John Grisham : Die Firma

Die Firma
The Firm Random House, 1991 Die Firma Übersetzung: Christel Wiemken Hoffmann und Campe, Hamburg 1992 ISBN 978-3-455-02491-3, 559 Seiten Taschenbuch Wilhelm Heyne Verlag, München 1993 978-3-453-07117-9, 559 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Ein junger Jurist fängt nach dem Studium bei einer Kanzlei in Memphis an. Dass sie als Fassade einer Mafia-Familie in Chicago dient, findet Mitch erst heraus, als ihn das FBI umwirbt. Obwohl Illoyalität gegenüber der Firma lebensgefährlich ist – fünf frühere Kollegen wurden bereits ermordet – sammelt Mitch Belastungsmaterial ...
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Kritik

John Grisham ist bekannt für kenntnisreiche Kritik am Justizwesen der USA. In seinem Thriller "Die Firma" spielt dieses Thema allerdings kaum eine Rolle. Umso rasanter führt uns der Autor durch die raffinierte und spannende David-gegen-Goliath-Geschichte.
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Der Berufsanfänger

Zwei Monate bevor Mitchell („Mitch“) Y. McDeere sein Jura-Studium an der Harvard University (als einer der fünf besten seines Jahrgangs) abgeschlossen hat, erhält der 25-Jährige mehrere Vertragsangebote im Bereich Steuerrecht. Statt für die Wall Street entscheidet er sich für Bendini, Lambert & Locke in Memphis. Die Kanzlei beschäftigt 41 Anwälte, bietet das höchste Gehalt, die Tilgung der Schulden, die fürs Studium aufgelaufen sind, einen minimal verzinsten Kredit für den erwarteten Hauskauf, einen BMW als Firmenauto und weitere attraktive Leistungen.

Mitch findet es zwar irritierend, dass die Kanzlei noch nie einen Latino oder Afroamerikaner eingestellt hat und Frauen nur als Sekretärinnen beschäftigt, aber die Bedenken verdrängt er aufgrund der Pluspunkte.

Als Mitch sieben Jahre alt war, kam sein Vater bei einem Grubenunglück ums Leben. Seine Mutter Eva heiratete später noch einmal und lebt mit dem alkoholkranken ehemaligen Lastwagenfahrer Ainsworth in einem Trailerpark in Panama City Beach. Einer seiner Brüder fiel im Vietnam-Krieg, der andere – Ray McDeere – verbüßt seit acht Jahren eine Haftstrafe im Staatsgefängnis Brushy Mountain in Petros/Tennessee.

Durch die Vermittlung der Maklerin Betsy Bell finden Mitch und seine Frau Abby rasch ein Haus in Memphis, das dann ebenso wie sein Büro nach den Ratschlägen einer von der Kanzlei bezahlten Innenarchitektin eingerichtet wird. Abbys Vater Harold Sutherland ist Präsident einer finanziell angeschlagenen Privatbank in Kentucky. Sie studierte an der Western Kentucky University und ist Lehrerin.

An Mitchs erstem Arbeitstag trauert die Kanzlei um zwei 34 Jahre alte Rechtsanwälte. Marty Kozinski und Joe Hodge waren beim Tauchen auf Grand Cayman. Auf dem Boot gab es aus noch ungeklärten Ursachen eine Explosion, bei der auch der 19-jährige Tauchlehrer Philip Abanks ums Leben kam.

Die Kanzlei legt großen Wert auf stabile Familienverhältnisse, missbilligt Affären ebenso wie Alkohol und Drogen. Aber Mitch bleibt nichts anderes übrig, als seine Frau zu vernachlässigen, denn er sieht sich gezwungen, um 5 Uhr früh ins Büro zu fahren und 18 Stunden an Werktagen zu arbeiten, am Wochenende etwas weniger. Manchmal kommt Mitch nur kurz am Morgen zum Duschen und Umziehen nach Hause.

Obwohl Mitch kaum Zeit für die Vorbereitung bleibt, schneidet er beim Anwaltsexamen ein halbes Jahr nach dem Eintritt bei Bendini, Lambert & Locke als Bester ab.

Der FBI-Agent

Kurz nach dem Anwaltsexamen wird Mitch während der Mittagspause in Lanskys Schnellimbiss von einem Fremden angesprochen, der sich als Wayne Tarrance vorstellt und ihm eine Marke des FBI zeigt.

„Sah Ihren Namen in der Zeitung und hörte, dass Sie der neue Mann bei Bendini, Lambert & Locke sind.“
„Weshalb sollte das das FBI interessieren?“

Der FBI-Agent warnt Mitch vor der Kanzlei.

„Erstens, trauen Sie niemandem. Es gibt in der ganzen Firma keinen Menschen, dem Sie vertrauen könnten. Denken Sie immer daran. Das wird später wichtig werden. Zweitens, jedes Wort, das Sie aussprechen, ob zu Hause, in Ihrem Büro oder sonstwo in dem Gebäude, wird höchstwahrscheinlich abgehört und aufgezeichnet. Es kann sogar sein, dass Ihr Wagen abgehört wird. […] Drittens, Geld wächst nicht auf Bäumen.“

Marty Kozinski und Joe Hodge seien ermordet worden, behauptet Wayne Tarrance.

Mitch meldet die Begegnung unverzüglich Lamar Quin, der sich in der Kanzlei um ihn kümmert und dessen Ehefrau Kay sich mit Abby angefreundet hat. Daraufhin fragen ihn die Partner Avery Tolar, Royce McKnight, Oliver Lambert, Harold O’Kane und Nathan Locke aus und erklären dann, die Kanzlei werde vom FBI beobachtet, weil der Fiskus argwöhne, dass die Anwälte reichen Klienten Steuerschlupflöcher zeigen könnten.

Als Mitch fragt, was mit Kozinski und Hodge geschehen sei, antwortet Oliver Lambert:

„Wir wissen nicht, was passiert ist. Anfangs sah es wie ein Unfall aus, aber jetzt sind wir nicht mehr so sicher. Zusammen mit Marty und Joe war ein Einheimischer von den Inseln mit an Bord. Er war der Kapitän und Tauchlehrer. Inzwischen haben uns die Behörden mitgeteilt, dass er möglicherweise zu einem auf Jamaica ansässigen Drogenring gehörte und die Explosion ihm galt. Er ist dabei gleichfalls ums Leben gekommen.“

Die Partner der Kanzlei schwören Mitch darauf ein, sich von Tarrance fernzuhalten und auch jeden weiteren Kontaktversuch eines FBI-Agenten sofort zu melden.

Der Privatdetektiv

Die Beteuerungen der Partner haben Mitch nicht überzeugt. Rasch merkt er, dass er observiert wird. Und weil er nun davon ausgeht, dass sowohl sein Haus als auch sein Auto verwanzt sind, reden er und Abby nur noch im Freien über sensible Themen.

Nachdem er während einer Geschäftsreise auf Grand Cayman mit Barry Abanks gesprochen hat, dem Vater des getöteten Tauchlehrers, der nicht an einen Unfall glaubt und versichert, sein Sohn habe nichts mit Drogen zu tun gehabt, beauftragt Mitch den mit seinem inhaftierten Bruder Ray befreundeten Privatdetektiv Eddie Lomax mit Nachforschungen über drei frühere Todesfälle in der Firma. Robert Lamm wurde 1972 nach einer Hirschjagd in Arkansas vermisst. Einen Monat später entdeckte man seine Leiche mit einer Schusswunde am Kopf. Alice Knauss, die einzige jemals von Bendini, Lambert & Locke angestellte Juristin, kam 1977 bei einem Autounfall ums Leben. Angeblich war der Fahrer des gestohlenen Pickups, der mit ihr zusammenstieß, betrunken, aber er wurde nie gefunden. John Mickel erschoss sich 1984 angeblich selbst und hinterließ einen langen Abschiedsbrief an seine Familie.

Kurz nachdem Eddie Lomax seinen Auftraggeber über die Ermittlungsergebnisse unterrichtet hat, wird er in einen Hinterhalt gelockt und erschossen.

Der Informant

Um Mitch für eine Zusammenarbeit zu gewinnen, schickt das FBI seinen früheren Kommilitonen Rick Acklin als Unterstützung für Wayne Tarrance nach Memphis. Und während Mitch an einer Fortbildung in Washington, D. C., teilnimmt, kontaktiert ihn ein FBI-Agent namens Grant Harbison und begleitet ihn zu einer Unterredung mit dem FBI-Direktor F. Denton Voyles persönlich.

Der klärt ihn darüber auf, dass die Anwaltskanzlei in Memphis im Besitz der Mafia-Familie Morolto in Chicago ist. Der Steueranwalt Anthony Bendini, der 1951 die Kanzlei in Memphis gründete, war mit einer Tochter des Mafia-Bosses verheiratet, und Nathan Locke kam als weiterer Vertrauensmann Moroltos in die Firma. Der alte Morolto starb 1988 und wurde von seinen beiden Söhnen beerbt: Mickey „the Mouth“ lebt in Las Vegas, und Joey „the Priest“ ist der Boss in Chicago.

Bendini, Lambert & Locke dient als Fassade, schmuggelt mit dem firmeneigenen Lear-Jet Bargeld ins Ausland und gründet beispielsweise auf den Caymans Scheinfirmen zur Geldwäsche. Als Marty Kozinski und Joe Hodge die Wahrheit erfahren hatten, wandten sie sich ans FBI – und wurden ermordet, ebenso wie die drei Juristen vor ihnen.

Nach Absprache mit Abby erklärt sich Mitch zur Kooperation mit dem FBI bereit, verlangt dafür aber nicht nur zwei Millionen Dollar und die spätere Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm, sondern auch die Befreiung seines Bruders aus dem Gefängnis.

Mit Hilfe seiner Frau und von Tammy Hemphill, der Sekretärin des ermordeten Privatdetektivs Eddie Lomax, gelingt es Mitch, zehntausend Dokumente aus den Akten der Firma zu kopieren, „Kontoauszüge, Belege für Computer- Überweisungen, Firmeneintragungen, Darlehensverträge, interne Aktennotizen, Korrespondenz zwischen allen möglichen Leuten“.

Es dauert nicht lang, bis William DeVasher, der Sicherheitschef der Firma, argwöhnisch wird. Selbstverständlich bespricht er dies mit Lou Lazarov, seinem Boss bei der Mafia, und der weist ihn an, für den Fall, dass sich der Verdacht gegen Mitch McDeere erhärtet, Pläne für die Eliminierung des jungen Rechtsanwalts auszuarbeiten.

Mit seinem Insider-Wissen gelingt es Mitch, sich zehn Millionen Dollar aus dem Vermögen der Firma von einer Bank auf den Caymans zu beschaffen. Außerdem hat ihm das FBI inzwischen eine der beiden zugesagten Millionen überwiesen. Und er erreicht, dass das FBI seinem Bruder heimlich hilft, über die Außenmauer der Haftanstalt zu entkommen.

Die Flucht

Inzwischen bezweifelt Mitch aufgrund einiger Ungeschicklichkeiten des FBI-Agenten Wayne Tarrance bei konspirativen Treffen, dass die Behörden für seine und Abbys Sicherheit garantieren können.

Seine Skepsis ist begründet. Tarry Ross, ein hoher FBI-Mitarbeiter mit direktem Zugang zu F. Denton Voyles, kassiert von dem Mafioso Vinnie Cozzo aus der New Yorker Familie Palumbo 200.000 Dollar für die Information, dass Mitch McDeere sich des Öfteren mit FBI-Agenten getroffen und kistenweise Belastungsmaterial versprochen hat. Vinnie Cozzo gibt dies für eine halbe Million Dollar an Lou Lazarov in Chicago weiter.

Daraufhin geraten die Familie Morolto und die Kanzlei Bendini, Lambert & Locke in Panik. Es wird beschlossen, Mitch unter einem Vorwand mit dem Firmen-Jet nach Grand Cayman zu schicken und das Flugzeug über dem Meer explodieren zu lassen.


Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.


Eine Stunde, bevor er zum Flughafen soll, wird Mitch von Wayne Tarrance telefonisch gewarnt. Sofort flüchtet er aus seinem Büro.

Es gelingt ihm, seine Verfolger abzuschütteln und Kontakt mit Abby, Ray und Tammy aufzunehmen. Mit einem gemieteten Möbelwagen transportiert er das kopierte Belastungsmaterial nach Florida und trifft sich in Panama City Beach mit den anderen. Während sie sich mit Hilfe des kleinkriminellen und geldgierigen Rezeptionisten Andy Patrick im schäbigen Sea Gull’s Rest Motel verstecken, suchen Großaufgebote des FBI, der Staatspolizei und der Mafia nach ihnen.

In dem Motel-Zimmer, in dem nun auch die Kopien lagern, filmt Abby eine insgesamt 16 Stunden lange Aussage ihres Mannes mit Erläuterungen zu 4292 Beweisstücken. Mit dem Material wird das FBI einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für die Firma erhalten, und im streng gesicherten Keller von Bendini, Lambert & Locke kann dann Beweismaterial sichergestellt werden, das zur Zerschlagung der Mafia-Organisation und gerichtlichen Verurteilung auch der beteiligten Rechtsanwälte ausreicht.

Aber den telefonischen Hinweis von Tammy auf das Motelzimmer in Panama City Beach erhält Wayne Tarrance erst, als Mitch, Abby und Ray bereits Florida mit gefälschten Papieren und mit Hilfe von Barry Abanks auf einem 12-Meter-Schoner verlassen haben. Rachel James, Sam Fortune und Lee Stevens aus Murfreesboro/ Tennessee fangen in der Karibik ein neues Leben an.

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John Grisham ist bekannt für kenntnisreiche Kritik am Justizwesen der USA. In seinem Thriller „Die Firma“ spielt dieses Thema allerdings kaum eine Rolle. Umso rasanter führt uns der Autor durch die spannende Handlung.

Ein junger Jurist fängt nach dem Studium bei einer Kanzlei an, die zwar 18 Stunden Arbeit pro Tag von ihm erwartet, aber auch überwältigende finanzielle Konditionen bietet. Dass die Kanzlei in Memphis als Fassade einer Mafia-Familie in Chicago dient, findet Mitch erst nach einiger Zeit heraus, als ihn das FBI umwirbt. Obwohl Illoyalität gegenüber der Firma lebensgefährlich ist – fünf frühere Kollegen wurden bereits ermordet – sammelt Mitch Belastungsmaterial. Und als er merkt, dass ihn das FBI auch nicht zuverlässig schützen kann, macht er auf eigene Faust weiter. Am Ende wird er sowohl von der Mafia als auch der Polizei gejagt.

„Die Firma“ trägt Züge der David-gegen-Goliath-Geschichte, und vielleicht hat John Grisham etwas zu dick aufgetragen, wenn er erzählt, wie geschickt ein unerfahrener Steueranwalt Mafia und FBI zugleich austrickst. Aber es macht Spaß, dem raffinierten, gut durchdachten Plot zu folgen. Das Tempo ist ohnehin so hoch, dass kleine Fragezeichen nicht weiter stören.

Die Kanzlei Bendini, Lambert & Locke hat John Grisham in der Front Street in Memphis angesiedelt. Das englische Wort „front“ bedeutet auch Fassade und Tarnung, als Verb („to front somebody“) lässt es sich u. a. mit „die Stirn bieten“ übersetzen. Dieser sprachliche Gimmick geht in der Übersetzung verloren.

Der Protagonist des Romans „Plattform“ von Michel Houellebecq langweilt sich bei der Lektüre des Romans „Die Firma“ von John Grisham während einer Thailand-Reise, masturbiert dann aber bei einer Sexszene.

Mit einem Seufzer der Befriedigung ejakulierte ich zwischen zwei Buchseiten. Sie würden wohl zusammenkleben; na ja, es war eh kein Buch, das man zweimal las.

Den Roman „Die Firma“ von John Grisham gibt es auch in zwei Hörbuch-Fassungen, gelesen von Michael Harck (Regie: Thomas Karallus, 1995) bzw. Charles Brauer (Regie: Margrit Osterwold, 2001)

Sydney Pollack verfilmte den Thriller „Die Firma“ von John Grisham:

Die Firma – Originaltitel: The Firm – Regie: Sydney Pollack – Drehbuch: David Rabe, David Rayfiel, Robert Towne nach dem Roman „Die Firma“ von John Grisham – Kamera: John Seale – Schnitt: Fredric Steinkamp, William Steinkamp – Musik: Dave Grusin, Lyle Lovett u. a. – Darsteller: Tom Cruise, Jeanne Tripplehorn, Gene Hackman, Hal Holbrook, Terry Kinney, Wilford Brimley, Ed Harris, Holly Hunter, David Strathairn, Gary Busey, Steven Hill, Tobin Bell, Jerry Weintraub, Jonathan Kaplan, Paul Sorvino, Joe Viterelli, Karina Lombard, Margo Martindale, Dean Norris u.a. – 1993; 150 Minuten

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2021
Textauszüge: © Hoffmann und Campe

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