Georg Hermann : Die Nacht des Doktor Herzfeld

Die Nacht des Doktor Herzfeld
Die Nacht des Doktor Herzfeld 1912 Neuausgabe Berlin Bibliothek, Berliner Zeitung, Berlin 2007 ISBN 978-90-78432-52-4, 207 Seiten
Buchbesprechung

Inhaltsangabe

Der Witwer Dr. Alwin Herzfeld und der Familienvater Hermann Gutzeit wohnen im selben Mietshaus in Berlin. Vor dem Ersten Weltkrieg verbringen sie eine Nacht in Lokalen und auf der Straße. Beide sind vom Leben beschädigt, der einsame Rentier, weil er Frau und Kind verlor, der andere, weil er überzeugt ist, dass seine überaus gesellige Frau ihn mit einem anderen Mann betrogen hat.
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Kritik

Georg Hermann versetzt sich einfühlsam in die Lage der widersprüchlichen Titelfigur und schildert die Impressionen konsequent aus der Perspektive dieses Repräsentanten des gebildeten Judentums der Metropole. So entsteht ein stream of consciousness. Heute wirkt der Roman "Die Nacht des Doktor Herzfeld" altmodisch, aber bei der Lektüre fallen die literarischen Qualitäten des "jüdischen Fontane" auf.
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Abend

Dr. Alwin Herzfeld ist 48 Jahre alt und wohnt seit ein paar Jahren allein in der Dachwohnung eines Mietshauses in Berlin, in dem sich auch Edith Maiers Klavierschule und Viola Maisbergs Institut für orthopädisches Turnen befinden. Abend für Abend trifft Doktor Herzfeld sich in einem Café mit Hauptmann Grübenau und anderen Herren wie Lang, Goldschmidt und Kleemann. Beim Verlassen des Hauses pfeift er den Anfang des Liedes „Ach, du lieber Augustin!“, das Zeichen für Hermann Gutzeit, sich ihm anzuschließen. Hermann Gutzeit ist Anfang 40, seit 15 Jahren verheiratet und wohnt mit Frau, Kindern und Schwiegermutter im Parterre. Früher war er mit Büchern und am Theater erfolgreich, aber inzwischen schreibt er nur noch Beiträge für Zeitungen, eine Tätigkeit, die er selbst verachtet, aber ausüben muss, um die Familie ernähren zu können.

An diesem Abend erfahren Doktor Herzfeld und Hermann Gutzeit im Café als erstes, dass Erich Stüber tot ist, ein Mann, der ebenfalls zur Runde gehörte.

Die Herren reden über Literatur und Politik. Doktor Herzfeld meint beispielsweise:

„In Russland wird einer geknutet, niedergesäbelt, aufgehangen oder nach Sibirien geschleift, wenn er eine andere Meinung hat, als gewünscht wird. Aber er bleibt dabei in den Augen der übrigen ein ehrlicher Kerl. Es ist dort keine Schande, eine Meinung zu haben, die der Parole von oben entgegenläuft; eher ein Unglück. Die echten Deutschen sind heute schon sehr kultiviert: sie spießen nicht, sie säbeln nicht, sie schießen nicht, sie deportieren nicht, ‒ sie tun nichts von alledem mehr. Aber sie erklären sofort jeden für einen gemeinen Lumpen, der nicht unentwegt ‚Heil Kaiser Wilhelm!‘ und ‚Hurra Germania!‘ brüllt!“

Bei anderer Gelegenheit schwadroniert Doktor Herzfeld:

„Wirklich reich wird man nur, wenn man Fremde schlecht bezahlt und für sich arbeiten und denken lässt.“

An einem der Tische erkennt Doktor Herzfeld die junge Malerin Anna Köllner, mit der er zwei Jahre lang zusammen war. Bei ihrem Anblick erinnert er sich an ein Erlebnis im letzten Winter: An einem Fuhrwerk war ein totes Reh so mit den Läufen angebunden, dass Kopf und Hals nach unten hingen und die Nüstern durch den braunen Schneematsch schleiften.

Dass sie ihn für sich anpumpte und vielleicht über seine Kräfte ausnützte, hatte Doktor Herzfeld ihr nicht übel genommen, denn er hatte ja auch von ihr geliehen: Träume, wie Seifenblasen so bunt und vergänglich […]. Ja, ‒ dass sie ihn anpumpte und vielleicht über die Maßen ausnutzte, hatte er ihr damals wahrlich nicht verargt … Aber ‒ dass sie das Geld nicht für sich verwandte, sondern an ihre Freunde gab, entgleisten Studenten damit die Bude bezahlte, damit für die Café-Schulden junger Leute aufkam, die sich Maler nannten […], damit Schlipse für junge Musiker kaufte, die daraufhin, dass sie nicht Dur von Moll unterscheiden konnten, sich als die kommenden Tonkünder ansprachen … das hatte sie getrennt.

Anna Köllner sitzt mit anderen erfolglosen Künstlern zusammen.

Gott, endlich – das wusste ja Doktor Herzfeld – war eben die Bohème ein gefährlicher Sudkessel, der viel Menschenfleisch verschlang und schnell mit einem Dasein fertig wurde. Und doch liebte er die Bohème, weil in ihr immer wieder Neues sich vorbereitete, ausgeprobt wurde, weil sie stets die Jugend in ihre Arme nahm, weil sie Durchgangsstation für alles war […].

Hermann Gutzeits Unglück

Nachdem Doktor Herzfeld und Hermann Gutzeit gezahlt haben, schlendern sie durchs nächtliche Berlin und reden miteinander. Der Familienvater klagt, bei ihm in der Wohnung sei es wie in einem Taubenschlag. Da sind nicht nur die Angehörigen, sondern auch Dienstboten und Freunde seiner Frau, von der er annimmt, dass sie ihn zuletzt noch mit Erich Stüber betrogen habe.

Und was gehen mich denn die Kinder an? Wer garantiert mir denn nach alledem, dass gerade ich ihr Vater bin! Und selbst wenn ich das bin, wenn sie wirklich irgendwelchen unglückseligen Zufällen vor acht, zwölf oder vierzehn Jahren ihre Entstehung verdanken – heute habe ich sie doch längst verloren.

Doktor Herzfeld mahnt seinen Begleiter:

Nein, die Ehescheidungen, alter Freund, sind nur etwas für reiche Leute und ganz Arme – der Mittelstand kann es sich nicht leisten – genau wie beim Kranksein.

„Und im Vertrauen, Hermann Gutzeit, ist es denn irgendwo im Leben anders? Sehen Sie denn sonst irgendwie etwas bei Dingen und Menschen, als das bisschen Fassade, das nach der Straße herausliegt! Sehen Sie etwas anderes, als das bisschen Putz und Stuck und die paar blank gehaltenen Fensterreihen! Wandern Sie nicht immer dahin wie durch Potemkische Dörfer!“

Weil Hermann Gutzeit nicht nach Hause gehen mag, nimmt Doktor Herzfeld ihn mit in ein Etablissement in Wilmersdorf, das tagsüber als biedere Konditorei firmiert und nachts Treffpunkt der jeunesse dorée ist.

„Sehen Sie einmal da oben, Hermann Gutzeit“, meinte Doktor Herzfeld […] nachdenklich, „beobachten Sie mal, wie die Fliegen da um den blanken Knopf schwirren. Sie scheinen wirklich an unsichtbaren Gummischnüren zu pendeln […]. So finde ich, Hermann Gutzeit, hängt nun einmal in der Mitte unserer Empfindungskammer als blitzende Krone das Sexuelle, das Erotische; der Komplex von Beziehungen zu dem anderen Geschlecht, das Liebesproblem. Und unsere Gedanken schwirren gleich Fliegen an unsichtbaren Gummischnüren um diesen einen Punkt. Sie mögen sich noch so weit entfernen zum Ofen, zum Tisch, zu den Büchern, zum Konversationslexikon da drüben mit all seiner Weisheit; zu den Bildern an der Wand; ja, sie mögen sich selbst an den Scheiben, die sie von der Außenwelt trennen, den Kopf stoßen – sie kehren doch immer wieder mit nie täuschender Sicherheit zu diesem Knopf der Krone, zu diesem ureigentlichen Mittelpunkt unserer Empfindungskammer zurück.“

Doktor Herzfeld vertraut seinem nächtlichen Gefährten an, dass er Witwer ist. Vor zehn Jahren heiratete er eine viel jüngere Frau, die nach einem Jahr Ehe bei der Geburt einer nur drei Tage lebenden Tochter verblutete.

„Ein Mann wollte eine Lampe anzünden. Er strich ein Zündholz an, hob den Zylinder, und der Docht flammte auf. Erfreut darüber wollte er das Zündholz auspusten; aber er blies die Lampe aus und verbrannte sich am Zündholz die Finger … der Mann bin ich.“

Die Kokotte

Als in einer Ecke des Cafés ein Streit zur Prügelei zu eskalieren droht, schauen zwei junge Burschen vom Billardraum zur Tür herein, um nichts zu versäumen. Die Queues haben sie noch in der Hand. Der eine hat eingebundene nach Jod riechende Schmisse am Kopf, und beide stammen augenscheinlich aus einer besseren Gesellschaftsschicht. Bei ihnen ist eine nicht mehr ganz junge korpulente, aber gut gekleidete und mit Schmuck behangene Kokotte.

Man ahnte mehr, dass unter all dem ein alternder, müder, verbrauchter Körper steckte, als dass man es sah. Auch sie gehörte nicht hierher, hatte sich nur irgendwie aus Bar oder Ballsaal hierher verirrt; vielleicht auch hatte sie ein Verhältnis mit irgend einem alten reichen Knaben, der sie großzügig aushielt, und den sie nun als Gegenleistung mit diesen Jungen betrog.

Doktor Herzfeld kann nicht glauben, dass es sich um Lene Held handelt, eine Frau, die er vor 18 Jahren zum letzten Mal sah.

Oh – sie war schön und falsch wie ein Panther gewesen! Und dann Szenen! Oh – was hatte es für Szenen zwischen ihnen gegeben! ‒ Er sah sich auf und nieder laufen in einem Zimmer mit roten Plüschmöbeln. Und sie saß da auf einem Sessel ohne Lehne; die Arme im Nacken verknotet und lachte – und lachte – bis er sie hochriss und auf den Diwan warf. Er hatte ihr die Stiefel fortgenommen und sie eingeschlossen, wenn er fortging, damit sie nicht aus dem Haus könnte. […] ‒ Und sie saß auf dem Sessel, hatte die Arme unter dem Nacken verknotet und lachte – und lachte … Und wenn er ihr die alle wieder einschlösse – das mache gar nichts: in acht Tagen hätte sie ebenso viel. Sie ließ sich immer neue Schuhe mitbringen, von all ihren Freunden …

Aber während Doktor Herzfeld noch daran zweifelt, dass es Lene Held ist, erblickt sie ihn und freut sich, ihn wiederzusehen. Sie wohne nicht mehr in dem Zimmer von damals, berichtet sie, sondern in der Beletage, in Räumen, die ein Fürst für sie gemietet habe, der sich höchstens zehn Wochen im Jahr in Berlin aufhalte. Im Winter müsse sie allerdings mit ihm nach Monte. Doktor Herzfeld glaubt allenfalls die Hälfte davon, denn sie war schon immer eine Lügnerin und Hochstaplerin.

„Komm doch mal nachmittags zum Tee zu mir – um fünf Uhr! Zwischen vier und fünf bin ich immer am besten zu treffen. Weißt du – vorher nicht und nachher nicht. Kanonierstraße 14. Du brauchst nur nach Amélie de Botang – merk dir: Amélie de Botang fragen … Na der Fürst wollte doch, dass ich mich so nenne – er hat den Namen selber für mich ausgesucht!“

Beim Abschied drängt Amélie de Beautemps ihn nochmals:

„Also heute um vier …“

Der Morgen

Gegen vier Uhr morgens verlassen auch Doktor Herzfeld und Hermann Gutzeit das Lokal, und weil der unglückliche Familienvater beschlossen hat, nicht mehr in seine verhasste Wohnung zurückzukehren, nimmt Doktor Herzfeld ihn mit hinauf.

Die beiden werden durch die elektrische Türklingel aufgeschreckt. Im Treppenhaus steht Kurt, Hermann Gutzeits 12 oder 13 Jahre alter Sohn, und fragt nach seinem Vater. Die Mutter macht sich Sorgen, weil er am Abend mit Doktor Herzfeld ausging, aber nicht zurückgekommen ist. Bevor sie ihren Mann bei der Polizei als vermisst meldet, lässt sie anfragen, wo und wann sich Doktor Herzfeld von ihm getrennt habe. Nun erfährt der Junge, dass sein Vater da ist, und Hermann Gutzeit schreibt rasch ein paar Zeilen, die Kurt der Mutter hinunterbringen soll.

Ein paar Minuten später steht Emma Gutzeit in der Tür und erklärt ihrem Mann, dass alles ein Missverständnis sei, sie habe ihn nicht mit Erich Stüber betrogen, sondern nur einem Sterbenden beigestanden. Erleichtert entschuldigt sich Hermann Gutzeit bei ihr und folgt ihr in die eigene Wohnung.

Mordgedanken

Als Doktor Herzfeld allein zurückbleibt, packt ihn die Einsamkeit bei der Vorstellung, dass Hermann Gutzeit eine Frau hat, die er in die Arme nehmen kann. Er holt seine Pistole aus der Schachtel. Am Nachmittag will er Lene Held alias Amélie de Beautemps besuchen und zuerst sie, dann sich selbst erschießen.

Und dann wieder jagte alles in ihm, überstürzten sich die grotesken Bilder der Erinnerung wie bei einem Kinematographen, der unbeaufsichtigt abschnurrt.

Wie jeden Morgen kommt seine Haushälterin, Frau Roggemann. Er hat sie gar nicht erwartet, denn er weiß, dass sie von einem Auto angefahren wurde. Zum Glück hat sie nur Prellungen erlitten. Was sie gegen den Unfallverursacher unternehme, fragt Doktor Herzfeld und ist überrascht, als Frau Roggemann erklärt, der habe die Krankenhaus-Kosten bezahlt und mehr wolle sie nicht. Eine Strafanzeige gegen ihn brächte nur Unglück über ihn, seine Frau und die fünf Kinder.

Wie eigenartig – diese Frau betrog nun seit Jahren Doktor Herzfeld um Kleinigkeiten, und sie ließ auch mal etwas mitgehen – selbst Tischwäsche. Ihr Gewissen war ziemlich weitmaschig – das wusste Doktor Herzfeld genau. […] Und hier hatte sie doch mit einem fortgeschrittenen Rechtsempfinden herausgefunden, dass niemandem damit geholfen würde, wenn man den Mann bestrafte, sondern dass nur Unbeteiligte und Unschuldige den Schaden hätten und einer Idee aufgeopfert würden.

Vormittag

Darauf bedacht, sich von Frau Roggemann nichts anmerken zu lassen, verlässt Doktor Herzfeld seine Wohnung mit der Waffe in der Tasche. Bis er sein Vorhaben um 16 Uhr verwirklichen kann, muss er noch ein paar Stunden totschlagen.

Auf der Straße läuft ihm Goldschmidt über den Weg und berichtet ihm aufgeregt, dass Erich Stüber nicht an einer Krankheit gestorben sei, sondern sich erhängt habe. Was Emma Gutzeit erzählte, war also eine Lüge! Aufgeregt redet Doktor Herzfeld auf Goldschmidt ein:

„Ich bitte – ich beschwöre Sie: halten Sie das Maul! […] Wissen Sie, mit wem ich gestern noch die ganze Nacht bis heute früh zusammen war? Ja? ‒ Mit Hermann Gutzeit! Jetzt ist die Sache glücklich so weit, dass er wieder bei seiner Frau ist. Das Blaue vom Himmel hat sie ihm runter gelogen. Und da wollen Sie jetzt kommen, und die ganze Sache geht von neuem aus dem Leim?!“

Doktor Herzfeld geht allein weiter.

Und mit jedem Schritt, den Doktor Herzfeld machte, nahm um ihn das Leben zu. Hier war Arbeit – nur noch Arbeit! Hier waren die Häuser bis unter das Dach behangen mit Firmenschildern. […] Jede Minute schien es einen Zusammenstoß von Droschken, Straßenbahnwagen, Lastfuhrwerken und Handwagen voll Zeugballen, Geschäftsrädern und Automobilen zu geben. Man schrie, man lärmte.

Plötzlich bricht Doktor Herzfeld auf der Straße zusammen. Als er zu sich kommt, beugt sich ein besorgter Schutzmann über ihn. Ein Junge ruft ihm ein Taxi und hält die Hand für ein Trinkgeld auf, als er einsteigt.

Im Auto stellt Doktor Herzfeld fest, dass er keine Pistole bei sich hat. War alles Einbildung?

Eine kleine Weile fühlt sich Doktor Herzfeld doch etwas beschämt. Es ist ihm, als ob er ein Examen nicht bestanden hat. […]
Dann überwiegt doch in ihm das Gefühl eines Mannes, der am Rand des Abgrunds ins Rutschen kam und der im letzten Moment den Zweig von Knieholz glücklich zwischen die Finger kriegt und sich daran wieder hochzieht.
Langsam und allmählich kehrt so etwas wie Lebenslust und Lebensfreude in ihn zurück. […]
Und dann beginnt Doktor Herzfeld seine Gedanken auf die Weide zu schicken. Sie schwärmen aus wie die Bienen, die nach Honig tragenden Blüten, nur nach Honig tragenden Blüten suchen. […] scheint zugleich all das Erlebte von ihm abzufallen, wie ein morscher Zweig, der sich vom Stamm löst. Und von Sekunde zu Sekunde taucht dafür da hinten, wieder greifbar – rückt gleichsam wie eine Insel, der man sich nähert, am Horizont empor – greifbar und klar, seine Welt auf mit den stillen, feinen Freuden, die er sich aus aller Kümmerlichkeit eines entgleisten Lebens Jahr für Jahr mit hundert kleinen Steinen wieder aufgebaut hat.

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Georg Hermann stellt uns in seinem vor dem Ersten Weltkrieg in Berlin spielenden Roman „Die Nacht des Doktor Herzfeld“ zwei tragische Hauptfiguren vor: den 48-jährigen Witwer Dr. Alwin Herzfeld und den etwas jüngeren Familienvater Hermann Gutzeit. Beide sind auf grundverschiedene Weise vom Leben beschädigt, der einsame Rentier, weil er ein Jahr nach der Eheschließung Frau und Kind verlor, der andere, weil es in seiner Wohnung wie im Taubenschlag zugeht und er überzeugt ist, dass seine Frau ihn mit einem anderen Mann betrogen hat.

Die Handlung des Romans „Die Nacht des Doktor Herzfeld“ dauert weniger als 24 Stunden. Georg Hermann versetzt sich einfühlsam in die Lage der widersprüchlichen Titelfigur und schildert die Impressionen konsequent aus der Perspektive dieses Repräsentanten des gebildeten Judentums der Metropole. So entsteht ein stream of consciousness.

Heute wirkt „Die Nacht des Doktor Herzfeld“ altmodisch, aber bei der Lektüre fallen die literarischen Qualitäten des Autors auf. Immer wieder liest man besonders gelungene Passagen, Vergleiche und Metaphern zweimal. Georg Hermann orientierte sich an Theodor Fontane – und wurde als „jüdischer Fontane“ geschätzt. Leider geriet er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit.

„Die Nacht des Doktor Herzfeld“ erschien 1912. Neun Jahre später ließ Georg Hermann mit seinem Antikriegsroman „Schnee“ eine Fortsetzung folgen. Eine Neuausgabe des Romans „Die Nacht des Doktor Herzfeld“ erschien 2007 in der 25 Bücher umfassenden Reihe „Berlin Bibliothek“ der „Berliner Zeitung“. 2021 fasste man beide Romane in einem Band der bibliophilen Buchreihe „Die Andere Bibliothek“ zusammen: „Die Nacht des Dr. Herzfeld. Schnee“ (Nachwort: Lothar Müller).

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2021
Textauszüge: © Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft

Georg Hermann (kurze Biografie)

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