Wolf Haas : Das ewige Leben
Inhaltsangabe
Kritik
In der Intensivstation der Landesnervenklinik Sigmund Freud – „Puntigam links“ – im Grazer Stadtteil Puntigam schlägt am Neujahrstag einer der „Hoffnungslosen“ nach drei Wochen im Koma unerwartet die Augen auf: Simon Brenner.
Der Hoffnungslose sitzt aufrecht im Bett und schaut sie interessiert an.
Dass es so was gibt! Ist der Hoffnungslose wieder aufgewacht.
Professor Hofstätter operierte dem 53-Jährigen eine Pistolenkugel aus dem Kopf. Abgefeuert wurde sie mit einem altem Walther-Verbau, den Brenner seit dem Besuch der Polizeischule auf dem Dachboden seines Elternhauses in Puntigam versteckt hatte. Dass der Patient nun leugnet, sich in selbstmörderischer Absicht selbst in den Kopf geschossen zu haben, hält der Psychiater Dr. Bonati für eine Folge von Verdrängung. Vergeblich weist Brenner darauf hin, dass ein Rechtshänder wie er sich wahrscheinlich nicht links in den Kopf schieße. Außerdem hätte er sich die Pistole sowieso nicht an den Kopf gehalten, sondern in den Mund gesteckt, wenn er vorgehabt hätte, sich das Leben zu nehmen. Dass ihn der Mieter der Dachkammer mit der Waffe in der Hand vorfand, hält Brenner aufgrund seiner 25-jährigen Erfahrung zunächst bei der Polizei und dann als Privatdetektiv für ein weiteres Indiz dafür, dass es sich nicht um einen Suizid-, sondern um einen Mordversuch handelte, denn Selbstmördern reißt der Rückstoß in den allermeisten Fällen die Pistole aus der Hand. Brenner kann sich zwar an den Schuss nicht erinnern, vermutet jedoch, dass der Brigadier Erwin Aschenbrenner, der Polizeichef von Graz, auf ihn geschossen habe.
Sicher ist, dass ihm der Mieter, der schon in der Dachkammer gewohnt hatte, als Brenner noch ein Kind gewesen war, das Leben rettete. Der alte Mann hörte den Schuss, rannte hinunter, fand Brenner und brachte ihn zur nahen Landesnervenklinik Sigmund Freud.
Allmählich kehren Brenners Erinnerungen zurück, an die Kindheit in Puntigam, die Polizeischule in Graz, den Dienst bei der Polizei, die Tätigkeit als Privatdetektiv. Als der Pächter der Schreinerwerkstatt seines Großvaters starb, kehrte Brenner im letzten Herbst von Salzburg in das nur noch von dem Mieter der Dachkammer bewohnte Elternhaus in Puntigam zurück. Was in den letzten drei Tagen vor der Verletzung passierte, weiß Brenner auch jetzt noch nicht.
Dann fällt ihm ein, dass er bei Köck war, der mit ihm, Aschenbrenner und Saarinen zusammen die Polizeischule in Graz besucht hatte. Köck ist Hausmeister im Arnold-Schwarzenegger-Stadion. Aber was wollte Brenner nach 30 Jahren von ihm? Um das herauszufinden, ruft Brenner ihn an. Köck hebt nicht ab. Nach tagelangen vergeblichen Versuchen, Köck ans Telefon zu bekommen, nutzt Brenner den Trubel am Faschingsdienstag, um „in einem Zustand, wo ihn die Schwestern noch für jede einzelne Runde am Gang gelobt haben“ heimlich das Krankenhaus zu verlassen und zum Arnold-Schwarzenegger-Stadion zu gehen. Unter all den Maskierten fällt er mit seiner rasierten Schädelhälfte und dem Kopfverband nicht weiter auf.
In der Polizeischule lernten sie, dass man sich als Ermittler in die Psyche des Kriminellen versetzen muss. Brenner, Köck, Aschenbrenner und Saarinen stellten sich deshalb einen Bankraub aus der Sicht der Täter vor, und dann kam Köck auf die Idee, am Faschingsdienstag 1973 zum Spaß die Filiale der Raiffeisenkasse in Puntigam zu überfallen. Er organisierte vier Walther-Pistolen und verteilte sie. Während Brenner und Aschenbrenner im Schalterraum blieben, drangen Köck und Saarinen in den Tresorraum vor. Als Saarinen die Nerven verlor und grundlos in den Plafond schoss, mussten sie fliehen. Dabei verloren sie die erbeuteten 67 000 Schilling. Saarinen fuhr mit seinem Motorrad zu schnell und verunglückte tödlich.
Saarinen hieß eigentlich anders, wurde aber so genannt, nach seinem Vorbild, dem finnischen Motorradrennfahrer Jarno Saarinen. Der verunglückte drei Monate nach dem Polizeischüler, am 20. Mai 1973, bei einer Kollision mit Renzo Pasolini in Monza.
In der Hausmeisterwohnung des Arnold-Schwarzenegger-Stadions findet Brenner Köck mit einem kleinen Loch in der Schläfe vor. Vermutlich wurde der Hausmeister mit einer Walther erschossen. Brenner entdeckt zwar Köcks alte Walther, aber die wurde seit Jahrzehnten nicht mehr abgefeuert. Er versucht, das Projektil aus Köcks Kopf zu holen, aber bevor ihm das gelingt, hört er ein Geräusch. Jemand kommt herein. Brenner schlägt den Mann nieder und kehrt ins Krankenhaus zurück, wo er einen Streit mit einem anderen Patienten anfängt, damit später möglichst viele Zeugen aussagen, sie hätten ihn im Krankenhaus gesehen.
Bald darauf verlässt Brenner das Krankenhaus erneut, um den Besitzer einer Traffik beim Arnold-Schwarzenegger-Stadion auszufragen. Würnitzer – so heißt der Traffikant –, erzählt, ihm sei aufgefallen, dass zwei bettelnde Roma oder Sinti seit der Ermordung des Hausmeisters verschwunden sind. Würnitzer versucht Brenner zu überreden, ebenso wie er bei der Bürgerwehr mitzumachen, aber der Privatdetektiv hält nichts von den Hobbypolizisten und sagt, er müsse sich das erst überlegen.
Auf der Straße zieht ihm jemand seine Baseballkappe von hinten über die Augen, dreht ihm einen Arm auf den Rücken und legt ihm Handschellen an: der Polizeichef und Major Heinz bringen ihn in Aschenbrenners Loft. Dort nimmt Heinz ihm die Fesseln ab und geht.
Auf diese Weise lernt Brenner Soili kennen, die attraktive Ehefrau des Polizeichefs.
Nach wie vor glaubt er, Aschenbrenner habe versucht, ihn zu erschießen. Inzwischen vermutet er, dass der Polizeichef auch etwas mit der Ermordung Köcks zu tun habe. Deshalb holt er im Verlauf des Gesprächs das Projektil aus der Tasche, das Professor Hofstätter aus seinem Schädel entfernte, und sagt:
„Du hast der Zeitung erzählt, dass ihr die Kugel im Kopf vom Köck nicht gefunden habt.“
„Freut mich, dass du schon wieder Zeitung lesen kannst. Das können viele nicht mehr, nachdem die sich eine Kugel in den Kopf geschossen haben.“
„Das ist sie“, hat er Brenner gesagt und seine eigene Kugel auf das Serviertablett gerollt. „Schön angekratzt von deiner Walther. Und das ist das Messer, mit dem ich es dem Köck herausoperiert habe“, hat er gelächelt und das Skalpell neben die Kugel gelegt.
Daraufhin erleidet Erwin Aschenbrenner einen Schlaganfall und wird ins Krankenhaus gebracht.
Tomas, ein Roma-Putzmann im Krankenhaus, erzählte Brenner, seine Tante Mirjam verstehe sich aufs Handlesen. Sie haust in einem Campingwagen hinter dem Ostbahnhof in Graz. Brenner sucht sie auf und gibt ihr die verlangten 20 Euro, damit sie in seine Zukunft schaut.
„Brena abgraz ibermorgen.“
Auch wenn Brenner nicht von den hellseherischen Fähigkeiten der Frau überzeugt ist, erschreckt ihn die Aussicht, in zwei Tagen zu sterben. Aber dann versteht er, dass sie von einem Zug spricht.
„Brena abgraz ibermorgen halb finf Uhr frih.“
Am übernächsten Tag nimmt er also am Ostbahnhof einen Zug um 4.30 Uhr.
Dass der Zug kurz nach halb fünf abgefahren ist, da hat sie [die Handleserin] Recht gehabt. Aber gut, das ist nicht so ein Kunststück, das sagt sogar die Bahn oft auf ein, zwei Stunden genau voraus.
Der Zug fährt nach Hostice im Osten der Slowakei. Es handelt sich um einen Güterzug. Brenner setzt sich in einen Müllwaggon. Unerwartet tauchen auch Tomas und drei weitere Männer auf. Sie wollen ihn begleiten. Bei den vermissten Bettlern handelt es sich um zwei Cousins von Tomas. Sie werden in Hostice vermutet. Bevor die Schwarzfahrer dort eintreffen, werden sie von einem Bahnarbeiter entdeckt und aus dem Zug geworfen.
In Hostice suchen sie vergeblich nach den Vermissten.
Mitten in der Nacht kehrt Brenner nach Graz zurück und klopft am Wohnwagen der Handleserin. Niemand öffnet. Brenner geht hinein. Aber die Frau ist fort, hat auch ihr Fernsehgerät mitgenommen. Beim Verlassen des Wohnwagens wird Brenner von einem Blitz geblendet: Einer der Hobbypolizisten hat ihn fotografiert. Brenner schlägt ihn kurzerhand nieder. Baumgartner – so heißt der Hobbypolizist – wird mit einem Nasenbein-, Jochbein- und Kieferbruch ins Krankenhaus gebracht.
Sieben Wochen und vier Tage nach dem Aufwachen aus dem Koma erinnert Brenner sich, wie er nach dem Besuch bei Köck heimkam und im aufflackernden Neonlicht seiner Küche den Polizeichef sah, der dort auf ihn wartete. Aber jetzt erinnert Brenner sich auch daran, dass Aschenbrenner schließlich ging, ohne geschossen zu haben und er dann selbst seine alte Walther vom Dachboden holte.
Von Major Heinz erfährt er, dass Köck nebenher als Polizeispitzel tätig war.
„Der Brigadier hat den Köck viel zu lange geschützt. Der hat schon die längste Zeit nur mehr auf eigene Rechnung gearbeitet. Im letzten Jahr sind in Graz mehr Drogen über den Spitzel verkauft worden als über die Händler, auf die wir ihn angesetzt haben.“
Als Aschenbrenner bei Brenner in der Küche saß, riet er ihm vom Umgang mit Köck ab. Der Polizeichef beabsichtigte, Köck als Spitzel abzulösen und bot Brenner den Job an. Der lehnte ab, aber als Major Heinz ihn nun drängt, Spitzeldienste zu übernehmen, sagt er dem Traffikanten Würnitzer, er habe es sich überlegt und wolle von der Organisation aufgenommen werden.
In der nächsten Versammlung der Hobbypolizisten erkennt er ausgerechnet in Oberst Weblinger, der ihn auf die Bühne holt, den Mann wieder, den er in Köcks Hausmeisterwohnung niederschlug. Und zum Schwur muss er die Baseballmütze abnehmen, die seine Kopfnarbe verdeckte. Trotzdem hofft er, dass ihn niemand erkennt. Aber als er zum Schwur anhebt, nagelt ihm Weblinger die Hand mit einem Militärmesser auf die Bibel.
Tomas, der inzwischen Baumgartners Kamera vor dem Wohnwagen seiner Tante fand und sich die darauf gespeicherten Fotos anschaute, sieht im Fernsehen, wie Brenner mit einem Messer im Handrücken durch eine Glasscheibe des Arnold-Schwarzenegger-Stadions bricht und von der Polizei festgenommen wird. Er eilt sofort los.
Major Heinz holt Brenner ab und meint:
„Du wirst als der am schnellsten enttarnte Spitzel in die Polizeigeschichte eingehen.“
Im nächsten Augenblick steigt er in die Bremse. Ein Fußgänger warf sich vors Auto. Zum Glück steht der Mann wieder auf. Es ist Tomas. Er hält dem Beifahrer eine Kamera hin. Die habe er im Stadion verloren, sagt er, aber sie funktioniere noch. Und dabei zeigt er Brenner rasch die mit Zeitangaben versehenen Fotos, die beweisen, dass Heinz bei der Handleserin im Wohnwagen war, unmittelbar nachdem Brenner sich die Zukunft hatte voraussagen lassen.
Nachdem Heinz ihn am Krankenhaus aussteigen ließ, fährt Brenner mit seinem Moped nach Geidorf und dringt in das Haus des Majors ein. Er sucht nach der Walther, mit der Köck erschossen wurde. Als er hört, wie jemand die Tür aufschließt, versteckt er sich unter dem Bett. Aber statt des Polizisten kommt Soili herein, zieht sich aus und schläft eine Weile. Offenbar hat sie mit Major Heinz ein Verhältnis. Brenner folgt ihr schließlich zum Lokal „Pasolini“, das sie von ihrer Mutter Maria Maric übernahm.
Brenner klingelt bei Maria Maric. Sie kennen sich von früher, als sie noch Kellnerin war, und trinken Zitronenlikör miteinander. Er zeigt ihr ein Foto aus dem Jahr 1973, das er bei Köck fand. Darauf sind Maria, Saarinen, Köck und Aschenbrenner zu erkennen. Brenner fehlt, denn er knipste das Bild. Maria amüsiert sich darüber, dass sie wie ein Hippie-Mädchen aussah. Sie war damals schwanger, merkte es aber erst nach Saarinens Beerdigung. Drei Jahre später machte sie das Lokal auf und benannte es nach dem Motorradrennfahrer Renzo Pasolini.
Köck behauptete, Saarinen habe im Tresorraum die Nerven verloren und in die Decke geschossen. Aber nun erfährt Brenner von Maria, dass sie ihren Liebhaber vor dem Banküberfall hatte überreden können, die Waffe zu Hause zu lassen. Er kann also gar nicht geschossen haben. Köck, der damals offenbar die Nerven verloren hatte, versuchte nun Marias Schwiegersohn Erwin Aschenbrenner mit der alten Geschichte zu erpressen. Dadurch erfuhr Soili, dass ihr Vater nicht als Polizist bei der Dienstausübung, sondern als Bankräuber auf der Flucht ums Leben gekommen war. Um ihrer Tochter zu beweisen, dass Saarinen unbewaffnet gewesen war, zeigte Maria ihr die alte Walther, die sie nun auch wieder aus einer Kiste holt und in der Hand hält. Brenner ist sich nicht sicher, ob sie ihm die Pistole nur zeigen oder ihn damit erschießen möchte.
Plötzlich läuft ihm Blut übers Gesicht. Aber Maria hat nicht geschossen. Die Kopfnarbe ist aufgegangen. 30 Stunden später kommt Brenner erneut in der Landesnervenklinik Sigmund Freud zu sich.
Zur gleichen Zeit wird Erwin Aschenbrenner beerdigt.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Dessen Witwe besucht Brenner im Krankenhaus. Der Detektiv ahnt, dass sie Köck erschoss, und sie gesteht es. Nachdem sie erfahren hatte, dass Köck indirekt schuld am Tod ihres Vaters war und ihren Ehemann mit der alten Geschichte erpresste, weil dieser ihn als Spitzel loswerden wollte, ging sie zu dem Hausmeister, um ihn zur Rede zu stellen. Die Walther, die ihr die Mutter gezeigt hatte, steckte sie in ihre Handtasche. Köck zog sie damit auf, dass sie möglicherweise mit ihrem eigenen Vater verheiratet sei, weil Maria nicht nur mit Saarinen, sondern auch mit Köck und Aschenbrenner geschlafen habe. Am Ende erschoss Soili den Hausmeister im Affekt. Als sie wieder klar denken konnte, wollte sie sich stellen, aber davon hielten sowohl ihr Ehemann als auch ihr Liebhaber sie ab. Und Heinz ermordete die beiden Bettler, die sie aus Köcks Wohnung laufen sahen.
Als ihr Mann das Projektil sah, das Brenner ihm hinlegte, und glaubte, dass es in Köcks Kopf gesteckt hatte, begriff er, dass seine Frau Köck erschossen hatte und regte sich so auf, dass er einen Schlaganfall erlitt.
Brenner überredet den Putzmann Tomas, Soili in der Wohnung seiner Schwester zu verstecken, die für ein halbes Jahr zu einem Schamanen-Seminar in die Mongolei gereist ist.
Als Tomas bald darauf nicht zur Arbeit kommt, macht Brenner sich Sorgen und besteht darauf, das Krankenhaus auf eigenes Risiko wieder vorzeitig verlassen zu dürfen. In der Wohnung der Schamanen-Schülerin findet er Soili allein vor. Sie berichtet ihm, Tomas und zwei seiner Freunde hätten Major Heinz nach Hostice gebracht.
Doch als Brenner mit Soili in sein Elternhaus kommt, wartet dort in der Küche Heinz auf ihn. Seine Entführer und er hatten unterwegs einen Unfall, und da entkam er.
Der von Brenners Großmutter „Hausgeist“ genannte Mieter der Dachkammer hört die Stimmen in der Küche. Er schleicht sich näher. Als er die Türe aufreißt, wird er vom Neonlicht geblendet. Major Heinz schießt. Der „Hausgeist“ sieht, wie Brenners unverletzte Hand von dem Projektil durchschlagen wird. Dann tötet ihn das Geschoss.
In der Zeitung steht, der korrupte Polizei-Major H. habe die Witwe Aschenbrenner in ein vermeintlich leer stehendes Haus in Puntigam verschleppt. Als er von einem Mieter überrascht worden sei, habe er diesen kaltblütig mit einem Kopfschuss getötet, und zwar mit der Pistole, mit der auch die beiden Sinti oder Roma erschossen wurden. Ein Unbekannter habe H. daraufhin erschossen, der leidgeprüften Witwe das Leben gerettet und sei mit ihr auf dem Moped weggefahren.
Der Kriminalfall, um den sich der Roman „Das ewige Leben“ von Wolf Haas dreht, ist hanebüchen, dient aber auch nur dazu, von dem skurrilen österreichischen Privatdetektiv Simon Brenner erzählen zu können. In der bizarren Geschichte fügen sich Schmäh und Splatter-Elemente. Das Besondere daran ist die Sprache des bis auf Seite 200 unbekannten und auch danach namenlosen Erzählers, der in der Ich-Form plaudert, häufig aufs Prädikat eines Satzes verzichtet, auch sonst nicht viel auf Grammatik achtet und den Leser immer wieder direkt anspricht.
Das war natürlich in dieser verzwickten Situation schon eine eins a Antwort, ich muss ehrlich sagen, mir wäre das nicht eingefallen.
Du wirst sagen, im Sterbezimmer flirtet man nicht mit der Frau des Sterbenskranken, das gehört sich nicht.
Pass auf, du weißt noch nicht alles.
Dieser Erzähler treibt die Handlung in „Das ewige Leben“ nicht voran, sondern schwadroniert über Wichtiges und Unwichtiges, „Suizid-Pappenheimer“, „Todespappenheimer“ und alles Mögliche. Dabei bewegt er sich zwischen guter Beobachtung, Sprachwitz und Kalauer.
Der hat nicht geredet wie ein richtiger Polizist, mehr so wie ein intelligenter Mensch.
„Ich soll keinen Alkohol mehr trinken.“
„Fängst ja schon früh damit an.“Und dann die erste Tür aufgemacht. […] Und nichts zu sehen. Kein Mensch da. Jetzt einerseits Erleichterung, weil wenigstens war nichts. Und in so einer Situation ist nichts immerhin etwas.
Auf einem Moped hast du automatisch die beschwingte Stimmung, da kann der Müdeste kurz vergessen, wie schwer sein Körper und wie beschissen sein Leben ist.
Mit dem Roman „Das ewige Leben“ wollte Wolf Haas (* 1960) seine in Zell am See, Klöch in der Steiermark, Wien, Salzburg und Graz spielende Buchreihe über Simon Brenner abschließen, aber 2009 erweiterte er die Hexalogie mit „Der Brenner und der liebe Gott“ zur Heptalogie:
- Auferstehung der Toten (1996)
- Der Knochenmann (1997; Verfilmung)
- Komm, süßer Tod (1998; Verfilmung)
- Silentium! (1999; Verfilmung)
- Wie die Tiere (2001)
- Das ewige Leben (2003)
- Der Brenner und der liebe Gott (2009)
- Brennerova (2014)
Für „Auferstehung der Toten“, „Komm, süßer Tod“ und „Silentium!“ wurde Wolf Haas 1997, 1999 bzw. 2000 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet.
Den Roman „Das ewige Leben“ von Wolf Haas gibt es auch als Hörbuch: Live-Mitschnitt einer Lesung von Wolf Haas in der Buchhandlung Leporello in Wien, ISBN 3-455-30321-8).
Bei der Verfilmung durch Wolfgang Murnberger arbeitete Wolf Haas selbst am Drehbuch mit: „Das ewige Leben“ (2015).
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2013 / 2015
Textauszüge: © Wolf Haas / Hoffmann & Campe Verlag
Wolfgang Murnberger: Das ewige Leben
Wolf Haas: Der Knochenmann (Verfilmung)
Wolf Haas: Komm, süßer Tod (Verfilmung)
Wolf Haas: Silentium (Verfilmung)
Wolf Haas: Müll