Wolfgang Herrndorf : Tschick
Inhaltsangabe
Kritik
Maik Klingenberg ist 14 Jahre alt und besucht die 8. Klasse des Hagecius-Gymnasiums in Berlin-Marzahn. In der 6. Klasse trug er vorübergehend den Spitznamen „Psycho“, weil er in einem Deutschaufsatz, einer Reizwortgeschichte, offen über seine alkoholkranke Mutter geschrieben hatte.
Die Klasse ist beim Vorlesen durchgedreht vor Begeisterung. Schürmann hat um Ruhe gebeten und gesagt: „Also schön. Na schön. Wie lang ist das denn noch? Ach, so lang noch? Das reicht erst mal, würde ich sagen.“ Da brauchte ich den Rest gar nicht mehr zu lesen. In der Pause hat Schürmann mich dabehalten, um das Heft allein anzugucken und ich hab wahnsinnig stolz neben ihm gestanden, weil das so ein toller Erfolg gewesen war und weil Schürmann den Aufsatz jetzt sogar noch persönlich zu Ende lesen wollte. Maik Klingenberg, der Schriftsteller. Und dann hat Schürmann das Heft zugeklappt und mich angesehen und den Kopf geschüttelt, und ich hab gedacht, das ist ein anerkennendes Kopfschütteln, so unter dem Motto: Wie kann ein Sechstklässler nur so endgeile Aufsätze schreiben? Aber dann hat er gesagt: „Was grinst du denn so blöd? Findest du das auch noch lustig?“ Und da wurde mir langsam klar, dass das ein so toller Erfolg auch wieder nicht war. Jedenfalls nicht bei Schürmann.
Maiks Vater ist Immobilienmakler. Ihm gehörte einmal ein Viertel eines großen Baugrundstücks.
Da sollten einmal Einfamilienhäuser entstehen, wie man auf einem großen, verwitterten Schild noch lesen kann, das umgekippt neben der Straße liegt. Weiße Würfel mit rotem Dach, kreisrunde Bäume und daneben die Aufschrift: Hier entstehen 96 Einfamilienhäuser. Weiter unten ist von hochrentablen Anlageobjekten die Rede, und ganz unten steht irgendwo auch Immobilien Klingenberg.
Aber eines Tages wurden auf der Wiese drei ausgestorbene Insekten, ein Frosch und ein seltener Grashalm entdeckt, und seitdem prozessieren die Naturschützer gegen die Baufirmen und die Baufirmen gegen die Naturschützer, und das Land liegt brach. Die Prozesse laufen seit zehn Jahren, und wenn man meinem Vater glauben darf, werden sie auch noch zehn Jahre laufen, weil gegen die Ökofaschisten kein Kraut gewachsen ist. Ökofaschisten ist das Wort von meinem Vater. Mittlerweile lässt er die Silbe Öko auch weg, weil diese Prozesse ihn ruiniert haben.
Um die Verluste aufzufangen, spekulierte Josef Klingenberg mit Aktien – und verlor dabei das restliche Geld. Maik vermutet, dass die Villa mit Pool, in der er mit seinen Eltern wohnt, längst verpfändet ist.
An Ostern 2010 kommt ein neuer Schüler in die Klasse. Es handelt sich um einen Deutschrussen, und weil nicht einmal die Lehrer seinen Namen Andrej Tschichatschow aussprechen können, wird er einfach Tschick gerufen. Er kam vor vier Jahren mit seinem Bruder nach Deutschland, besuchte zunächst die Förderschule, arbeitete sich dann jedoch über die Hauptschule und ein Jahr in einer Realschule ins Gymnasium hoch. Schon als er zum ersten Mal an Maik vorbeigeht, riecht dieser die Alkoholfahne. Tschick schreibt abwechselnd gute und schlechte Noten. Es hängt davon ab, wie „hacke“ er ist.
Es gab auch Gespräche mit ihm hinter den Kulissen, aber die Schule unternahm erst mal nicht viel. Immerhin hatte Tschick ein schweres Schicksal oder so was, und weil nach dem PISA-Test sowieso jeder beweisen wollte, dass auch asige, besoffene Russen auf einem deutschen Gymnasium eine Chance haben, gab es keine richtige Strafe.
Seit der 7. Klasse ist Maik heimlich in seine Mitschülerin Tatjana Cosic verliebt, die auch von allen anderen umschwärmt wird. Während der Sommerferien wird sie Geburtstag haben. Der soll am zweiten Ferientag groß gefeiert werden, mit Übernachtung, und zwar in einer Villa in Werder bei Potsdam, die ihrem Onkel gehört. Weil Maik weiß, dass Tatjana die Sängerin Beyoncé toll findet, kauft er eine Illustrierte mit einem Foto des Stars und zeichnet es in wochenlanger Arbeit vergrößert ab. Aber am letzten Schultag begreift Maik, dass er einer der wenigen in der Klasse ist, die keine Einladung bekommen.
Seine Mutter fährt wieder einmal für vier Wochen in eine „Schönheitsfarm“. Das ist das familiäre Codewort für Entzugsklinik. Nachdem sie ins Taxi gestiegen ist, erklärt Josef Klingenberg seinem Sohn, er müsse für 14 Tage geschäftlich weg. Er legt dem Sohn 200 Euro hin, schärft ihm ein, „keinen Scheiß“ zu machen und wird dann von seiner Assistentin Mona abgeholt, die gerade mal fünf Jahre älter als Maik ist.
An dem Tag, an dem Tatjana ihren Geburtstag feiert, steht überraschend Tschick bei Maik vor der Tür und lädt ihn zu einer Spritztour in einem klapprigen Lada Niva ein. Den habe er zwar kurzgeschlossen aber nicht gestohlen, sondern nur geliehen, sagt er. Sie fahren nach Werder. Tatjana steht gerade auf der Straße und begrüßt Gäste. Tschick steigt aus, redet mit ihr und winkt Maik mit einer Handbewegung hinter dem Rücken herbei. Sobald Maik die Zeichnung übergeben hat, fahren sie wieder los. Am Ende der Straße reißt Tschick den Wagen unter Zuhilfenahme der Handbremse um 180 Grad herum, um Tatjana und ihre Gäste zu beeindrucken.
Später schlägt er Maik vor, den Lada noch länger auszuleihen.
„Und wenn wir einfach wegfahren?“, fragte er.
„Was?“
„Urlaub machen. Wir haben doch nichts zu tun. Machen wir einfach Urlaub wie normale Leute.“
„Wovon redest du?“
„Der Lada und ab.“
„Das ist nicht ganz das, was normale Leute machen.“
Tschick will seinen Großvater in der Walachei besuchen. Maik dachte bisher, Walachei sei wie Jottwehdeh oder Dingenskirchen nichts als ein Wort für einen fiktiven Ort ganz weit draußen. Weil die beiden Schüler keine Straßenkarten besitzen und auch nicht so genau wissen, wo die Walachei liegt, verlassen sie Berlin Richtung Süden und hoffen, irgendwie ans Ziel zu finden.
Unterwegs bringt Tschick seinem Freund in einem Schnellkurs das Autofahren bei.
Auf einem Waldparkplatz für Wanderer vertauscht Tschick die Nummernschilder mit denen eines anderen Wagens.
Als sie in einem Dorf nach einem Supermarkt fragen, weil sie Hunger haben, lädt eine esoterische Mutter von fünf Kindern die beiden Jungen, die angeblich einen Fahrradausflug unternehmen, zum Essen ein und schenkt ihnen zum Abschied einen Kürbis.
Den Lada haben sie vorsichtshalber in einiger Entfernung geparkt. Erst auf dem Rückweg fällt Maik auf, dass die Polizeistation in der Nähe ist und der Dorfpolizist gerade die abgesprungene Kette seines Fahrrads richtet. Tschick ist bereits am Auto. Damit er sich nicht hinters Lenkrad setzt, ruft Maik ihm zu, er solle den Schlafsack mitbringen. Aber der Polizist schöpft dennoch Verdacht. Tschick entkommt ihm mit dem Auto, und Maik raubt das reparierte Fahrrad.
Am Abend treffen die beiden sich wieder. Der bisher hellblaue Lada ist jetzt schwarz. Tschick kaufte in einem Baumarkt einen Karton Sprühdosen und Abklebeband und lackierte das Fahrzeug um. Auch das Kennzeichen hat er nochmals getauscht.
Erst als der Tank fast leer ist, wird Maik und Tschick ein weiteres Problem bewusst: Sie haben zwar Geld, aber was würde das Tankstellenpersonal von zwei 14-Jährigen halten, die ohne Erwachsene mit einem Auto unterwegs sind? Aus dem Physikunterricht weiß Maik, dass man Flüssigkeiten nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren mit einem Schlauch umfüllen kann. Weil auf der Raststätte jedoch nirgendwo ein Stück Schlauch herumliegt, wandern die beiden Schüler zu einer Müllkippe, die sie vom Auto aus sahen. Dort treffen sie auf ein etwa gleichaltriges, völlig verdrecktes Mädchen, das im Müll wühlt und ihnen sagt, wo sie das Gesuchte finden. Mit einem Zehnliterkanister und drei verschiedenen Schläuchen machen Maik und Tschick sich auf den Rückweg. Isa Schmidt, so heißt das Mädchen, schließt sich ihnen an. Um sie loszuwerden, zeigen die Jungen ihr, wo es Brombeeren gibt. Aber als sie sich nach Einbruch der Dunkelheit vergeblich abmühen, Benzin aus einem abgestellten Auto abzuzapfen, taucht sie wieder auf und erklärt ihnen, dass man das Schlauchende nach dem Ansaugen tiefer halten müsse. Widerwillig lässt Tschick die Herumtreiberin dann einsteigen.
Als sie an einen Stausee kommen, werfen die beiden Jungen das stinkende Mädchen ins Wasser, und Tschick schubst seinen Freund hinterher. Schimpfend schwimmt Isa ans Ufer. Dort zieht sie sich ungeniert aus und seift sich mit dem Duschgel ein, das Tschick ihr gegeben hat. Dann schlüpft sie in ein paar trockene Sachen von Maik.
Während Tschick am anderen Morgen Brötchen holt, fordert Isa Maik auf, ihr die Haare zu schneiden. Nachdem er im Verbandskasten eine kleine Schere gefunden hat, streift sie das T-Shirt ab und setzt sich mit nacktem Oberkörper hin. Es fällt Maik schwer, nicht fortwährend ihre wohlgeformten Brüste anzustarren. Isa fragt ihn, ob er schon einmal gefickt habe.
„Nein“, sagte ich.
„Und?“
„Was und?“
„Willst du?“
„Was will ich?“
„Du hast mich schon verstanden.“
„Nein“, sagte ich. […]
Isa legte ihren Arm um meine Schulter.
„Du zitterst ja“, sagte sie.
Bevor mehr passiert, kommt Tschick zurück, und nach dem Frühstück beschließen sie, den nahen Berg zu besteigen. Ins Gipfelkreuz hat jemand „Anselm Wail 1903“ geritzt. Sie schwören, dass sie sich in genau 50 Jahren, am 17. Juli 2060, hier wieder treffen wollen. Beim Rückweg kommen sie an Reisebussen vorbei, die auf dem Pass angehalten haben. Isa läuft hin, redet mit einem Fahrer, läuft dann wieder zu Maik und bittet ihn, ihr 30 Euro zu leihen, der Busfahrer nehme sie mit nach Prag, wo sie ihre Halbschwester besuchen wolle. Zum Abschied küsst sie Maik auf den Mund.
Bei der Weiterfahrt sehen die Jungen, dass sich in einiger Entfernung vor ihnen ein Unfall ereignet hat und die Polizei bereits da ist. Vorsichtshalber biegt Tschick in einen Feldweg ein. Der endet allerdings abrupt an der Kante eines Braunkohletagebaus. Sie kommen in ein verlassenes Dorf und schauen sich in den Häusern nach Brauchbarem um. Plötzlich werden sie aus einem mit Brettern vernagelten Fenster beschossen. Ein zittriger Greis mit einem Gewehr in der Hand taucht auf. Als er merkt, dass er zwei harmlose Schüler vor sich hat, lädt er sie auf eine Limonade ins Haus ein. Der altersdemente Mann, der Horst Fricke heißt, war bereits vor 1945 Kommunist, ebenso wie seine Geliebte Else. Sie wurde von den Nationalsozialisten vergast, und er musste in einem Strafbataillon gegen die Russen kämpfen.
Tschick versucht schließlich, über einen Abhang auf die Autobahn zu gelangen, aber dabei überschlägt sich der Lada mehrmals. Mit geringfügigen Blessuren klettern die beiden Jungen aus dem Wagen, der auf dem Dach liegt. Da springt eine Frau mit einem Feuerlöscher auf sie zu. Die Sprachtherapeutin kam zufällig gerade mit ihrem Geländewagen vorbei, sah den Unfall und befürchtete einen Brand. Als sie einen Bluttropfen an Tschicks Kinn bemerkt, fällt ihr der Feuerlöscher aus der Hand – und auf Tschicks Fuß. Weil offenbar etwas gebrochen ist, fährt die Frau die beiden Jungen schuldbewusst ins nächste Krankenhaus, wo Tschicks Bein eingegipst wird.
Die Autofahrt ins Krankenhaus dauerte zwar ein paar Minuten, aber die Straße macht einen großen Bogen, und durchs Fenster sehen Maik und Tschick, dass die Unfallstelle ganz in der Nähe ist. Der Lada wird gerade von einem Kran umgedreht und auf die Räder gestellt. Als Kran und Streifenwagen weg sind, flüchten die Jungen aus dem Krankenhaus. Weil Tschick mit dem Gipsbein nicht fahren kann, muss Maik sich hinters Lenkrad setzen. Tschick sagt ihm, was er tun soll und legt auch die Gänge ein.
Nebenbei outet er sich als schwul, versichert aber Maik, er werde ihn in Ruhe lassen und seine Heterosexualität respektieren.
Auf der Autobahn geraten sie hinter einen Viehtransporter, dessen Fahrer sie offenbar nicht überholen lassen will, dabei ins Schleudern kommt und quer über die Fahrspuren auf der Seite liegen bleibt. Maik bremst zwar, kann aber den Aufprall nicht verhindern.
So endet die Tour zunächst auf einer Station der Autobahnpolizei und danach im Krankenhaus. Maik ist an der Wade verletzt, aber das wird verheilen.
Vor der Gerichtsverhandlung versucht Josef Klingenberg seinem Sohn klarzumachen, dass er alle Schuld auf Tschick schieben müsse. Der „asige Russe“ werde es genauso machen, meint er. Als der Richter fragt, wer den Einfall gehabt habe, mit dem gestohlenen Wagen wegzufahren, antwortet Maik zum Entsetzen seines Vaters, sie hätten beide zusammen den Plan ausgeheckt. Tschick protestiert und nimmt alle Schuld auf sich.
Tschick muss in die Bleyener Anstalten. Maik darf vier Wochen lang keinen Kontakt mit ihm haben und wird zu 30 Stunden Pflegedienst in einem Behindertenheim verurteilt.
Am ersten Schultag in der 9. Klasse erhält Maik zu seiner Überraschung einen Kassiber von Tatjana: „Mein Gott, was ist denn mit dir passiert?“ Während sie ihn bisher nicht beachtete, weil er ihr langweilig vorkam, scheint sie sich nun dafür zu interessieren, woher die Schrammen und Hämatome in seinem Gesicht stammen. „Ach, nichts Besonderes“, antwortet er, aber sie lässt nicht locker: „Jetzt sag schon! Es interessiert mich wirklich.“ Also schreibt er ein paar Zeilen. Aber der Zettel wird auf einer Etappe des Weges von Maik über Hans, Jasmin, Anja und Olaf vom Lehrer abgefangen. Und Wagenbach macht sich einen Spaß daraus, den Text in der übertriebenen Intonation des Professors Crey in der „Feuerzangenbowle“ vorzulesen.
„Tschök ond öch sönt möt döm Auto höromgöfahrön. Oigöntlöch wolltön wör ön dö Wolochai, obor donn hobön wör ons fönf Mol öborschlogön, nochdöm einör auf ons geschossön hottö.“
„Sieh mal an“, sagte Wagenbach. „Der saubere Herr Klingenberg! Unfälle, Verfolgungsjagden, Schießereien. Und in einen Mord ist er nicht verwickelt? Na, man kann nicht alles haben.“
Augenscheinlich glaubt er kein Wort, spottet stattdessen über Maiks vermeintliche Prahlerei und versucht ihn lächerlich zu machen. Aber da klopft es an der Tür, und Schuldirektor Voormann, hinter dem zwei Polizisten warten, fordert Maik Klingenberg zum Mitkommen auf. Die Beamten ermitteln in einem neuen Fall von Autodiebstahl. Maik weist sie darauf hin, dass Tschick in Bleyen-Genschmar sei und er zur fraglichen Zeit nachweisbar im Behindertenheim gearbeitet habe.
Einige Zeit später wird Maik ins Schulsekretariat gerufen. Dort ist ein Brief für ihn angekommen. Absender: „Anselm Wail, Auf dem hohen Berg“. Isa ist wieder in Berlin, will ihm die 30 Euro zurückgeben und ihn an der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz treffen.
Während Maiks Vater sich mit Mona nach einer neuen Wohnung umschaut, wirft die Mutter, die auch nach der letzten Entziehungskur wieder zu trinken angefangen hat, Topfpflanzen, Kissen und Sessel in den Pool. Maik hilft ihr, auch eine Couch hinein zu kippen. Nachbarn rufen die Polizei. Da springen Mutter und Sohn ins Wasser.
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Ich dachte, dass es Schlimmeres gab als eine Alkoholikerin als Mutter. Ich dachte daran, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis ich Tschick in seinem Heim besuchen konnte, und ich dachte an Isas Brief […] Ich dachte, dass ich das alles ohne Tschick nie erlebt hätte in diesem Sommer und dass es ein toller Sommer gewesen war, der beste Sommer von allen, und an all das dachte ich, während wir da die Luft anhielten und durch das silberne Schillern und die Blasen hindurch nach oben guckten, wo sich zwei Uniformen ratlos über die Wasseroberfläche beugten und in einer stummen, fernen Sprache miteinander redeten, in einer anderen Welt – und ich freue mich wahnsinnig. Weil, man kann zwar nicht ewig die Luft anhalten. Aber doch ziemlich lange.
„Tschick“ ist ein auch für Erwachsene geeigneter Jugendroman von Wolfgang Herrndorf, eine Mischung aus Road Novel und Abenteuergeschichte, Episodenroman und Coming-of-Age-Story. Zwanglos dreht er sich um Themen wie Liebe und Sexualität, Freundschaft und Ausgegrenztheit, Minderwertigkeitsgefühle und Einsamkeit, Abenteuerlust und Erwachsenwerden. Hin und wieder erinnert „Tschick“ an „Die Leiden des jungen Werther“, „Aus dem Leben eines Taugenichts“, „Huckleberry Finns Abenteuer“, „Der Fänger im Roggen“ und „Crazy“.
Erzählt wird die pikareske Geschichte zwar in der dritten Person Singular, aber konsequent aus Maiks Perspektive. Dementsprechend hat Wolfgang Herrndorf dafür eine Kunstsprache entwickelt, die vom Jugendjargon inspiriert ist, ohne ihn zu imitieren. In den ersten vier Kapiteln nimmt Wolfgang Herrndorf das Ende vorweg und bildet auf diese Weise einen Rahmen. Ab dem fünften Kapitel folgen die Episoden chronologisch aufeinander, bis zwischen dem 44. und 45. Kapitel die Anfangssequenz ausgespart wird und die letzten fünf Kapitel zeitlich darüber hinausgehen.
Wolfgang Herrndorf (1965 – 2013) wurde u. a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (2011), dem Clemens-Brentano-Preis (2011) und dem Hans-Fallada-Preis (2012) ausgezeichnet.
Den Roman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Hanno Koffler (Bearbeitung: Lena Lindenbauer, Regie: Vera Teichmann, Berlin 2010, 297 Minuten, ISBN 978-3-8398-4012-2).
Robert Koall schrieb eine Theaterfassung von „Tschick“, die am 19. November 2011 unter der Regie von Jan Gehler am Staatsschauspiel Dresden uraufgeführt wurde. Das Theaterstück war in der Spielzeit 2014/15 mit 1156 Aufführungen in 52 Inszenierungen das in Deutschland am häufigsten gespielte (Quelle: Süddeutsche Zeitung, 10. August 2016).
Fatih Akin verfilmte den Roman von Wolfgang Herrndorf: „Tschick“.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2012 / 2016
Textauszüge: © Rowohlt Berlin Verlag
Fatih Akin: Tschick
Wolfgang Herrndorf: Sand
Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe