Fegefeuer der Eitelkeiten

Fegefeuer der Eitelkeiten

Fegefeuer der Eitelkeiten

Fegefeuer der Eitelkeiten - Originaltitel: The Bonfire of the Vanities - Regie: Brian De Palma - Drehbuch: Michael Cristofer, nach dem Roman "Fegefeuer der Eitelkeiten" von Tom Wolfe - Kamera: Vilmos Zsigmond - Schnitt: Bill Pankow und David Ray - Musik: Dave Grusin - Darsteller: Tom Hanks, Bruce Willis, Melanie Griffith, Kim Cattral, Saul Rubinek, Morgan Freeman, John Hancock, Alan King, F. Murray Abraham, Kirsten Dunst u.a. - 1990; 125 Minuten

Inhaltsangabe

Der erfolgreiche Börsennmakler Sherman McCoy wohnt mit seiner Frau und seiner Tochter in Manhattan. Als er sich mit seiner Geliebten Maria in die Bronx verirrt, treffen sie auf zwei junge Afroamerikaner und fühlen sich bedroht. Auf der Flucht fährt Maria einen der beiden mit Shermans Mercedes an. Ein jüdischer Oberstaatsanwalt will durch Verurteilung des Yuppies das Vorurteil entkräften, die Justiz benachteilige die Schwarzen ...
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Kritik

Die Erzählkunst, die Tom Wolfe in seinem Roman "Fegefeuer der Eitelkeiten" auf über 900 Seiten entfaltet, lässt sich in einer Verfilmung nicht adäquat wiedergeben. Aber Brian De Palma hat die grandiose Romanvorlage in eine farbenkräftige, tragikomische und unterhaltsame Filmsatire umgesetzt.
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Der sechsunddreißigjährige, erfolgreiche New Yorker Börsenmakler Sherman McCoy (Tom Hanks) bewohnt mit seiner attraktiven, aber etwas hysterischen Ehefrau Judy (Kim Cattrall) und seiner kleinen Tochter Campbell (Kirsten Dunst) in den Achtzigerjahren ein Luxusapartment in der Park Avenue.

Als Sherman seine Geliebte Maria Ruskin (Melanie Griffith) vom Flughafen abholt, verpasst er die Ausfahrt nach Manhattan und verirrt sich mit seinem Mercedes in die Bronx. Ein Autoreifen versperrt ihnen den Weg. Sherman steigt aus, um ihn fortzuräumen, aber da tauchen zwei junge Afroamerikaner auf. Haben sie es darauf abgesehen, die beiden Weißen auszurauben? Maria rutscht auf den Fahrersitz hinüber, Sherman rettet sich zu ihr in den Wagen, und sie gibt Gas. Beim Zurücksetzen stößt Maria einen der beiden Jugendlichen um, aber sie fährt weiter, ohne sich um ihn zu kümmern, und als Sherman den Vorfall bei der Polizei melden möchte, hält sie ihn davon ab.

In der Zeitung liest Sherman die Meldung über einen jungen Schwarzen namens Henry Lamb (Patrick Malone), der in der Bronx mit einem Mercedes angefahren worden war. Zunächst hatte man ihn in der Klinik nur wegen eines gebrochenen Handgelenks behandelt, doch am nächsten Morgen war er ins Koma gefallen. Offenbar hatte man eine Gehirnverletzung übersehen.

Der afroamerikanische Reverend Bacon (John Hancock) gewinnt den ständig betrunkenen und deshalb vor der Kündigung stehenden Reporter Peter Fallow (Bruce Willis) dafür, in der Boulevardzeitung „The City Light“ eine herzzerreißende Sensationsstory über den noch unbekannten Yuppie zu veröffentlichen, der mit seinem großen Mercedes einen armen, unschuldigen schwarzen Jungen schwer verletzte und dann Fahrerflucht beging. Es geht Reverend Bacon nicht um die Wahrheit, sondern um die Publicity, und er will Druck auf die Staatsanwaltschaft ausüben.

„Gestern war ich ein respektierter jüdischer Liberaler“, klagt denn auch der zuständige Staatsanwalt Abe Weiss (F. Murray Abraham). „Zehn Minuten Nachrichten, und ich bin ein israelitisches Rassistenschwein.“ Weiss, der zum Bürgermeister gewählt werden möchte, beschließt, in diesem Fall hart gegen den weißen Täter durchzugreifen und zu beweisen, dass er die Schwarzen nicht benachteiligt. Der frustrierte Vizestaatsanwalt Kramer (Saul Rubinek) bestärkt ihn dabei.

Alle New Yorker Halter von schwarzen Mercedes-Sportwagen mit den von Henry Lamb genannten zwei Buchstaben auf dem Nummernschild werden ermittelt und aufgesucht. Im Rahmen der Fahndung erhält Sherman den Besuch der Detectives Martin (Barton Heyman) und Goldberg (Norman Parker), die aufgrund seines unsicheren Verhaltens rasch Verdacht schöpfen. Er wird festgenommen, allerdings kurze Zeit später bis zur Gerichtsverhandlung gegen eine Kaution freigelassen.

Stolz auf die Wirkung seines Artikels, beobachtet Peter Fallow, wie Sherman von einer Journalistenmeute verfolgt wird, aber er beteiligt sich nicht daran, sondern trinkt lieber einen Schluck aus seinem Flachmann. Zufällig trifft Sherman auf ihn, und Peter Fallow rettet ihn vor seinen Kollegen, indem er ihn mit zur U-Bahn nimmt, die der Broker seit vielen Jahren gemieden hat. Sherman bedankt sich für die Hilfe und ahnt nicht, dass er den Sensationsreporter vor sich hat, der den Fall zu einem Medienspektakel machte und durch den Druck auf die Staatsanwaltschaft den Stein ins Rollen brachte.

Judy McCoy, die inzwischen herausgefunden hat, dass Sherman sie mit einer anderen Frau betrügt, verlässt ihn und räumt die Wohnung aus. Ein Beauftragter der Eigentümerversammlung legt ihm nahe, auszuziehen, weil sich bereits demonstrierende Afroamerikaner vor dem Haus versammeln. Obendrein verliert Sherman seinen Job, weil ein von ihm eingefädeltes 600-Millionen-Dollar-Börsengeschäft platzt. Sherman, der bereits ein Gewehr gesucht hat, um sich zu erschießen, wird plötzlich wütend und beschließt, sich zu wehren.

Von seiner Kollegin Caroline Heftshank (Beth Broderick) erfährt Peter Fallow, dass Maria Ruskin, der sie ihr Apartment überlassen hatte, bei dem Unfall in der Bronx hinter dem Steuer von McCoys Mercedes saß. Caroline weiß das, weil sie die Wohnung abhören ließ. Peter Fallow trifft sich mit Marias Ehemann Arthur Ruskin (Alan King), dem er vormacht, einen Artikel über erfolgreiche Unternehmer schreiben zu wollen. Ruskin, der gerade die Einrichtung einer Fluglinie nach Mekka plant, erzählt ihm von einer Bruchlandung, bei der die Maschine wie ein Zirkel um einen im Boden steckenden Tragflächenteil kreiste. Er wunderte sich, wieso die Araber, die mit ihren Hühnern und Ziegen an Bord waren, ungerührt abwarteten, bis das Flugzeug zum Stehen kam, bis er begriff, dass diese Menschen, die noch nie geflogen waren, das alles für eine normale Landung hielten. Während des Erzählens trinkt Ruskin einen Cocktail nach dem anderen – und plötzlich sinkt er tot um.

Weil Peter Fallow inzwischen überzeugt ist, dass nicht Sherman McCoy, sondern Maria Ruskin Henry Lamb anfuhr, weigert er sich, die Kampagne gegen den Börsenmakler fortzusetzen. Daraufhin schlägt Reverend Bacon vor, er solle in seinem nächsten Zeitungsartikel die Klinik anprangern, die Henry Lamb zunächst nur wegen des gebrochenen Handgelenks behandelt und offenbar eine schlimmere Verletzung übersehen hatte. 10 Millionen Dollar Entschädigung sollten dabei schon herausspringen, meint der Geistliche.

Von dem Monteur, der die Abhörwanze in Carolines Apartment angebracht hatte, lässt Peter Fallow sich das Band geben, auf dem zu hören ist, wie Sherman vorschlägt, zur Polizei zu gehen, aber Maria ihn davon abhält: „Ich saß am Steuer. Deshalb solltest du die Entscheidung mir überlassen.“ Der Journalist schickt das Band Shermans Anwalt, aber der macht seinem Mandanten klar, dass ein illegal abgehörtes Gespräch nicht als Beweismittel vor Gericht herangezogen werden kann. Anders wäre es, wenn Sherman das Gespräch selbst aufgenommen hätte.

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Als Maria zur Trauerfeier für ihren verstorbenen Ehemann erscheint, spricht Sherman sie auf den Unfall an und hofft, dass sie noch einmal zugibt, am Steuer gesessen zu sein. Aber sie entdeckt das Abhörmikrofon, das er sich auf die Brust geklebt hat und beschimpft ihn wütend. Ungeachtet der Trauerfeier versucht Vizestaatsanwalt Kramer gleich darauf im Auftrag seines Chefs, Maria zur Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft gegen Sherman McCoy zu überreden.

Vor Gericht sagt Maria aus, Sherman habe seinen Mercedes in der fraglichen Nacht selbst gesteuert, den schwarzen Jungen grundlos angefahren und sie daran gehindert, die Polizei zu verständigen. Die Schwarzen im Gerichtssaal toben. Da greift Sherman in seinen Aktenkoffer und spielt die illegale Aufnahme ab. Obwohl Richter Leonard White (Morgan Freeman) ihn darauf hinweist, dass er unter Eid steht, lügt Sherman, er habe das Gespräch selbst aufgezeichnet. Daraufhin wird er freigesprochen. Die Zuschauer protestieren gegen die vermeintliche Ungerechtigkeit, aber der Richter fragt sie, ob es gerecht sei, wenn man einen Mann unabhängig von seiner Schuld bzw. Unschuld und ohne das Gesetz zu beachten, allein wegen seiner Hautfarbe dem Pöbel vorwirft.

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Die Erzählkunst, die Tom Wolfe in seinem Roman „Fegefeuer der Eitelkeiten“ auf über 900 Seiten entfaltet, lässt sich in einer Verfilmung nicht adäquat wiedergeben. Aber Brian De Palma hat die grandiose Romanvorlage in einen zynischen, farbenkräftigen, tragikomischen und unterhaltsamen Kinofilm umgesetzt, der unbedingt sehenswert ist. „Fegefeuer der Eitelkeiten“ ist eine grandiose Satire auf New York City in den Achtzigerjahren. Neureiche, Unternehmer, Börsenmakler, Politiker, Journalisten, Staatsanwälte und Kirchenmänner werden aufs Korn genommen: ihre Heuchelei, ihre Eitelkeiten und ihr egoistisches Verhalten. Thema ist auch die Voreingenommenheit der Afroamerikaner gegen die Weißen, der Armen gegen die Reichen und umgekehrt. Im Unterschied zu Tom Wolfes Roman lassen Michael Cristofer und Brian De Pama die Verfilmung versöhnlich enden. Das ist schade, weil es die Geschichte harmloser macht.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2004

Tom Wolfe: Fegefeuer der Eitelkeiten

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