Sisters. Die Schwestern des Bösen

Sisters. Die Schwestern des Bösen

Sisters. Die Schwestern des Bösen

Sisters. Die Schwestern des Bösen - Originaltitel: Sisters - Regie: Brian De Palma - Drehbuch: Brian De Palma und Louisa Rose - Kamera: Gregory Sandor - Schnitt: Paul Hirsch - Musik: Bernard Herrmann - Darsteller: Margot Kidder, Jennifer Salt, Charles Durning, Bill Finley, Lisle Wilson, Barnard Hughes, Mary Davenport, Dolph Sweet, Olympia Dukakis u.a. - 1973; 90 Minuten

Inhaltsangabe

In einer Fernsehshow in New York gewinnt Phil einen Gutschein für zwei Personen in einem Restaurant. Das Model Danielle, das er in der Show kennen lernte, begleitet ihn und nimmt ihn anschließend mit in ihr Apartment. Nachdem sie Danielles angeblichen Ex-Mann vertrieben haben, verbringen sie die Nacht zusammen im Bett. Am anderen Morgen beobachtet die Journalistin Grace Collier von ihrem Fenster aus, wie in Danielles Wohnung eine junge Frau mit einem Messer auf einen Mann einsticht ...
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Kritik

Brian De Palma erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und verwendet mitunter Splitscreens, um Ereignisse aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln zu zeigen. Spätestens beim Schlussbild wird klar, dass es sich bei "Sisters. Die Schwestern des Bösen" um eine Groteske handelt.
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In der Fernseh-Show „Schlüsselloch“ wird getestet, wie der farbige Kandidat Phillip Woode (Lisle Wilson) reagiert, wenn eine attraktive junge weiße Frau zu ihm in den Raum kommt, ihn scheinbar wegen ihrer Blindheit nicht wahrnimmt und sich auszieht. Die Kandidaten der Show müssen raten, wie Phil sich verhält. Am Ende wird Phil mit einem Gutschein für zwei Personen im Restaurant „African Room“ in Manhattan belohnt. Das Model Danielle Breton (Margot Kidder), das den Lockvogel spielte, lässt sich von ihm in den „African Room“ mitnehmen. Dort taucht plötzlich Danielles angeblicher Ex-Mann Emil Breton (William Finley) auf und verlangt von ihr, dass sie mitkommt. Phil lässt ihn vom Personal des Restaurants hinauswerfen und bringt dann Danielle zu ihrem Apartment auf Staten Island. Unterwegs erzählt Danielle, ihre Schwester sei tot.

Als Phil die Vorhänge in ihrer Wohnung zuzieht, sieht er Breton vor dem Haus stehen. Da geht er noch einmal zu seinem Auto, fährt um den Block und kommt durch den Hintereingang zurück. Breton lässt sich täuschen und gibt seinen Posten auf. Ungestört verbringen Phil und Danielle die Nacht zusammen im Bett.

Am anderen Morgen hört Phil nebenan, wie Danielle mit einer anderen Frau streitet, die offenbar wütend ist, weil sie einen Mann mit nach Hause gebracht und mit ihm geschlafen hat. Er zieht sich an und fragt Danielle, als sie hereinkommt, mit wem sie gesprochen habe. Sie erzählt etwas von ihrer geistesgestörten Schwester, geht aber nicht weiter darauf ein. Sie und ihre Zwillingsschwester Dominique hätten heute Geburtstag, sagt sie.

Danielle schluckt Tabletten und bittet Phil dann, ihr Medikamente zu besorgen. Während er fort ist, telefoniert sie mit jemand und versichert, noch zwei der Tabletten zu haben. Die hatte sie an den Rand des Waschbeckens gelegt, aber Phil streifte sie beim Anziehen seines Hemdes unbemerkt in den Abfluss. Als Danielle sie einnehmen will und nicht mehr vorfindet, gerät sie in Panik und wälzt sich in einem hysterischen Anfall am Boden. Phil geht nach dem Einkauf in der Apotheke bei einer Konditorei vorbei und besorgt eine Torte, auf die er „für Danielle und Dominque“ schreiben lässt. Danielle liegt im Bett und scheint zu schlafen, als er zurückkommt. Phil packt die Torte aus, zündet die Geburtstagskerzen darauf an, nimmt ein großes Messer mit und kniet sich vor Danielles Bett, um ihr zu gratulieren und sie aufzufordern, den Kuchen anzuschneiden. Plötzlich packt sie mit verzerrtem Gesicht das Messer und sticht auf Phil ein. Er schleppt sich zu einem Fenster und schreibt mit seinem Blut „Hilfe“ auf die Scheibe. Dann bricht er tot zusammen.

An einem der gegenüberliegenden Fenster sitzt die fünfundzwanzigjährige Journalistin Grace Collier (Jennifer Salt) vor ihrer Schreibmaschine. Sie beobachtet den Mord, alarmiert die Polizei und geht dann auf die Straße hinunter, um auf die Beamten zu warten.

Bevor die Polizei eintrifft, schaut Emil Breton nach Danielle und entdeckt Phils Leiche. Die versteckt er in der Bettcouch. Dann wischt er das Blut vom Boden auf und säubert die Fensterscheibe. Danielles blutbefleckte Kleidung packt er in einen Plastiksack. Im Treppenhaus versteckt er sich vor Grace Collier und zwei Kriminalbeamten, die gerade heraufkommen.

Danielle öffnet die Wohnungstür, als sei nichts geschehen. Detective Kelly (Dolph Sweet) und sein Kollege Spinetti schauen sich in dem Apartment um, finden aber weder eine Leiche noch Spuren eines Gewaltverbrechens. Deshalb halten sie Grace Colliers Beteuerungen, sie habe in dieser Wohnung einen Mord beobachtet, für ein Hirngespinst. Ohnehin sind sie auf die Journalistin, die kritisch über die Methoden der Polizei auf Staten Island berichtet, nicht gut zu sprechen. Im Kühlschrank entdeckt Grace die Geburtstagstorte mit der Aufschrift „für Danielle und Dominque“, doch sie stolpert und der Kuchen klatscht mit der Oberseite nach unten auf den Boden. Breton klingelt an der Tür und tut so, als komme er an diesem Morgen zum ersten Mal vorbei. Kelly und Spinetti entschuldigen sich bei ihm und Danielle Breton und verlassen mit Grace die Wohnung.

Auf der anderen Straßenseite wird Grace von ihrer Mutter (Mary Davenport) erwartet, mit der sie verabredet ist. Sie fahren zu einem Café, um zu frühstücken. Als sie an der Konditorei vorbeikommen, deren Name auf der Tortenverpackung stand, lässt Grace ihre Mutter anhalten und erkundigt sich bei den Bedienungen Louise (Olympia Dukakis) und Elaine nach dem Käufer der Torte. Sie erfährt, dass es sich um einen jungen Farbigen handelte.

Um auf eigene Faust in dem Mordfall ermitteln zu können, überredet Grace ihre Zeitungsredaktion, sie darüber einen Artikel schreiben zu lassen. Die Zeitung beauftragt den Privatdetektiv Joseph Larch (Charles Durning), Grace zu unterstützen. Larch durchsucht heimlich Danielles Apartment und findet eine Mappe mit Dokumenten über die 1948 in Quebec geborenen siamesischen Zwillinge Danielle und Dominique, deren Eltern im Jahr darauf bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Außerdem fällt ihm auf, dass die Bettcouch so schwer ist, dass er sie kaum verrutschen kann. Doch bevor er nachsehen kann, ob die Leiche im Bettkasten liegt, muss er sich verstecken, denn es kommen Möbelpacker, um die Couch abzuholen.

Während Larch den Speditionswagen auf dem Weg nach Quebec verfolgt, setzt Grace sich mit ihrem älteren Kollegen Arthur McLennen (Barnard Hughes) in Verbindung, der vor einigen Jahren über die angeblich erfolgreiche Trennung der siamesischen Zwillinge Danielle und Dominique berichtete. Eine von ihm bestochene Krankenschwester verriet ihm, dass Dominique bei der Operation gestorben sei, aber er konnte es nicht beweisen. McLennen zeigt Grace ein Video über die siamesischen Zwillinge: Eines der beiden an der Hüfte zusammengewachsenen Mädchen lacht heiter, das andere blickt finster vor sich hin.

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Grace beobachtet, wie Danielle von jemand in eine psychiatrische Klinik gebracht wird. Sie folgt den beiden in das Gebäude und will die Polizei anrufen, aber eine Patientin mit panischer Angst vor durch Telefonleitungen übertragenen Bazillen hindert sie daran und schreit, bis ein Pfleger kommt. Grace gibt sich als Journalistin zu erkennen und verlangt, den Leiter der Klinik zu sprechen. Dabei handelt es sich um niemand anderen als den Mann, den Grace in Danielles Wohnung als Emil Breton kennen lernte. Der erklärt dem Pfleger sogleich, Grace sei gestern hier aufgenommen worden, lässt sie gewaltsam in eines der Zimmer bringen und mit einer Injektion ruhig stellen. Unter Hyponose redet er ihr ein, es habe weder einen Mord noch eine Leiche gegeben.

Als junge Frauen waren die siamesischen Zwillinge noch miteinander verwachsen. Danielle hatte eine Affäre mit ihrem Arzt Breton, doch um ungestört mit ihm zusammen sein zu können, musste dieser ihre eifersüchtige Schwester Dominique jedes Mal mit einer Spritze betäuben. Schließlich wurde Danielle schwanger. Dominique raste vor Wut und versuchte, den Fetus zu töten. Daraufhin drängte Danielle ihren Arzt, sie von ihrer Zwillingsschwester zu befreien. Bei der Operation starben Dominique und das ungeborene Kind. Durch die Schuld am Tod ihrer Schwester wurde Danielle schizophren. Als Breton Danielle das noch immer blutverschmierte Messer zeigt, mit dem sie Phil tötete, schlüpft sie plötzlich wieder in die Rolle ihrer Schwester und durchtrennt ihm die Aorta in der Leiste.

Detective Kelly kommt mit mehreren Polizeibeamten in die Klinik. Breton ist bereits verblutet. Grace steht unter Schock. Als Kelly sich bei ihr entschuldigt, weil er ihr nicht geglaubt hatte und sie auffordert, ihm noch einmal genau zu erzählen, was sie in Danielles Apartment gesehen habe, versichert sie mehrmals, es gebe keinen Mord und keine Leiche.

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Als Brian De Palma ein Pressefoto der am 3. Januar 1950 in Moskau geborenen siamesischen Zwillinge Mascha und Dascha Kriwoschljapowa (1950 – 2003) sah, auf dem eines der beiden an der Hüfte zusammengewachsenen Mädchen freundlich lächelte, das andere aber verbittert wirkte, brachte ihn das auf die Idee zu seinem Film „Sisters. Die Schwestern des Bösen“.

Wenn ein großes Küchenmesser ausgepackt wird, weiß man spätestens seit Alfred Hitchock (eigentlich schon seit Anton Cechov), dass damit bald jemand angegriffen wird, und wenn dann im Schattenriss eine Hand mit dem Messer zu sehen ist, die immer und immer wieder auf jemand einsticht, dann denkt man sofort an „Psycho“. Mit Anspielungen auch auf „Vertigo“ und „Das Fenster zum Hof“ huldigt Brian De Palma in seinem Horrorthriller „Sisters. Die Schwestern des Bösen“ seinem Vorbild Alfred Hitchock. Die Filmmusik stammt von Bernard Herrmann, der auch für einige Hitchcock-Filme die Musik schrieb („Immer Ärger mit Harry“, „Der falsche Mann“, „Psycho“ u. a.).

Brian De Palma erzählt die Geschichte Danielles und ihrer siamesischen Zwillingsschwester Dominique aus verschiedenen Perspektiven und verwendet mitunter Splitscreens, um Ereignisse aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln zu zeigen. Wenn der tödlich verletzte Phil mit seinem Blut „Hilfe“ an die Fensterscheibe schreibt, beobachten wir ihn von einem Standpunkt im Zimmer aus und sehen gleichzeitig seine Hand von außen, also von Grace Colliers Fenster aus. Wenn Grace durch Drogen und Hypnose halb bewusstlos ist, ahmt die Kamera nach, wie sie das Gesicht des Arztes verzerrt wahrnimmt.

Unterschwellig wird „Sisters. Die Schwestern des Bösen“ auch von schwarzem Humor getragen. Dass es sich bei dem Film nicht zuletzt um eine Groteske handelt, wird durch das an schräger Komik kaum zu überbietende Schlussbild deutlich: Die Bettcouch, in der sich die Leiche befindet, steht auf einem abgelegenen Bahnsteig irgendwo in Kanada. Daneben hat jemand eine Kuh angebunden. Auf der anderen Seite des Gleises ist Larch auf einen Telegrafenmasten geklettert und beobachtet die Szenerie aufmerksam durch einen Feldstecher.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2005

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Nathan Hill - Geister
Nathan Hill veranschaulicht in "Geister" Kontraste und Konflikte in der US-amerikanischen Gesellschaft. Dabei wechselt er zwischen satirischen, parodistischen und realistischen Passagen.
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