Femme Fatale
Femme Fatale
Inhaltsangabe
Kritik
Während der Filmfestspiele in Cannes begleitet das Starlet Veronica (Rie Rasmussen) den Regisseur Régis Wargnier (Régis Wargnier) und die Schauspielerin Sandrine Bonnaire (Sandrine Bonnaire) zur Vorführung des Films „Est – Ouest“. Unmittelbar vor dem Beginn wird Veronica, die nichts als einen schlangenförmigen, mit Diamanten besetzten Goldschmuck im Wert von 10 Millionen Dollar als Oberteil trägt, von der angeblichen Reporterin Laure (Rebecca Romijn-Stamos) mit verheißungsvollen Blicken in die Damentoilette gelockt, wohin die beiden Leibwächter Veronicas (Stéphane Petit, Olivier Follet) nicht folgen können. Beim Liebesspiel in einer der Kabinen nimmt Laure Veronica den teuren Brustschmuck ab und lässt ihn auf den Fußboden fallen. Ihr Komplize Black Tie (Eriq Ebouaney), der sich unbemerkt an den vor der Toilette wartenden Bodyguards vorbeigeschlichen hat, zieht den wertvollen Schmuck geräuschlos unter der Kabinenwand heraus und ersetzt ihn durch eine mitgebrachte Imitation. Ein anderer der insgesamt fünf Komplizen Laures dringt währenddessen in den Keller ein und bereitet die Abschaltung des elektrischen Strom im gesamten Gebäude vor. Alles läuft nach Plan, bis einer der Leibwächter unruhig wird und die Damentoilette betritt. Black Tie versucht, ihn mit einer elektronischen Waffe auszuschalten, aber der Mann zieht noch im Liegen seine Pistole und trifft Black Tie in die Brust. Um keine Zeugen zu haben, will der verletzte Räuber Veronica erschießen, aber Laure warnt sie und schickt sie nach draußen, wo sie aufgeregt den anderen Leibwächter alarmiert. In diesem Augenblick geht das Licht aus.
Im Dunkeln entkommt Laure mit der Beute. Ohne sich um ihre Komplizen zu kümmern, flieht sie nach Paris. Weil jedoch Black Tie ihren Pass eingesteckt hatte, kann sie Frankreich nicht verlassen. Als sie sich an einer Straßenecke mit einer Freundin trifft, wird sie von dem heruntergekommenen spanischen Paparazzo Nicolas Bardo (Antonio Banderas) fotografiert. Um aus dessen Blickfeld zu kommen, läuft sie in eine nahe Kirche. Dort wird sie von einem verzweifelten Ehepaar (Eva Darlan, Jean-Marie Frin) mit der von zu Hause fortgelaufenen Tochter Lily (Rebecca Romijn-Stamos) verwechselt. Irma und Louis folgen Laure zu ihrem Hotelapartment. Vor ihrer Tür warten die Kumpane Black Tie und Racine (Edouard Montoute) auf sie. Es kommt zum Kampf, und Laure wird übers Geländer gestoßen. Sie landet auf einem weichen Abfallhaufen und verletzt sich nicht ernsthaft. Irma und Louis bringen sie in Lilys Wohnung. Dort entdeckt Laure auf einem Foto, dass sie und Lily sich tatsächlich zum Verwechseln ähnlich sehen. Außerdem findet sie Lilys Pass und ein Flugticket in die USA.
Laure nimmt ein Bad und schläft ein. Die Wanne und ein im Wohnzimmer stehendes Aquarium laufen über. Lily taucht auf. Ohne Laure zu bemerken oder auf das Wasser zu achten, sucht sie vergeblich nach dem Flugschein und hängt dann einen Abschiedsbrief an die Wand, in dem sie ihren Eltern schreibt, sie habe in Amerika ein neues Leben anfangen wollen, aber das Ticket verloren. Laure, die inzwischen erwacht ist, beobachtet vom Bad aus, wie Lily einen Revolver mit zwei, drei Patronen lädt, die Trommel ein paar Mal wie beim russischen Roulette dreht, den Lauf an die Schläfe setzt und abdrückt.
Mit dem Pass und dem Flugticket der Selbstmörderin fährt Laure alias Lily zum Flughafen Charles de Gaulle. Da ihr Platz doppelt vergeben wurde, wird sie von der Stewardess (Laurence Breheret) in die Erste Klasse gebracht. Während des Fluges erzählt sie dem neben ihr sitzenden amerikanischen Diplomaten Bruce Hewitt Watts (Peter Coyote) schluchzend, sie habe ihr Kind in Frankreich verloren.
Sieben Jahre später wird Bruce H. Watts US-Botschafter in Frankreich und fliegt mit seiner Ehefrau Lily nach Paris. Lily Watts zeigt sich ungern in der Öffentlichkeit, und es gibt keine Fotos von ihr. Deshalb wird Nicolas Bardo auf sie angesetzt. Er mimt einen Blinden, rennt in der Einfahrt der Botschaft gegen die Limousine, in deren Fond Lily sitzt und lässt sich auf den Rücken fallen. Entsetzt reißt Lily die Tür auf. Nicolas hat inzwischen die Kamera in der Hand, knipst sie und rennt fort.
Etwa zur gleichen Zeit werden vier der leer ausgegangenen Komplizen Laures aus dem Gefängnis entlassen. Nur Racine entging der Verurteilung. Er holt Black Tie mit dem Wagen ab. Gemeinsam suchen sie nach Laure, um sich zu rächen. In Paris machen sie Laures Freundin ausfindig und lauern ihr auf der Straße auf. Sie kann ihnen nicht weiterhelfen. Wütend stoßen Black Tie und Racine die junge Frau vor einen weißen Lastwagen. Während der Lastwagenfahrer (Salvatore Ingoglia) sich über das Unfallopfer beugt und Passanten gaffen, entdecken die beiden Gangster auf einem Plakat das Foto, das Nicolas von Laure alias Lily gemacht hat.
Nicolas folgt inzwischen Laure in ein Hotelapartment, klopft und behauptet, er habe neulich in diesem Zimmer übernachtet und vermisse seither eine Sicherheitsdiskette für seinen Laptop, die er nur hier verloren haben könne. Unter diesem Vorwand verschafft er sich Zutritt. Im Nachttisch findet er einen Revolver und befürchtet, Laure wolle sich umbringen, zumal sie einen Bluterguss am Auge zu haben scheint und behauptet, ihr Mann habe sie geschlagen. Laure tut so, als habe sie Asthma und bittet den Eindringling, den Inhalator in ihrem Auto in der Flughafenapotheke auffüllen zu lassen. Nicolas nimmt den Revolver an sich, damit sie sich während seiner Abwesenheit nichts antun kann. Weil er befürchtet, sie könne in der Zwischenzeit weglaufen, zieht sie sich aus und gibt ihm ihre Kleidungsstücke mit. Sobald Nicolas das Apartmenthotel verlassen hat, ruft Laure die Polizei an und meldet mit verstellter Stimme einen angeblichen Überfall. Deshalb wird Nicolas vor der Apotheke festgenommen. Niemand glaubt ihm die Geschichte mit dem Inhalator, denn die Indizien sind erdrückend: Er ist mit einem Diplomaten-Wagen unterwegs, ist bewaffnet und hat Kleidungsstücke der Gattin des US-Botschafters bei sich. In dem Hotelapartment, das Nicolas angibt, stößt die Polizei auf eine nackt ausgezogene und bewusstlos am Boden liegende Kellnerin.
Chefinspektor Serra (Thierry Fremont) befragt den Botschafter, aber der behauptet, seine Frau habe Nicolas den Wagen geliehen und es sei alles nur ein Missverständnis. Serra fragt nach Lily Watts, wird jedoch von der Botschaftsjuristin Stanfield Phillips (Fiona Curzon) barsch abgewiesen. Entnervt lässt Serra den Fotografen frei.
Auf dem Computer in seiner Wohnung entdeckt Nicolas eine Erpresser-E-Mail, die jemand in seinem Namen an den Botschafter geschickt hat. Für dessen angeblich von Nicolas entführte Ehefrau werden 10 Millionen Dollar Lösegeld verlangt.
Nicolas trifft sich mit Laure alias Lily, die zugibt, die Entführung vorgetäuscht und den Erpresserbrief selbst geschrieben zu haben. Das ist nicht nur die Rache für das Paparazzo-Foto, sondern soll ihr auch 10 Millionen Dollar einbringen. Nicolas spielt zum Schein mit und begleitet Laure zu dem mit ihrem Mann vereinbarten Treffpunkt auf einer Seine-Brücke. Dort tut er so, als bedrohe er die Geisel mit einer Pistole. Bruce Hewitt Watts nähert sich mit dem Geldkoffer. Bevor er ihn der vermeintlichen Geisel übergibt, ruft Nicolas ihm warnend zu, die Entführung sei von seiner Frau vorgetäuscht worden. Da schießt Laure ihren Mann und Nicolas nieder. Sterbend beobachtet Nicolas, wie Laure von zwei Männern – es handelt sich um Black Tie und Racine, die gerade mit einem Boot angekommen sind – gepackt und über das Brückengeländer ins Wasser geworfen wird.
Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.
Laure taucht auf und ringt nach Luft. Sie war in der Badewanne eingeschlafen und mit dem Kopf unter Wasser geraten. Weder die Badewanne noch das Aquarium laufen über. Lily kommt in die Wohnung, lädt einen Revolver mit ein paar Patronen, lässt die Trommel kreisen, hält sich den Lauf an die Schläfe und drückt ab. Es klickt nur: Sie hat eine leere Kammer erwischt. Bevor Lily es noch einmal versuchen kann, läuft Laure zu ihr und reißt ihr die Waffe aus der Hand. Sie rät Lily, den Pass und das Flugticket zu nehmen und prophezeit ihr, dass sie im Flugzeug ihren zukünftigen Ehemann kennen lernen wird.
Sieben Jahre, nachdem Lily den Rat befolgt hat, kehrt sie als Gattin des neuen US-Botschafters Bruce Hewitt Watts und Mutter von drei Kindern nach Paris zurück. Nicolas erhält den Auftrag, ein Foto von der pressescheuen Lily Watts zu schießen. Während er noch auf seinem Balkon mit dem Auftraggeber telefoniert, fallen ihm zwei Frauen in einem Straßencafé auf: Laure und deren Freundin. Nachdem die beiden Frauen sich getrennt haben, wird Laures Freundin von Black Tie und Racine verfolgt und an der nächsten Straßenecke gestellt. Nach einem kurzen Wortwechsel stoßen die beiden Männer die Frau vor einen weißen LKW. Dessen Fahrer (Salvatore Ingoglia) wird gerade von der Sonne geblendet. Deshalb kracht er in den am Straßenrand geparkten Müllwagen und zerquetscht die beiden Ganoven, die dahinter standen. Der Frau passiert nichts.
Nicolas läuft auf die Straße und spricht Laure an. Sie komme ihm bekannt vor, meint er und fragt: „Haben wir uns schon einmal gesehen?“ Laure antwortet: „Nur in meinen Träumen.“
nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)Zu Beginn des Films „Femme Fatale“ liegt Laure (Rebecca Romijn-Stamos) wie auf einem Gemälde mit dem Rücken zur Kamera halb nackt auf einem Bett und spiegelt sich auf der Mattscheibe eines Fernsehgeräts, in dem der Schwarz-Weiß-Film „Frau ohne Gewissen“ läuft: Kalt berechnend macht sich die femme fatale Phyllis Dietrichson (Barbara Stanwyck) die Gefühle des Versicherungsagenten Walter Neff (Fred McMurray) für sie zunutze, um ihren älteren Ehemann umzubringen und das Geld von der Lebensversicherung zu kassieren.
„Femme Fatale“ ist ein elegant inszeniertes Verwirrspiel. Plakate mit der Aufschrift „Déjà-vue“ weisen auf die Auflösung voraus. Bis auf die zu lang geratene und unplausible Juwelenraub-Szene zu Beginn erzählt Brian De Palma in einem zügigen Tempo. Die Kamera filmt immer wieder aus ungewohnten Perspektiven, beispielsweise senkrecht von oben; gleichzeitig ablaufende Sequenzen werden nebeneinander im Split Screen gezeigt, und eine Szene haben die Filmemacher durch Zeitlupe hervorgehoben.
Das Motiv der Doppelgängerin erinnert an „Vertigo“ von Alfred Hitchcock und „Mulholland Drive“ von David Lynch.
Der Film „Est – Ouest“ von Régis Wargnier war übrigens nicht bei den Filmfestspielen in Cannes, sondern in Locarno zu sehen.
Est–Ouest – Regie: Régis Wargnier – Drehbuch: Rustam Ibragimbekov, Sergei Bodrov, Louis Gardel, Régis Wargnier – Kamera: Laurent Dailland – Schnitt: Hervé Schneid – Musik: Patrick Doyle – Darsteller: Sandrine Bonnaire, Oleg Menshikov, Catherine Deneuve, Sergei Bodrov Jr., Ruben Tapiero, Erwan Baynaud, Grigori Manukov, Tatyana Dogileva, Bogdan Stupka, Meglena Karalambova, Atanass Atanassov, Tania Massalitinova, Valentin Ganev, Nikolai Binev u. a. – 1999; 120 Minuten
„Femme Fatale“ war kein großer Erfolg im Kino und spielte nicht einmal die Produktionskosten ein, aber der Erotikthriller ist spannend, unterhaltsam und stilistisch sehenswert.
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2007
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