John le Carré : Die Libelle

Die Libelle
Originalausgabe: The Little Drummer Girl Hodder & Stoughton, London 1983 Die Libelle Übersetzung: Werner Peterich Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1983 ISBN: 3-462-01575-3, 638 Seiten ISBN: 978-3-8437-0853-1 (eBook) Ullstein Verlag, München 2001 ISBN 978-3-548-60160-1
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Mossad-Agent Marty Kurtz sucht nach dem Palästinenser Khalil, der als Kopf einer Gruppe gilt, die für eine Anschlagserie in Europa verantwortlich ist. Um an den Terroristen heranzukommen, rekrutiert Kurtz die junge englische Schau­spiele­rin Charlie als Lockvogel. Ein arabisch aus­sehender Agent ("Joseph") lässt sich mit ihr zusammen sehen. Dabei tut er so, als sei er Khalils Bruder Salim und Charlie seine Geliebte. Parallel dazu wird Salim entführt und getötet ...
mehr erfahren

Kritik

In dem Agententhriller "Die Libelle" explodiert schon mal eine Bombe, aber das wird von John le Carré nicht inszeniert, denn es geht ihm nicht um Action. Statt­dessen veran­schau­licht er, wie eine junge Frau durch einen Einsatz für den Mossad in eine Identitätskrise gerät.
mehr erfahren

Im Haus des israelischen Arbeits-Attachés in Bad Godesberg explodiert ein Sprengsatz. Der Diplomat entgeht dem Anschlag, weil er nicht da ist, aber seine Frau verliert ein Bein, und der kleine Sohn Gabriel kommt ebenso wie die sizilianische Köchin und der philippinische Chauffeur ums Leben. Drei weitere Menschen werden verletzt.

Dr. Paul Alexis vom Innenministerium leitet die Untersuchung, und aus Israel reist ein halbes Dutzend Experten an. Rasch stellt sich heraus, wie die Bombe ins Haus kam: Eine englisch sprechende junge Frau fragte nach dem schwedischen Au-pair-Mädchen Elke, ihrer angeblichen Freundin. Der Attaché, der selbst geöffnet hatte, erklärte ihr, dass Elke mit ihrem Freund Wolf in Urlaub gefahren sei. Daraufhin hielt ihm „Katrin“ einen Koffer hin und behauptete, Elkes Mutter habe von ihrer geplanten Deutschlandreise erfahren und sie gebeten, ihrer Tochter ein paar Kleidungsstücke und Schallplatten zu bringen. Der Diplomat legte den Koffer in Elkes Zimmer.

Das Attentat in Bad Godesberg gehört zu einer ganzen Reihe von Sprengstoffanschlägen einer palästinensischen Terror-Organisation in Europa.

Nach acht Wochen kommen die von Martin („Marty“) Kurtz alias Schulman geführten israelischen Agenten dem Mann auf die Spur, der das Auto mit der Überbringerin des Koffers fuhr. Er heißt Salim, aber die Israelis verwenden den Decknamen Yanuka.

Nach einem Besuch bei seiner Schwester Fatmeh in Beirut entführen ihn Mossad-Agenten auf Zypern. Indem sie Yanuka als britischen Geschäftsmann aus Nicosia ausgeben, einen Patienten, der sich dringend in München einer Herzoperation unterziehen muss, schmuggeln sie ihn nach Deutschland. Dort täuschen sie ihm vor, er befände sich in einer Gefängniszelle in Israel. Zwei Verhörspezialisten aus Jerusalem geben sich ihm gegenüber als besorgte Rot-Kreuz-Vertreter aus und überbringen ihm bei einem ihrer Besuche einen gefälschten Brief seiner Schwester Fatmeh. Schließlich mimt Marty Kurtz einen frustrierten Gefängnisdirektor, sucht Salim auf und lässt ein paar Informationen fallen, die angeblich von Salims älterem Bruder Khalil stammen, den der Mossad als Kopf der für die Anschlagsserie in Europa verantwortlichen Palästinenser ausgemacht hat, der jedoch so vorsichtig und misstrauisch ist, dass ein riesiger Aufwand erforderlich ist, um an ihn heranzukommen. Wie beabsichtigt, folgert Salim aus Khalils vermeintlichem Geheimnisverrat, dass sich sein Bruder ebenfalls in der Gewalt der Israelis befindet und gefoltert wurde. Mit Tricks wie diesen bringen die Agenten Salim schließlich zum Reden.

Parallel dazu sorgt Marty Kurtz‘ arabisch aussehender Mitarbeiter Peter Richthoven dafür, dass er einer Gruppe urlaubender englischer Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Insel Mykonos auffällt. Am Ende der Ferien überredet er die 26-jährige Charmian („Charlie“), nicht mit ihrem Freund Alastair und den Kollegen zurückzureisen, sondern ihn erst noch nach Saloniki zu begleiten. Charlie nennt ihn „Joseph“ und behält damit den Namen bei, den sie und die anderen ihm gegeben hatten, als sie noch nicht wussten, wie er heißt.

Marty Kurtz fliegt eigens nach Griechenland, um Charlie eine Rolle anzubieten, allerdings nicht auf der Bühne, sondern im richtigen Leben. Die Männer befragen sie zu ihrer Biografie, über die sie sich allerdings schon zuvor unter anderem bei dem Theateragenten Ned Quilley in London gründlich informiert haben. Als Charlie sich einverstanden erklärt, paukt „Joseph“ mit ihr die für sie erdachte Legende und übernimmt dabei selbst die Rolle ihres Liebhabers, des entführten Salim alias Michel.

Peter Richthovens Vater, ein Bauarbeiter, war in den Zwanzigerjahren im Rahmen der dritten Alija aus Polen nach Palästina emigriert. Sein Bruder fiel 1967 im Sechstagekrieg, und er selbst wurde schwer verwundet. Nun spielt er also die Rolle des Bruders des gesuchten Terroristen Khalil.

Während Joseph und Charlie in Saloniki an der Legende arbeiten, klärt Marty Kurtz den inzwischen von Bonn nach Wiesbaden abgeschobenen Beamten Paul Alexis darüber auf, wie die Bombenlegerin – eine zwanzig Jahre alte Holländerin namens Larsen – nach Bad Godesberg reiste. (Salim, von dem er das weiß, erwähnt er nicht.) Die Terroristin tauschte unmittelbar vor dem Abflug in Paris-Orly ihre Boarding Card und den Pass mit einer Komplizin und flog statt nach Madrid nach Köln-Bonn. Ein Motorradfahrer holte sie ab. Ein anderer Mann fuhr sie mit dem Wagen zum Haus des Attachés und brachte sie anschließend nach Bad Neuenahr. Kurtz erzählt, mit dem nächsten Anschlag der Palästinenser sei in Süddeutschland zu rechnen. Er fordert Paul Alexis auf, sich entsprechende Vollmachten und Ressourcen zu beschaffen, um eingreifen zu können, sobald Konkretes bekannt ist.

Charlies erster Mossad-Auftrag besteht darin, allein einen Mercedes mit gefälschtem Münchner Kennzeichen von Saloniki nach Kärnten zu fahren. In den Hohlräumen ist Sprengstoff versteckt. Falls ein Grenzbeamter sie fragt, soll sie sich als Geliebte eines Münchner Modearztes ausgeben, der dringend nach München zurückfliegen musste und sie bat, ihm mit dem Wagen zu folgen.

Shimon Litvak, der zu Marty Kurtz‘ Gruppe gehört, beobachtet Charlies Ankunft von einem Hotelfenster aus. Wie vereinbart, schiebt Charlie den Wagenschlüssel unauffällig ins Auspuffrohr, bevor sie weggeht. Bald darauf fährt ein Biker mit Sozius mehrmals an dem geparkten Auto vorbei. Den Mann erkennt Litvak: Es handelt sich um den an der Musikakademie in Mailand immatrikulierten Journalisten Alberto Rossino. Die andere Person ist ein Mädchen, vermutlich die holländische Bombenlegerin. Sie ist es schließlich, die zum Wagen geht. Aber statt in den Auspuff zu schauen, verwendet sie einen mitgebrachten Schlüssel und fährt mit dem Mercedes los.

In Salzburg treffen Charlie und Joseph bzw. Michel sich wieder.

Auf der Autobahn München-Salzburg explodiert der Mercedes, mit dem Charlie den Balkan überquerte. Die Insassen – Salim/Yanuka und die 20-jährige Holländerin – kommen ums Leben. Wie von Marty Kurtz instruiert, lenkt Paul Alexis den Verdacht zunächst auf linke Aktivisten in Münchner und Frankfurter Studentenkreisen. Am zweiten Tag erhält er einen Brief mit einem Hinweis auf die Identität der toten Frau und Beweismaterial über ihre Beteiligung an den palästinensischen Anschlägen. Die deutsche Polizei geht schließlich davon aus, dass ein Terroristenpaar bei der vorzeitigen Explosion einer fehlerhaft gebastelten Bombe ums Leben kam.

Während Charlie wieder in London Theater spielt, mietet Marty Kurtz alias Mr Raphael für sich und 14 weitere Agenten ein Haus in Hampstead.

Die Theatertruppe „Heretics“, der Charlie angehört, geht auf Tournee. Gleich zu Beginn wird Charlie in Exeter von einem Unbekannten mit Schweizer Akzent angesprochen, der sich als Rechtsanwalt Anton Mesterbein aus Genf vorstellt und ihr Grüße von Michel überbringt. Charlie erwidert, er sei wohl in der falschen Vorstellung, sie kenne keinen Michel. Aber er gibt nicht auf, bis sie sich von ihm zu einem Haus bringen lässt, in dem eine Deutsche mit dem Decknamen Helga auf sie wartet. Anton Mesterbein erklärt, Michel sei einer seiner Mandanten gewesen. In der eingehenden Befragung gibt Charlie zu, dass in dem von ihr aufgrund von Michels Bitte nach Österreich überführten, später auf der Autobahn explodierten Mercedes von Anfang an Sprengstoff war. Sie habe Michel vor fünf oder sechs Wochen in Salzburg zum letzten Mal gesehen, behauptet sie.

Die israelischen Agenten wissen über den Genfer Anwalt Anton Mesterbein bereits Bescheid. Er studierte politische Wissenschaften in Paris, Philosophie in Berlin, Jura und Politik in Berkeley, Rom und Zürich. Nach einem Aufenthalt in Beirut wurde er in Istanbul mit türkischen Untergrund-Aktivisten beobachtet, die sich vorgenommen haben, die Zionisten auszurotten. Bei der Frau mit dem Decknamen Helga handelt es sich um die 1954 in Bremen geborene Tochter eines Reeders. Astrid Berger studierte in Bremen und Frankfurt am Main Politik und Philosophie. Die beiden gehören zum Umfeld des Palästinensers Khalil, auf den es Marty Kurtz abgesehen hat. Offenbar zeigt die Legende Wirkung, derzufolge Khalils Bruder Salim alias Michel sich auf Mykonos in Charlie verliebte und bis kurz vor seinem Tod mit ihr zusammen war.

Nun gehört es zu Charlies Rolle, um ihr große Liebe Michel zu trauern und den Wunsch zu äußern, sich an seiner Stelle den Palästinensern anzuschließen.

Helga organisiert Charlies Flug als „Miss Palme“ nach Beirut, wo Captain Tayeh die Besucherin „im Namen der Revolution“ begrüßt. Nachdem sie sich wie eine Krankenschwester gekleidet hat, bringt man sie in einem Sanitätsauto nach Sidon, zu Fatmeh, der Schwester von Salim und Khalil. Die Frau, die bereits drei Brüder und eine Schwester durch Gewalttaten verloren hat, bedankt sich bei Charlie, dass diese Salim unterstützte und sich nun selbst der Bewegung angeschlossen hat. Aber sie fragt die Engländerin auch misstrauisch aus, um zu überprüfen, ob Salim ihr vertraute.

Nach der Ausbildung in einem Lager der Palästinenser fliegt Charlie nach Zürich. Im Transitbereich trifft sie auf eine Frau namens Sabine und tauscht mit ihr Flugschein und Pass. So wird aus Charlie die drei Jahre jüngere, in Johannesburg geborene Südafrikanerin Imogen Baastrup mit Reiseziel Stuttgart.

Marty Kurtz weiß inzwischen, dass die Palästinenser einen Anschlag auf den südafrikanischen Professor Minkel vorbereiten, der in Kürze im Hörsaal 251 der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau einen Vortrag halten soll und als Befürworter der sog. Bantustan-Lösung gilt, also einer ethnischen Aufteilung Palästinas und der Schaffung eines winzigen Palästinenser-Staates nach dem Vorbild südafrikanischer Protektorate. Kurtz trifft sich mit dem Professor und unterrichtet ihn über den Mordplan.

Charlie wird in Stuttgart von Helga und einigen anderen Terroristen erwartet.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Als die Minkels im Hotel eintreffen, passt Charlie sie an der Rezeption ab, stellt sich als Imogen Baastrup vor und behauptet, an der Witwatersrand-Universität Soziologie studiert zu haben. Begeistert schwärmt sie von Minkels dort im letzten Jahr gehaltenem Vortrag. Durch diese Ablenkung ist es Alberto Rossino möglich, unbemerkt den Aktenkoffer des Professors zu nehmen und damit das Hotel zu verlassen.

Wie bei einer Schnitzeljagd wird Charlie durch ein halbes Dutzend Hinweise zu einem Lieferwagen gelotst, dessen Fahrer sie vor dem Hotel Garni Eden absetzt, ihr eine Zimmernummer nennt und ihr einschärft, nicht den Aufzug zu benutzen. Während sie die Treppe nimmt, wird sie vom Lift überholt, und im Zimmer erwartet sie der Lieferwagen-Fahrer: Es ist Khalil. Und er hat Minkels Aktenkoffer.

In Charlies Beisein bastelt Khalil eine Bombe und bringt sie in dem Aktenkoffer unter.

Charlies Aufgabe besteht darin, sie Minkel in die Universität zu bringen. Man will sie zunächst nicht zu ihm lassen, aber sie erklärt aufgeregt, dass in dem Koffer die Unterlagen seien, ohne die der Professor seinen Vortrag nicht halten könne. Das Ehepaar Minkel ist nicht allein. Weil Charlie wahrscheinlich einen Sender trägt, tut sie jedoch so, als bemerke sie Marty Kurtz, Peter Richthoven („Joseph“), Paul Alexis und einige andere Männer ebenso wenig wie die aufgestapelten Sandsäcke. Sie erklärt, das Hotelpersonal habe den Aktenkoffer des Professors versehentlich für ihr Gepäck gehalten und auf ihr Zimmer gebracht. Das sei ihr erst jetzt aufgefallen, und sie habe sofort ein Taxi genommen, um ihm das im Koffer vermutete Redemanuskript zu bringen. Wortlos ergreift einer der Männer den Aktenkoffer und stellt ihn in einen schwarzen Kasten. Während sich alle hinter die Sandsäcke ducken, entschärft ein Experte den Sprengsatz.

Joseph tauscht Charlies Radiowecker aus. Das Gerät, das sie nun bei sich hat, lässt sich über ein ausgestrahltes Signal orten.

Alberto Rossino fährt sie zurück, und Khalil verbringt die Nacht mit ihr in einem Haus an einem Seeufer. Sie schlafen miteinander. Im Fernsehen sind Absperrungen an der Universität zu sehen, und es heißt, Prof. Minkel sei bei einem Sprengstoff­anschlag ums Leben gekommen.

Am frühen Morgen steht Khalil zwar nackt, aber mit einer Pistole bewaffnet am Fenster. Was er sehe, fragt Charlie. Was ihn misstrauisch gemacht hat, ist die Tatsache, dass nichts zu sehen ist: keine Kühe, keine Fischer, niemand, der zur Arbeit fährt. Hat die Polizei das Gelände abgeriegelt? Khalils Verdacht fällt auf Charlies Wecker. Er schaltet sein Radio ein und wechselt die Frequenz, bis ein Heulton zu hören ist, der abbricht, sobald er die Batterien aus dem kleinen Radiowecker entfernt. Für wen Charlie arbeite, fragt er. Ob sie seinen Bruder verraten habe. Charlie gesteht, seinen Bruder gar nicht gekannt zu haben.

Im nächsten Augenblick sieht sie, wie Khalils Kopf zerbirst. Joseph feuert ein ganzes Magazin seiner Waffe auf den Terroristen ab, während weitere Agenten ins Haus eindringen.

Charlie bleibt unverletzt, wird jedoch völlig verstört ins Krankenhaus gebracht und von einem Psychiater behandelt.

Der Genfer Rechtsanwalt Anton Mesterbein wird am helllichten Tag erschossen. Es heißt, Falangisten hätten ihn ermordet. Eine Vier-Zentner-Bombe zerstört eine Luxusvilla außerhalb von Bagdad und tötet Fatmeh, Captain Tayeh und andere Menschen, die sich darin aufhielten. Die Leichen des italienischen Journalisten und Musikers Alberto Rossino und seiner deutschen Begleiterin Astrid Berger werden aus einem See in Tirol geborgen.

Als Charlie erstmals wieder auf der Bühne steht, ist es ihr nicht möglich, ihre Rolle zu spielen. Obwohl der Souffleur ihr den Text zuflüstert und ihr Partner improvisiert, um ihr Zeit zu verschaffen, bricht sie ab. In der ersten Reihe Mitte sieht sie Joseph sitzen.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

In dem Agententhriller „Die Libelle“ explodiert schon mal ein mit Sprengstoff präparierter Mercedes, aber John le Carré inszeniert das nicht, sondern berichtet nur kurz darüber, denn es geht ihm nicht um Action, sondern um die ebenso detaillierte wie kenntnisreiche Schilderung von Geheimdienst-Methoden und vor allem darum, was der Einsatz für die junge Schauspielerin Charlie bedeutet. Die 26-Jährige gerät durch ihre Rolle in eine Identitätskrise. Es fällt ihr schwer, zwischen Realität und Legende, ihrer großen Liebe, dem Agenten Peter Richthoven („Joseph“), und dem von ihm vorgetäuschten Terroristen Salim alias Michel zu unterscheiden. Anfangs scheinen die Fronten zwischen Gut und Böse noch klar zu sein, aber als Charlie mit dem Leid der Palästinenser und der Aussichtslosigkeit ihrer Lage konfrontiert wird, entwickelt sie Mitgefühl für sie und Verständnis für deren Kampf. Gleichzeitig erlebt sie, dass auch der israelische Geheimdienst nicht vor Gewaltaktionen zurückschreckt. Charlie fühlt sich zwischen der Loyalität zu ihren israelischen Auftraggebern und ihrer Sympathie für die Palästinenser hin- und hergerissen.

Es heißt, John le Carré (bürgerlich: David John Moore Cornwell) habe bei der Romanfigur Charlie in „Die Libelle“ an seine Halbschwester Charlotte Cornwell (* 1949) gedacht. Die Schauspielerin hatte sich vorübergehend im Zirkel ihrer Kollegin Vanessa Redgrave (* 1937) engagiert, die gegen Nuklearwaffen und den Vietnamkrieg protestierte und sowohl für die IRA als auch die PLO um Verständnis warb.

Die von Werner Peterich vorgenommene deutsche Übertragung des Romans „The Little Drummer Girl“ von John le Carré trägt den Titel „Die Libelle“ (Kiepenheuer und Witsch, Köln 1983), und im Vorspann sind drei Strophen eines Gedichts von Heinrich Heine abgedruckt:

Es tanzt die schöne Libelle
Wohl auf des Baches Welle;
Sie tanzt daher, sie tanzt dahin,
Die schimmernde, flimmernde Gauklerin.

Gar mancher junge Käfertor
Bewundert ihr Kleid von blauem Flor,
Bewundert des Leibchens Emaille
Und auch die schlanke Taille.

* * *

O, dass ich nie gesehen hätt
Die Wasserfliege, die blaue Kokett
Mit ihrer feinen Taille –
Die schöne, falsche Canaille!

Den Roman „Die Libelle“ gibt es auch als Hörbuch (Bearbeitung: Valerie Stiegele, Regie: Hermann Naber). George Roy Hill verfilmte den Roman von John le Carré: „Die Libelle“.

nach oben (zur Kritik bzw. Inhaltsangabe)

Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2016
Textauszüge: © Verlag Kiepenheuer & Witsch

George Roy Hill: Die Libelle

John le Carré (Kurzbiografie / Bibliografie)
John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam (Verfilmung)
John le Carré: Dame, König, As, Spion (Verfilmung)
John le Carré: Das Russland-Haus (Verfilmung)
John le Carré: Der Schneider von Panama (Verfilmung)
John le Carré: Der ewige Gärtner (Verfilmung)
John le Carré: Marionetten (Verfilmung)
John le Carré: Empfindliche Wahrheit
John le Carré: Federball
John le Carré: Silverview

John Grisham - Die Schuld
"Die Schuld" ist kein Justizthriller, sondern ein gesellschaftskritischer Roman. John Grisham versteht sich darauf, Schwachstellen im US-amerikanischen Rechtssystem aufzuzeigen. Um die Unkultur von Sammelklagen und außergerichtlichen Vergleichen anzuprangern, hätten aber zwei oder drei Beispiele gereicht.
Die Schuld

 

(Startseite)

 

Nobelpreis für Literatur

 

Literaturagenturen

 

Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon einen Monat, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte. Aus familiären Gründen reduziere ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik.