Takis Würger : Stella

Stella
Stella Carl Hanser Verlag, München 2019 ISBN 978-3-446-25993-5, 224 Seiten ISBN 978-3-446-26283-6 (eBook)
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der unbedarfte Sohn eines Schweizer Konzernchefs trifft im Januar 1942 in Berlin auf eine durchtriebene, lebensgierige junge Blondine, von der er zunächst nicht ahnt, dass sie Jüdin ist. Erst nachdem sie im Mai eine Woche lang von der Gestapo gefoltert wurde, nennt sie ihm ihren richtigen Namen: Stella Goldschlag.
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Kritik

Takis Würger lässt in seinem Roman "Stella" einen naiven Schweizer als Ich-Erzähler auftreten und mit der Hauptfigur kontrastieren. Durch den Bezug zu realen Personen gaukelt "Stella" Authentizität vor, aber Takis Würger wird "Histotainment" vorgeworfen.
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Choulex

Friedrich wuchs in der Villa seiner Eltern am Rande von Choulex bei Genf auf. Der Vater führt in dritter Generation einen Konzern, der mit Samt handelt, die Mutter, Tochter eines deutschen Großgrundbesitzers, versteht sich als Malerin. Weil sie die Aufnahme in eine Kunstakademie nicht geschafft hatte – und inzwischen auch zu viel Arrak trank –  setzte sie ihren Ehrgeiz in den Jungen.

1929 bewarfen Friedrich und einige andere Kinder einen Kutscher mit Schneebällen. Der Mann stieg ab und riss Friedrich mit einem Ambosshorn die rechte Wange auf. Von der Verletzung blieb nicht nur eine hässliche Gesichtsnarbe, sondern Friedrich ist seither farbenblind. Die Mutter war entsetzt, und weil sie glaubte, Friedrich strenge sich nur nicht genug an, wenn sie ihn Farben raten ließ, schlug sie ihn zur Strafe für jede falsche Antwort mit einem Teppichklopfer.

Als sie 1941 eine Hakenkreuzfahne am Turm der Villa hisste, rastete ihr Mann aus und trennte sich von ihr. Während sie sich an Weihnachten von einem anderen Mann nach München bringen ließ, reiste er nach Istanbul und forderte Friedrich zum Nachkommen auf. Der wollte sich jedoch zunächst Berlin ansehen.

Januar 1942

Am 2. Januar 1942 trifft Friedrich mit dem Zug in Berlin ein.

Als er im Sekretariat der Kunstschule Feige und Strassburger fragt, ob er dort Unterricht nehmen könne, wird er eingeladen, an einer soeben stattfindenden offenen Zeichenwerkstatt teilzunehmen. Der Kachelofen brennt zwar wegen der Knappheit an Brennmaterial nicht, und der Atem kondensiert, aber das Modell ist nackt.

Nach der Stunde spricht die junge Frau den schüchternen Schweizer an: „Darf ich vielleicht bitte sehen, wie du mich gemalt hast?“ Friedrich hat jedoch nichts zu Papier gebracht, sondern sie nur die ganze Zeit über angeschaut. Kristin, so nennt sie sich, begleitet ihn spontan. Das Paket Bohnenkaffee, das sie fürs Modellsitzen bekommen hat, schenkt sie in der Straßenbahn einer Jüdin mit einem aufgenähten Stern. Vor dem teuersten Hotel der Stadt am Pariser Platz, in dem Friedrich abgestiegen ist, verabschiedet sich Kristin von ihm, nicht ohne ihn aufzufordern, in den Melodie Klub zu kommen, wo sie an Sonntagabenden singt. Er blickt ihr nach und beobachtet, wie sie eine Flasche aus der Manteltasche zieht und im Gehen daraus trinkt.

Nach zwei Wochen kauft Friedrich sich eine Bahnfahrkarte nach Istanbul. Um Kristin noch einmal zu sehen und sich von ihr zu verabschieden, fragt er sich zum Melodie Klub durch und erfährt dabei, dass es sich um ein illegales Etablissement handelt. „Negroidenmusik, […], völlig verjudet.“

Im Klub lernt Friedrich einen Deutschen kennen, der sich als Tristan von Appen vorstellt. Kristin kommt nach ihrem Auftritt zu den beiden – und küsst Friedrich auf die Narbe.

Februar – April 1942

Die Fahrkarte lässt er verfallen. Friedrich verbringt viel Zeit mit Kristin und Tristan. Der Freund weist den unbedarften Touristen darauf hin, dass die von Kristin konsumierten „Pralinen“ Pervitin enthalten und erklärt ihm die Wirkung der Droge.

Im Hotel bestellt Friedrich gegen extra Bezahlung Delikatessen vom Schwarzmarkt für Kristin und sich. Die Rechnungen werden von seinem Vater beglichen.

Spaßeshalber zeigt Kristin ihm ein Chanel-Kleid in einem Schaufenster. Während eines Fliegeralarms in der Nacht gehen sie durch die verdunkelten Straßen, statt einen Bunker aufzusuchen. Niemand außer ihnen ist unterwegs. Als sie an der Boutique vorbeikommen, bricht Friedrich mit einem Messer die Tür auf, nimmt das Kleid aus dem Fenster und schenkt es Kristin. Am nächsten Morgen schickt er einen Boten zu den Laden und lässt anonym ein Kuvert mit Geld abgeben.

Im April lädt Tristan das befreundete Paar zu einem Gartenfest des Propagandaministeriums auf der Insel Schwanenwerder ein. Erst jetzt erfährt Friedrich, dass Tristan SS-Obersturmbannführer ist. Kristin unterhält sich auf dem Fest mit dem Kinderbuchautor Ernst Hiemer und fordert ihn auf, aus seinem Buch „Der Giftpilz“ aus dem Jahr 1938 zu zitieren.

„Deutsche müssen lernen, den jüdischen Giftpilz zu erkennen. Sie müssen die Gefahr erkennen, die der Jude für das deutsche Volk und die ganze Welt ist. Sie müssen lernen, dass die Judenfrage uns alle angeht. Die folgenden Geschichten erzählen uns die Wahrheit über den jüdischen Giftpilz. Sie zeigen uns die vielen Gestalten, die der Jude annimmt. Sie zeigen uns die Verworfenheit und Niederträchtigkeit der jüdischen Rasse. Sie zeigen uns, was der Jude wirklich ist: Der Teufel in Menschengestalt!“

Kristin amüsiert sich darüber und singt dann auch kräftig mit:

„Wenn der Sturmsoldat ins Feuer geht,
ei, dann hat er frohen Mut.
Und wenn das Judenblut vom Messer spritzt,
dann geht’s nochmal so gut.“

Mai 1942

Im Mai wartet Friedrich eine Woche lang vergeblich auf Kristin oder wenigstens eine Nachricht von ihr.

Dann klopft sie unvermittelt an die Tür seines Hotelzimmers. Sie sieht schrecklich aus. Den kahlrasierten Schädel verbirgt sie unter einem Kopftuch, und als Friedrich später ihren geschundenen Körper sieht, lässt er einen Arzt rufen. Der näht auch eine Verletzung im Genitalbereich.

Kristin heißt in Wirklichkeit Stella Goldschlag und ist die Tochter eines jüdischen Berliner Ehepaars.

Dreitagesjuden, wie sie sagte, weil sie nur an drei Feiertagen im Jahr mit ihrer Familie den Wilmersdorfer Friedenstempel besuchte.

Ihr Vater hatte im Ersten Weltkrieg als Soldat gegen die Franzosen gekämpft und war im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. In ihrer Stube in der Xantener Straße stand eine Kommode mit einer Schublade voller Orden. Er war Komponist, mit einer Liebe zum deutschen Lied, vor allem Schubert und Schumann.

Die Familie war arm. […] Ihre Eltern hatten kein Geld für die Überfahrt nach Amerika.

Zwei Tage nach dem Gartenfest auf Schwanenwerder wurden Stella und ihre Eltern von der Gestapo aus einer illegalen Pension geholt, in der sie sich versteckt hatten. Jemand muss sie denunziert haben. Ein bayrisch sprechender Scherge mit dem Spitznamen Gärtner schob Stellas auf den Rücken gefesselte Hände in einen von der Decke hängenden Haken und zog sie nach oben, bis die Schultergelenke auskugelten. Er versuchte, das Versteck des Urkundenfälschers Cioma Schönhaus aus ihr herauszuprügeln, aber sie konnte nur Vermutungen preisgeben. Schließlich ließ man sie laufen, schärfte ihr jedoch ein, dass sie Cioma Schönhaus aufspüren müsse, wenn sie ihre Eltern lebend wiedersehen wolle.

Juni – September 1942

Stella erklärt Friedrich, er könne ihr nicht helfen, sie müsse allein handeln. Er weiß nicht, was sie unternimmt. Auf seine Bitte hin setzt sich sein Vater mit einem befreundeten fränkischen Industriellen in Verbindung, der daraufhin einen Brief schreibt, in dem er behauptet, Toni und Gerhard Goldschlag würden dringend als Maßschneider in einer Weberei in Weißenburg gebraucht. Damit geht Friedrich zu Hauptscharführer Walter Dobberke, dem Leiter des Sammellagers Große Hamburger Straße, gibt ihm das Schreiben und verspricht, die als Gegenleistung für die Freilassung von Stellas Eltern geforderten fünf Flaschen Rum und zehn Pfund Speck zu besorgen. Friedrich kauft sie am nächsten Tag dem Küchenchef des Hotels ab – aber Dobberke hält sich nicht an die Abmachung.

Wir zahlten Schwarzmarktpreise und aßen Austern und Bienenstich, wir tranken Kognak, zeichneten mit Kohle, hörten Swing und selten tanzten wir. Manchmal schafften wir es, Stellas Eltern zu vergessen. Wir machten uns schuldig, jeder auf seine Art.

Im September schlägt Stella vor, nach langer Zeit wieder einmal mit Tristan zusammen auszugehen. Im Melodie Klub schnupfen sie Kokain.

Oktober – November 1942

Friedrich drängt Stella, mit ihm in die Schweiz, nach Choulex, zu emigrieren, aber sie will ihre in Berlin eingesperrten Eltern nicht im Stich lassen und sie vor der Deportation nach Theresienstadt oder Auschwitz bewahren.

Dezember 1942

Tristan von Appen vermittelt Stella einen Auftritt als Sängerin bei einem Fest in der Villa eines NS-Bonzen. Während sie auf der eigens aufgebauten Bühne steht und singt, verlässt Friedrich das Anwesen und fährt zum Bahnhof.

Ich fuhr nicht zurück ins Grand Hotel. Ich nahm nichts mit.

Epilog

Kurz nach Weihnachten 1942 nahmen Polizisten der Geheimen Staatspolizei Tristan von Appen in seiner Wohnung am Savignyplatz fest. Sie fanden ihn an einem Tisch sitzend, der gedeckt war mit Roquefort und Süßrahmbutter. Auf einem Grammophon lief während der Festnahme der indexierte Jazzstandard Moonlight von Benny Goodman. Es kam zur Verhaftung, weil ein anonymer Anrufer aus dem Ausland  der Geheimen Staatspolizei einen Hinweis gegeben hatte.
Die Staatsanwaltschaft erhob im Eilverfahren Anklage wegen Sabotage, Schleichhandels und Vaterlandsverrat gegen von Appen, weil er gegen die Kriegswirtschaftsverordnung, das Lebensmittelgesetz und gegen die Volksschädlingsverordnung verstoßen hatte. Der Richter sprach in seinem Urteil von einem Präzedenzfall, da von Appen Obersturmbannführer der SS war, und verurteilte ihn zum Tode durch den Strang. Er wurde in Berlin-Schöneberg gehängt.

 

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Die tragische Geschichte der Berliner Jüdin Stella Goldschlag, die hoffte, ihre Eltern vor der Deportation nach Auschwitz retten zu können, indem sie andere Juden verriet und für die Gestapo als „Greiferin“ fungierte, inspirierte Takis Würger zu dem Roman „Stella“. Er greift allerdings nur ein einziges Jahr heraus (1942) und mischt nicht nur Fakten und Fiktion, sondern weicht auch erheblich von den historischen Tatsachen ab. Stella Goldschlags Dilemma und die Schuld-Frage bleiben im Hintergrund, denn „Stella“ ist zuallererst eine Liebesgeschichte, die durch den Bezug zu realen Personen Authentizität vorgaukelt.

Da trifft der ebenso naive wie unbedarfte Sohn eines steinreichen Schweizer Stoffhändlers, der im Januar 1942 nach Berlin gereist ist und sich im besten Hotel der Stadt am Pariser Platz – offenbar im Adlon – ein Zimmer genommen hat, auf eine durchtriebene, lebensgierige junge Blondine, von der er zunächst nicht ahnt, dass sie Jüdin ist, weil sie keinen Judenstern trägt, sich wie selbstverständlich unter „arischen“ Deutschen bewegt und mit SS-Leuten antisemitische Lieder grölt. Erst nachdem sie im Mai eine Woche lang von der Gestapo gefoltert wurde, nennt sie Friedrich ihren richtigen Namen.

Ich war ein junger Mann mit Geld und einem Schweizer Pass, der gedacht hatte, in diesem Krieg leben zu können, ohne etwas mit ihm zu tun zu haben. Ich war als Urlauber gekommen. Ich war dumm gewesen.

Takis Würger überlässt das Wort dem fiktiven Protagonisten Friedrich, der die Geschichte im Nachhinein zwar anschaulich, aber simplifizierend erzählt. Dieser unerfahrene Unternehmersohn ist von Stella fasziniert, jedoch nicht in der Lage, ihren zerrissenen Charakter auszuleuchten. Gewiss ist es gut, dass Takis Würger die aufwühlende Geschichte nicht als auktorialer Autor entwickelt; auch der Kontrast zwischen den beiden Hauptfiguren wirkt, aber der Ich-Erzähler ist Stella nicht gewachsen.

Klischeehaft dargestellte Nationalsozialisten wie Walter Dobberke und Tristan von Appen machen es Kritikern noch leichter, „Stella“ als Kitsch abzutun.

Jedes der den zwölf Monaten von Januar bis Dezember 1942 entsprechenden Kapitel beginnt mit einer Zufallsauswahl zeitgeschichtlicher Ereignisse. Das Beispiel stammt aus dem Kapitel „November 1942“.

Die Rote Armee kesselt die deutsche 6. Armee bei Stalingrad ein. 492 Menschen verbrennen bei einem Feuer im Bostoner Nachtclub Cocoanut Grove, weil eine kaputte Lampe Funken schlug und die Dekoration entflammte. Der polnische Untergrundkämpfer und Kurier Kozielewski mit dem Decknamen Jan Karski bringt der polnischen Exilregierung in London Berichte über die Deportationen aus Warschau und die Vernichtungslager. Die deutsche Fußballnationalmannschaft besiegt die Slowakei mit fünf zu zwei; es wird das letzte Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft bis 1950 sein. Ein Waffenstillstand beendet die Kämpfe zwischen den Alliierten und Vichy-Truppen in Nordafrika. Nach einem britischen Luftangriff auf Berlin brennt unter anderem das Gebäude der Deutschen Bank. Entgegen dem Befehl Hitlers, die deutsche Position in Nordafrika um jeden Preis zu halten, zieht Generalfeldmarschall Erwin Rommel seine Truppen nach der Niederlage bei El Alamein zurück. Hans Moser spielt die Hauptrolle im Film Einmal der liebe Herrgott sein. Auf der Vigorelli-Bahn in Mailand verbessert der italienische Radrennfahrer Fausto Coppi mit 45,871 Kilometern den Stundenweltrekord um 31 Meter. In Leipzig eröffnet ein Ehevermittlungsbüro für „entstellte Schwerkriegsbeschädigte, Kriegsblinde und andere Blinde“. Heinrich Himmler ordnet an, in der Reichsuniversität Straßburg eine Sammlung jüdischer Schädel und Skelette anzulegen. Zu diesem Zweck fahren rund 100 Juden aus Auschwitz nach Straßburg.

Außerdem sind immer wieder kursiv gesetzte Zitate aus Akten des Gerichtsverfahrens eines sowjetischen Militärtribunals gegen Stella Goldschlag eingefügt, zum Beispiel:

Der Zeuge Paul Regensburger wurde auf dem Kurfürstendamm in der Höhe Joachimsthaler Straße von der Angeschuldigten, die er zuvor einmal gesehen hatte, angesprochen. Sie klagte ihm, dass sie wenig zu essen habe und kaum über Kleidung verfüge. Regensburger, dem ihr Lageraufenthalt nicht bekannt war, nahm an, dass sie illegal lebte. Auf ihre Veranlassung hin begaben sich beide in das Lokal „Klausner“. Die Angeschuldigte verließ den Zeugen, angeblich, um zu telefonieren. Als sie an den Tisch zurückkehrte, sagte Regensburger ironisch: „Na, haben Sie Ihren Freund angerufen?“, worauf die Angeschuldigte erwiderte: „Nein, diesmal nicht.“ Etwa zehn Minuten später stand die Angeschuldigte erneut auf und verließ den Tisch, an den plötzlich einige Angehörige der Geheimen Staatspolizei, unter ihnen der Lagerleiter Dobberke, herantraten. Regensburger wurde in das Lager Große Hamburger Straße eingeliefert. Auf dem Transport nach Auschwitz konnte er aus dem Güterwagen fliehen.

Diese sachlichen, authentischen Protokolle aus dem Landesarchiv Berlin kontrastieren mit dem „Histotainment“ des übrigen Romans. Immer schon warfen unterhaltsame Romane oder Kinofilme über die Judenverfolgung im „Dritten Reich“ die Frage auf, ob das nicht mit einer Verharmlosung des Holocaust gleichzusetzen sei. Takis Würger wird vorgeworfen, die Opfer in seinem Roman „Stella“ auszubeuten und den ethischen Abgrund als Kulisse zu missbrauchen. Dabei verkomme die NS-Herrschaft zum Themenpark.

Takis Würgers umstrittener Roman „Stella“ verrät nicht nur die Stimmen der Toten an die Maschinerie des Liebesromans. Er wirft auch die Frage auf, ob die Judenvernichtung zum beliebig nutzbaren Material wird. (Süddeutsche Zeitung, 19. Januar 2019)

In seinem zweiten Roman bedient sich Takis Würger der Geschichte der Stella Goldschlag, die als „Greiferin“ für die Gestapo tätig war –  allerdings ohne Problembewusstsein für Literatur, Literarisierung und Geschichte. (Lothar Müller a. a. O.)

Es ist kein Buch, das kühn Grenzen überschreitet, […]. Es scheint vielmehr einfach ohne jedes Problembewusstsein für Literatur, Literarisierung und Geschichte geschrieben worden zu sein. (Fabian Wolff, Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2019)

„Stella“ löste eine (verkaufsfördernde) Literaturdebatte aus. Birgit Kroh, die Witwe des Journalisten Ferdinand Kroh (1950 – 2014), dem Stella Goldschlag 1990 „sämtliche publizistischen Persönlichkeitsrechte an meiner Lebensgeschichte über meinen Tod hinaus“ vermacht hatte, geht davon aus, dass in dem Roman von Takis Würger Persönlichkeitsrechte von Stella Goldschlag verletzt werden und hat einen Rechtsanwalt beauftragt, sich mit dem Carl Hanser Verlag auseinanderzusetzen.

Bemerkenswert ist auch die Widmung, die Takis Würger seinem Roman „Stella“ vorangestellt hat:

Für meinen Urgroßvater Willi Wage, der 1941 während der Aktion T4 vergast wurde

In einem Interview sagte Takis Würger, er habe sich ausführlich mit dem israelischen Publizisten und Sportfunktionär Noah Klieger (1925 – 2018), einem Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz, über das Romanprojekt unterhalten. Bei dem in „Stella“ auftretenden jungen Boxer Noah, der in einer Berliner Kneipe anstelle von Friedrich Stellas Ehre verteidigt und ein paar SS-Panzergrenadiere niederschlägt, hat Takis Würger wohl an ihn gedacht.

Den Roman „Stella“ von Takis Würger gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Robert Stadlober und Valery Tscheplanowa (ISBN 978-3-8371-4280-8).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2019
Textauszüge: © Carl Hanser Verlag

Stella Goldschlag (kurze Biografie)

Alissa Walser - Am Anfang war die Nacht Musik
Alissa Walser lässt in "Am Anfang war die Nacht Musik" keinen auktorialen Erzähler auftreten, sondern versetzt sich stattdessen abwechselnd in eine der beiden Hauptfiguren. Dabei bleibt vieles ungesagt, lässt sich jedoch erahnen.
Am Anfang war die Nacht Musik

 

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