt. Dabei hat Van Seneca nicht nur Jura und Philosophie in Oxford studiert, sondern auch Staatsrecht in Harvard.

Nachdem sie einen deutschen Oberleutnant gefangen genommen haben, zieht John dessen Uniform an und übernimmt dessen Identität.

Beim nächsten Einsatz werden John und Van von zwei Privates begleitet, Kirschfang und Showalter, zwei Pennsilfaanier Deitsche. Ein Fehler, denn das Kommando entdeckt am 1. November 1944 die sechs Jahre alte, aber auf keiner amerikanischen Karte verzeichnete Rurtalsperre. Deren Sprengung würde eine Flutwelle auslösen. Diese Erkenntnis muss so rasch wie möglich an die Kommandeure weitergegeben werden. Kurzerhand schneidet Van Seneca den beiden Privates die Kehlen durch, zieht John das Messer über die Stirn, als ob er seinen Skalp hätte nehmen wollen und springt dann in den Abgrund.

Wie von Van Seneca beabsichtigt, bergen die Deutschen den Verletzten und halten ihn für einen der Ihren, der gerade noch einem amerikanischen Angriff entkommen ist. Wachtmeister Helmut Geier soll auf den vermeintlichen deutschen Oberleutnant aufpassen, bis Oberst Franz Feuerlein Zeit findet, ihn zu befragen.

Als John zufällig mit seinem Jugendfreund Erik Amann zusammentrifft, der inzwischen zum SS-Oberscharführer avanciert ist, kommt er seiner Enttarnung zuvor, indem er ihm einen Bleistift durchs Auge ins Gehirn rammt und tötet.

Er flieht nach Schmidt, ein Dorf nordöstlich der Rurtalsperre (seit 1971 ein Stadtteil von Nideggen).

Kommunikationsstrukturen

Ebenfalls am 1. November 1944 versammeln sich auf dem Schlossgestüt Schlenderhan in Quadrath-Ichendorf, das die SS Waldemar Baron von Oppenheim abgenommen hat, Generalfeldmarschall Walter Model, General Hasso von Manteuffel, Generalleutnant Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff – dessen am 21. März 1943 geplanter Selbstmordanschlag auf Hitler, Göring und Himmler missglückte – und weitere Kommandeure, um zu beratschlagen, wie die Nordeifel als Aufmarschgebiet für die geplante Ardennenoffensive („Wacht am Rhein“) gesichert werden kann. Die deutschen Befehlshaber bleiben zusammen und über Funk bzw. Telefon in Kontakt mit den Truppenteilen.

Die Kommunikationsstruktur des Kriegsspiels war außergewöhnlich – es war den Deutschen dadurch möglich gewesen, fast in Echtzeit die Schlacht zu steuern, und das noch ohne Computer.

Bei den Alliierten ist es anders. General Dwight D. Eisenhower, der Supreme Commander Allied Expeditionary Force, residiert im Trianon Palace Hotel in Versailles und gibt den Druck aus Washington an General Courtney Hicks Hodges weiter, den Oberbefehlshaber der 1. US-Armee, der seine Befehle von Spa in Belgien aus an General Norman Daniel („Dutch“) Cota erteilt, der sein Quartier in dem Dorf Rott bei Aachen aufgeschlagen hat.

Während sich Generalfeldmarschall Model von seinen Kommandeuren die genaue Situation vor Ort erklären ließ und diese dabei in Funkkontakt mit ihren Offizieren standen, um neueste Entwicklungen aufzunehmen, man also sagen kann, dass die Wehrmacht eine Armee mit Tausenden Augen und Ohren und einer Art von Kollektivverstand war, war es bei uns genau anders herum. Bei uns sagte nicht der Mann vor Ort, wie es aussah, und ließ den General dann seine Schlussfolgerungen ziehen. Bei uns war der oberste General ein einsamer Entscheider am Anfang der Befehlskette.

Die Art und Weise, wie wir dort unsere eigenen Leute verheizten, war höchst fragwürdig, einer demokratischen Armee unwürdig.

Humanität

General Cota befiehlt noch immer, Schmidt zu halten, weil er nicht weiß, dass das Dorf längst verloren ist und sich die wenigen überlebenden Amerikaner davongeschlichen haben. John, der einer von ihnen ist, empfindet den Artilleriebeschuss in der „Allerseelenschlacht“ vom 4. bis 12. November 1944 wie eine „gleichgültige und hocheffiziente Methode, mit der in einer Fabrik etwas zermahlen, zerstoßen oder zerhackt wird“.

Als sich die kleine Gruppe am 7. November den Deutschen ergibt, verhindert Hauptmann Günter Stüttgen, dass die Amerikaner erschossen werden. Der Militärarzt ist froh, in John einen Helfer gefunden zu haben, der dolmetschen kann. So gelingt es ihm, mit den Amerikanern eine mehrstündige Kampfpause auszuhandeln, in der beide Kriegsparteien ihre Verwundeten bergen können. In seinem notdürftigen Sanitätsunterstand behandelt er die von deutschen und amerikanischen Sanitätern gebrachten Verwundeten gleichermaßen – und rettet Hunderten das Leben.

John kehrt nach London zurück, aber Major Ludwig von Ganzersstamy weigert sich, seinen Bericht über den heldenhaften Einsatz des deutschen Militärarztes zu veröffentlichen, denn das positive Bild eines Deutschen wäre in der Propaganda der Alliierten kontraproduktiv.

München

Nach dem Krieg wird John Mitglied der zur Militärregierung von Bayern zählenden Information Control Division, die unter dem Schlagwort Kulturförderung den Übergang von der Propaganda zur Medienkontrolle einleitet.

1953 beobachtet er entsetzt, wie aus der Bibliothek des Amerikahauses in München die von dem Kommunistenjäger Joseph McCarthy aufgelisteten Bücher entfernt werden.

John gelingt es, den emigrierten deutschen Schriftsteller Oskar Maria Graf, der Anfang 1958 die US-amerikanische Einbürgerungsurkunde erhalten hat, für eine Autorenlesung im Juni 1958 im Cuvilliés-Theater der Münchner Residenz zu gewinnen. Weil Graf, wie gewohnt, in kurzer Leserhose erscheint, buhen ihn Zuhörer aus.

[…] das von sich selbst und seiner außerordentlichen Kultiviertheit durchdrungene feine München war eine Jauchegrube des Spießbürgertums.

Entsetzt über die Intoleranz der Münchner Kulturbürger reicht John seinen Abschied ein.

Analyst der RAND Corporation

Ludwig von Ganzersstamy, inzwischen Colonel, überredet ihn, ein Angebot der 1948 als Think Tank gegründeten RAND Corporation in Santa Monica anzunehmen und parallel dazu mit einem Stipendium der Ford Foundation an der University of California in Los Angeles (UCLA) in Militärgeschichte zu promovieren.

Kurz bevor Präsident John F. Kennedy am 26. Juni 1963 anlässlich des 15. Jahrestages der Berliner Luftbrücke West-Berlin besucht, wird John ihm vorgestellt und er steckt einem Berater einen Zettel zu, auf den er einen Satz notiert hat, den Kennedy in Berlin sagen könnte: „ISH-Pin-ain-BurleenAh“

Häftling in Missouri

Im März 1971 wird John Glueck – inzwischen Major – von der Highway Patrol in Missouri wegen einiger Verkehrsdelikte festgenommen und ins Missouri Correction Center in Hannibal gebracht, wo sich der Gefängnisdirektor Burg Hunerwadel persönlich um ihn kümmert. Zu seiner Pflichtverteidigerin wird die junge Anwältin Kaetlin („Kat“) Lambert berufen. Als Anklägerin amtiert Diane Gaffery, die Generalstaatsanwältin des Staates Missouri.

Den Vorschlag der Verteidigerin, sich um eine Freilassung bis zur Gerichtsverhandlung gegen Kaution zu bemühen, lehnt er ab. Ohne weitere Erläuterungen vertraut er ihr einen Schließfachschlüssel an. Das beschlagnahmte Auto, ein Ford Zephyr, wird aus der Polizeigarage gestohlen, und es sieht so aus, als hätten die Diebe im Auftrag der Bundesregierung gehandelt.

Am 13. Juni 1971 beginnt die New York Times mit dem Abdruck geheimer Dokumente aus dem Verteidigungsministerium („Vietnam Archive: Pentagon Study Traces 3 Decades of Growing U. S. Involvment“), aus denen hervorgeht, dass die Regierung unter dem 1963 bis 1969 amtierenden Präsidenten Lyndon B. Johnson nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch den Kongress in Washington systematisch über den Vietnam-Krieg belog. Zwei Tage später beugt sich die Zeitung einem von der Regierung Nixon veranlassten Gerichtsurteil und bricht die geplante Artikelserie ab. Aber am 18. Juni springt die Washington Post ein und setzt die Veröffentlichung der von Daniel Ellsberg, einem hochrangigen Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, kopierten Pentagon Papers fort.

Kat Lambert begreift nun, warum ihr Mandant nicht gegen Kaution freigelassen werden wollte. Er gehört zu den Leuten, die dazu beitrugen, die Pentagon Papers der Presse zuzuspielen, und dass er sich festnehmen ließ, war ein Ablenkungsmanöver für die Verfolger. Die 50 Aktenordner im Kofferraum seines aus der Polizeigarage gestohlenen Autos waren leer. In dem Schließfach, dessen Schlüssel John der Rechtsanwältin zusteckte, befinden sich Kopien aktueller Pläne der US-Regierung für einen Atomwaffen-Einsatz in Vietnam.

Beim Prozess im August 1971 in Jefferson City klärt John das Gericht über seine Rolle auf.

1968 erhielt der Analyst der RAND Corporation den Auftrag, ein Pazifizierungs-Programm in Südvietnam zu beurteilen. Dabei stieß er auf Daten, die ihn alarmierten.

Ich fühlte mich wie ein sich unschuldig wähnender buchhalterischer deutscher Offizier im Jahre, sagen wir, 1943, der gerade zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen mehr Zugfahrten in die Lager, zugleich steigende Kosten für Zyklon B und Gaslieferungen für die Krematorien zu verstehen begann.

Im Rahmen der Studie reiste John nach Saigon und von dort weiter nach Lai Khê, zum Hauptquartier der legendären 1st Infantry Division („Big Red One“), deren Kommandeur, Generalmajor Lentil, seinem Besucher erklärt:

„Glauben Sie mir, das Ganze ist eine Frage der Quantität. Mehr Bomben. Mehr tote Feinde. Ganz einfach.“

John brach seinen Aufenthalt in Lai Khê vorzeitig ab und wollte sich von einem Rikscha-Fahrer nach Saigon zurückbringen lassen. Aber kurz vor der Stadt verlor der Vietnamese die Kontrolle über das Fahrzeug. Als John wieder zu sich kam, war der von einem zerbrochenen Metallrohr durchbohrte Rikscha-Fahrer tot. Bei ihm hing die Haut in Fetzen. John lag nämlich in einem Graben, der zur Entsorgung von Pestiziden und Entlaubungsmitteln diente.

Erst nach drei Wochen im Militärhospital Saigon stimmten die Ärzte seiner Verlegung in die USA zu.

Vor Gericht sagt John:

Wie konnten so respektable Menschen – und damit wir alle – es zulassen, dass Tausende Dörfer unschuldiger Bauernfamilien niedergebrannt wurden und auch noch jetzt, in diesem Augenblick, in Flammen stehen? Dass unsere agrochemische Industrie Hunderte Millionen Dollar an der Entlaubung des Dschungels verdient, an diesem verbrecherischen Krieg gegen die Ökologie des Mekongdeltas? Dass unsere Geheimdienste zu einem Heer von Folterknechten geworden sind? Dass wir planvoll die kostbare Infrastruktur zerstören und Millionen von Menschen zu Flüchtlingen machen?

Wegen Missachtung des Gerichts muss John noch vier Wochen im Jefferson City Correction Center ausharren, bevor er freigelassen wird.

Am 27. November 1971 trifft er sich im JFK-Airport vor dem Abflug nach Deutschland noch einmal mit Generalmajor Ludwig von Ganzersstamy, der ihm den Koffer aus dem Schließfach, ein TWA-Ticket und einen Pass auf einen anderen Namen bringt.

Im Schaufenster einer Buchhandlung entdeckt John den Roman „Post Office“ („Der Mann mit der Ledertasche“) von Charles Bukowski und kauft ein Exemplar, um es während des Flugs zu lesen.

John ist unterwegs zu Prof. Dr. Günter Stüttgen in Berlin, der ihm und vielen anderen im November 1944 im Hürtgenwald das Leben rettete. Von dem Dermatologen erhofft sich John die Linderung oder sogar Heilung seiner Hautkrankheit.

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In seinem fulminanten Roman „Propaganda“ kombiniert Steffen Kopetzky Fakten und Fiktion. Er prangert nicht nur Kriegsgräuel an, sondern vor allem auch die Skrupellosigkeit und Verlogenheit der politisch Verantwortlichen. Dabei spannt er den Bogen von der Hürtgenwald-Schlacht im Winter 1944/45 zum Vietnam-Krieg.

Bei Romanfiguren wie Günter Stüttgen, Ernest Hemingway, Charles Bukowski, Jerome Salinger und einer Reihe von Militärs orientiert sich Steffen Kopetzky an realen Vorbildern. Das gilt auch für Ereignisse, nicht zuletzt für die Veröffentlichung der Pentagon Papers im Juni 1971. Fragwürdig ist allerdings der indirekte Vergleich des Holocaust mit der Ausrottung von Guerilla-Kämpfern in Vietnam (siehe Zitat in der Inhaltsangabe).

Trotz der Komplexität und umfangreicher Recherchen ist „Propaganda“ alles andere als trockene Historie oder Bildungshuberei, sondern ein Pageturner. Steffen Kopetzky entwickelt die packende Handlung nicht chronologisch (wie in meiner Inhaltsangabe), sondern im souveränen Wechsel mehrerer Zeitebenen und Schauplätze. In der Rahmenhandlung erleben wir den Ich-Erzähler John Glueck, der 1971 im Gefängnis aufschreibt, was er 1944 im Zweiten Weltkrieg und 1968 in Vietnam erlebte. Geschickt streut Steffen Kopetzky kluge Reflexionen seines Protagonisten zwischen die farbigen Szenen. Am Ende führt er alles in der – allerdings ausufernden – Aussage des Angeklagten John Glueck vor Gericht zusammen.

Den brillanten Roman „Propaganda“ von Steffen Kopetzky gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Johann von Bülow.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2021
Textauszüge: © Rowohlt-Berlin Verlag

Steffen Kopetzky: Monschau

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Dan Brown erzählt in "Illuminati" eine spannende und aktionsreiche Verschwörungsgeschichte. Die historischen "Fakten" und wissenschaftlichen Zusammenhänge, die er zwischendurch referiert, sind allerdings großenteils frei erfunden und so auch gar nicht möglich.
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