Stephen King : Shining

Shining
Originalausgabe: The Shining Doubleday, New York 1977 Shining Übersetzung: Harro Christensen Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch Gladbach 1985
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Ein Schriftsteller, der ungestört an einem Stück arbeiten möchte, zieht mit seiner Frau und seinem fünf Jahre alten Sohn als Hausmeister in ein im Winter geschlossenes Berghotel, das monatelang eingeschneit sein wird. Dass einer seiner Vorgänger in der Abgeschiedenheit verrückt wurde und seine Frau, seine beiden Töchter und sich selbst tötete, weiß er ...
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Kritik

Stephen King kommt in "Shining" mit verhältnismäßig wenig Schock- und Horrorelementen aus. Die Beklemmung entsteht aus dem klaustrophoben Szenario sowie der eingehenden, ideenreichen, subtilen und vielschichtigen Schilderung der Charaktere und der psychologischen Entwicklung.
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Mark Antony Torrance war Pfleger im Gemeindehospital von Berlin, North Dakota. Als sein jüngster Sohn Jack neun Jahre alt war, schlug Mark seine Frau während des Essens ohne erkennbaren Anlass mit seinem Gehstock krankenhausreif. Jacks Bruder Mike rief den Arzt. Dem erzählte Mark Torrance, seine Frau sei auf der Treppe gestürzt. Aber der Arzt fragte grinsend, ob dabei auch die Brille der Verletzten in den Kartoffelbrei geraten sei. Im Krankenhaus bestätigte Jacks Mutter die Behauptung ihres Mannes.

Am College verliebte Jack sich in seine Kommilitonin Winnifred („Wendy“). Sie heirateten. Nach der Geburt ihres Sohnes Daniel („Danny“) wurde Jack alkoholkrank. Als Danny drei Jahre alt war, wurde er von seinem Vater im Arbeitszimmer erwischt, wo er die Seiten eines Romanmanuskripts über den Boden verteilt und mit Dosenbier begossen hatte. Da verlor Jack Torrance die Beherrschung und packte Danny so brutal am Arm, dass der Knochen brach.

Drei Monate später war Jack wieder einmal mit seinem Freund Albert („Al“) Shockley, dem einzigen Sohn des Stahlbarons Arthur Longley Shockley, auf einer Sauftour. Bei der Heimfahrt saß Al am Steuer seines Jaguars. Plötzlich krachte es: Sie hatten mit dem Kotflügel ein Kinderfahrrad erfasst. Al hielt an, und sie suchten stundenlang im Dunkeln nach einem toten oder verletzten Kind, fanden jedoch nichts. Nach diesem Schock beschlossen Al und Jack, nie wieder einen Tropfen Alkohol zu trinken.

Bereits ein halbes Jahr bevor Jack seinem Sohn den Arm brach, hatte Wendy die Scheidung erwogen. Zur Zeit des Unfalls, von dem sie nichts wusste, sprach sie Jack darauf an. Statt auszurasten, bat er sie nur leise um eine Woche Aufschub für die entscheidende Unterredung. In dieser Zeit roch er kein einziges Mal nach Alkohol – und sie erwähnten das Thema Scheidung nicht mehr.

Kurz darauf verschaffte Al seinem Freund einen Job als Englischlehrer an der Stovington Akademie. In dem von Jack geleiteten Debattier-Kurs war auch ein Sechzehnjähriger namens George Hatfield, dessen Vater darauf bestanden hatte, dass er daran teilnahm, obwohl er stotterte. Einmal – Jack war seit zwei Monaten trocken – beschwerte George sich bei seinem Lehrer, er habe ihm für seine Ausführungen weniger Zeit als den anderen eingeräumt und heimlich die Uhr verstellt. Jack versicherte, nichts manipuliert zu haben, und das entsprach auch den Tatsachen, aber George hielt an seiner Behauptung fest, und Jack warf ihn nach einer Woche aus dem Kurs. Eine weitere Woche später ertappte er George mit einem Jagdmesser auf dem Parkplatz: Der Junge hatte ihm bereits die Hinterreifen zerstochen und machte sich gerade an den Vorderreifen zu schaffen. Als Jack auftauchte, riss George sein Messer hoch und warnte ihn, näherzukommen. Da verlor der Lehrer die Beherrschung. Als er wieder zu sich kam, hielt ihn eine Kollegin am Arm und kreischte, er solle aufhören, er bringe den Schüler ja um. – Nach diesem Vorfall wurde Jack Torrance entlassen.

Er zog mit seiner Familie von Vermont nach Boulder, Colorado. Als Jack nach dem Umzug vergeblich einen Koffer mit einem Manuskript suchte, sagte Danny ihm, wo dieser im Keller zu finden sei. Natürlich verdächtigten die Eltern ihren Sohn daraufhin, verbotenerweise im Keller gewesen zu sein, aber Danny verwies auf die verschlossene Kellertür und erklärte: „Tony hat es mir gezeigt.“ Tony existierte nur in Dannys Fantasie; seit dem Umzug glaubte er, ihn hin und wieder zu sehen. In Boulder gab es keine anderen Kinder in der Nachbarschaft, und Danny blieb viel allein. Wegen seiner Halluzinationen befürchtet er, in eine Irrenanstalt gesperrt zu werden wie der Vater eines Jungen im Kindergarten, von dem es geheißen hatte, er sei fortgeschafft worden, weil er nicht alle Tassen im Schrank gehabt habe. Danny malt sich die schreckliche Szene aus:

„Hallo? Hier spricht Jack Torrance, 149, Mapleline Way. Mein Sohn hier kann nicht aufhören zu weinen. Bitte schicken Sie DIE MÄNNER MIT DEN WEISSEN KITTELN, damit sie ihn ins Sanatorium bringen. Ganz recht, er hat NICHT ALLE TASSEN IM SCHRANK.“ (Seite 210)

Nach der Entlassung aus Stovington bewirbt Jack Torrance sich auf Empfehlung von Al Shockley bei Stuart Ullman, dem Manager des Overlook Hotels in den Bergen von Colorado. Der stellt ihn nur ein, weil Shockley einen beträchtlichen Anteil an dem Hotelunternehmen besitzt. Das Hotel mit 110 Gästezimmern und ebenso vielen Angestellten bleibt jeweils vom 1. Oktober bis 14. Mai geschlossen. Von Ende Oktober bis in den April hinein sind die Straßen zu der 40 Meilen entfernten nächstgelegenen Stadt – Sidewinder – zugeschneit und unpassierbar. Bis auf Jack und seine Familie verlassen am 30. September auch alle Angestellten das Hotel. Jacks Aufgabe ist es, den Druck im Heizkessel zu regeln und die verschiedenen Trakte im täglichen Wechsel zu beheizen, damit keine Leitungen einfrieren. Die Zeit will er nutzen, um ungestört an einem Theaterstück zu arbeiten. Alkohol hat er seit vierzehn Monaten nicht mehr getrunken.

Der fest angestellte Hausmeister Watson – der im Winter auch nicht da ist – führt Jack herum und rät ihm, den Kesseldruck mehrmals am Tag zu kontrollieren, denn die Heizanlage sei alt und bei überhöhtem Druck bestehe Explosionsgefahr. Zwischendurch erzählt Watson von einem Skandal, der sich vor einiger Zeit im Hotel zutrug: Die sechzigjährige Ehefrau eines New Yorker Rechtsanwalts – „ihr Haar war so rot gefärbt wie ’ne Nuttenfunzel“ (Seite 29) – war mit einem höchstens siebzehn Jahre alten Liebhaber angereist.

Sie waren vielleicht zehn Tage hier, und jeden Abend dasselbe: Sie hockten sich von fünf bis sieben in die Colorado Lounge, und sie lutscht die Cocktails weg, als würden sie ab morgen verboten, während er sich die ganze Zeit an einer Flasche Selter festhält […] Nach ein paar Tagen sah man, dass ihm das Grinsen immer schwerer fiel, und Gott weiß, was er sich alles ausdenken musste, um sein Gerät abends für die Alte flottzukriegen. Ja, und dann gingen sie essen. Das heißt, nur er ging, und sie torkelte, besoffen wie ein Wasserhuhn. (Seite 29f)

Schließlich fuhr der Junge in Mrs Masseys – so lautete ihr Name – Porsche fort und kehrte nicht zurück. Daraufhin schluckte sie nach dem letzten Schnaps dreißig Schlaftabletten und legte sich in die Badewanne. Den Arzt, der den Tod feststellte, überredete Ullman, als Todesursache „Herzschlag“ anzugeben, und es gelang dem Manager, den Skandal aus den Schlagzeilen herauszuhalten. Als das Stubenmädchen Delores Vickery eine Woche später in Zimmer 217 sauber machte, schrie es plötzlich laut auf und fiel in Ohnmacht. Weil die Dreiundzwanzigjährige nicht nur Kolleginnen, sondern auch Gästen gegenüber behauptete, die tote Mrs Massey nackt in der Badewanne gesehen zu haben, warf Ullman sie hinaus.

Der sechzig Jahre alte schwarze Küchenchef Richard („Dick“) Hallorann zeigt Wendy Torrance vor seiner Abreise nach Florida, wo die Vorräte gelagert sind, von denen die Familie sich ein halbes Jahr lang ernähren soll. Jack und Wendy wundern sich, als er ihren Sohn mit „Doc“ anspricht, wie sie das zu tun pflegen. Woher kennt er diesen Kosenamen?

Hallorann weiß, dass Danny das zweite Gesicht hat. In abgeschwächter Form hält er sich ebenfalls für hellsichtig. 1955 beispielsweise war er als Soldat in der Bundesrepublik Deutschland stationiert. Da wusste er plötzlich, dass sein Bruder Carl bei einem Zugunglück ums Leben gekommen war, und als er zu Hause anrief, bestätigte seine Mutter die Befürchtung. Dick Hallorann hält es nicht für gut, dass Danny den ganzen Winter im eingeschneiten Overlook Hotel leben soll. Er warnt Danny ausdrücklich davor, Zimmer 217 zu betreten und fordert ihn auf, telepathisch nach ihm zu rufen, sollte er Hilfe benötigen.

Drei Wochen nach der Übernahme des Jobs repariert Jack das Dach, während Wendy mit Danny nach Sidewinder gefahren ist, um Milch und anderes einzukaufen. Plötzlich wird er von einer Wespe gestochen, und als er nachsieht, entdeckt er unter den kaputten Dachziegeln ein großes Wespennest. Er besprüht es mit einem Insektenvernichtungsmittel, bevor er es vorsichtig vom Holz löst und die toten Wespen herausschüttet. Als Wendy und Danny zurückkommen, schenkt er das faszinierende Gebilde seinem Sohn, obwohl Wendy davon gar nicht begeistert ist. Prompt wird Danny einige Stunden später von drei Wespen in die Hand gestochen und fängt zu schreien an. Jack stülpt eine Glasschüssel über das Nest und erschlägt die drei Wespen. Als er nachsieht, wimmelt es unter der Schüssel von Wespen.

Er hatte die Wespen getötet, aber sie waren wiedergekommen. (Seite 146)

Er schiebt ein Brett unter die Schüssel, damit keine Wespen entweichen können und stellt alles zusammen ins Freie, wo die Tiere durch den Frost getötet werden. Am nächsten Tag verbrennt er das Nest. Die Herstellerfirma des Insektenvernichtungsmittels will er auf ein Schmerzensgeld verklagen, aber der Rechtsanwalt, an den er sich telefonisch wendet, hält die Erfolgschancen für zu gering und rät ihm davon ab.

Wendy freut sich, als sie beobachtet, dass Jack jeden Tag an seinem Manuskript arbeitet.

Bei einem seiner Rundgänge stößt Jack im Keller neben einem blutbeschmierten Bettlaken und einem aufgeschlitzten Teddybären auf eine Sammelmappe mit alten Abrechnungen, gedruckten Einladungen, Gästelisten und Zeitungsausschnitten über das Overlook Hotel. Es wurde 1907/08 von Robert Townley Watson erbaut. Einer der beiden Söhne Watsons kam während der Bauarbeiten durch einen Reitunfall ums Leben. Dann starb seine Frau an einer Grippe. Schließlich wuchs das Projekt Watson über den Kopf; er verkaufte das Hotel 1915 und endete zusammen mit seinem zweiten Sohn als Hausmeister. (Der Enkel des Hotelgründers wies Jack ein.) 1922, 1929 und 1936 wechselte das Hotel erneut den Besitzer, dann stand es leer, bis der Millionär, Erfinder, Pilot, Filmproduzent und Unternehmer Horace Derwent es übernahm, renovierte und am 29. August 1945 mit einem Maskenball neu eröffnete. 1952 verkaufte Derwent das Hotel an eine Gruppe kalifornischer Investoren, die von einem gewissen Charles Grondin vertreten wurden. Diese Gruppe betrieb das Hotel zwei Jahre lang. Anschließend wurde es von einer Firmengruppe „Mountain View Resorts“ aus Colorado übernommen, die 1957 bankrott ging. Einige Jahre stand das Overlook Hotel erneut leer, bis es 1962 von vier Schriftstellern gepachtet wurde, die hier Kurse für kreatives Schreiben veranstalteten. Nach einem Jahr stürzte einer der Kursteilnehmer im betrunkenen Zustand durch die Scheibe aus seinem Fenster im 3. Stock und erlag seinen Verletzungen. Am 10. April 1963 kaufte die Firmengruppe „High Country Investments“ aus Las Vegas das Hotel und richtete in dem Gebäude einen Club für reiche Geschäftsleute ein. Eine Zeitung vermutete im September 1964, dass der angebliche Club in Wirklichkeit ein Treffpunkt der amerikanischen Mafiabosse sei. Zwei Jahre später wurden in der Präsidentensuite drei Männer erschossen: Der Pate Vittorio Gienelli – „Vito der Hacker“ – und zwei seiner Freunde bzw. Leibwächter: Victor T. Boorman und Roger Macassi. 1967 erwarben die heutigen Besitzer das Overlook Hotel.

Jack setzt seine Recherchen in der öffentlichen Bibliothek von Sidewinder fort, denn statt des missratenen Bühnenstücks beabsichtigt er nun, ein Buch über das Overlook Hotel zu schreiben. Als Wendy ihn fragt, was er in der Bibliothek suche, wird er wütend und muss sich anstrengen, freundlich zu bleiben.

Sie schnüffelte ihm wieder hinterher. Sie horchte ihn aus und bohrte, wie sie es schon immer in Stovington getan hatte, als Danny noch ein Baby war. Wo gehst du hin, Jack? Wann kommst du wieder? Wieviel Geld hast du eingesteckt? Nimmst du den Wagen? Triffst du Al? Wird einer von euch nüchtern bleiben? (Seite 189)

Neuerdings wieder von Kopfschmerzen geplagt, beginnt Jack, Aspirin-Tabletten zu kauen wie früher nach durchzechten Nächten. Wendy bemerkt es mit Sorge.

Als Jack vor dem Wintereinbruch noch rasch die wie Hund, Löwe und Kaninchen geformten Heckenbüsche schneidet, glaubt er, die Tiere hätten sich bewegt. Er erschrickt, denn wenn es sich nicht um ein Delirium tremens handelt, kann es nur das Symptom einer Geisteskrankheit sein.

Aus dem CB-Funkgerät glaubt er, die Stimme seines Vaters zu hören, der ihn beschwört, seiner argwöhnischen Frau und seinem unfolgsamen Sohn zu zeigen, wer das Sagen hat. Wendy und Danny, so Mark Torrance, hielten Jack nur davon ab, ein berühmter Schriftsteller zu werden. Zornig schleudert Jack das Gerät auf den Boden, wo es zerbricht. Weil die Telefonleitungen durch den Schneefall bereits unterbrochen sind und erst nach der Schneeschmelze repariert werden können, bedeutet die Zerstörung des Funkgeräts, dass es keine Kommunikationsmöglichkeit mit der Außenwelt mehr gibt.

Das verbotene Zimmer 217 zieht Danny magisch an. Nachdem er bereits mehrmals an der Tür vorbeigestrichen ist, schließt er sie mit dem Hauptschlüssel auf. Im Zimmer ist nichts Besonderes, doch in der Badewanne mit Klauenfüßen liegt eine tote alte Frau, die sich aufsetzt, ihn bis zur Zimmertür verfolgt und ihn dort würgt, bis er sich befreien kann.

Als Wendy die Würgmale am Hals ihres Sohnes entdeckt, hält sie natürlich Jack für den Schuldigen und schreit ihn an, er solle das Kind nicht noch einmal anfassen.

Jack fühlt sich ungerecht behandelt.

Obwohl er weiß, dass die Bar in der Colorado Lounge vor dem Winter ausgeräumt wurde, hat er den Eindruck, dass volle Flaschen in den Regalen stehen, setzt sich seit neunzehn Monaten zum ersten Mal wieder an eine Theke und bestellt bei dem Barkeeper Lloyd zwanzig Martinis, die er der Reihe nach trinken möchte. Am 30. September verließen alle bis auf die Familie Torrance das Overlook Hotel, aber jetzt sieht Jack nicht nur Lloyd vor sich, sondern er hört auch, dass die Bar hinter ihm voller Gäste ist.

„Jack?“
Die Stimme klang ängstlich und zögernd.
Er war so erschrocken, dass er fast vom Barhocker gefallen wäre, als er herumfuhr. Wendy stand in der Tür und Danny hing in ihren Armen wie eine Wachspuppe aus einer Horror-Show. Jack hatte stark das Empfinden, dass hier eine Szene im Theater gestellt wurde […]
„Ich habe ihn nicht angefasst“, sagte Jack mit belegter Stimme. „Seit ich ihm den Arm gebrochen habe schon nicht mehr. Ich habe ihn nicht einmal geschlagen. Nie!“
„Jack, das spielt doch jetzt keine Rolle. Was …“
Es spielt eine Rolle!„, brüllte er und ließ krachend die Faust auf die Theke niedersausen, dass die Erdnussschale hochsprang.
Es spielt eine Rolle, verdammt noch mal, es spielt eine Rolle!
„Jack, wir müssen ihn aus den Bergen fortschaffen. Er ist …“ Danny bewegte sich in ihren Armen. Sein schlaffer, leerer Gesichtsausdruck brach auf wie Eis über einer Wasserfläche. Seine Lippen zuckten […] Er hob die Hände, als ob er sie sich vors Gesicht halten wollte, und ließ sie wieder sinken […] Und plötzlich schrie er […]
Jack!„, schrie sie entsetzt. „O Gott, Jack, was ist mit ihm los?
Er glitt vom Hocker, von der Hüfte abwärts wie gelähmt und erschrocken wie noch nie in seinem Leben. In welchem Loch hatte sein Sohn gestochert? In welchem dunklen Nest? Und was hatte ihn da gestochen? (Seite 256)

Wendy will mit ihrem Sohn fort. Jack versucht, ihr klarzumachen, dass er Danny nicht drei Tage lang durch den Schnee bis nach Sidewinder tragen könne, aber sie weist ihn ganz pragmatisch auf das Schneemobil im Geräteschuppen hin, und er geht hin, um es zu überprüfen.

Er hatte diese verdammten Schneemobile noch nie gemocht. Sie zerrissen die Kathedralenstille des Winters in Millionen knatternde Fragmente. Sie schreckten die Wildtiere auf. Sie stießen in ungeheuren blauen Schwaden einen alles verpestenden Qualm aus. (Seite 290)

Es wäre töricht, das Schneemobil zu zerstören, denn nach dem Ausfall des Telefons und des Funkgeräts stellt es die einzige mögliche Verbindung zur Außenwelt dar. Im Tank ist noch etwas Treibstoff, und in einer Schachtel findet Jack die passenden Zündkerzen. Nur die Batterie fehlt.

Er war froh darüber. Er war erleichtert. Ich habe getan, was ich konnte […] Das war’s also. Er musste es nur noch Wendy erzählen. (Seite 292)

Beim Hinausgehen stößt er neben der Tür des Schuppens auf die Batterie des Schneemobils. Da kehrt er um, reißt den Magnetzünder heraus und wirft ihn so weit wie möglich fort in den tiefen Schnee.

Mitten in der Nacht setzt sich plötzlich der Fahrstuhl in Bewegung, und man hört Partygeräusche. Jack zertrümmert die Scheibe der Kabine, greift hinein und bringt den Aufzug zum Stehen. Das sei bloß ein Kurzschluss gewesen, beruhigt er Wendy und Danny, aber seine Frau greift in den Lift und wirbelt Konfetti und Papierschlangen durch die Luft. „War das auch nur ein Kurzschluss?“, kreischt sie.

Panisch vor Angst denkt Danny am 1. Dezember an Dick Hallorann und konzentriert sich darauf, ihn um Hilfe zu rufen. Während einer Autofahrt in Florida zerreißt es Hallorann fast den Kopf.

!!!O DICK, O BITTE, BITTE, BITTE, BITTE, KOMM!!! (Seite 330)

Hallorann verliert die Kontrolle über den Wagen. Ein anderer Autofahrer kann gerade noch ausweichen, als Hallorann nach links von der Straße abkommt. Er telefoniert mit der Rocky Mountain National Park Authority in Colorado. Der Ranger erklärt ihm, er könne nicht auf einen bloßen Verdacht hin jemand zum Overlook Hotel schicken, denn alle Kollegen seien im Einsatz. Die Telefonleitung zum Hotel ist unterbrochen, und ein Funkkontakt lässt sich nicht herstellen. – Daraufhin bittet Hallorann den Manager des Hotels, in dem er als Koch tätig ist, trotz des Hochbetriebs um drei Tage Sonderurlaub.

Plötzlich schreckt Jack hoch: Vertieft in die alten Unterlagen, hat er vergessen, die Kesselanlage zu überprüfen. Der Druckmesser zeigt auf 210; bei 180 rechnete Watson bereits mit Explosionsgefahr. Jack fasst das Ventilrad an, dreht es jedoch nicht, sondern überlegt, dass Wendy im Fall seines Todes von der Lebensversicherung 40 000 Dollar erhalten würde, bei einem Unfalltod sogar das Doppelte. Würden Wendy und Danny noch rechtzeitig ins Freie kommen, wenn er den Kessel explodieren ließe? – Dann öffnet er das Ventil.

Jack setzt sich wieder zu Lloyd an die Bar. Diesmal trifft er dort auch Delbert Grady, seinen Vorgänger im Winter 1970/71. Grady war mit seiner Frau und seinen beiden sechs bzw. acht Jahre alten Töchtern ins Overlook Hotel gezogen, um die Heizung während der Winterpause zu warten. Er hielt jedoch die Abgeschiedenheit nicht aus, brachte seine Frau und die Kinder um und nahm sich dann selbst das Leben. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass Grady Alkoholiker gewesen war und heimlich Spirituosenvorräte mit ins Hotel gebracht hatte. Jetzt redet Grady auf Jack ein:

„Ein Mann, der seine eigene Familie nicht im Griff hat, dürfte für den Manager kaum von Interesse sein: Ein Mann, der das Verhalten seiner Frau und seines Sohnes nicht kontrollieren kann, wird sich schwerlich selbst kontrollieren können […]“
Ich sagte doch, dass ich mit ihm fertig werde!„, schrie Jack plötzlich wütend. (Seite 370f)

Wendy holte noch am Vorabend ein großes Messer aus der Hotelküche und legte es vor dem Einschlafen unters Bett. Nach dem Aufwachen hören sie und ihr Sohn Jack irgendwo im Hotel brüllen und herumstolpern. Dreieinhalb Stunden lang bleibt es dann still. Da geht Wendy mit dem Messer in der Außentasche ihres Bademantels los, um nach ihm zu suchen. In der Colorado Lounge wird sie von Jack überrascht. Er würgt sie, und in ihrer Todesangst denkt sie nicht an das Messer. Danny kommt hinzu und wirft sich schreiend von hinten auf seinen Vater. Der stößt ihn zur Seite, und der Junge fällt zu Boden. Da gelingt es Wendy, eine der leeren, als Kerzenständer dienenden Chianti-Flaschen zu packen und auf Jacks Kopf zu zertrümmern. Danny hilft ihr, den Bewusstlosen in den Vorratsraum zu zerren und dort einzusperren.

Inzwischen ist Dick Hallorann auf dem Stapleton International Airport in Denver, Colorado, gelandet, hat ein Auto gemietet und sich in der nächsten Tankstelle Schneeketten aufziehen lassen. Unterwegs stößt er beinahe mit einem entgegenkommenden Schneeräumer zusammen. Howard Cortrell, so heißt der Fahrer des Lastwagens, zieht den PKW wieder auf die Straße und erklärt Hallorann, damit komme er bestenfalls bis Sidewinder, aber auf keinen Fall weiter zum Overlook Hotel. Er verweist ihn an seinen Freund Larry Durkin in Sidewinder, der ihm vielleicht sein Schneemobil zur Verfügung stellen wird.

Nachdem Delbert Grady Jack verhöhnt hat, weil er sich von einer Frau und einem Kind überwältigen ließ, zieht er den Riegel der Tür zum Vorratsraum auf. Jack findet einen Roque-Schläger und greift Wendy damit an. Mit einem der Schläge bricht er ihr zwei Rippen, dann trifft er sie unterhalb der Kniescheibe, bevor sie ihm das Küchenmesser bis zum Heft in den Rücken rammt und entkommt. Aber er steht wieder auf, folgt ihr und erwischt sie mit dem Roque-Schläger zwischen den Schulterblättern. Vorübergehend verliert sie das Bewusstsein. Dann rennt sie in die Hausmeisterwohnung und schließt ab. Jack zertrümmert mit dem Roque-Schläger die Tür. Sie flieht weiter ins Bad. Als Jack auch hier ein Loch in das Türblatt haut und durchgreift, um aufzuschließen, zerschneidet sie ihm mit einer Rasierklinge die Hand. Er zuckt zurück. In diesem Augenblick hören beide den Motor eines Schneemobils. Jack lässt von Wendy ab, um sich auf den Retter zu stürzen. Mit einem Schlag zertrümmert er ihm eine Gesichtshälfte.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Wendy findet Dick Hallorann, der blutüberströmt und bewusstlos im Korridor liegt. Sie rüttelt ihn, bis er wieder zu sich kommt.

Inzwischen hat Jack im Obergeschoss Danny gefunden. Unvermittelt legt er seine Wildheit ab, wird wieder zum liebevollen Vater und rät seinem Sohn, fortzulaufen.

Plötzlich glaubt Danny zu sehen, wie der Heizkessel explodiert. Er schreit: „Der Kessel!“ Während Hallorann, Wendy und Danny zum Schneemobil ins Freie rennen, stolpert Jack in den Heizkeller. Durch die Explosion des Kessels verwandelt das Hotel sich in eine Flammenhölle.

Einige Zeit später: Dick Hallorann arbeitet als Koch im „Red Arrow Lodge“ in den westlichen Bergen von Maine. Auch Wendy erholt sich dort von ihren Verletzungen. Sie muss noch ein Stützkorsett tragen, aber sie hat sich entschlossen, mit Danny nach Maryland zu ziehen, dort eine Wohnung und Arbeit zu suchen, denn den größten Teil des Geldes von der Lebensversicherung will sie für Dannys Studium aufheben.

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Obwohl ich kein Fan von Horror- oder Mystery-Romanen bin, habe ich „Shining“ von Stephen King begeistert gelesen. Der Plot ist faszinierend: Ein Schriftsteller zieht sich mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn als Hausmeister in ein Berghotel zurück, das im Winter monatelang geschlossen, eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten sein wird. Dieses Szenario sorgt allein schon für eine klaustrophobe Atmosphäre. Eingeschneit ist das Hotel erst von der Mitte des Buches an, aber schon auf den ersten Seiten lassen Andeutungen Schlimmstes befürchten. Die Bedrohung ist von Anfang an deutlich spürbar. Dabei kommt Stephen King mit verhältnismäßig wenig Schock- und Horrorelementen aus. Die Beklemmung entsteht aus der eingehenden, ideenreichen, subtilen und vielschichtigen Schilderung der Charaktere und der psychologischen Entwicklung. Erzählt wird dabei aus wechselnden Perspektiven: Danny, Jack, Wendy, Dick Hallorann. Obwohl Stephen King außergewöhnlich detailreich und anschaulich schreibt, lässt er die Grenzen zwischen Realität, Wahn und Albträumen verschwimmen.

Abgesehen von logischen Fehlern, die aus dem Original übernommen wurden („Die Uhr […] schlägt mit einem langen wohlklingenden Ton sieben Uhr dreißig“ – Seite 343), lassen die Übersetzung und deren Lektorierung zu wünschen übrig. Da steht ein Datum im englischen Format („Datum: August 24, 1954“ – Seite 164), und „der Wind […] fegte Blätter über das abgefallene Dach“ – Seite 64).

Weil Stanley Kubricks Verfilmung aus dem Jahr 1979 („Shining“) Stephen King missfiel, verfasste er für das 1997 von Mick Garris gedrehte Remake „Stephen King’s The Shining“ das Drehbuch selbst.

Unter dem Titel „Doctor Sleep“ schrieb Stephen Kind 2013 eine Fortsetzung zu „Shining“.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004 / 2013
Textauszüge: © Lübbe. – Die Seitenzahlen beziehen sich auf eine
Lizenzausgabe der Verlagsgruppe Weltbild, Augsburg 2004 (464 Seiten).

Stephen King: Das Leben und das Schreiben
Stephen King: Dolores
Stephen King: Wahn
Stephen King: Doctor Sleep
Stephen King: Billy Summers
Stephen King: Fairy Tale

Kinofilme nach Vorlagen von Stephen King:
– Stanley Kubrick: Shining
– Fraser C. Heston: Needful Things. In einer kleinen Stadt
– Frank Darabont: Die Verurteilten
– Taylor Hackford: Stephen King’s Dolores
– Frank Darabont: The Green Mile

Audur Ava Ólafsdóttir - Miss Island
Mit Ausnahme des Prologs lässt Audur Ava Ólafsdóttir in ihrem Roman "Miss Island" die Hauptfigur Hekla als Ich-Erzählerin auftreten. Die mit Verweisen auf andere literarische Werke gespickten Kapitel der Emanzipations-Geschichte sind kurz und lassen sich rasch lesen.
Miss Island