Jodi Picoult : Kleine große Schritte

Kleine große Schritte
Small Great Things Ballentine Books, New York 2016 Kleine große Schritte Übersetzung: Elfriede Peschel C. Bertelsmann Verlag, München 2017 ISBN 978-3-570-10237-4, 590 Seiten ISBN 978-3-641-21229-2 (eBook) Penguin Verlag, München 2018 ISBN 978-3-328-10260-1, 590 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der erfahrenen Säuglingsschwester Ruth Jefferson wird es aufgrund ihrer Hautfarbe untersagt, den neugeborenen Sohn eines offen rassistischen Ehepaars anzufassen. Als das Kind am dritten Tag nach der Geburt zu atmen aufhört, gerät die allein anwesende Afroamerikanern in ein Dilemma. Das Baby stirbt. Ruth wird entlassen und angeklagt …
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Kritik

In dem gesellschaftskritischen Justizdrama "Kleine große Schritte" zeigt Jodi Picoult eindringlich, wie Afroamerikaner nicht nur durch offenen Rassenhass, sondern auch durch unterschwellige Diskriminierung benachteiligt werden. Der Wechsel zwischen drei Perspektiven ermöglicht es der Autorin, die verschiedenen Denkmuster zu vermitteln.
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Ruth Jefferson

Ruth Jefferson (geborene Brooks) studierte an der State University of New York in Plattsburgh und an der Yale School of Nursing in West Haven/Connecticut. Ihr Ehemann Wesley Jefferson fiel in Afghanistan, als der Sohn sieben Jahre alt war. Inzwischen ist Edison Wesley Jefferson 17, besucht mit herausragenden Ergebnissen die High School und bereitet sich aufs College vor. Seine alleinerziehende, 44 Jahre alte Mutter arbeitet seit 20 Jahren als Hebamme und Säuglingsschwester im Mercy-West Haven Hospital.

Zu Beginn einer Frühschicht im Oktober 2015 versorgt Ruth Jefferson ein in der Nacht geborenes Kind im Beisein seiner Eltern Brittany („Brit“) und Turk Bauer. Als sie den kleinen Davis abhört, fallen ihr Herzgeräusche auf, und sie vermerkt in der Akte, dass die Kinderärztin bei der Untersuchung darauf achten soll. Alarmierend ist der Befund nicht. Nachdem sie den Säugling gewaschen hat, will sie ihn der Mutter zum Stillen übergeben, aber Brit weicht vor ihr zurück, und Turk Bauer verlangt nach der Vorgesetzten.

Die Stationsschwester Marie Malone klebt nach der kurzen Unterredung eine Notiz in Davis Bauers Akte mit der Anweisung, dass das Kind nicht noch einmal von einer farbigen Person angefasst werden darf. Sie versichert Ruth, das sei nicht persönlich gemeint, aber die einzige Afroamerikanerin im Krankenhaus fühlt sich gedemütigt.

Turk Bauer

Turk Bauer hatte einen fünf Jahre älteren Bruder. Tanner kam im Alter von 16 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Die Eltern trennten sich daraufhin, und die Mutter begann zu trinken.

Turk wuchs weiter in der Überzeugung auf, dass sein Bruder vom Unfallgegner – einem Afroamerikaner – getötet worden sei. Nach dem Tod der Mutter stieß Turk zwar auf Unterlagen, aus denen hervorging, dass Tanner unter Drogeneinfluss auf die Gegenfahrbahn geraten war und der andere Autofahrer vergeblich auszuweichen versucht hatte, aber an Turks Hass auf Farbige änderte das nichts. Er schloss sich damals den Skinheads an und heiratete vor drei Jahren, im Alter von 22 Jahren, die ein Jahr ältere Tochter eines Anführers der White Power Bewegung.  Sein Schwiegervater Francis Mitchum leitet eine Trockenbaufirma, in der auch Turk Bauer beschäftigt ist.

Tragödie

Als Davis Bauer drei Tage alt ist, wird er auf Wunsch der Eltern von der Kinderärztin Dr. Marlise Atkins im Säuglingszimmer beschnitten. Der Eingriff erfolgt komplikationslos, aber den Vorschriften zufolge muss das Baby danach 90 Minuten lang überwacht werden. Wegen eines Notfalls wird die zuständige Krankenschwester Corinne McAvoy jedoch in den OP gerufen, und weil außer Ruth Jefferson niemand verfügbar ist, übernimmt sie die Routineaufgabe.

Plötzlich fällt ihr auf, dass der Säugling nicht mehr atmet und sich die Haut verfärbt. Was soll sie tun? Das Kind benötigt Hilfe, aber ihr hat man verboten, es anzufassen.

Kurz darauf betritt Marie Malone den Raum und erfasst die Situation. Ruth sei einfach nur dagestanden, wird sie später sagen. Dr. Atkins und andere Mediziner eilen herbei, leiten Wiederbelebungsversuche ein und fordern Ruth zu einer Druckmassage auf. Die Aufregung entgeht auch nicht den Eltern des Neugeborenen. Brit und Turk Bauer kommen herein – und können es nicht fassen, als die Kinderärztin ihnen sagt, ihr Kind sei tot, man habe es nicht retten können.

Anklage

Turk Bauer verlangt Wiedergutmachung vom Mercy-West Haven Hospital. Die Juristin Carla Luongo vom Risikomanagement bringt ihn davon ab, gegen das Krankenhaus zu klagen und rät ihm, stattdessen die afroamerikanische Krankenschwester zur Rechenschaft zu ziehen. Daraufhin geht Turk Bauer zur Polizei, und Sergeant MacDougall nimmt seine Anzeige auf.

Zwei Wochen nach dem Tod des Säuglings wird Ruth Jefferson von ihrer Vorgesetzten zu Schichtbeginn abgefangen. Die Behörden hätten ihr die Lizenz entzogen, heißt es, und sie sei deshalb mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Zwei Männer vom Sicherheitsdienst bringen Ruth hinaus.

Mitten in der Nacht bricht die Polizei die Wohnungstüre auf und führt Ruth Jefferson in Handschellen ab. Weil sie sich keinen Rechtsanwalt leisten kann, wird ihr bei der Anklageerhebung die anwesende Pflichtverteidigerin Kennedy McQuarrie zugewiesen, die zunächst nur weiß, dass es um den Tod eines Neugeborenen geht und man Ruth Jefferson dafür verantwortlich macht. Die von der afroamerikanischen Staatsanwältin Odette Lawton vertretene Anklage lautet sowohl auf Mord als auch auf fahrlässige Tötung. Um nicht bis zum Gerichtsprozess in der York Correctional Institution in Niantic/Connecticut einsitzen zu müssen, sondern sich um ihren Sohn kümmern zu können, verpfändet Ruth ihr Haus als Kaution.

Turk Bauer konsultiert den Anwalt Roarke Matthews. Der stellt ihm einen Zivilprozess in Aussicht, und zwar nicht gegen die Hebamme, von der nichts zu holen sein würde, sondern gegen das Krankenhaus. Allerdings rät ihm Roarke Matthews zugleich, damit bis zum Abschluss des Strafverfahrens zu warten, denn die Geschworenen könnten ihn sonst für geldgierig halten.

Kennedy McQuarrie

Kennedy McQuarrie und ihr Ehemann, der Augenarzt Micah McQuarrie, haben eine vierjährige Tochter mit Namen Violet. Die Juristin arbeitet seit fast vier Jahren für den West Haven Judical District der Division of Public Defender Services in Connecticut. Obwohl sie bisher nur Erfahrungen in Bagatellfällen sammeln konnte, ersucht sie ihren Chef Harry Blatt, ihr die Verteidigung der wegen Mordes angeklagten Säuglingsschwester anzuvertrauen. Als Assistenten wählt sie ihren neuen Kollegen Howard Moore, einen 24 Jahre alten Afroamerikaner, der gerade erst sein Studium abschloss.

Ruth Jefferson könnte bei der Equal Employment Opportunity Commission eine Zivilklage wegen Diskriminierung einreichen, aber dafür hat sie 180 Tage Zeit, und Kennedy möchte das Thema Rassismus nicht vor den Geschworenen ansprechen, denn in Juristenkreisen weiß man, dass die Wirkung unkontrollierbar ist.

Dem Neugeborenen Davis Bauer war am zweiten Tag Fersenblut abgenommen worden, aber eine Kopie der Laborergebnisse fehlt in der Akte. Kennedy fordert sie an, und Micah vermittelt ihr dann ein Gespräch mit dem Neonatologen Ivan Kelly-Garcia. Der erklärt ihr, was der bei Davis Bauer diagnostizierte Mittelketten-Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (MCAD-Mangel) bedeutet. Wichtiger noch ist sein Hinweis, dass es für am Ende der Woche geborene Kinder mit einer im Blut feststellbaren Erkrankung einen Nachteil gibt: Das Labor ist samstags und sonntags geschlossen. Wenn also, wie bei Davis Bauer, das an einem Freitag abgenommene Fersenblut eingeschickt wird, sind die Laborergebnisse nicht vor Dienstag verfügbar. Und dann kann es im Einzelfall zu spät sein.

Ruth Jefferson

Ruth fängt bei McDonald’s zu arbeiten an.

Unablässig habe ich Edison versprochen, dass man sich durch harte Arbeit und gutes Verhalten seinen Platz in der Gesellschaft sichern kann.

Ihre 75-jährige Mutter Louanne „Lou“) Brooks, die vor Jahrzehnten von dem Fernseh-Programmchef Sam Hallowell und seiner Frau Mina in Manhattan als Dienstmädchen eingestellt wurde und ungeachtet ihres Alters noch immer für die Witwe des inzwischen Verstorbenen arbeitet, erleidet beim Staubsaugen einen ersten und im Krankenwagen einen tödlichen zweiten Schlaganfall.

Ruth und ihre ältere Schwester, eine Mutter von fünf Kindern, die ihren Geburtsnamen Rachel durch den Vornamen Adisa ersetzt hat, trauern um die Mutter. Bei der Beerdigung sehen sie auch Mina Hallowells mit dem Juristen Larry Sawyer verheiratete Tochter Christina wieder, mit der sie als Kinder spielten.

Gerichtsprozess

Während der aus dem Fernsehen bekannte Reverend Wallace Mercy mit anderen Afroamerikanern vor dem Gerichtsgebäude gegen Rassismus protestiert, versammeln sich auch einige von Turk Bauer über die Website Lonewolf.org aufgestachelte Anhänger der White Power Bewegung und demonstrieren für eine harte Bestrafung der angeblichen Mörderin.

Die Staatsanwältin Odette Lawton weist die Geschworenen darauf hin, dass die gesellschaftspolitische Gesinnung der Eltern des toten Kindes bei der Urteilsfindung keine Rolle spielen dürfe. Sie versucht, ihnen einzureden, dass Ruth Jefferson über die Zurücksetzung frustriert gewesen sei und die Familie Bauer gehasst habe. Für die Anklägerin besteht kein Zweifel, dass Ruth zunächst untätig zusah, wie der Säugling zu atmen aufhörte und dann viel zu kräftig auf dessen Brustkorb drückte.

Kennedy führt die Laborergebnisse der Untersuchung des Neugeborenen an und erklärt, dass Davis Bauer unabhängig vom Verhalten der Angeklagten gestorben sei. Sie hätte ihn nicht retten können und habe ihm auch nicht geschadet.

Weil Brit Bauer die Angeklagte mit rassistischen Ausdrücken beschimpft, verzichtet die Staatsanwältin auf ihre bereits vorbesprochene Befragung im Zeugenstand. Turk Bauer folgt als Belastungszeuge zunächst der einstudierten Rolle, rastet jedoch ebenfalls aus, als die Verteidigerin behauptet, Ruth Jefferson müsse als Sündenbock herhalten, weil er die Tatsache nicht akzeptieren könne, dass die DNA der Eltern den Tod seines Sohnes herbeigeführt habe.

Richter Thunder lässt die Mordanklage fallen. Es geht nur noch um fahrlässige Tötung. Kennedy jubelt innerlich, denn sie sieht bereits einen Freispruch in Reichweite. Damit hätte sie gleich bei ihrem ersten gewichtigen Fall einen großen Erfolg erzielt.

Aber Ruth besteht gegen ihren Rat darauf, in den Zeugenstand gerufen zu werden, nicht nur, um die Ungerechtigkeit ihrer Behandlung durch mehr oder minder ausgeprägten Rassismus zu thematisieren, sondern auch, um den Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung zu entkräften und ihren Ruf als Krankenschwester wiederherzustellen. Erst jetzt gesteht Ruth ihrer Verteidigerin, dass sie im Säuglingszimmer zunächst mit den üblichen Griffen versuchte, das Kind wieder zum Atmen zu bringen. Aber als sie Schritte hörte, legte sie Davis zurück in den Korb, und als Marie Malone durch die Tür kam, beteuerte Ruth, sie habe nichts getan, denn sie wollte nicht wegen eines Verstoßes gegen das Berührungsverbot ihren Job verlieren. Nachdem Kennedy das gehört hat, hält sie eine Zeugenaussage Ruths erst recht für einen sicheren Weg zur Verurteilung, aber Ruth möchte nicht länger als pflichtvergessene Krankenschwester gesehen werden.

Wie von Kennedy befürchtet, stürzt sich die Staatsanwältin auf den Vorwurf der Lüge und nutzt die Vorlage dazu, Ruths Glaubwürdigkeit zu zerstören.


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Urteil

In ihrem Schlussplädoyer verstößt Kennedy gegen die Gepflogenheiten und prangert auch den unterschwelligen Rassismus in der Gesellschaft an:

Aber selbst wenn wir jeden Rassisten auf diesem Planeten nähmen und auf den Mars schickten, gäbe es dennoch Rassismus. Und zwar, weil es beim Rassismus nicht nur um Hass geht. Wir haben alle Neigungen, selbst wenn wir uns das nicht eingestehen wollen. Weil es beim Rassismus nämlich auch darum geht, wer Macht hat … und wer Zugang dazu. – Als ich mich anfangs mit diesem Fall beschäftigte […], habe ich mich selbst nicht als Rassistin gesehen. Jetzt ist mir klar geworden, dass ich eine bin. Nicht, weil ich Menschen anderer Rasse hasse, sondern weil ich, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, meiner Hautfarbe Unterstützung verdanke – genauso wie Ruth Jefferson ihrer Hautfarbe wegen einen Rückschlag erlitt.

Die Staatsanwältin schärft der Jury ein, dass das Engagement der Verteidigerin zwar ehrenwert, aber nicht Gegenstand des Gerichtsverfahrens sei.

Vor dem Gerichtsgebäude geht der Aktivist Wallace Mercy mit einer dunkelhäutigen Frau auf das Ehepaar Bauer und Brits Vater zu. Francis Mitchum kennt die Frau. Es handelt sich um Adele Adams, Brits Mutter. Als sie ihn bald nach der Geburt des Kindes mit einem Schwarzen betrog, trennte er sich von ihr und behielt die Tochter, Francis Mitchum schloss sich daraufhin der White Power Bewegung an.

Turk ist ebenso entsetzt wie Brit, die bisher davon ausging, eine reine Weiße zu sein: Er schlief mit einer Halbschwarzen, und sein Sohn hatte ihr Blut!

Wie kam diese Wendung zustande? Als Kennedy nachts zu Hause die Unterlagen über den aussichtslosen Fall wegpackte, fiel ihr auf der Rückseite des Laborberichts ein Hinweis auf eine Sichelzellenanämie auf. Weil sie wusste, dass diese häufig tödliche Erbkrankheit vor allem bei dunkelhäutigen Menschen auftritt, hielt sie es für möglich, dass es sich bei Brit Bauers unbekannter Mutter um eine Afroamerikanerin handelt. Noch in derselben Nacht rief sie Wallace Mercy an, und der spürte Adele Adams auf.

Turk und sein Schwiegervater finden Brit mit mehrfach zerschnittenem Handgelenk am Friedhof. Im Krankenhaus wird ihr Leben gerettet, aber sie muss in die Psychiatrie.

Die Geschworenen können sich nicht einigen, und ihre Sprecherin erklärt nach zwei Tagen, dass auch nach weiteren Beratungen kein einstimmiges Urteil zu erwarten sei. Daraufhin spricht Richter Thunder die Angeklagte frei.

Ruth tritt mit Wallace Mercy im Fernsehen auf und erhält vom Publikum nicht nur viel Zuspruch, sondern auch finanzielle Spenden.

6 Jahre später

Turk ist mit einer Börsenmaklerin verheiratet, deren Nachnamen er angenommen hat. Das Swastika-Tattoo auf dem Schädel und die anderen tätowierten Symbole ließ er entfernen. Er hält Vorträge und engagiert sich in der Antidiffamierungsliga.

Als Turks und Deborahs Tochter Cary Halsschmerzen hat, bringt Turk sie in die Walker Clinic. Die afroamerikanische Krankenschwester, die sich um das Mädchen kümmert, erkennt er sofort, obwohl sie sich als Ruth Walker vorstellt. Sie trägt einen Ehering. An der Wand hängen ein Diplom auf dem Namen Ruth Jefferson und das Foto eines jungen Mannes im Promotionstalar.

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Im Nachwort zu „Kleine große Schritte“ berichtet Jodi Picoult, sie habe bereits zu Beginn ihrer Autorentätigkeit über Rassismus schreiben wollen, aber es sei ihr nicht gelungen. In der Zeitung las sie schließlich von einer afroamerikanischen Hebamme in Flint/Michigan mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung und dem rechtsextremistischen Vater eines Neugeborenen, der ihr untersagen ließ, sein Kind anzufassen. Daraufhin tat sich das afroamerikanische Personal des Krankenhauses zusammen und klagte erfolgreich gegen die Diffamierung. Dieser Fall regte Jodi Picoult zu dem Roman „Kleine große Schritte“ an, mit dem sie nicht Afroamerikanern schildert, wie deren Leben aussieht, sondern Weißen vor Augen führt, wie Farbige nicht zuletzt durch unterschwelligen Rassismus tagtäglich in der Gesellschaft benachteiligt werden. In „Kleine große Schritte“ treten zwar auch Aktivisten der White Aryan Resistance, des North American Death Squad und anderer rassistischer Organisationen auf, aber Jodi Picoults Augenmerk gilt dem, was sie als „passiven Rassismus“ bezeichnet und von der Romanfigur Kennedy McQuarrie erläutern lässt.

Jodi Picoult tangiert in dem gesellschaftskritischen Justizdrama „Kleine große Schritte“ auch Themen wie Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit.

Der Titel „Small Great Things“ / „Kleine große Schritte“ stammt aus einem Zitat von Martin Luther King: „Wenn ich schon nichts Großes bewirken kann, kann ich doch auf großartige Weise kleine Schritte machen.“ („If I cannot do great things, I can do small things in a great way.“)

Vielleicht hätte Jodi Picoult die Darstellung ein wenig stärker straffen und beispielsweise auf die minuziöse Beschreibung der offensichtlich genau recherchierten Arbeit im Fastfood-Restaurant verzichten können, aber davon abgesehen bietet sie mit „Kleine große Schritte“ eine bewegende Lektüre. Sie erzählt im Präsens abwechselnd aus drei grundverschiedenen Perspektiven, nämlich aus der Sicht der afroamerikanischen Säuglingsschwester Ruth Jefferson, ihrer wohlmeinenden weißen Pflichtverteidigerin Kennedy McQuarrie und ihres offen rassistischen Kontrahenten Turk Bauer. Diese Erzählweise ermöglicht es der Autorin, die sich widersprechenden Denkmuster der Figuren zu vermitteln.

Den Roman „Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult gibt es auch als Hörbuch, gesprochen von Beate Rysopp, Svenja Pages und Frank Stieren (ISBN 978-3-95862-034-6). Das Buch soll mit Julia Roberts und Viola Davis in den Hauptrollen verfilmt werden.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2018
Textauszüge: © C. Bertelsmann Verlag

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