Françoise Sagan : In einem Monat, in einem Jahr

In einem Monat, in einem Jahr
Originalausgabe: Dans un mois, dans un an Éditions Julliard, Paris 1957 In einem Monat, in einem Jahr Übersetzung: Helga Treichl Verlag Ullstein, Berlin 1958, 157 Seiten Verlag Eder & Bach, München 2015 ISBN: 9783945386118, 180 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Bernard und Jacques, Edouard, Alain Maligrase und André Jolyet rivalisieren um Josée bzw. Béatrice, ohne dass einer von ihnen auf echte Gegenliebe stoßen würde. Die unglücklich verliebten Männer, deren Hoffnungen trügerisch sind, werden für Josée und Béatrice zu Spielbällen. Die Ehefrauen Fanny und Nicole können nur zusehen und still leiden. Es geht um Menschen der Pariser Mittelschicht, die der Einsamkeit und Sinnlosigkeit des Daseins nicht entfliehen können ...
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Kritik

Françoise Sagan inszeniert diesen un­glücklichen Liebesreigen mit leichter Hand und wechselt dabei fortwährend die Perspektive. "In einem Monat, in einem Jahr" kommt ohne Effekthascherei aus, und die Autorin begnügt sich mit einer ebenso schlichten wie über­zeugenden Komposition.
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Paris. Bernard veröffentlichte vor drei Jahren einen erfolglosen Roman und müht sich inzwischen mit einem weiteren ab, ohne damit voranzukommen. Den Lebensunterhalt für sich und seine Ehefrau Nicole verdient er als Lektor und Kritiker einiger Zeitungen. Nicole ist unglücklich, weil sie weiß, dass ihr Mann sich nichts mehr aus ihr macht. Bernard hat sich in die 25-jährige Josée Saint-Gilles verliebt. Als er sie um 4 Uhr morgens aus einer Bar anruft, hört er eine Männerstimme.

Bernard erschrak, rührte sich nicht. Wenn sie erriet, dass er es war, wenn sie ihn dabei ertappte, dass er sie ertappte!

Josée hat den Medizinstudenten Jacques F. bei sich im Bett.

Zwei Wochen später trifft Bernard zufällig in der Wohnung des 50 Jahre alten Ehepaars Maligrasse auf Josée und Jacques. Von diesem Schock will er sich in Italien erholen, aber nach ein paar Tagen zwischen Mailand und Genua nimmt er sich in Poitiers ein Hotelzimmer und redet sich ein, er benötige die Ungestörtheit, um an seinem Roman arbeiten zu können. Der erste Satz lautet:

Kein Ding wird so sehr verleumdet wie das Glück.

Bernard hält sich seit zwei Monaten in Poitiers auf, als Nicole ihrer drei Jahre jüngeren Freundin Josée anvertraut, dass sie schwanger ist. Ihr Mann weiß es noch nicht. Josée macht sich Sorgen, weil Nicole bereits zwei Fehlgeburten hinter sich hat, und beschließt, Bernard mit ihrem Auto aus Poitiers zu holen. Erst als sie sein glückliches Gesicht sieht, begreift sie, dass er ihr unverhofftes Auftauchen falsch versteht. Sie bringt es nicht übers Herz, ihm sofort die Wahrheit zu sagen und bleibt drei Tage lang bei ihm, bevor sie gemeinsam nach Paris zurückkehren.

An seiner Wohnungstüre trifft Bernard auf zwei Krankenschwestern: Nicole hatte zwei Tage zuvor erneut eine Fehlgeburt. Während er seine Frau zu trösten versucht, denkt er darüber nach, wie er unbemerkt Josée anrufen könnte.

Jacques hat Josées Wohnung während ihrer Abwesenheit verlassen und ist auch aus seiner eigenen ausgezogen. Bevor Josée losfuhr, hatte er ihr erklärt, dass er zwar nicht eifersüchtig sei, aber auch nicht bereit, sie mit einem anderen Mann zu teilen. In der zehnten Bar, in der Josée nach ihm sucht, findet sie ihn, und er geht mit ihr nach Hause.

Alain Maligrasse arbeitet seit 20 Jahren in einem Verlag. Bernard ist einer seiner Kollegen und mit ihm und seiner Ehefrau Fanny befreundet. Fanny beobachtet still und unglücklich, wie Alain sich nach der jungen Theaterschauspielerin Béatrice verzehrt.

Sein 30 Jahre jüngerer Cousin Edouard Maligrasse kommt aus Caen nach Paris, wo ihm der Vater eine Anstellung bei einem Versicherungsmakler verschafft hat. Er verliebt sich ebenfalls in Béatrice und beginnt sich Geld zu leihen, um sie beeindrucken zu können. Béatrice ist zwar mit einem Geschäftsmann verheiratet, aber das hält sie nicht davon ab, eine Nacht mit Edouard zu verbringen.

Als André Jolyet ihr die Hauptrolle in seiner neuen Inszenierung anbietet und sie ebenfalls umwirbt, hat Béatrice die Wahl zwischen dem unerfahrenen, mittellosen jungen Mann vom Land und dem 50 Jahre alten Theaterdirektor, der ihre Karriere fördern könnte. Jolyet missfällt zwar, wie maliziös und geringschätzig Béatrice ihren jungen Verehrer in seinem Beisein behandelt, aber er hat sich vorgegenommen, sie zu erobern.

Als Edouard begreift, dass er Béatrice nicht haben kann, sucht er Zuflucht bei seinen Verwandten. Er hat zwei Tage lang nichts gegessen und ist froh, dass Fanny ihn mit in die Küche nimmt. Alain geht aus. Wie an jedem anderen Abend auch, betrinkt er sich in einer Bar und verbringt die Nacht dann mit der Prostituierten Jacqueline, ohne zu ahnen, dass sie ihn nicht aus Zuneigung mitnimmt, sondern weil André Jolyet sie heimlich dafür bezahlt. Fanny weiß, dass Alain durch seine Gefühle für Béatrice gemerkt hat, wie leer sein Leben war. Sie ist nicht weniger unglücklich als Edouard, der in ihren Armen vor Erschöpfung einnickt und dann mit ihr schläft. Am Morgen schleicht er sich fort und schickt Fanny einen Blumenstrauß. Das bringt sie zum Weinen.

Nach der Feier der erfolgreichen Theaterpremiere wird Béatrice von André Jolyet nach Hause begleitet, und sie weiß, dass sie mit ihm schlafen muss.

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Die Theaterschauspielerin Béatrice rezitiert einmal den Satz „In einem Monat, in einem Jahr, wie werden wir leiden!“ Darauf bezieht sich der Titel des Romans von Françoise Sagan. Die Handlung dreht sich um vier Frauen und fünf Männer. Bernard und Jacques, Edouard, Alain Maligrase und André Jolyet rivalisieren um Josée bzw. Béatrice, ohne dass einer von ihnen auf echte Gegenliebe stoßen würde. Die unglücklich verliebten Männer, deren Hoffnungen trügerisch sind, werden für Josée und Béatrice zu Spielbällen. Die Ehefrauen Fanny und Nicole können nur zusehen und still leiden.

Auch in der Liebe gibt man nur dort, wo kein Bedarf herrscht.

Wie in auch anderen Romanen von Françoise Sagan, geht es in „In einem Monat, in einem Jahr“ um Menschen der Pariser Mittelschicht, die der Einsamkeit und Sinnlosigkeit des Daseins nicht entfliehen können.

Françoise Sagan inszeniert diesen unglücklichen Liebesreigen mit leichter Hand und wechselt dabei fortwährend die Perspektive. „In einem Monat, in einem Jahr“ kommt ohne Effekthascherei aus, und die Autorin begnügt sich mit einer ebenso schlichten wie überzeugenden Komposition.

Eine Neuausgabe des Romans „In einem Monat, in einem Jahr“ von Françoise Sagan erschien im Oktober 2015 in der vom Verlag Eder & Bach in München realisierten „Die ZEIT Bibliothek der verschwundenen Bücher“. Die Bände sind bibliophil gestaltet (Leinenrücken, Lesebändchen, farbiger Vorsatz):

 

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015
Textauszüge: © Ullstein Verlag

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