Germaine de Staël


28. November 1764: Der erfolgreiche, aus Genf stammende Bankier Jacques Necker (1732 – 1804) und die calvinistische Pastorentochter Suzanne Curchod (1739 – 1794) heiraten in Paris.

22. April 1766: Anne Louise Germaine Necker wird in Paris als einziges Kind des Ehepaares geboren.

Schon als Kind sitzt Germaine jeden Freitag neben ihrer Mutter, die an diesem jour fixe in ihrem Salon mit bedeutenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens wie Denis Diderot die Kunst der hochgeistigen Konversation pflegt.

Frühjahr 1776: Familie Necker reist nach England.

1. April 1776: Baron Eric Magnus Staël von Holstein kommt als Attaché des schwedischen Botschafters nach Paris. Das achte Kind eines schwedischen Kavalleriehauptmanns hatte vom 13. Lebensjahr an beim Militär gedient.

Oktober 1776: Jacques Necker wird von König Ludwig XVI. faktisch zum französischen Finanzminister ernannt (offiziell: Direktor der Schatzkammer, ab 1777 Generaldirektor der Finanzen).

1777: Als die intelligente, ohne Spielgefährtinnen aufgewachsene Germaine elf Jahre alt ist, nimmt Suzanne Necker sie zu Racine-Aufführungen mit ins Theater.

1778: Der verschuldete Baron Eric Magnus Staël von Holstein hält erstmals um die Hand der Zwölfjährigen an.

Sommer 1779: Mit ihren übertriebenen Ansprüchen überfordert Suzanne Necker ihre Tochter: Germaine erleidet mit 13 einen Nervenzusammenbruch. Zur Erholung schickt Jacques Necker das Mädchen im Sommer auf sein Landgut in Saint-Ouen bei Paris.

Frühjahr 1781: Erstmals in Frankreich wird von Jacques Necker eine Übersicht über den Staatshaushalt veröffentlicht: »Compte rendu au Roi«.

19. Mai 1781: Jacques Necker wird entlassen.

Aufgrund seines ernormen Vermögens gilt Germaine weiterhin als eine ausgesprochen »gute Partie«.

1781: Germaine schreibt einen Kommentar zu »Geist des Gesetzes« von Montesquieu.

1783: Suzanne Necker nimmt sich vor, ihre Tochter mit dem 23-jährigen William Pitt dem Jüngeren – dem späteren Premierminister Großbritanniens – zu verheiraten, aber daraus wird nichts.

1784: Jacques Necker erwirbt das Schloss und die Baronie von Coppet am Genfer See.

1785: Erst, als König Gustav III. Baron Eric Magnus Staël von Holstein zum schwedischen Gesandten ernennt, akzeptieren ihn Jacques und Suzanne Necker als Bewerber.

Juli 1785: De Staël stellt sich Germaine vor.

13. Januar 1786: Der Ehevertrag wird von König Ludwig XVI. und Marie Antoinette mitunterzeichnet.

14. Januar 1786: Die 19-Jährige wird in der protestantischen Kapelle der schwedischen Botschaft in Paris mit dem 17 Jahre älteren Bräutigam verheiratet.

31. Januar 1786: Madame de Staël wird König Ludwig XVI. vorgestellt.

13. April 1786: Jacques Necker wird für zwei Monate aus Paris verbannt und zieht nach Marolles bei Fontainebleau.

31. Juli 1787: Germaine de Staël bringt eine Tochter zur Welt: Hedwig-Gustavine.

25. August 1788: König Ludwig XVI. beruft Jacques Necker nach Versailles zurück und ernennt ihn erneut zum Generaldirektor der Finanzen. Von dem gewieftem Bankier erhofft er sich die Abwendung des Staatsbankrotts.

27. August 1788: Necker wird Staatsminister.

Er setzt 2 Millionen Livres aus seinem Privatvermögen ein, um die katastrophale Versorgungslage zu verbessern.

5. Mai 1789: Die Generalstände treten erstmals seit 1614 wieder zusammen. Jacques Necker fordert sie zur Bewilligung neuer Steuern auf. Die 1200 Delegierten wollen zuerst einmal entscheiden, ob sie nach Köpfen oder nach Ständen getrennt abstimmen sollen. Die Situation gerät außer Kontrolle.

17. Juni 1789: Der »Dritte Stand« konstituiert sich als Nationalversammlung.

19. Juni 1789: Deren Mitglieder schwören, bis zur Verabschiedung einer Verfassung zusammenzubleiben (Ballhaus-Schwur). Damit beginnt die Französische Revolution, die zunächst darauf abzielt, das absolutistische Regime durch eine konstitutionelle Monarchie zu ersetzen.

11. Juli 1789: Jacques Necker wird entlassen.

Mitte Juli 1789: Jacques Necker wird ins Amt zurückgeholt.

8. August 1789: Hedwig-Gustavine de Staël stirbt.

31. August 1790: Germaine de Staël bringt einen Sohn zur Welt, der den Namen Auguste erhält.

Vermutlich ist Louis Vicomte de Narbonne-Lara der Vater. Der trennte sich von seiner Mätresse Elisabeth Gräfin von Montmorency-Laval, um die Ehefrau des schwedischen Botschafters erobern zu können, aber Germaine de Staël verteilt ihre Liebe auf ihn und Mathieu de Montmorency-Laval, bei dem es sich pikanterweise um den Sohn der verlassenen Gräfin handelt.

August 1790: Jacques Necker tritt zurück.

September 1790: Er richtet sich mit seiner Frau im Schloss Coppet am Genfer See ein. Die Tochter folgt den Eltern und lässt Auguste bei ihrem Ehemann in Paris.

Januar 1791: Germaine de Staël kehrt nach Paris zurück.

9. Dezember 1791: Louis de Narbonne wird zum Kriegsminister ernannt.

Februar 1792: Baron de Staël reist nach Stockholm.

9. März 1792: Louis de Narbonne muss zurücktreten. Dabei plädierte seine Geliebte gerade noch dafür, ihn zum Außenminister zu ernennen.

16. März 1792: König Gustav III. wird bei einem Maskenball in der Oper in Stockholm von Johann Jakob Graf Anckarström durch Schüsse niedergestreckt. (Die Oper »Ein Maskenball« von Giuseppe Verdi handelt davon.)

29. März 1792: Der Monarch erliegt seinen Verletzungen. Ob de Staël mit den Attentätern konspirierte, wissen wir nicht.

Germaine de Staël begeisterte sich anfangs für die Französische Revolution. Als die Jakobiner immer radikalere Töne anschlagen, ändert sie jedoch ihre Meinung.

Juli 1792: Sie drängt das seit einem gescheiterten Fluchtversuch in den Tuilerien arrestierte Königspaar, mit ihrer Unterstützung einen neuen Fluchtversuch zu wagen. Marie Antoinette will jedoch mit der Befürworterin einer konstitutionellen Monarchie nichts zu tun haben und schlägt das Hilfsangebot aus.

Anfang September 1792: Während das Königspaar nicht mehr zu retten ist, bringt Germaine de Staël sich bei ihren Eltern in Coppet in Sicherheit.

20. November 1792: Sie wird von ihrem Sohn Albert entbunden.

Dezember 1792: Germaine de Staël lässt das Baby bei ihren Eltern und reist zu Louis Vicomte de Narbonne-Lara, der in einer Emigrantenkolonie in England lebt (Juniper Hall in Surrey).

21. Januar 1793: König Ludwig XVI. wird enthauptet.

25. Mai 1793: Louis de Narbonne bringt Germaine de Staël nach Dover. Sie reist zurück in die Schweiz.

Juni 1793: Ihr Ehemann, den sie seit seiner Abreise nach Stockholm nicht mehr gesehen hat, trifft sich in Bern mit ihr.

Germaine de Staël protestiert in ihrer anonymen Streitschrift »Réflexions sur le procès de la Reine« gegen die Terrorherrschaft der Jakobiner und ruft vor allem die Frauen zum Widerstand auf.

16. Oktober 1793: Marie Antoinette wird guillotiniert.

Anfang Mai 1794: Germaine de Staël fährt nach Lausanne, wo ihre Mutter im Sterben liegt.

Germaine de Staël wohnt vorübergehend im Schloss Mézery nordwestlich von Lausanne.

15. Mai 1794: Suzanne Necker stirbt im Alter von 55 Jahren im Schloss Beaulieu bei Lausanne.

Der Witwer lässt in Coppet ein Mausoleum errichten, und nach der Fertigstellung wird der drei Monate lang aufgebahrte Leichnam in eine mit Alkohol gefüllte Marmorwanne gelegt – so wie Suzanne Necker sich das gewünscht hatte.

August 1794: Germaine de Staël hat eine Affäre mit dem Schweden Adolph Graf Ribbing, der an der Ermordung König Gustavs III. beteiligt war.

September 1794: Weil Adolph Graf Ribbings Aufenthaltserlaubnis für die Schweiz nicht verlängert wird, zieht er nach Dänemark.

Mitte September 1794: In Montchoisi (heute ein Stadtteil von Lausanne) trifft der von seiner Ehefrau Wilhelmine getrennt lebende Schweizer Publizist und Literat Benjamin Constant de Rebecque (1767 – 1830) Germaine de Staël. Weil sich die 28-Jährige von seinen Liebesschwüren nicht beeindrucken lässt, schluckt er in Mézery eine – allerdings nicht tödliche – Dosis Opium und bringt sie mit diesem vermutlich vorgetäuschten Suizidversuch dazu, sich ihm zuzuwenden. Es ist der Beginn einer langjährigen, konfliktreichen Liebesbeziehung.


Dieter Wunderlich: Unerschrockene Frauen. © Piper Verlag 2013

Ein litarisches Porträt von Germaine de Staël finden Sie in dem Buch
„Unerschrockene Frauen. Elf Porträts“ von Dieter Wunderlich.
Piper Verlag, München 2013 – Leseprobe


22. April 1795: Eric Magnus de Staël wird nach dem Ende der jakobinischen Schreckensherrschaft erneut als schwedischer Gesandter in Paris akkreditiert.

25. Mai 1795: Seine Frau kehrt ebenfalls nach Paris zurück.

Während sie wieder in die Botschaft zieht, mietet Benjamin Constant eine Wohnung in der Nähe. Das hält Germaine nicht davon ab, dem Kavallerieoffizier François de Pange nachzustellen und von der großen Liebe zu träumen, aber der Tuberkulosekranke hat nur Augen für seine Cousine Anne-Marie de Sérilly, die er denn auch Anfang 1796 – ein halbes Jahr vor seinem frühen Tod – heiratet.

August 1795: Germaine de Staël gerät unter Verdacht, einer royalistischen Verschwörung gegen das neue Regime anzugehören.

Sie zieht sich daraufhin als Gast ihres Freundes Mathieu de Montmorency-Laval in dessen Schloss Ormesson zurück.

Oktober 1795: Napoleon Bonaparte schlägt einen Aufstand der Royalisten nieder.

Ende 1795: Germaine de Staël war zwar nicht an dem Aufstand beteiligt, muss Frankreich jedoch erneut verlassen, weil sie mit einigen Aufrührern befreundet ist.

1796: Sie verbringt das ganze Jahr in der Schweiz.

Anfang September 1796: Baron Eric Magnus Staël von Holstein besucht nach seiner Entlassung seine Ehefrau in Coppet und reist dann zur Kur nach Aix-les-Bains.

September bis Dezember 1796: Benjamin Constant hält sich in Paris auf, und als Germaine de Staëls Verbannung auf Paris und Umgebung eingeschränkt wird, kauft er die frühere Abtei Hérivaux 30 Kilometer nördlich von Paris.

Dezember 1796: Germaine de Staël zieht dort mit ihm zusammen ein.

Sie bringt Benjamin Constant dazu, ihr schriftlich Treue zu geloben.

Mai 1797: Die französischen Behörden dulden stillschweigend, dass Germaine de Staël nach Paris kommt und wieder in die schwedische Botschaft zieht.

8. Juni 1797: Sie bringt in Paris ihre Tochter Albertine zur Welt. Benjamin Constant ist vermutlich der Vater des rothaarigen Kindes.

Juli 1797: Germaine de Staël verhilft einem ihrer ersten Liebhaber, Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, dem exkommunizierten Bischof von Autun, der im Vorjahr aus den USA zurückkehrte, zum Amt des französischen Außenministers.

4. September 1797: Staatsstreich gegen die Royalisten (18. Fructidor)

6. Dezember 1797: Bei einem von Talleyrand veranstalteten Ball begegnete Germaine de Staël erstmals Napoleon persönlich, aber der General ignoriert sie.

Frühjahr 1798: Napoleon empfängt Germaine de Staël zu einer einstündigen Unterredung.

12. April 1798: Die Helvetische Republik, ein französischer Vasallenstaat, wird proklamiert.

1798: Germaine de Staël und Juliette Récamier lernen sich kennen. Sie werden Freundinnen.

9. November 1799: Napoleon erzwingt mit einem Staatsstreich die Auflösung des Direktoriums und steigt zum mächtigsten Mann Frankreichs auf.

10. November 1799: Germaine de Staël kehrt ohne Genehmigung für kurze Zeit nach Paris zurück.

5. Januar 1800: Benjamin Constant hält im Tribunat eine kritische Rede gegen undemokratische Regelungen. Napoleon missfällt das, und weil er annimmt, dass Constant von seiner Geliebten aufgestachelt wurde, richtet sich sein Zorn auch gegen Germaine de Staël.

April 1800: Germaine de Staël veröffentlicht das zweibändige Werk »De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociale«, in dem sie der Literatur eine bedeutende gesellschaftspolitische Aufgabe einräumt.

Mai 1800: Auf dem Weg nach Italien empfängt Napoleon in Genf Jacques Necker, der sich für seine Tochter einsetzt.

Sommer 1800: Germaine de Staël schreibt in Coppet an ihrem ersten Roman: »Delphine«.

1800: Benjamin Constant macht einer vier Jahre älteren Irin mit zwei unehelichen Kindern einen Heiratsantrag, bleibt dann aber doch bei Germaine de Staël.

Dezember 1800: Germaine de Staël und Napoleon begegnen sich im Haus des Generals Louis Alexandre Berthier zum letzten Mal.

Frühjahr 1801: Als sie ihren Ehemann, von dem sie sich ein Jahr zuvor förmlich getrennt hat, in Paris besucht, findet sie einen Mann vor, der nach einem Schlaganfall dement und gelähmt ist.

8. Mai 1802: In der Absicht, ihn nach Coppet zu bringen, reist sie mit ihm aus Paris ab.

9. Mai 1802: Baron Eric Magnus Staël von Holstein stirbt unterwegs in Poligny.

Weil es einer Frau nicht erlaubt ist, für ihre Kinder einzustehen, bittet die Witwe Mathieu de Montmorency-Laval, die Vormundschaft für Auguste, Albert und Albertine zu übernehmen.

Dezember 1802: Der gesellschaftskritische Roman »Delphine« erscheint.

September 1803: Mit Mathieu de Montmorency-Laval, Auguste und Albertine bezieht sie ein Landhaus in Mafliers nordöstlich von Paris, während Albert in einem Pensionat in Genf bleibt und der Großvater sich um ihn kümmert.

Oktober 1803: Die Autorin des Romans »Delphine« wird aus Paris verbannt.

8. November 1803: Sie bricht mit Benjamin Constant, ihrer Tochter und ihrem ältesten Sohn zu einer Deutschlandreise auf.

Über Metz und Frankfurt am Main, Fulda und Eisenach geht es nach Weimar.

13. Dezember 1803: Ankunft in Weimar

14. Dezember 1803: Germaine de Staël wird im herzoglichen Palast empfangen. Weil sie der 64-jährigen Herzogin Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel wider Erwarten gefällt, wird Friedrich Schiller vom Hof dazu angehalten, der Besucherin seine Aufwartung zu machen.

Weihnachten 1803: Johann Wolfgang von Goethe, der sich nach Jena absetzte, kehrt nach Weimar zurück und trifft sich mit Germaine de Staël und Benjamin Constant.

Anfang März 1804: Germaine de Staël fährt über Leipzig nach Berlin.

6. März 1804: Sie trifft in Berlin ein, wo sie Johann Gottlieb Fichte und Rahel Varnhagen kennenlernt.

10. März 1804: Sie wird als Ehrengast zu einem anlässlich des 28. Geburtstags von Königin Luise veranstalteten Ball eingeladen.

14. März 1804: Bei einem Kostümfest sitzt sie am Tisch der Königin.

Währenddessen reist Benjamin Constant von Leipzig nach Lausanne.

9. April 1804: Jacques Necker stirbt in Coppet.

Daraufhin kehrt Benjamin Constant wieder um und wartet in Weimar auf Germaine de Staël.

18. April 1804: Luise von Göchhausen, die Erste Hofdame der Herzogin Anna Amalia, unterrichtet Germaine de Staël über den Tod ihres Vaters.

25. April 1804: Herzog Karl August und Johann Wolfgang von Goethe kondolieren Germaine de Staël persönlich.

1. Mai 1804: Germaine de Staël tritt die Rückreise an.

August Wilhelm Schlegel, dessen Ehe im Vorjahr geschieden wurde, begleitet sie als Hauslehrer ihrer Kinder nach Coppet und weicht nicht mehr von ihrer Seite, obwohl sie ihn nicht besonders liebevoll behandelt.

Sommer 1804: Germaine de Staël sichtet und ordnet die Papiere ihres Vaters.

2. Oktober bis 8. November: Friedrich Schlegel hält sich in Coppet auf.

18. Oktober 1804: August Wilhelm Schlegel versichert seiner ein Jahr älteren Angebeteten schriftlich, sie könne über ihn wie über einen Sklaven verfügen.

3. Dezember 1804: Germaine de Staël, ihre drei Kinder und August Wilhelm Schlegel reisen nach Italien.

In Mailand, wo sie sich drei Wochen aufhalten, schließt sich ihnen Jean-Charles-Léonard Simonde de Sismondi an, ein verklemmter Pastorensohn aus Genf, der Madame de Staël ebenso leidenschaftlich ergeben ist wie Schlegel.

3. Februar bis 11. Mai 1805: Germaine de Staël hält sich in Rom auf.

In Rom und Neapel hat die 38-Jährige eine dreiwöchige Affäre mit Pedro de Sousa e Holstein.

Benjamin Constant nutzt Germaines Abwesenheit in Italien für einen neuen Versuch, von ihr loszukommen und trifft sich in Paris sowohl mit Anna Lindsay als auch mit Charlotte du Tertre, einer in zweiter Ehe mit einem französischen General verheirateten 35-jährigen Deutschen, mit der er zwölf Jahre zuvor eine Affäre hatte.

Juni 1805: Germaine de Staël trifft wieder in Coppet ein.

Benjamin Constant eilt nach Coppet und bringt Prosper de Barante mit, den 24-jährigen Sohn des Präfekten des Departements Léman, der für Germaine de Staël schwärmt.

Frühjahr 1806: Nachdem Prospers Vater Claude Ignace de Barante einen günstigen Bericht über Germaine de Staël nach Paris schickte, wird ihr erlaubt, nach Frankreich zurückzukehren. Allerdings darf sie sich Paris nur bis auf 40 Meilen nähern.

April 1806: Während Napoleon dabei ist, Europa zu erobern, reist Germaine de Staël mit Schlegel, ihrem Sohn Albert und ihrer Tochter Albertine nach Frankreich.

Juni 1806: Benjamin Constant und Prosper de Barante folgen ihr nach Auxerre.

29. November 1806: Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Rouen wagt sich Germaine de Staël bis in das Schloss Acosta in Meulan bei Versailles vor.

1807: Sie kauft ein Haus im Tal von Montmorency.

April 1807: Sie besucht verbotenerweise Paris.

Mai 1807: Französische Behörden schicken sie nach Coppet zurück.

Benjamin Constant bleibt noch zwei Monate länger in Paris und genießt es, mit Charlotte du Tertre (geborene von Hardenberg) zusammen zu sein, deren Ehemann inzwischen in die Scheidung einwilligte. Aber Constant erklärt ihr, er müsse noch einmal zu seiner bisherigen Lebensgefährtin.

10. Juli 1807: Juliette Récamier besucht ihre Freundin erstmals in Coppet.

Mitte Juli 1807: Constant trifft wieder in Coppet ein.

Sommer 1807: Der junge englische Dichter Lord Byron hält sich in Genf auf und besucht Madame de Staël des Öfteren in Coppet.

Ende November 1807: Nach der Veröffentlichung ihres emanzipatorischen Romans »Corinne ou l’Italie« fährt Germaine de Staël mit Schlegel, Albert und Albertine über München nach Wien, wo Kaiser Franz II. von Napoleon gezwungen wurde, am 6. August 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation für erloschen zu erklären und seither nur noch den österreichischen Kaisertitel führen darf.

Der Geheimpolizei, die Germaine de Staël observiert, fällt auf, dass die 41-Jährige fast jede Nacht den 14 Jahre jüngeren Hauptmann Moritz O’Donnell Graf von Tyrconnel empfängt, den sie 1805 in Venedig kennenlernte.

Sie verschafft Schlegel die Gelegenheit, in Wien eine Vorlesungsreihe »Über dramatische Kunst und Literatur« zu halten.

Ihren 17-jährigen Sohn Auguste nahm Germaine de Staël nicht mit, denn er soll sich nicht nur für die Aufhebung ihrer Verbannung einsetzen, sondern auch die Rückzahlung der 2 Millionen Livres anmahnen, die ihr Vater in der französischen Staatskasse zurückließ und die 1793 von den Revolutionären konfisziert wurden.

30. Dezember 1807: Napoleon empfängt August de Staël während eines Aufenthalts in Chambéry, gerät jedoch über das Ansinnen so in Rage, dass er behauptet, Augusts Großvater sei am Sturz Ludwigs XVI. schuld gewesen.

22. Mai 1808: Enttäuscht verlässt die Mutter des erfolglosen Bittstellers Wien und reist auf dem Umweg über Prag, Dresden, Weimar und Frankfurt am Main nach Coppet zurück.

Mai 1808: Carl Joseph Fürst de Ligne vermittelt ihr in Teplitz eine Begegnung mit dem Publizisten Friedrich Gentz, der ein preußisch-österreichisches Bündnis gegen Napoleon propagiert. Johann Wolfgang von Goethe, der sich in Karlsbad aufhält, lehnt es ab, sie in Dresden zu treffen.

5. Juni 1808: Benjamin Constant und Charlotte du Tertre werden in Brévan bei Dôle von einem Pastor getraut.

Juli 1808: Germaine de Staël trifft in Coppet ein.

Dort findet sich auch Benjamin Constant trotz seiner vor Germaine verheimlichten Eheschließung wieder ein.

Herbst 1808: Julie von Krüdener und Zacharias Werner besuchen Germaine de Staël in Coppet.

Sommer 1809: Charlotte droht in Lyon, sich mit Laudanum zu vergiften, wird jedoch davon abgehalten oder gerettet.

21. März 1809: Benjamin Constant verpflichtet sich vertraglich, Germaine de Staël, den Betrag testamentarisch zu vermachen, den er ihr schuldet.

Herbst 1809: Zacharias Werner hält sich erneut in Coppet auf. Dort wird seine Tragödie »Der vierundzwanzigste Februar« uraufgeführt.

19. Oktober 1809: Benjamin Constant verlässt Coppet.

Ende 1809: Um endlich wieder nach Frankreich reisen zu können, kündigt Germaine de Staël an, sie werde in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrieren. Tatsächlich erlauben ihr die französischen Behörden daraufhin, ins Land zu kommen, aber nur, um sich in einem Atlantikhafen nach New York einzuschiffen.

Ende April 1810: Ohne sich den Kopf über die Auflage zu zerbrechen, richtet sich Germaine de Staël mit Schlegel, ihren drei Kindern, Albertines Gouvernante Fanny Randall, Juliette Récamier, Prosper de Barante, Mathieu de Montmorency und einigen anderen im Schloss Chaumont an der Loire ein.

Ende Juli 1810: Adelbert von Chamisso besucht sie in Chaumont.

August 1810: Als der mit Germaine de Staël befreundete Schlossherr aus den USA zurückkommt, zieht sie mit ihrem Gefolge nach Fossé bei Blois.

Inzwischen hat sie ihre in Deutschland gesammelten Reiseeindrücke zu einem Werk über Sitten, Literatur und Kunst, Philosophie und Ethik, Religion und »Schwärmerei« verarbeitet: »De l’Allemagne« (»Über Deutschland«). In polemischer Absicht stellt sie dem angeblich kulturlosen Imperium Napoleons die regional vielfältige Kultur und die geistige Schaffenskraft eines idealisierten Landes der Dichter und Denker gegenüber.

Während sie noch am letzten Band arbeitet, legt ihr Verleger Gabriel-Henri Nicolle der Anfang 1810 von Napoleon eingerichteten Vorzensur den ersten Band vor.

23. September 1810: Germaine de Staël schließt »De l’Allemagne« ab.

Ende September 1810: Nachdem auch der zweite Band das »Bureau de la liberté de la presse« passiert hat, schickt die Autorin ihre Freundin Juliette Récamier mit einem Brief und Druckfahnen des dritten Bandes zu Napoleon – offenbar in der Erwartung, er werde ihr Buchprojekt absegnen.

Ende September 1810: Polizeiminister General Anne Jean Marie René Savary, Herzog von Rovigo, fordert Germaine de Staël auf, sich innerhalb von 48 Stunden an der Atlantikküste einzufinden, der Polizei das Manuskript und alle Korrekturfahnen zu übergeben und an Bord des nächsten Segelschiffes nach Amerika zu gehen. Savary verbietet nicht nur die Veröffentlichung von »De l’Allemagne«, sondern lässt auch die von den ersten beiden Bänden bereits gedruckten Exemplare einstampfen und die Druckplatten vernichten. Der Verleger Gabriel-Henri Nicolle meldet danach Konkurs an.

Germaine de Staël, die an den Genfer See zurückgekehrt ist, statt sich in die USA einzuschiffen, darf sich nur noch zwischen Coppet und Genf bewegen.

Ende 1810: Der 23-jährige Kriegsinvalide Albert-Jean-Michel (»John«) Rocca, dem eine Kugel das linke Hüftgelenk zertrümmerte, verliebt sich in die fast doppelt so alte Frau, der er bei einer Gesellschaft in Genf vorgestellt wird.

1. Mai 1811: Die beiden verloben sich vor einem Pastor sowie den Zeugen Fanny Randall und Johns Bruder Charles.

Anfang Mai 1811: Germaine de Staël reist verbotenerweise mit ihrem Sohn Albert nach Aix-les-Bains, wird jedoch nach kurzer Zeit aufgefordert, nach Coppet zurückzukehren.

7. April 1812: Germaine de Staël bringt einen Sohn zur Welt, ohne dass August Wilhelm Schlegel, Auguste, Albert oder Albertine etwas mitbekommen.

Nach knapp einer Woche bringt Fanny Randall das Kind heimlich in das Dorf Longirod bei Nyon, wo es der vorher eingeweihte Pastor als »Louis Alphonse, Sohn der Henriette geb. Preston und des Theodor Giles aus Boston« ins Taufregister einträgt und den Pflegeeltern übergibt.

23. Mai 1812: Germaine de Staël flieht mit Auguste und Albertine aus Coppet.

Schlegel schließt sich ihnen in Bern an. In Wien stoßen Albert und der Diener Josef Uginet mit dem Gepäck zu ihnen. John Rocca reist allein und trifft sich auch in Wien nur heimlich mit Germaine, denn er muss befürchten, dass ihn die österreichische Polizei an Frankreich ausliefert und man ihn dort wegen Fahnenflucht mit dem Tod bestraft.

Germaine de Staël beabsichtigt, ihren Propagandafeldzug gegen Napoleon in Wien fortzusetzen, aber das verhindert die österreichische Regierung, die den französischen Kaiser, der inzwischen einen Großteil Europas beherrscht, nicht verärgern will.

Nach gut zwei Wochen fährt Germaine de Staël weiter und wartet in Brünn, bis ihr Schlegel mit einem russischen Einreisepass nachkommt.

Weil Napoleon am 24. Juni mit der »Grande Armée« ebenfalls die russische Grenze überschritt und nach Osten vorrückt [Russland-Feldzug], reisen Germaine, ihre Kinder und Schlegel auf dem Umweg über Kiew und Moskau nach St. Petersburg. Dort wird die Napoleon-Gegnerin zweimal von Zar Alexander I. empfangen.

8. September 1812: Sie verlässt St. Petersburg.

Mitte September 1812: Die Reisegruppe geht in Turku an Bord eines Schiffes nach Stockholm, wo Germaine de Staël mit dem von König Karl XIII. adoptierten früheren Revolutionsgeneral Jean-Baptiste Bernadotte zusammenkommt, um den designierten schwedischen Thronfolger für das von Alexander I. angestrebte gemeinsame Vorgehen gegen Napoleon zu gewinnen. Um seiner Besucherin einen Gefallen zu erweisen, verleiht Bernadotte ihrem Sohn Albert de Staël ein schwedisches Offizierspatent und ernennt Schlegel zu seinem Privatsekretär und zum Regierungsrat.

Mai 1813: Kurz nach der Ankunft ihres Sohnes Auguste in Schweden schifft sich Germaine de Staël mit ihm, Albertine und John Rocca nach London ein.

Mitte Juni: Sie trifft in London ein.

Dort wird sie begeistert empfangen. Königin Charlotte lädt sie zu einer Privataudienz ein, und Lord Byron sucht bei mehreren Gelegenheiten das Gespräch mit ihr. Der Verleger John Murray erwirbt die Rechte an »De l’Allemagne«.

12. Juli 1813: Der Husarenleutnant Albert de Staël wird in einem Säbelduell bei Doberan von einem russischen Offizier getötet.

Oktober 1813: Das dreibändige Werk »De l’Allemagne« wird in England veröffentlicht.

17. November 1813: Louis Vicomte de Narbonne-Lara stirbt in Torgau an Typhus.

April 1814: Nachdem Napoleon besiegt, gestürzt und nach Elba gebracht wurde, will Germaine de Staël von London nach Paris zurückkehren.

12. Mai 1814: Sie trifft in Paris ein.

19. Juli bis Ende September 1814: Germaine de Staël verbringt den Sommer in Coppet.

Oktober 1814: Sie zieht mit Albertine, Schlegel und John Rocca – der an Tuberkulose erkrankt ist – nach Paris-Clichy.

26. Februar 1815: Napoleon verlässt Elba.

Er landet an der Côte d’Azur und marschiert nach Norden, um noch einmal die Macht an sich zu reißen.

10. März 1815: Germaine de Staël flieht nach Coppet.

Sie wartet dort, bis die Briten Napoleon nach dessen Niederlage bei Waterloo (18. Juni 1815) auf die unwirtliche Insel Sankt Helena im Südatlantik verbannt haben.

Ende September 1815: Germaine de Staël reist mit John Rocca, August Wilhelm Schlegel und Albertine nach Italien.

In Pisa treffen sie sich mit August de Staël, Jean-Charles-Léonard Simonde de Sismondi und Albertines Bräutigam Achille-Charles-Léonce-Victor, Herzog von Broglie.

15. Februar 1816: Sie feiern in Livorno die zivile Eheschließung des 30-jährigen Bräutigams und der 19-jährigen Braut.

20. Februar 1816: In Pisa findet die kirchliche Trauung statt.

Juni 1816: Lord Byron, der eine Villa am Genfer See gemietet hat, besucht Germaine de Staël in Coppet.

10. Oktober 1816: Germaine de Staël heiratet ihren 22 Jahre jüngeren, an Krücken gehenden und tuberkulosekranken Lebensgefährten John Rocca in Coppet.

Ende Oktober 1816: Sie fährt noch einmal nach Paris.

21. Februar 1817: Sie taumelt während eines Empfangs bei Élie Herzog von Decazes und Glücksberg auf einer Treppe, wird aber noch von ihrem Schwiegersohn aufgefangen und vor einem Sturz bewahrt. Die Ärzte diagnostizieren einen Gehirnschlag.

Anfang März 1817: Albertine bringt eine Tochter zur Welt.

Germaine kann sie nicht besuchen, denn sie ist halbseitig gelähmt.

14. Juli 1817: Germaine de Staël stirbt in Paris.

Ihr Leichnam wird nach Coppet überführt.

28. Juli 1817: Ihr Schwiegersohn lässt im Beisein des Witwers, der Kinder und August Wilhelm Schlegels das 1794 errichtete Mausoleum öffnen, den Sarg neben dem Marmorbecken abstellen, in dem die sterblichen Überreste von Jacques und Suzanne Necker liegen, und das Gebäude anschließend wieder zumauern.

© Dieter Wunderlich 2008 / 2012

August Wilhelm Schlegel (Kurzbiografie)
Napoleon Bonaparte (Kurzbiografie)

Französische Revolution
Das Zeitalter Napoleons

Sabine Appel: Madame de Staël. Kaiserin des Geistes
Christopher Herold: Madame de Staël
Stefan Gläser: Frauen um Napoleon
Franz Herre: Napoleon Bonaparte. Eine Biografie

Ein litarisches Porträt von Germaine de Staël finden Sie in dem Buch
„Unerschrockene Frauen. Elf Porträts“ von Dieter Wunderlich (Piper-Taschenbuch, München 2013)

Karl Kraus - Die letzten Tage der Menschheit
Wie kaum ein anderer hat Karl Kraus es in "Die letzten Tage der Menschheit" verstanden, seiner scharfen Gesellschaftskritik und seiner eindringlichen Warnung vor dem Krieg die Form einer vor Witz und Sarkasmus funkelnden monumentalen Satire zu geben.
Die letzten Tage der Menschheit

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.