Lili Marleen

Lili Marleen

Lili Marleen

Originaltitel: Lili Marleen - Regie: Rainer Werner Fassbinder - Drehbuch: Manfred Purzer, Rainer Werner Fassbinder und Joshua Sinclair, nach der Autobiografie "Der Himmel hat viele Farben" von Lale Andersen - Kamera: Xaver Schwarzenberger (und Michael Ballhaus) - Schnitt: Rainer Werner Fassbinder alias Franz Walsch und Juliane Lorenz - Musik: Peer Raben - Darsteller: Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Hark Bohm, Mel Ferrer, Karl-Heinz von Hassel, Erik Schumann, Gottfried John, Karin Baal, Christine Kaufmann, Udo Kier, Adrian Hoven, Barbara Valentin, Helen Vita, Elisabeth Volkmann, Brigitte Mira u.a. - 1980; 120 Minuten

Inhaltsangabe

Die deutsche Barsängerin Wilkie verliebt sich 1938 in den Schweizer Komponisten Robert, einen Juden. Aufgrund einer Intrige von Roberts Vater kann Wilkie nach einer Deutschlandreise nicht zurück in die Schweiz. Die ehrgeizige Sängerin wird mit ihrem Lied "Lili Marleen" berühmt und steigt zum Star der nationalsozialistischen Propaganda auf. In ihrem Privatleben steht Wilkie jedoch am Ende vor einem Scherbenhaufen.

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Kritik

"Lili Marleen" ist ein packendes Drama über Liebe und Karriere im "Dritten Reich". Hanna Schygulla spielt die Hauptrolle mit großer Intensität und Ausdrucksstärke.

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Die deutsche Barsängerin Wilkie (Hanna Schygulla) verliebt sich 1938 in Zürich in den Schweizer Komponisten Robert (Giancarlo Giannini), einen Juden, der ihre Gefühle erwidert. Wilkie ahnt nicht, dass Robert als Kurier für eine von seinem Vater David Mendelsson (Mel Ferrer) geleitete Hilfsorganisation tätig ist, die Juden hilft, aus dem Deutschen Reich zu emigrieren und ihr Vermögen herauszuschaffen. Obwohl David Mendelsson gegen die riskante Verbindung seines Sohnes mit einer Deutschen ist, hält Robert zu seiner Geliebten.

Bei einem Auftritt Wilkies in Zürich fällt sie dem SS-Gruppenführer Hans Henkel (Karl-Heinz von Hassel) und dessen Adjutanten von Strehlow (Erik Schumann) auf, die in Zivilanzügen im Publikum sitzen. Henkel, der Beauftragte des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels in München, begeistert sich für die Sängerin.

Um seine Organisation nicht weiter zu gefährden, trifft David Mendelsson sich mit Wilkie und ersucht sie, Robert bei dessen nächster Deutschlandreise zu begleiten. Dann sorgt er durch eine Intrige dafür, dass ihr an der Grenze die Wiedereinreise in die Schweiz verweigert wird.

Wilkie wendet sich an Hans Henkel in München. Der verschafft ihr einen Auftritt im „Alten Simpl“ in Schwabing, wo der Pianist Taschner (Hark Bohm) sie begleitet. Als Henkel sie „Lili Marleen“ singen hört, drängt er sie, das Lied auf einer Schelllackplatte aufzunehmen. Die Einspielung dauert die ganze Nacht vom 31. August auf den 1. September 1939. Im Morgengrauen ordnet Henkel eine Pause an und schaltet das Radio ein. „Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen“, tönt der „Führer“: Der Überfall auf Polen und der Zweite Weltkrieg haben begonnen. Im dunklen Garten des Anwesens wartet Robert, der Wilkie noch immer liebt und wissen möchte, wie sie sich zwischen ihm und einer Karriere unter den Nationalsozialisten entscheidet. Wilkie hat auch nicht aufgehört, Robert zu lieben, aber sie verschiebt das Zusammensein mit ihm auf „später“.

Nach der Einnahme von Belgrad durch die Wehrmacht im April 1941 spielt ein deutscher Sender das Lied „Lili Marleen“. Es wird zum Soldatenlied. Wilkie wird berühmt und zieht mit Taschner in ein Haus, das ihr der „Führer“ persönlich zur Verfügung stellt.

In Gefahr gerät sie, als sie einen Film über die Konzentrationslager der Nationalsozialisten in die Schweiz zu schmuggeln versucht, um Robert ihre Liebe zu beweisen und dabei ertappt wird. Von Strehlow bewahrt sie vor den Folgen, indem er den Film an sich nimmt.

Wilkie weiß noch nicht, dass Robert inzwischen dem Druck seines Vaters nachgab und eine Jüdin namens Miriam (Christine Kaufmann) heiratete.

Trotz ihres sensationellen Erfolgs als Star der Unterhaltungsindustrie steht Wilkie am Ende vor einem Scherbenhaufen. Nach einem Selbstmordversuch wird sie von Henkel gezwungen, noch einmal vor den Parteibonzen aufzutreten. Blass wie eine Tote hält Wilkie sich mit letzter Kraft auf der Bühne aufrecht.

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Als Gegenleistung für eine außergewöhnliche Karriere, Geld und Privilegien stellt die Sängerin Wilkie sich dem NS-Regime zur Verfügung. Sie hält zwar an ihrer Liebe zu Robert fest und bewahrt dadurch ihre Unabhängigkeit gegenüber Taschner, von Strehlow und Henkel, aber sie lässt zu, dass die Nationalsozialisten sie als Star für Propagandazwecke missbrauchen.

„Lili Marleen“ (Musik: Norbert Schultze; Text: Hans Leip) gilt als erfolgreichstes Soldatenlied des Zweiten Weltkriegs. Die Sängerin Lale Andersen (1905 – 1972) wurde damit berühmt. Tatsächlich liebte Lale Andersen den Schweizer Komponisten Rolf Liebermann (1910 – 1999), aber ungeachtet einiger Parallelen ist der Film „Lili Marleen“ von Rainer Werner Fassbinder keine authentische Biografie.

Hanna Schygulla spielt die Hauptrolle in dem packenden Drama „Lili Marleen“ mit ganz besonderer Intensität und Ausdruckskraft.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002 / 2005

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