Hotel Lux
Hotel Lux
Inhaltsangabe
Kritik
Die befreundeten Komiker Siegfried („Siggi“) Meyer (Jürgen Vogel) und Hans Zeisig (Michael Bully Herbig) parodieren noch im Januar 1933 auf einer Varieté-Bühne in Berlin Hitler und Stalin. Während Hans von Hollywood träumt und nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler davon ausgeht, dass die Nationalsozialisten nur vorübergehend an der Macht sein werden, tritt Siggi in die KPD ein und taucht nach dem Reichstagsbrand mit der attraktiven niederländischen Parteigenossin Frida van Oorten (Thekla Reuten) in den Untergrund ab.
Beim Pogrom am 9. November 1938 wird Hans Zeisigs jüdischer Theaterleiter Valetti (Johann Adam Oest) abgeholt, und der Komiker erfährt, dass man Siggi im KZ Oranienburg eingesperrt habe. In einem verzweifelten Akt der Auflehnung schlüpft Hans in das von seinem Freund hinterlassene Kostüm und parodiert auf der Bühne ohne Vorankündigung Hitler. Daraufhin soll er ebenfalls festgenommen werden, aber er kann fliehen.
Der schwule Maskenbildner Mama (Josef Ostendorf) verschafft ihm einen Pass, allerdings nicht den ersehnten für die USA, sondern einen eigentlich für Hitlers Astrologen Jan Hansen (Friedrich Karl Praetorius) ausgestellten sowjetischen auf den Namen Lehmann. Kurz nach der Übergabe wird Mama von einem SS-Kommando auf der Straße erschossen. Hans bleibt nichts anderes übrig, als sich nach Moskau abzusetzen. Hollywood muss warten.
Ohne zu ahnen, dass es sich beim Hotel Lux in Moskau um das Gästehaus der Komintern handelt, will Hans sich dort ein Zimmer nehmen. Der Pförtner scheint nur ein Wort zu kennen: Propusk (Passierschein). Das wiederholt er immer wieder, aber Hans kennt die Bedeutung des Wortes nicht und glaubt, der Mann, der zwischendurch eine Ratte mit einem Knüppel erschlägt, wolle Schmiergeld von ihm. Der Geheimdienstchef Nikolai Iwanowitsch Jeschow (Alexander Senderovich) hält den Neuankömmling aufgrund der Papiere für den bereits angekündigten Astrologen Jan Hansen. Bei der Dolmetscherin des NKWD-Chefs handelt es sich zufällig um Frida van Oorten alias Klara, aber sie und Hans tun so, als würden sie sich nicht kennen. Schließlich erhält der Deutsche einen sowjetischen Ausweis auf den Namen Kurt Walter.
Im Hotel Lux lernt Hans Exil-Kommunisten kennen, darunter Wilhelm Pieck (Matthias Brenner), Walter Ulbricht (Axel Wandtke), Lotte Kühn (Steffi Kühnert), Herbert Wehner (Daniel Wiemer), Johannes R. Becher (Robert Dölle) und Georgi Dimitroff (Thomas Thieme). Weil die Zimmer abgehört werden, drehen die Gäste das Wasser auf, wenn sie vertraulich mit einander reden möchten. Fast in jeder Nacht wird jemand von der Geheimpolizei aus dem Zimmer geholt und verschleppt.
Hans wird zu Stalin (Valery Grishko) gebracht. Er wundert sich darüber, dass der sowjetische Diktator US-amerikanische Zigaretten raucht, aber Stalin erklärt ihm, die Pfeife sei nur Requisite. Es dauert einige Zeit, bis der Komiker begreift, dass Stalin ihn für einen Astrologen hält, aber dann fällt es ihm aufgrund seiner Bühnenerfahrung leicht, in die vielleicht lebensrettende Rolle zu schlüpfen. Weil Stalin möchte, dass die Unterredung unter vier Augen bleibt, erschießt er am Ende kurzerhand den Dolmetscher (Jevgenij Sitochin).
In diesem Augenblick kommt Jeschow, um den Deutschen zu verhaften, denn inzwischen hat sich der echte Jan Hansen im Hotel Lux gemeldet. Aber Stalin heftet dem vermeintlichen Astrologen einen Freundschaftsorden an die Brust, bevor er darüber unterrichtet werden kann. Und der Geheimdienstoffizier Wassili Wassiljewitsch Ulrich (Juraj Kukura) lässt deshalb wider besseres Wissen den echten Jan Hansen als Betrüger abführen.
Hans, der sich bereits in Berlin in Frida verliebte, tut alles, um sie zu erobern. Als er endlich mit ihr ins Bett sinkt, schreckt Siggi hoch, der erschöpft im Hotel Lux eingetroffen ist und sich schlafen gelegt hat. Hans erfährt, dass die beiden Kommunisten noch in Deutschland heirateten, um als Paar weniger verdächtig zu wirken. Siggi war tatsächlich im KZ Oranienburg, aber als einer der Wachhabenden beim Essen von einer Wespe in die Zunge gestochen wurde und zu ersticken drohte, nutzte er das Chaos zur Flucht.
Siggi steht auf einer Todesliste des NKWD, doch als er im Hotel Lux abgeholt werden soll, entgeht er als Putzfrau verkleidet der Festnahme.
Frida fällt in Ungnade und wird in der Lubjanka eingesperrt, dem Hauptquartier und Gefängnis des Geheimdienstes.
Hans flieht aufs Dach des Hotels und klammert sich dort an den Sowjetstern.
Stalin sucht ihn persönlich im Hotel Lux auf. Er weiß inzwischen, dass der Deutsche kein Astrologe ist und beabsichtigt, ihn zu erschießen. Aber zuvor stellt er ihm noch eine letzte Frage: Er will mit Hitler einen Nichtangriffspakt schließen und möchte von Hans wissen, ob man dem „Führer“ vertrauen könne. Da tritt Siggi, der sich im Nebenraum versteckte, als Hitler verkleidet in den Raum. Obwohl Hans Pazifist ist, schlägt er den verwirrten Diktator nieder, und Siggi rasiert ihm nicht nur den Bart, sondern auch das Kopfhaar ab.
Als Stalin und Hitler verkleidet, lassen sich die beiden Komiker in einem Konvoi von Limousinen zum Flughafen fahren, allerdings ordnen sie einen Umweg an und holen Frida aus der Lubjanka.
Während die Gäste im Hotel Lux den kahlköpfigen Mann auslachen, der behauptet, Stalin zu sein, steigen Frida, Hans und Siggi in ein bereitstehendes Flugzeug. Frida ist Pilotin und übernimmt das Steuer.
Die Maschine hebt gerade ab, da trifft der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop (Holger Handtke) in Moskau ein, um mit seinem sowjetischen Kollegen Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow (Jakob Köhn) einen Nichtangriffspakt zu unterzeichnen – und erfährt zu seiner Verblüffung, Hitler sei bereits selbst dagewesen.
Frida, Hans und Siggi sind auf dem Weg nach Hollywood.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Charlie Chaplin machte sich in „Der große Diktator“ über Hitler lustig, Ernst Lubitsch drehte die Satire „Sein oder Nichtsein“, Frank Beyer und Peter Kassovitz verfilmten den Roman „Jakob der Lügner“ von Jurek Becker. Roberto Benigni („Das Leben ist schön“), Radu Mihaileanu („Zug des Lebens“, Kai Wessel („Goebbels und Geduldig“) und Dani Levy („Mein Führer“) drehten Tragikomödien bzw. Grotesken nicht nur über führende Nationalsozialisten, sondern sogar über den Holocaust. Aber in der Frage, ob man dem Grauen Lacher entgegensetzen darf, werden die Meinungen gespalten bleiben. Vielen Zuschauern wird also auch in „Hotel Lux“ das Lachen über Hitler und Stalin im Hals steckenbleiben. Sie könnten Leander Haußmann vorwerfen, die unbeschreiblichen Verbrechen der beiden Diktatoren mit seiner absurden Komödie zu verharmlosen.
Ein deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt („Hitler-Stalin-Pakt“) wurde tatsächlich am 24. August 1939 in Moskau von den Außenministern Joachim von Ribbentrop und Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow unterzeichnet. Auch das als Gästehaus der Komintern dienende Hotel Lux in Moskau existierte. Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht, Lotte Kühn, Herbert Wehner, Johannes R. Becher und Georgi Dimitroff waren dort einquartiert. Die Geheimdienstchefs Nikolai Iwanowitsch Jeschow und Lawrenti Beria waren für die von Stalin befohlenen großen „Säuberungen“ verantwortlich. Allerdings machte Leander Haußmann aus den historischen Personen Witzfiguren.
Die aus der Perspektive des naiven Komikers Hans Zeisig erzählte Handlung der Tragikomödie „Hotel Lux“ ist konfus, dient jedoch ohnehin nur als Gerüst für eine temporeiche Aneinanderreihung von Gags und irrwitzigen Episoden. Da baut Walter Ulbricht in seinem Zimmer im Hotel Lux beim Nachmittagstee mit seiner späteren Ehefrau Lotte Kühn schon mal eine Mauer aus Würfelzucker [Bau der Berliner Mauer]. Gelungen ist vor allem die Szene, in der sich Hans Zeisig vor seinen Verfolgern aufs Dach des Hotels rettet und sich an den Sowjetstern klammert. Leander Haußmann wählte sie auch für den Prolog. Ein origineller Einfall ist es auch, die Flucht Hans Zeisigs vor der Gestapo in einem etwas zu schnell abgespielten schwarz-weißen Stummfilm zu zeigen.
Die Dreharbeiten für „Hotel Lux“ fanden vom 12. Oktober bis 16. Dezember 2010 in Berlin (Haus „Cumberland“ am Kurfürstendamm) und Nordrhein-Westfalen statt.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013
Leander Haußmann: Sonnenallee
Leander Haußmann: Herr Lehmann
Leander Haußmann: Kabale und Liebe