Voltaire : Candide

Candide
Originalausgabe: Candide ou L'optimisme, Genf 1759 Candide oder Der Optimismus Von Michael Mathias Prechtl illustrierte Ausgabe: Übersetzung: Stephan Hermlin Verlag C. H. Beck 1989 Übersetzung: Jürgen von Stackelberg Insel-Taschenbuch, Frankfurt/M 2007 Candid oder die beste der Welten Übersetzung: Ernst Sander Reclam Verlag, Stuttgart 2014 ISBN 978-3-15-006549-5, 120 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Candide ist ein argloser junger Mann. Auf der Suche nach seiner geliebten Kunigunde erlebt er in Cadiz, Lissabon, Paris, Buenos Aires, Eldorado und Venedig zahlreiche groteske Abenteuer und wird immer wieder Opfer von Schurken und Zufällen. ...
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Kritik

Voltaire (1694 - 1778) verspottet das optimistische Menschenbild des deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) in einer 1759 anonym veröffentlichten ideenreichen Romansatire voller Sarkasmen.
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Candide (candidus: ehrlich, aufrichtig), der illegitime Neffe des westfälischen Barons Thunder-ten-Tronck, ist ein argloser junger Mann. Auf der Suche nach seiner geliebten Kunigunde erlebt er in Cadiz, Lissabon, Paris, Buenos Aires, Eldorado und Venedig zahlreiche groteske Abenteuer und wird immer wieder Opfer von Schurken und Zufällen.

In Paraguay trifft er seinen verschollenen Bruder wieder, der ihm von dem Überfall auf das Schloss der Eltern berichtet:

„Ich werde mein ganzes Leben hindurch den schrecklichen Tag vor Augen haben, an dem ich sehen musste, wie mein Vater und meine Mutter umgebracht wurden und man meine Schwester vergewaltigte. Als die Bulgaren abgezogen waren, blieb meine bezaubernde Schwester unauffindbar, und man legte meine Mutter, meinen Vater und mich sowie zwei Mägde und drei kleine Jungen, die ebenfalls ermordet worden waren, auf einen Karren, um uns in eine zwei Meilen vom Schloss meiner Väter entfernten Jesuitenkapelle beizusetzen. Ein Jesuit besprengte uns mit Weihwasser, es war fürchterlich salzig, ich bekam einige Tropfen in die Augen; der Pater bemerkte, dass meine Lider ein wenig zuckten; er legte mir die Hand aufs Herz und fühlte, dass es schlug …“

In Surinam stoßen Candide und sein Diener Cacambo auf einen Schwarzen, dem die rechte Hand und das linke Bein fehlen.

„Oh mein Gott“, sagte Candide auf holländisch, „was machst du da, mein Freund, in dem schrecklichen Zustand, in dem ich dich erblicke?“ — „Ich warte auf meinen Gebieter, Herrn Vanderdendur, den berühmten Handelsmann“, erwiderte der Neger. — „Hat dir Herr Vanderdendur“, sagte Candide, „so übel mitgespielt?“ — „Ja“, sagte der Neger, „das ist so der Brauch. Man gibt uns zweimal im Jahr eine Leinenhose als Bekleidung. Wenn wir in den Zuckerfabriken arbeiten und das Mühlwerk uns einen Finger abreißt, schneidet man uns die Hand ab. Wenn wir fliehen wollen, schneidet man uns das Bein ab; beide Fälle treffen auch mich zu. Um diesen Preis also esst ihr Zucker in Europa.“

Mehrmals begegnet Candide seinem ehemaligen Lehrer Pangloss, dem das Schicksal noch übler mitspielt, der aber trotz der Scheußlichkeiten, die ihm widerfahren, seinen Optimismus nicht verliert und stets daran festhält, dass dies die beste aller möglichen Welten sei.

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Voltaire (1694 – 1778) verspottet das optimistische Menschenbild des deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) in einer 1759 anonym veröffentlichten ideenreichen Romansatire voller maliziöser Anspielungen, die in Genf öffentlich verbrannt und von der Kirche indiziert wurde.

Die temporeiche, aberwitzige Satire Voltaires inspirierte Leonard Bernstein, Lillian Hellman und Richard Wilbur zu einer Operette, die im Februar 1957 am Broadway uraufgeführt wurde. 1989 spielte Leonard Bernstein mit Jerry Hadley als Candide und June Anderson als Kunigunde eine Neufassung ein. Leider fehlen auf der CD der „Deutschen Grammophon“ die witzigen, von Adolph Green gesprochenen Zwischentexte.

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2002
Textauszüge: © Reclam

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Ebenfalls von Michael Mathias Prechtl illustriert: Johann Wolfgang von Goethe: Reineke Fuchs

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Mehr als zwei Jahrzehnte lang las ich rund zehn Romane pro Monat und stellte sie dann mit Inhaltsangaben und Kommentaren auf dieser Website vor. Zuletzt dauerte es schon zehn Tage und mehr, bis ich ein neues Buch ausgelesen hatte, und die Zeitspanne wird sich noch verlängern: Aus familiären Gründen werde ich das Lesen und die Kommunikation über Belletristik deutlich reduzieren.