Petra Hammesfahr : Ein fast perfekter Plan
Inhaltsangabe
Kritik
Sein Weg vor vorgezeichnet auf dem kleinkarierten Papier der Möglichkeiten. (Seite 9)
Richard Maltei ist der mittlere von drei Söhnen eines Fabrikarbeiters und einer Hausfrau, die das Familieneinkommen durch Putztätigkeiten aufbesserte. Er wurde 1980 geboren. Sein älterer Bruder brachte es mit fünfundzwanzig zum Mechatronik-Meister und zu einer eigenen Tankstelle mit Autowerkstatt. Richards jüngerer Bruder absolvierte eine Elektriker-Ausbildung, arbeitet Schicht und fährt außerdem Taxi. Richard ging bei einem Schreiner in die Lehre, der zugleich ein Bestattungsunternehmen betreibt und ihn übernahm.
Als der Vierundzwanzigjährige im April 2004 die zehn Jahre ältere Frisörin Kerstin Riedke kennenlernt, wohnt er noch bei seinen Eltern in Bergheim Quadrath. Drei Monate später zieht er zu Kerstin, die in einer Hochhaussiedlung in Bergheim wohnt. Weil ihr der Gedanke zuwider ist, er könne vor ihr eine Leiche angefasst haben, kündigt Richard seinen Arbeitsplatz in der Schreinerei.
Sie sollte sich doch nicht gruseln, wenn er zärtlich wurde. (Seite 10)
Einige Zeit verdient er sein Geld in der Holzschnittabteilung eines Baumarkts, und als dieser geschlossen wird, wechselt er zur Gebäudereinigung Kübler. Anders als seine beiden Brüder, die inzwischen Häuser besitzen, reicht Richards Lohn kaum zum Leben, und er bleibt auf Kerstins Einnahmen angewiesen. Sie betreibt seit sieben Jahren in Köln ihren eigenen Frisörsalon.
Carla Sartorius, eine ihrer Stammkundinnen, plaudert mit Kerstin immer wieder über ihr luxuriöses Leben, das ihr keineswegs in die Wiege gelegt wurde. Ihre Eltern betreiben im Allgäu eine Familienpension. Dort musste Carla mitarbeiten, bis sie sich 1985 auf eine Stellenanzeige bewarb und sich von Hartmut Sartorius als Betreuerin seiner damals drei Monate alten Tochter Regine anstellen ließ, deren Mutter, eine gebürtige Amerikanerin namens Helen, bei der Geburt gestorben war. Hartmut Sartorius hatte zunächst Jura studiert, sich dann zum Steuerberater ausbilden lassen und anschließend noch ein Betriebswirtschaftsstudium angehängt. Ein halbes Jahr nachdem Carla in die Villa des elf Jahre älteren Rechtsanwalts in Köln-Hahnwald kam, heiratete er sie, damit Regine eine Mutter hatte.
Sartorius besitzt zwölf Immobilien. Die dreizehnte, ein 1924 errichtetes Mehrfamilienhaus, kauft er für Regine, als die Einundzwanzigjährige sich im August 2006 mit Georg Hösch verlobt, dem Sohn seines Partners Ronald Hösch. Und er gibt umfangreiche Renovierungsarbeiten in Auftrag. Sie beginnen im November 2006. Trotz Lärm und Schmutz weigern zwei der Mieter sich, ihre Wohnungen aufzugeben: Der sechsundachtzigjährige Witwer Heinrich Nattwig und Bernhard („Bernie“) Koch, ein frühpensionierter Archivar Ende fünfzig bei der Stadtverwaltung.
Carla befürchtet, nach der geplanten Eheschließung ihrer Stieftochter mit einer Abfindung fortgeschickt zu werden. In ihrer Aufregung bauscht sie im Salon von Kerstin Riedke eine Bronchitis ihres Mannes schluchzend zu einem inoperablen Bronchialkarzinom auf. Das bringt die unzufriedene Frisörin auf eine Idee:
Kerstin Riedke […] wollte zwei- oder dreimal jährlich Urlaub in Ägypten, Australien, der Dominikanischen Republik oder der Karibik machen. Mit einer Rolex am Handgelenk auf der Voyager of the Seas vor den Bahamas kreuzen. Aus kalbenden Eisbergen im Nordmeer machte sie sich nichts.
Sie wollte eine Eigentumswohnung von zweihundertvierzig Quadratmetern Wohnfläche und sechzig Quadratmetern Dachterrasse. Die Mieteinnahmen aus dem dreizehnten Haus für den Anfang und kurz darauf das Geld aus sämtlichen Häusern von Sartorius-Immobilien sowie das restliche Vermögen, alles, was Regine nach dem Tod ihres Vaters erben würde. (Seite 27f)
Kerstin überredet Richard, sich an Regine heranzumachen. Aus Angst, er werde seine Geliebte sonst verlieren, fügt er sich widerstrebend, nachdem Regine Ende Januar 2007 ihre Verlobung mit Georg Hösch gelöst hat. Seine Hoffnung, Regine werde nicht auf sein Werben eingehen, erfüllte sich nicht; im Gegenteil, sie übernimmt die Initiative, und nach einem halben Jahr bringt sie ihn dazu, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Ihrem Vater missfällt das, und weil er den „Wischmopp“ für einen Mitgiftjäger hält, besteht er auf einem Ehevertrag, mit dem Gütertrennung vereinbart wird. Außerdem stellt er Richard als Hausmeister seiner Häuser ein, um ihn besser kontrollieren zu können. Ohne Vorwarnung hört Hartmut Sartorius auf, die Handwerker-Rechnungen für das Haus seiner Tochter zu bezahlen. Anfang September treffen die ersten Mahnungen bei ihr ein. Matthias Brockmüller, der mit seiner Ehefrau Angelika in das Haus eingezogen ist, verhilft Regine zu einer zweiten Hypothek, damit die Renovierungsarbeiten weitergeführt werden können.
Erst nach einiger Zeit fällt Angelika Brockmüller ein, woher sie Richard Maltei kennt: Vor etwa einem Jahr überraschte sie ihn und Kerstin Riedke bei heftigem Geknutschte und Gefummel im Frisörsalon. Sie erzählt es Regine, aber als diese Richard zur Rede stellt, leugnet er die Bekanntschaft mit einer Frisörin in Köln. Um Regine von ihren Bedenken abzubringen, tut Bernie Koch so, als könne er seine verstorbene Mutter in einer Séance beschwören und legt dem angeblich anwesenden Geist entsprechende Antworten auf seine Fragen in den Mund.
Mitte November 2007 findet die standesamtliche Hochzeit im kleinen Kreis statt. Ohne die Ehe vollzogen zu haben, stiehlt Richard sich in der Nacht davon und steigt zu Kerstin ins Bett. Jedesmal wenn er sich überwindet und mit Regine schläft, kämpft er mit Erektionsproblemen. Das bleibt Regine nicht verborgen.
Nach dem Vorbild ihrer Großmutter Margarete, die mit ihrem beim Bergsteigen tödlich verunglückten Bruder Fritz Zwiegespräche hielt, glaubt Regine, die Nähe ihres wenige Stunden nach der Geburt verstorbenen Zwillingsbruders zu spüren. Er warnt sie vor Unheil. Und Madame Zarah, von der Regine sich auf einem Jahrmarkt die Karten legen lässt, sieht fünf Gräber. Einige Zeit später findet Richard seine Frau bewusstlos und mit verdrehten Augen vor der Waschmaschine am Boden liegend vor. Um die unerträgliche Situation endlich zu beenden, will er die Gelegenheit nutzen und Regine durch einen elektrischen Schlag in der Badewanne töten. Er lässt das Wasser ein, trägt einen Radiorecorder ins Bad und schließt ihn mit einem Verlängerungskabel ans Stromnetz an. Während er Regine auszieht, klingelt Bernie – und vereitelt auf diese Weise Richards Vorhaben.
Kerstin geht davon aus, dass Hartmut Sartorius nur noch kurze Zeit zu leben hat und beabsichtigt, die Alleinerbin Regine ermorden zu lassen. Damit würde ihrem Vorhaben zufolge das Vermögen an Richard fallen und auch ihr zugutekommen. Als Carla Sartorius den Salon wechselt und Kerstin herausfindet, dass der fünfundfünfzigjährige Rechtsanwalt gar nicht todkrank ist, erweitert sie ihren Plan und beauftragt einen jungen Verbrecher, Hartmut Sartorius umzubringen.
Der Auftragskiller Mirko überfährt Ronald Hösch, den er mit der Zielperson verwechselt hat. Sartorius‘ Partner erliegt im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Polizei geht von einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht aus, findet aber den Schuldigen nicht. Kurz darauf liegt Hartmut Sartorius mit einem Schädelbruch auf einem Parkplatz in der Nähe seiner Kanzlei. Die Ärzte versetzen den Schwerverletzten in ein künstliches Koma, und er überlebt. Allerdings bleibt er halbseitig gelähmt. Weil man dem Opfer die Uhr, die Geldbörse und den Aktenkoffer abnahm, vermutet die Polizei, dass es sich um einen Raubüberfall handelte.
Als Regine vor ihrer Waschmaschine zusammenbrach, sah sie den Mordanschlag auf ihren Vater voraus. Richard überrascht sie, Bernie und Regines neue Freundin Christel Abereit bei einer Séance. Regine drängt den Geist ihres toten Bruders, ihr zu verraten, wer ihren Vater so schwer verletzte. Bernie, der als Medium fungiert, antwortet mit einer fremden Stimme, kann Regines Frage jedoch nicht beantworten. Weil Regine von einem leblosen Frauenkörper und einem Elektrokabel in einer Badewanne träumte, befürchtet sie, dass auch ihr jemand nach dem Leben trachtet.
Angelika Brockmüller wird im September 2007 von einer Tochter entbunden. Als sie durch ihr Handy abgelenkt einen Auffahrunfall mit dem Auto verursacht, prallt die kleine Jenny, die sie auf dem Kindersitz anzuschnallen vergaß, gegen die Windschutzscheibe und stirbt.
Nach der Trauerfeier für Jenny ertappt Richard seine Frau mit dem Witwer Matthias Brockmüller beim Sex.
Kerstin rät Richard, mit der Ermordung Regines zu warten, denn als gehörnter Ehemann wäre er sofort verdächtig. Doch als Richard bei den Renovierungsarbeiten im Keller des Hauses seiner Frau den Boden herausreißt und eine verborgene schwere Falltür entdeckt, glaubt er, er könne Regine umbringen, ohne die polizeilichen Ermittlungen fürchten zu müssen. Es würde so aussehen, als habe Regine ihren Ehemann verlassen und sei spurlos verschwunden.
Während Richard Zwischenwände setzt und vier Kellerräume so abteilt, dass unter der Falltür ein verborgener fünfter Raum entsteht, in dem er ein Grab für Regine aushebt, um Verwesungsgeruch zu verhindern, verübt Angelika, die über den von ihr verschuldeten Tod ihrer Tochter nicht hinwegkommt, mit einem Föhn in der Badewanne Selbstmord.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Daraufhin glaubt Regine, die Vision dieses Suizids fälschlicherweise auf sich bezogen zu haben. Christel sorgt jedoch dafür, dass es kein Aufatmen gibt: Sie findet heraus, dass Richard in der Kampfsportschule in Bergheim, in der er angeblich zweimal pro Woche trainiert, unbekannt ist. Die Abende verbringt er offenbar mit der Frisörin Kerstin Riedke in Bergheim, bei der er vor drei Jahren einzog. Hat es das Paar auf Regines Vermögen abgesehen?
Zufällig entdeckt Regine im Keller die Falltür. Als sie hinuntersteigt, zerbricht eine morsche Stufe der Treppe und Regine verstaucht sich beim Sturz den linken Knöchel. Um Richard nicht vorzuwarnen, behaupte sie, auf der Terrasse ausgerutscht zu sein.
Am Abend vor der Nacht, in der Regines Ermordung geplant ist, soll Kerstin im Keller auf Richard warten. Zu diesem Zweck bringt er ihr einen Nachschlüssel.
Als Richard nachsehen will, ob sie da ist, begegnet ihm im Keller ein Fremder, dessen Stimme ihn an die des angeblich beschworenen Geistes von Regines Bruder erinnert.
Wie Regine stürzte Kerstin auf der morschen Treppe unter der Falltür und blieb verletzt liegen. Richard hört ihre Hilfeschreie.
Bei einem Kontrollgang lässt Matthias eine Aluminiumleiter durch die Falltür hinunter – und trifft auf Richard, der den Körper einer bereits toten Frau mit einer Spitzhacke malträtiert. Matthias schlägt den besinnungslos Wütenden nieder und alarmiert die Polizei.
Kriminalhauptkommissarin Dina Brelach leitet die Ermittlungen.
Richard will nicht glauben, dass er jemanden ermordete, schon gar nicht Kerstin. Er ist überzeugt davon, Kerstin verletzt in dem Loch vorgefunden, sie herausgeholt und in seine Wohnung geschickt zu haben. Aber die Polizei weist nach, dass es sich bei der schrecklich zugerichteten Leiche im Keller um die von Kerstin Riedke handelt.
An seiner Schuld gab es nicht den geringsten Zweifel […] Trotzdem behauptete Richard Maltei, unschuldig zu sein. Um seine Unschuld zu beweisen, bot er eine unglaubliche Geschichte und sprach danach kein Wort mehr. (Seite 7)
Als Richard einsah, dass Dina Brelach und ihre Leute ihn nicht belogen, auch nicht versuchten, ihm mit einem besonders fiesen Trick ein umfassendes Geständnis zu entlocken, brach er zusammen und war wochenlang nicht ansprechbar.
Erst Carla brachte ihn wieder zum Reden, als sie Ende Januar eine Besuchserlaubnis erhielt. Und nie vorher hatte Richard sich so gefreut, Carla zu sehen. Sie glaubte ihm seine Geschichte, glaubte jedes Wort und stimmte ihm zu, als er sagte, es sei alles nur ihre Schuld gewesen. (Seite 429)
Der Geschichte, die Petra Hammesfahr in ihrem Psychothriller „Ein fast perfekter Plan“ langatmig erzählt, mangelt es an Glaubwürdigkeit. Für das Scheitern des Mordplans hätte es keiner übersinnlichen Fähigkeiten des Opfers bedurft, aber die parapsychologischen Versatzstücke evozieren eine Atmosphäre des Unheimlichen und tragen maßgeblich zum Spannungsaufbau bei, zumal es in „Ein fast perfekter Plan“ nicht um die Aufklärung eines Mordfalls, um polizeiliche Ermittlungen und gerichtsmedizinische Untersuchungen, sondern um die Beweggründe des Mörderpaares geht. Sympathieträger, mit denen die Leserin bzw. der Leser sich identifizieren könnte, fehlen. Kerstin Riedke wird eindimensional als gefühlskalt, raffgierig und lebenshungrig dargestellt. Dieser Frau, die zehn Jahre älter ist als er, soll Richard Maltei so hörig sein, dass er sich von ihr zu einem heimtückischen Mordvorhaben überreden lässt? Ebenso wenig nachvollziehbar ist die Liebe, die Regine Sartorius zunächst für diesen willensschwachen Versager empfindet, auch wenn wir davon ausgehen, dass sich die unbedarfte Tochter eines reichen Rechtsanwalts aufgrund der von ihrem verbitterten Vater verbreiteten Atmosphäre nach einer romantischen Beziehung sehnt.
Fazit: Bei „Ein fast perfekter Plan“ handelt es sich um einen leicht lesbaren, mittelmäßigen, nur begrenzt spannenden und unterhaltsamen Kriminalroman mit parapsychologischen Handlungselementen.
Den Roman „Ein fast perfekter Plan“ von Petra Hammesfahr gibt es auch in einer von der Autorin gekürzten Fassung als Hörbuch, gelesen von Andrea Sawatzki (Regie: Brigitte Grafe, Berlin 2010, 5 CDs, ISBN: 978-3-86610-973-5).
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2010
Textauszüge: © Rowohlt Verlag
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