Der Chinese

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Der Chinese

Originaltitel: Der Chinese – Regie: Peter Keglevic – Drehbuch: Léonie-Claire Breinersdorfer, Fred Breinersdorfer – Kamera: Alexander Fischerkoesen – Schnitt: Moune Barius – Musik: Jürgen Ecke – Darsteller: Suzanne von Borsody, Michael Nyqvist, Claudia Michelsen, Amy Cheng, James Taenaka, Joachim Bißmeier, Roeland Wiesnekker, Ee Ping Hin Derrick, August Schmölzer, Karlheinz Hackl, Nicole Beutler, Franziska Weisz, Martin Loos, Peter Benedict, Katja Weitzenböck u.a. – 2011; 180 Minuten

Inhaltsangabe

Bei einem Massaker in dem schwedischen Weiler Hesjövallen werden die Eltern und alle anderen 17 Verwandten der Richterin Birgitta Roslin ermordet. Während die Polizei einen vorbestraften Drogenabhängigen für den Täter hält, kommt Birgitta einem Chinesen auf die Spur, der offenbar auch in Nevada vier Verwandte tötete und nun hinter ihr her ist. Um Haaresbreite entgeht sie einem Mordanschlag. Trotz des Risikos folgt sie dem Verdächtigen nach Kanton ...
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Kritik

Bei "Der Chinese" handelt sich sich um eine aufwendige, aber nicht ganz überzeugende Verfilmung eines Politthrillers von Henning Mankell durch Peter Keglevic. Zu den Pluspunkten gehört die schauspielerische Leistung von Suzanne von Borsody.
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Ein Mann mit einer Kamera (Christoph Moosbrugger) streift durch den schwedischen Weiler Hesjövallen. Als er in eines der Häuser hineingeht, deren Türen nicht verschlossen sind, stößt er auf eine Leiche. Erschrocken rennt er zu seinem Auto, rast los – und kollidiert mit einem Holztransporter. Er ist sofort tot.

Die Polizisten Maja und Jens (Franziska Weisz, Martin Loos) stoßen in allen acht Häusern von Hesjövallen auf Leichen. Kommissarin Vivi Sundberg (Claudia Michelsen) übernimmt die Ermittlungen. 19 Dorfbewohner wurden ermordet, vermutlich mit einem Schwert. Nur eine demente alte Frau und der drogensüchtige Arbeitslose Erik Valfriedson (Peter Benedict) haben das Massaker überlebt.

Erik Valfriedson wird festgenommen. Die Polizei hält den Vorbestraften für den Täter.

Durch die Medien erfährt auch die Richterin Birgitta Roslin (Suzanne von Borsody) in Stockholm von dem Massenmord. Sie wuchs in Hesjövallen auf, und ihre Eltern Sven und Oda Andrén haben den Ort nie verlassen. Weil Vivi Sundberg ihr am Telefon keine Auskunft gibt, fährt Birgitta besorgt nach Hesjövallen. Dort wird ihre Befürchtung, dass ihre Eltern unter den Ermordeten sind, zur Gewissheit. Der Mörder hat nur die beiden Dorfbewohner verschont, die nicht mit den Andréns verwandt sind.

Birgitta trauert um ihre Eltern und die anderen Verwandten. Sie wirft sich vor, schon lange nicht mehr in ihrem Heimatdorf gewesen zu sein und bedauert, dass ihr Verhältnis zu den streng gläubigen Eltern seit einer Abtreibung, die sie als Studentin durchführen ließ, gestört war. Sie ist nun die einzige Nachfahrin der Familie Andrén in Europa. Den Namen Roslin übernahm sie vor 19 Jahren bei der Eheschließung. Ihr Mann Staffan (Michael Nyqvist) arbeitet als Zugschaffner. Kurz bevor sie von dem Massaker in Hesjövallen erfuhr, zog er aus. Sie haben die Scheidung eingereicht.

Weil die Medienvertreter fast alle Hotelzimmer in der Nähe von Hesjövallen belegt haben, bleibt Birgitta nichts anderes übrig, als sich in Sture Hermanssons (August Schmölzer) schäbigem Gasthaus in Hudiksvall einzuquartieren.

Als die Spurensicherung abgeschlossen ist, lässt die Kommissarin die Richterin in deren Elternhaus. Sie soll sich dort umschauen. Auf einer Kommode stehen Fotos. Zwei davon wurden aus den Rahmen entfernt. Birgitta weiß, dass sie auf beiden abgebildet ist. Offenbar hat der Mörder ihr Bild mitgenommen und beabsichtigt, auch sie zu töten. Birgitta entdeckt Briefe, die ein Jan Andrén (Roeland Wiesnekker) in den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts schrieb. Er war als Aufseher beim Eisenbahnbau in Nevada beschäftigt und schilderte, wie er die von ihm verachteten chinesischen Zwangsarbeiter dazu brachte, ihre ganze Kraft einzusetzen. Seine brutalen Maßnahmen hielt er für notwendig und gerechtfertigt.

Während die Polizei versucht, Erik Valfriedson das Massaker nachzuweisen, folgt Birgitta der Spur eines abgeschnittenen roten Bandes, das bei einer Leiche gefunden wurde. An einer Lampe in einem chinesischen Restaurant gegenüber dem Gasthaus in Hudiksvall, in dem sie abgestiegen ist, entdeckt sie das Gegenstück und erfährt, dass an dem Abend vor der Nacht, in der das Massaker in Hesjövallen stattfand, ein Chinese an dem entsprechenden Tisch saß. Er soll ein Zimmer im Gasthaus gehabt haben. Sture Hermansson, der Birgitta für eine Journalistin hält, verweigert ihr eine Antwort auf die Frage, ob ein Chinese bei ihm gewohnt habe.

Immerhin lässt er sie an den Computer in der Eingangshalle. Als Birgitta nach „Andrén“ und „Nevada“ googelt, findet sie heraus, dass vor einiger Zeit alle vier in Nevada lebenden Andréns mit einem Schwert ermordet wurden. Sie ruft Sheriff John J. Rogersen (Peter Gilbert Cotton) in Reno an und erkundigt sich nach Einzelheiten. Offenbar ging der Mörder in Nevada genauso vor wie in Hesjövallen.

Inzwischen bat Birgitta ihre Mitarbeiterin Swantje (Nicole Beutler) in Stockholm, Erkundigungen über den Wirt Sture Hermansson einzuholen. Sie weiß jetzt, dass er vorbestraft und nur auf Bewährung frei ist. Nachdem sie gesehen hat, wie er einer Prostituierten und deren Freier einen Zimmerschlüssel aushändigte und seine Bewährungsauflagen verletzte, setzt sie ihn unter Druck. Er zeigt ihr die Eintragung des Chinesen im Gästebuch. Der Mann nannte sich Wang Liu (Derrick Ee Ping Hin) und verbrachte nur eine Nacht hier: die Mordnacht.

Als Birgitta in ihrem Zimmer eine versteckte Minikamera entdeckt, begreift sie, dass Hermannsson ein Spanner ist und die Prostituierten heimlich bei ihrer Arbeit filmt. Sie reißt die Kamera heraus, geht zu ihm hinunter und droht ihm mit einer Anzeige. Damit erpresst sie ihn, ihr das Video der Überwachungskamera aus dem Zimmer des Chinesen zu übergeben.

Birgitta teilt der Kommissarin mit, was sie herausgefunden hat und bietet ihr auch das Video an. Zugleich bittet sie um Polizeischutz, denn sie weiß, dass der Chinese auch sie töten will. Vivi Sundberg geht dem Hinweis jedoch nicht nach. Sie ist überzeugt, den Mörder bereits gefunden zu haben: Erik Valfriedson, der inzwischen auch ein Geständnis ablegte.

Als Birgitta die Hotelrechnung bezahlen will, ist Sture Hermansson nicht an der Rezeption, und er kommt auch nicht, als sie nach ihm ruft. Verunsichert nimmt sie den Revolver an sich, den sie in einer Schublade an der Rezeption findet, geht in ihr Zimmer hinauf und packt ihre Sachen. Sie ahnt nicht, dass der Chinese den Hotelier im Hinterzimmer gefesselt und geknebelt hat, nun eine brennende Zigarette aufs Bett wirft und sie mit einem Schwert am Fuß der Treppe erwartet.

Als sie ihn erblickt, schießt sie auf ihn, rennt zurück und verbarrikadiert sich in ihrem Zimmer. Aber er zertrümmert die Türe. Birgitta springt aus dem Fenster.

Mit einer Rauchgasvergiftung, einer Gehirnerschütterung, einem gebrochenen Arm und ein paar kleineren Verletzungen wird sie ins Krankenhaus gebracht.

Das Hotel brennt nieder. In den Resten wird Sture Hermanssons verkohlte Leiche gefunden.

Vivi Sundberg besucht die Verletzte im Krankenhaus. Birgitta berichtet ihr von dem Chinesen, der sie mit einem Schwert töten wollte, aber das hält die Kommissarin für ein Hirngespinst. Die Polizei geht davon aus, dass Hermannsson mit einer brennenden Zigarette auf dem Bett einschlief und so den Brand auslöste.

Kurz darauf widerruft Erik Valfriedson sein Geständnis, schneidet sich in der Gefängniszelle die Pulsadern auf und verblutet [Suizid].

Durch ein Telefongespräch mit dem Sheriff in Reno findet Birgitta heraus, dass Wang Liu auch in Nevada als Mörder verdächtigt wird. Der Chinese reiste mit einem Visum aus Kanton ein. Inzwischen hat die amerikanische Polizei ein Rechtshilfeersuchen nach China geschickt. Dem schließt sich nun auch die schwedische an.

Weil jedoch in absehbarer Zeit nicht mit einer Reaktion darauf zu rechnen ist, fliegt Birgitta selbst nach China.

Bei der Ankunft in der Millionenstadt Kanton wird Birgitta von dem aus Schweden stammenden, aber seit langem in China lebenden Sinologie-Professor Ingmar Lund (Joachim Bißmeier) angesprochen. Er gibt ihr seine Karte und bringt sie zu einem Taxi.

Nachdem sie im Hotel eingecheckt hat, setzt Birgitta sich in ein Straßencafé. Dem kleinen Jungen, der ihr die bestellte Tasse Kaffee bringt, fällt das Foto auf, das sie vor sich liegen hat. Es stammt aus dem Video der Überwachungskamera von Sture Hermannsson und zeigt Wang Liu. Aufgeregt deutet der Junge auf ein in der Nähe haltendes Auto, aus dem jemand aussteigt. „Das ist der Mann!“, ruft das Kind. Tatsächlich handelt es sich um Wang Liu. Er betritt die Hauptverwaltung eines chinesischen Finanzkonzerns.

Als Zuschauer erfahren wir, dass es sich bei ihm um den Sicherheitschef des Unternehmens handelt. Das Team verfügt über moderne Überwachungstechniken. Die Männer haben Birgittas Handy geortet und verfolgen ihre Bewegungen auf einem Stadtplan. Außerdem haben sie Zugang zu den überall in der Stadt angebrachten Überwachungskameras.

Auf der Straße reißt ein Junge Birgitta die Handtasche weg. Sie läuft ihm nach. Ein junger, gut gekleideter Mann tritt auf sie zu und hält ihr die Handtasche hin. Er gibt sich hilfsbereit und statt ihr den Weg zur nächsten U-Bahn-Station zu erklären, schlägt er ihr vor, sie mit dem Auto zu ihrem Hotel zu bringen. Während der Fahrt fällt Birgitta am Armaturenbrett des Wagens das Emblem des Konzerns auf, für den Wang Liu augenscheinlich arbeitet. Sie sitzt im Fond der von einem Chauffeur gelenkten Limousine. Vorsichtig probiert sie, ob sich die Türe öffnen lässt. Sie ist verriegelt. Ebenso das Fenster. Als der Wagen an einer Kreuzung anhält, zertrümmert Birgitte mit ihrem Gipsarm die Scheibe, greift an den äußeren Türgriff und flüchtet. Ihre Handtasche muss sie zurücklassen, aber sie entkommt ihren Entführern.

Das schwedische Konsulat ist geschlossen, und bei der für Ausländer zuständigen Polizei wird sie mit ihrer Anzeige auf den nächsten Tag vertröstet.

Auf ihrem Kopfkissen im Hotelzimmer liegt das Foto des Chinesen. Wer hat es hingelegt? Angsterfüllt ruft sie Staffan an und erzählt ihm, was geschehen ist.

Eine elegante Chinesin bringt ihr die Handtasche mit den Papieren ins Hotel. Nur das Geld fehlt. Die Dame heißt Qiu Hong (Amy Cheng). Es handelt sich bei ihr um ein einflussreiches Parteimitglied, und sie ist für die Sicherheit in Kanton zuständig. Als sie das Foto auf dem Kopfkissen sieht, nimmt sie es weg und steckt es ein. Offenbar kennt sie Wang Liu. Sie rät Birgitta, die SIM-Karte aus ihrem Handy zu entfernen und sich ein Prepaid-Handy anzuschaffen, damit sie nicht geortet werden kann. Offenbar hält sie die schwedische Richterin für gefährdet, denn sie postiert drei Leibwächter vor der Türe des Hotelzimmers.

Am anderen Morgen frühstückt sie mit Birgitta und erkundigt sich nach dem Grund ihrer Reise. Birgitta berichtet ihr von den 23 Morden in Schweden und Nevada. Sie stellt klar, dass sie nicht bereit sei, in China als Zeugin gegen den Mörder auszusagen, weil sie die im Fall einer Verurteilung zu erwartende Todesstrafe grundsätzlich ablehnt. Qiu Hong begreift nicht, dass jemand dem Mörder ihrer Eltern und anderer Verwandter unter Lebensgefahr um die halbe Erde nachreist und sich dann nicht an seiner gerichtlichen Verurteilung zum Tod beteiligen möchte. Belehrungen aus westlicher Sicht lehnt sie ab. Bevor sie sich verabschiedet, stellt sie außer den Wachen ihre Assistentin Huei Ru (Heng-yin Chuo) für den Schutz der Schwedin ab.

Unerwartet kommt Staffan nach Kanton, um seiner Ex-Frau beizustehen.

Am nächsten Morgen schläft er noch, als Birgitta zu Professor Ingmar Lund fährt und sich bei ihm über die beim Eisenbahnbau in den USA eingesetzten chinesischen Zwangsarbeiter erkundigt. Er erklärt ihr auch, wie wichtig die Familie für Chinesen ist.

Birgitta fährt in Begleitung Staffans zu einem Arzt und lässt sich den Gips abmachen. Als sie aus der Praxis kommen, sind die Bodyguards fort. Auf einer Fußgängerbrücke kommt ihnen Wang Liu entgegen. Er greift sie an und prügelt mit einem Schwert, das er allerdings noch in der Scheide lässt, auf Staffan ein. Dann zieht er die Klinge heraus und stürzt sich auf Birgitta. Aber bevor er zustechen kann, tötet Huei Ru ihn mit einem Kopfschuss.

Die Chinesin bringt das Paar in ein anderes Hotel. Als Birgitta und Staffan dort auf die Sicherheitsbeauftragte warten, fällt ihr Blick auf das Titelblatt einer Illustrierten. Darauf sind Qiu Hong und Ya Ru (James Taenaka) abgebildet. Bei ihm handelt es sich um den Chef des Konzerns, vor dessen Hauptverwaltung Wang Liu aus dem Auto stieg, während Birgitta im Café saß. Es bleibt jedoch keine Zeit, um darüber nachzudenken, was Qiu Hong und Ya Ru miteinander zu tun haben, denn in diesem Augenblick kommt die Sicherheitsbeauftragte herein.

Ya Ru ist ihr Bruder. Er hat seinen Sicherheitschef Wang Liu beauftragt, alle noch lebenden Mitglieder der Familie Andrén zu töten. Damit will er seine von Jan Andrén beim Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert in den USA terrorisierten Vorfahren rächen und die Familienehre endlich wieder herstellen. Jan Andrén zwang die chinesischen Hilfskräfte, bis zur Erschöpfung zu arbeiten. Als einer von ihnen nicht mehr konnte, kam es zu einem tödlichen Unfall. Der Bruder des Toten musste es mit ansehen. Als er nach fünf Jahren Zwangsarbeit freigelassen werden sollte, forderte Jan Andrén ihn auf, zum christlichen Gott zu beten. Der Chinese weigerte sich. Daraufhin schlug Jan Andrén ihn halb tot und sperrte ihn in einen Schweinestall. Einige Zeit später tauchte die Ehefrau des Mannes mit dem kleinen Sohn auf und fragte nach dem Vermissten. Jan Andrén vergewaltigte und ermordete sie. Der kleine Junge, der das alles mitbekam, gab als Erwachsener den Hass auf den Mörder an seine Kinder weiter, und über die Generationen hinweg glaubt Ya Ru nun, es sei seine Pflicht, dessen Nachkommen zu töten. Vergeblich versuchte Qiu Hong, ihn davon abzubringen.

Nachdem sie Birgitta und Staffan die Zusammenhänge erklärt hat, versucht sie ihnen begreiflich zu machen, dass sie ihren Bruder vor der Todesstrafe bewahren will. Ya Ru soll zwar für die von ihm begangenen Wirtschaftsverbrechen zur Rechenschaft gezogen und zu einer Haftstrafe verurteilt werden, aber Qiu Hong möchte vertuschen, dass er Wang Liu aus falsch verstandenem Pflichtgefühl beauftragte, zwei Dutzend Menschen zu ermorden. Weil Birgitta und Staffan nicht bereit sind, über die Massaker zu schweigen, gibt Qiu Hong ihnen Bedenkzeit. Bis zur nächsten Unterredung stehen sie im Hotel unter Arrest.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Wang Liu versichert ihrem Bruder, sie werde ihn vor der Todesstrafe bewahren. Allerdings müsse sie ihn wegen seiner wirtschaftlichen Straftaten vor Gericht bringen. Als sie nach dem Gespräch in einem der oberen Geschosse des Hochhauses seines Konzerns den Lift benutzt, stürzt der Fahrstuhl ab, und sie kommt ums Leben.

Sobald Birgitta und Staffan beobachten, dass die Wachen abgezogen wurden, fliehen sie aus dem Hotel zum Flughafen. Ungehindert besorgt Staffan zwei Tickets nach Schweden.

Aber Ya Ru sorgt dafür, dass Birgitta aus der Maschine heraus verhaftet wird.

Während der polizeilichen Vernehmung im Flughafen lässt sie sich zur Toilette bringen, und es gelingt ihr, hinter anderen Frauen versteckt unbemerkt an der Bewacherin vorbeizukommen. Mit einem Taxi fährt sie zu Ingmar Lund. Er und seine Frau sind tot. Sie wurden mit Kopfschüssen getötet.

Birgitta starrt die beiden Leichen an. Da kommt Ya Ru mit einem Schwert in der Hand herein. Sie greift nach dem Revolver, den sie vor sich liegen sieht, richtet ihn auf den Chinesen und drückt ab. Aber die Waffe ist ungeladen. Spöttisch lächelnd wirft Ya Ru die Patronen auf den Boden, die er zuvor herausgenommen hat. Birgitta kniet sich hin. Ohne dass Ya Ru es mitbekommt, schiebt sie eine der Patronen in die Revolvertrommel, und als er mit dem Schwert ausholt, tötet sie ihn.

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Fred Breinersdorfer und seine Tochter Léonie-Claire Breinersdorfer haben den 2008 von Henning Mankell veröffentlichten Roman „Der Chinese“ für einen zweiteiligen Fernsehfilm adaptiert. Bei der Romanvorlage handelt es sich um einen (nicht besonders tiefschürfenden) Politthriller über den Kolonialismus und das moderne, längst nicht mehr kommunistische China, das die Ideale linker Jugendlicher Ende der Sechzigerjahre verraten hat. Bei der Verfilmung treten die politischen Aspekte und die Kritik an gesellschaftlichen Missständen in den Hintergrund. Peter Keglevic setzt stattdessen auf Splattereffekte und Spannung. Dementsprechend intensiv veranschaulicht er das Massaker. Selbst als die Protagonistin sich später in ihrem Elternhaus umsieht, begnügt er sich nicht mit einem großen Blutfleck an einem Polstersessel, sondern schneidet Flashbacks ein, Erinnerungen an die blutüberströmten Mordopfer, die Birgitta Roslin gar nicht haben kann, weil sie nicht ins Haus durfte, solange die Toten noch da waren.

Im Zentrum seines aufwendig inszenierten Films „Der Chinese“ steht die von Suzanne von Borsody eindrucksvoll verkörperte schwedische Richterin Birgitta Roslin, eine starke Frau, die den lebensgefährlichen Versuch unternimmt, den Mörder ihrer Eltern und all ihrer übrigen Verwandten zu stellen. Suzanne von Borsody, aus deren Perspektive die meisten Teile des Films erzählt werden, trägt denn auch den drei Stunden langen Film.

Unplausibel ist allerdings, dass sie nach einer Minute Googeln mehr als die Polizei weiß, die den Falschen verhaftet hat und die Hinweise der Richterin als Hirngespinste abtut. Henning Mankell erklärt in seinem Buch, warum die Richterin mit einem Zugschaffner verheiratet ist (Staffan Roslin war Rechtsanwalt und gab seine Zulassung nach einem Burn-out zurück). Wer den Roman „Der Chinese“ nicht gelesen hat, wird sich in Peter Keglevics Film darüber wundern, denn die Erklärung fehlt hier. Abstrus wirkt es, wenn Birgitta Roslin sich in der Millionenstadt Kanton in ein Straßencafé setzt und just in diesem Augenblick der gesuchte Massenmörder vor ihren Augen aus einem Auto steigt. Das ist ein bisschen viel Zufall.

Im Roman „Der Chinese“ ist lange Zeit kein Zusammenhang zwischen dem Massaker und den kriminellen Machenschaften des chinesischen Unternehmers Ya Ru erkennbar. Für die Verfilmung gilt das noch mehr.

Zu den Pluspunkten zählen neben den schauspielerischen Leistungen vor allem von Suzanne von Borsody, aber auch von August Schmölzer, dass Alexander Fischerkoesen mit der Kamera nah an die Gesichter herangeht und das Mienenspiel der Figuren zeigt.

Der in den USA spielende Handlungsstrang bezieht sich auf den Eisenbahnbau quer über den nordamerikanischen Kontinent. 1863 begannen Union Pacific Railroad und Central Pacific Railroad von Omaha/Nebraska und Sacramento/Kalifornien mit der Verlegung der Gleise. Als Hilfskräfte wurden bis zu 11 000 Chinesen eingesetzt. Viele von ihnen kamen dabei ums Leben. Die beiden Teilstrecken wurden am 10. Mai 1869 in Promontory Summit in Utah miteinander verbunden.

Michael Lott synchronisierte Michael Nyqvist in der Rolle von Staffan Roslin.

Die Dreharbeiten dauerten vom 26. April bis 27. Juli 2010. Sie fanden in Österreich, Schweden und Taiwan statt.

Erstmals zu sehen war „Der Chinese“ am 25. Juni 2011 beim Filmfest München. Seit 23. Dezember 2011 gibt es ihn auf DVD. Im österreichischen Fernsehen lief „Der Chinese“ erstmals am 30. Dezember 2011. Das deutsche Fernsehen (MDR) folgte erst am 21. September 2013.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013

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