Mary Shelley : Frankenstein

Frankenstein
Originalausgabe: 1818 Frankenstein or The Modern Prometheus Frankenstein oder Der moderne Prometheus Übersetzung: Karl Bruno Leder, Gerd Leetz Verlag Helmut Kossodo, Genf / Hamburg 1968 Übersetzung: Ursula und Christian Grawe Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2018 ISBN 978-3-15-020516-7, 344 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Ende des 18. Jahrhunderts mietet der 28-jährige ehrgeizige Forscher Robert Walton in Archangelsk ein Schiff, heuert eine Mannschaft an und bricht zum Nordpol auf. Das Schiff wird vom Eis eingeschlossen. Verwundert sehen die Männer in der Ferne einen Hundeschlitten vorbeiziehen. Am nächsten Morgen holen sie einen völlig erschöpften Mann an Bord. Nachdem Victor Frankenstein, so heißt der Fremde, sich etwas erholt hat, erzählt er Walton eine unglaubliche Geschichte ...
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Kritik

In dem dreifach verschachtelten Schauerroman "Frankenstein oder Der moderne Prometheus" warnt Mary Shelley vor ungezügeltem Forscherdrang. Sie stellt die künstlich geschaffene Kreatur als leidendes Wesen dar, das erst durch seinen Ausschluss aus der Gesellschaft böse wird.
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Nach sechs Jahren Vorbereitung reist der ungestüme englische Forscher Robert Walton im 18. Jahrhundert nach Russland, wo er ein Schiff mieten und eine Besatzung für eine Expedition zum Nordpol anheuern will. In Briefen an seine Schwester Margaret Saville berichtet der Achtundzwanzigjährige von seinen Erlebnissen, so zum Beispiel am 11. Dezember aus St. Petersburg und am 28. März des folgenden Jahres aus Archangelsk.

Lobend erwähnt er den Kapitän des von ihm übernommenen Schiffes: Der wollte als junger Mann eine junge Russin heiraten, aber sie gestand ihm, einen anderen zu lieben. Weil dieser mittellos sei, würde ihr Vater allerdings einer ehelichen Verbindung niemals zustimmen. Daraufhin übertrug der spätere Kapitän dem Rivalen sein gesamtes Vermögen, denn das Glück der Geliebten war ihm wichtiger als sein eigenes.

Am 31. Juli wird das Schiff vom Eis eingeschlossen. Verwundert sehen die Männer in der Ferne ein Hundegespann vorbeiziehen. Am nächsten Morgen holen sie einen völlig erschöpften Mann von einem zerstörten Hundeschlitten an Bord. Nachdem er sich ein wenig erholt hat, stellt er sich Robert Walton vor: Er stammt aus Genf und heißt Victor Frankenstein. Robert Walton, der in einem Brief an seine Schwester bereits darüber klagte, dass er sich einsam fühle und mit niemandem über seine Beobachtungen und Ideen sprechen könne, stellt rasch fest, dass es sich bei seinem Gast um einen intelligenten und hochgebildeten Mann handelt, und er hofft auf eine Freundschaft. Als er Victor Frankenstein von seinen Plänen erzählt, ruft dieser erschrocken aus:

„Sie Unglücklicher! Teilen Sie auch meinen Wahnwitz? Haben Sie ebenfalls von dem Gift getrunken?“ (Seite 38)

Um Robert Walton zu warnen, erzählt Victor Frankenstein seine Geschichte.

Sein Vater Alphonse Frankenstein hatte erst spät geheiratet, denn lange Zeit war er aufgrund seines Engagements für die Stadt Genf nicht dazugekommen. Als einer seiner besten Freunde schuldlos verarmte, suchte Alphonse Frankenstein nach ihm, doch er fand ihn zu spät: Der Freund war inzwischen im Elend gestorben und hatte eine Tochter hinterlassen. Alphonse Frankenstein nahm sich der Waise Caroline Beaufort an, holte sie nach Genf – und heiratete sie zwei Jahre später. Victor, ihr erstes Kind, wurde in Neapel geboren und wuchs am Genfer See auf, wo sein Vater ein Stadthaus in Genf und ein Landhaus am östlichen Seeufer besaß. Dort nahm das Ehepaar Elisabeth Lavenza auf, die fünfjährige Tochter eines Mailänder Edelmanns, deren Mutter, eine Deutsche, im Wochenbett gestorben war und deren Vater nicht aus dem Freiheitskampf gegen Österreich zurückkehrte. Elisabeth und Victor wuchsen wie Geschwister auf und liebten sich innig. Sieben Jahre nach Victor gebar Caroline Frankenstein einen zweiten Sohn, Ernest. Victor und Ernest bekamen schließlich noch einen Bruder mit Namen William.

Im Alter von dreizehn Jahren stieß Victor Frankenstein durch Zufall auf ein Buch von Henricus Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486 – 1535). Immer tiefer drang der wissbegierige Junge in die Theorien des deutschen Universalgelehrten und anderer Forscher wie Albertus Magnus (um 1200 – 1280) und Paracelsus (1493 – 1541) ein.

Mit sechzehn wollten ihn die Eltern zum Studium nach Ingolstadt schicken, aber seine Abreise verzögerte sich, weil Elisabeth an Scharlach erkrankte, sich zwar erholte, aber die Mutter infizierte und diese der Krankheit erlag.

An der Universität in Ingolstadt erfuhr Victor Frankenstein von Professor Krempe, dass die Schriften von Cornelius Agrippa längst überholt waren, aber er ließ sich nicht beirren, fand in Professor Waldman einen toleranteren Lehrer und stürzte sich in eigene naturwissenschaftliche Forschungen, über die er alles andere vergaß. Er fand er heraus, wie sich Materie beleben lässt. In zweijähriger Arbeit gelang ihm das Vorhaben – doch als er sah, wie hässlich das von ihm geschaffene Wesen war, rannte er entsetzt aus dem Labor.

Auf der Straße begegnete er seinem um einige Jahre jüngeren Jugendfreund Henry Clerval, dem Sohn eines Genfer Kaufmanns, der nach Ingolstadt gekommen war, um orientalische Sprachen zu studieren. Bevor Victor Frankenstein seinen Freund mit in seine Wohnung nahm, vergewisserte er sich, dass das Monster nicht mehr da war. Niemand durfte etwas von dem Experiment erfahren.

Aufgrund der Überarbeitung und des Schocks erlitt Victor Frankenstein einen Nervenzusammenbruch und musste monatelang im Bett liegen. Vermutlich überlebte er nur, weil Henry Clerval ihn fürsorglich pflegte.

Kurz vor einem geplanten Besuch in Genf erfuhr Victor Frankenstein aus einem Brief seines Vaters, dass sein jüngster Bruder erwürgt worden war. Sofort machte er sich auf den Weg und kehrte erstmals nach sechs Jahren in seine Heimatstadt zurück. Als er an der Stelle, an der man Williams Leiche gefunden hatte, das Monster erblickte, wusste er, dass sein kleiner Bruder von der Kreatur ermordet worden war. Weil niemand ihm geglaubt hätte, dass er ein Monster geschaffen hatte, verschwieg Victor Frankenstein, was er wusste, aber er litt unter schrecklichen Gewissensqualen.

Die verstärkten sich noch, als man die treue Hausangestellte Justine Moritz unter Mordverdacht festnahm. Weil bei ihr ein wertvolles Medaillon gefunden worden war, das William getragen hatte, hielt das Gericht sie für schuldig und verurteilte sie zum Tod. Victor Frankenstein konnte nicht verhindern, dass das unschuldige Mädchen auf dem Schafott starb.

Zwei Monate später wanderte er bei Chamonix und bestieg den Montanvert. Dort näherte sich ihm das Monster und erzählte ihm seine Geschichte.

Es hatte Ingolstadt verlassen und unterwegs immer wieder Menschen durch sein Aussehen in Angst und Schrecken versetzt, bis es sich irgendwo in Deutschland in einem Schuppen versteckte, der zu einer abgelegenen Hütte gehörte, in der ein Blinder namens De Lacey mit seinem Sohn Felix und seiner Tochter Agatha lebte. Wenn die Menschen schliefen, machte die Kreatur sich nützlich und schleppte beispielsweise Brennholz herbei. Durch Beobachten und Zuhören lernte das Wesen viel, verstand schließlich sogar die Sprache und erfuhr im Lauf der Zeit vom grausamen Schicksal der drei Menschen.

Es handelte sich bei ihnen um Franzosen. De Lacey war ein angesehener und wohlhabender Bürger von Paris gewesen. Als ein türkischer Kaufmann, der sich seit vielen Jahren in Paris aufgehalten hatte, einer Intrige zum Opfer fiel und zum Tod verurteilt wurde, empörte sich Felix De Lacey über die Ungerechtigkeit und beschloss, den Türken aus dem Gefängnis zu befreien. Dafür versprach dieser ihm die Hand seiner soeben aus Konstantinopel eingetroffenen Tochter Safie. Felix, der nicht ahnte, dass der Türke Safie niemals einem Christen zur Frau gegeben hätte, verhalf ihm kurz vor der Hinrichtung zur Flucht und brachte ihn und Safie nach Livorno. Dort erfuhr er, dass man wegen seiner Tat inzwischen seinen Vater und seine Schwester verhaftet hatte. Er eilte nach Paris zurück und stellte sich der Polizei. Nach fünf Monaten Haft wurden sie alle drei aus Frankreich verbannt, und ihr Vermögen fiel an den Staat. Deshalb lebten sie nun hier mittellos in Deutschland.

Eines Tages beobachtete die Kreatur, wie eine Araberin eintraf: Nachdem ihr Vater aus Livorno abgereist war, hatte Safie nach Felix gesucht und ihn nun hier gefunden.

Das Monster wollte unbedingt mit diesen lieben und rechtschaffenen Menschen in Kontakt kommen. Weil es wusste, dass sein grauenhaftes Aussehen die Menschen abschreckte, beschloss es, zuerst den Blinden für sich zu gewinnen. Nachdem Felix, Safie und Agatha weggegangen waren, klopfte es an die Tür der Hütte und trat ein.

„Ich bin ein unglückliches und verlassenes Geschöpf. Wenn ich mich umschaue, habe ich keinen Verwandten oder Freund auf dieser Erde. Die liebenswerte Familie, die ich aufsuchen will, hat mich noch nie gesehen, ja, sie weiß fast nichts von mir. Ich bin voller Sorge, denn wenn ich bei ihnen kein Gehör finde, wäre ich für immer aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen.“ (Seite 179)

De Lacey zeigte wohlwollendes Interesse an dem Besucher, aber dann kamen die jungen Leute zurück. Beim Anblick des Monsters fiel Agatha in Ohnmacht, Safie rannte davon, und Felix prügelte es aus dem Haus. Kurz darauf zog die Familie fort. Wütend und enttäuscht verwüstete das Monster den Garten und brannte die Hütte nieder.

Auf dem Weg nach Genf rettete es ein Mädchen, das in einen Fluss gestürzt war, aber ein Bauer riss ihm die Kleine aus den Armen, und als das Monster ihm folgen wollte, schoss er und traf es in die Schulter.

In der Umgebung von Genf sah das Monster einen Jungen und packte das Kind in der Hoffnung, es sei noch frei von Vorurteilen, aber es schrie beim Anblick des Ungeheuers. Das erwürgte den Jungen daraufhin. Weil das Kind nach seinem Vater Alphonse Frankenstein gerufen hatte, wusste die Kreatur, dass es sich um einen Bruder seines Schöpfers handelte. Ein Medaillon mit dem Bild einer schönen Frau, das die Kreatur dem toten Kind abgenommen hatte, versteckte es im Kleid einer Magd, die in einer Scheune schlief: Justine Moritz.

Nachdem die Kreatur ihren Bericht beendet hatte, beteuerte sie Victor Frankenstein:

„Ich bin bösartig, weil ich unglücklich bin.“ (Seite 194)

Und sie verlangte von Frankenstein:

„Du musst für mich ein weibliches Wesen erschaffen, mit dem mich die Sympathie verbindet, die für mein Dasein notwendig ist. Das kannst nur du vollbringen, und ich fordere es von dir als ein Recht, das du mir nicht verweigern darfst!“ (Seite 193)

Mit seiner Partnerin werde es sich in die südamerikanischen Regenwälder zurückziehen, versprach das Monster. Nach langem Zögern versprach Victor Frankenstein, ihm den Wunsch zu erfüllen.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Um unbemerkt von den Angehörigen arbeiten zu können, reiste Victor Frankenstein nach England. Unmittelbar nach seiner Rückkehr sollte endlich seine Hochzeit mit Elisabeth gefeiert werden. In Straßburg schloss Henry Clerval sich ihm an. Nach einen mehrmonatigen Aufenthalt in London fuhren sie weiter nach Perth. Dort trennte sich Victor Frankenstein von seinem Freund, zog sich auf eine der Orkney-Inseln zurück und richtete dort ein Labor ein. Wie drei Jahre zuvor in Ingolstadt, machte Victor Frankenstein sich ans Werk. Doch als er das in Ingolstadt geschaffene Monster durch ein Fenster erblickte, packte ihn erneut das Grauen, und er zerschlug die fast fertige Kreatur.

Danach verließ er die Insel. In Irland verhaftete man ihn unter Mordverdacht und konfrontrierte ihn mit der Leiche eines fünfundzwanzigjährigen Mannes, der in der Nacht erwürgt am Strand aufgefunden worden war. Victor Frankenstein konnte es kaum glauben, aber bei dem Toten handelte es sich um Henry Clerval! Wieder erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Nach drei Monaten im Gefängnis wurde er allerdings vom Gericht freigesprochen.

In Genf begannen die Hochzeitsvorbereitungen. Nach der Trauung machte das Paar sich auf den Weg zu der Villa, die Elisabeth von ihrem Vater am Comer See geerbt hatte. Die Hochzeitsnacht wollten sie in Evians verbringen. Weil Victor Frankenstein befürchtete, dass die Kreatur auftauchen könnte, wachte er noch, während Elisabeth sich bereits ins Schlafzimmer zurückgezogen hatte. Plötzlich hörte er einen Schrei. Er stürzte ins Schlafzimmer und fand dort Elisabeths Leiche auf dem Bett. Das Monster hatte sie erwürgt.

Alphonse Frankenstein überlebte den Schock nicht. Victor wurde für geisteskrank gehalten und in eine Zelle gesperrt, bis er nach einigen Monaten wieder zu sich kam. Seither besteht sein einziger Lebenszweck darin, die Kreatur zu vernichten. Er folgte dem Monster immer weiter nach Norden. Auf dem Eis benutzten sie Hundeschlitten. Victor Frankenstein holte auf. Doch dann brach die Eisdecke auf und trennte die beiden. Offenbar sah die Schiffsbesatzung in der Ferne den Hundeschlitten des Monsters. Victor Frankensteins Hunde, die nicht vor Erschöpfung eingegangen waren, ertranken. Mit letzter Kraft erreichte er das noch immer vom Eis eingeschlossene Schiff.

Damit beendet der zu Tode Erschöpfte seinen Bericht.

Robert Walton macht sich inzwischen Vorwürfe, weil er durch seinen Forscherdrang die Besatzung mit ihn Gefahr brachte. Eine Meuterei droht, und die Männer verlangen von Walton die Zusage, nach dem Aufbrechen des Eises umzukehren.

Am 9. September bricht das Eis auf.

Victor Frankenstein stirbt. Bald darauf hört Robert Walton Klagelaute aus der Kajüte. Die Kreatur nimmt Abschied von ihrem Schöpfer. Sie habe nur noch eines zu tun, erklärt sie Walton: Sie werde sich auf einer Eisscholle selbst verbrennen.

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Mary Wollstonecraft (1797 – 1851) war die einzige Tochter des politischen Schriftstellers William Godwin (1756 – 1836) und dessen Ehefrau Mary Wollstonecraft (1759 – 1797), einer bedeutenden Frauenrechtlerin, die im Kindbett starb. Als die Neunzehnjährige den Sommer 1816 in Gesellschaft einer Halbschwester, der Dichter Percy Bysshe Shelley (1792 – 1822) und Lord Byron (1788 – 1824) sowie Byrons Leibarzt John William Polidori (1795 – 1821) am Genfer See verbrachte, kamen Byron, Shelley, Polidori und sie auf die Idee, Gepenstergeschichten zu schreiben. Mary Wollstonecraft verwirklichte das Vorhaben und veröffentlichte zwei Jahre später den Schauerroman „Frankenstein or The Modern Prometheus“ („Frankenstein oder Der moderne Prometheus“).

Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits mit Percy Bysshe Shelley verheiratet, dessen erste Ehefrau 1816, zwei Jahre nach seiner Trennung von ihr, Selbstmord begangen hatte.

Mary Shelley ließ sich von der jüdischen Golem-Legende inspirieren, aber sie wusste vermutlich auch, dass durch elektrischen Strom heftige Muskelbewegungen an toten Körpern hervorgerufen werden können. Giovanni Aldini (1762 – 1834) hatte dies beispielsweise an der Leiche des 1803 in London hingerichteten Doppelmörders George Forster demonstriert, und Andrew Ure (1778 – 1857), der ähnliche Experimente durchführte, behauptete, auf diese Weise könnten eines Tages Tote wiederbelebt werden.

In „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ warnt Mary Shelley vor ungezügeltem Forscherdrang. Sie stellt die künstlich geschaffene Kreatur nicht als bloßes Monster dar, sondern als fühlendes und leidendes Wesen, das erst durch seine Ausgeschlossenheit von jeglicher Gesellschaft böse wird. Mit beinahe überbordender Fantasie erzählt Mary Shelley eine dreifach verschachtelte Geschichte und mischt dabei die Formen des Briefromans und der Ich-Perspektive. „Frankenstein“ beginnt und endet mit Briefen des ehrgeizigen Forschers Robert Walton an seine Schwester, in denen er von Erlebnissen während einer Expedition berichtet (S. 21 – 42, 280 –300). Dazu gehört das Protokoll der ihm von Victor Frankenstein anvertrauten Lebensgeschichte (S. 43 – 138). Frankenstein spricht aber nicht nur von sich selbst, sondern gibt auch wieder, was ihm die von ihm geschaffene Kreatur erzählt hat (S. 138 – 193). Der gelungene Aufbau des Romans, die tragisch-düstere Geschichte und die Fabulierlaune der Autorin sorgen auch fast zweihundert Jahre nach der Veröffentlichung immer noch für ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

Percy Bysshe Shelley kam am 8. Juli 1822 bei einer Bootsfahrt zwischen Livorno und La Spezia ums Leben. Aus Rücksicht auf ihren Schwiegervater, von dem Mary Shelley und ihre Tochter nun finanziell abhängig waren, musste sie in einer Neuausgabe von 1831 private Anspielungen in ihrem Roman streichen.

„Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ war ein Riesenerfolg. Die Geschichte verselbstständigte sich zum Mythos, wobei der Name des Forschers Frankenstein auf dessen monströses Geschöpf überging.

In deutscher Sprache gab es zunächst nur die redigierte Version. Erst 2006 erschien eine deutsche Übersetzung der Urfassung des Romans „Frankenstein oder Der moderne Prometeus“ (Übersetzung: Alexander Pechmann, Patmos Verlag, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006, 303 Seiten). Der Übersetzer Alexander Pechmann veröffentlichte parallel dazu eine Biografie: „Mary Shelley. Leben und Werk“ (Patmos Verlag, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006, 310 Seiten).

Dean Koontz sollte „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ für eine Fernsehserie adaptieren. Während der Arbeit beschloss er, stattdessen eine Roman-Trilogie zu schreiben. Die ersten beiden Bände – „Prodigal Son“, „City of Nights“ – erschienen 2005; der dritte Band ist für 2009 geplant.

Die literarische Vorlage von Mary Shelley wurde mehrmals verfilmt, so zum Beispiel von James Whale.

Originaltitel: Frankenstein. The Man Who Made a Monster – Regie: James Whale – Drehbuch: John L. Balderston, Francis Edward Faragoh nach einem Theaterstück von Peggy Webling bzw. dem Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von Mary Shelley – Kamera: Arthur Edeson – Schnitt: Clarence Kolster – Musik: Bernhard Kaun – Darsteller: Colin Clive, Boris Karloff, Mae Clarke, John Boles, Edward Van Sloan, Frederick Kerr, Dwight Frye, Lionel Belmore, Marilyn Harris u.a. – 1931; 70 Minuten

Moderne Adaptationen fürs Kino stammen von Paul Morrissey („Andy Warhol’s Frankenstein“) und Kenneth Branagh („Mary Shelley’s Frankenstein“).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2008
Textauszüge: © Insel Verlag

Paul Morrissey: Andy Warhol’s Frankenstein
Kenneth Branagh: Mary Shelley’s Frankenstein

Angelika Klüssendorf - Vierunddreißigster September
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